Pushpak Mahabharata Buch 13Zurück WeiterNews

Verdienste und Sünden

Kapitel 50 - Vom Mitgefühl und der Heiligkeit

Yudhishthira fragte:
Was ist die Natur des Mitgefühls, das man beim Anblick des Leidens der Wesen fühlt, mit denen man verbunden lebt? Und was ist die Natur der Heiligkeit, die mit den Kühen verbunden ist? Oh Großvater, mögest du mich darüber belehren.

Bhishma sprach:
Ich werde dir, oh Glanzvoller, zu diesem Thema eine Gesichte über ein Gespräch zwischen Nahusha und dem Rishi Chyavana erzählen. Vor langer Zeit, oh Führer der Bharatas, war der große Rishi Chyavana aus dem Stamme von Bhrigu, der stets hohe Gelübde beachtete, sehr geneigt, für einige Zeit die Lebensweise namens Udavasa (das Leben im Wasser) zu pflegen und begann auch damit. Allen Stolz und Zorn, alle Freude und alles Leiden legte der Asket ab und wollte das Gelübde für zwölf Jahre ordnungsgemäß bewahren. Damit erfüllte der Rishi alle Wesen mit einem glücklichen Vertrauen, vor allem jene, die im Wasser lebten. So glich der mächtige Asket in seinem Verhalten zu allen Wesen dem Mond selbst. Er verneigte sich vor allen Göttern, reinigte sich von allen Sünden und betrat das Wasser am Zusammenfluß der Ganga und Yamuna, um dort wie ein lebloser Holzpfosten zu verweilen. Mit Körper und Geist ertrug er den wilden und brüllenden Strom, wo sich die zwei Flüsse zu einem Strom vereinigten, der so schnell wie der Wind dahinrauschte. Doch Ganga und Yamuna sowie alle anderen Gewässer, die hier in Prayaga zusammenflossen, quälten den Rishi nicht, sondern flossen sanft an ihm vorbei. Und mit der Geduld eines Holzpfostens stand der große Muni aufgerichtet im Wasser, und manchmal legte er sich sogar nieder und schlief gelassen. So war er bald allen Wesen, die im Wasser lebten, angenehm vertraut und ohne die kleinste Furcht, pflegten sie an den Gliedern des Rishis zu schnuppern. Auf diese Weise verbrachte der Weise eine lange Zeit an diesem großartigen Zusammenfluß der Gewässer.

Doch eines Tages kamen einige Fischer zu diesem Ort und trugen große Netze in ihren Händen, oh Glanzvoller. Sie waren zahlreich und bemüht, viele Fische zu fangen. So erschienen diese Männer, die vom Fischfang lebten, wohlgestaltet, breitbrüstig, kraftvoll und mutig ohne jegliche Furcht vor dem Wasser an diesem Ort, um ihren Beruf auszuüben. Und als sie das Wasser erreichten, das von Fischen wimmelte, banden sie alle ihre Netze zusammen. Damit vereinten sich die zahlreichen Kaivartas und umringten einen Teil des Wassers der Ganga und Yamuna. Dann warfen sie ihr Netz aus, das aus neuen Schnüren geknüpft war und einen großen Bereich bedecken konnte, und begannen, es weitschweifig mit großer Kraft durch das Wasser zu ziehen. Sie alle waren furchtlos, fröhlich und entschlossen, zusammen zu arbeiten. So hatten sich bald viele Fische und andere Wassertiere in diesem Netz verstrickt. Und wie sie das Netz einholten, oh König, zogen sie mit Leichtigkeit auch Chyavana, den Sohn von Bhrigu, zusammen mit den Fischen ans Land. Sein Körper war mittlerweile dicht mit Moos bewachsen, sein Bart und die verfilzten Locken waren ganz grün, und überall sah man Muscheln und andere Mollusken an ihm kleben. Als die Fischer den Rishi in ihrem Netz sahen, der in den Veden wohlgelehrt war, waren sie höchst verwundert, standen mit gefalteten Händen und neigten immer wieder demütig ihre Köpfe, währenddessen die Fische, die sich im Netz verstrickt hatten und nun ans Land gezogen waren, voller Angst und Schmerz ihr Leben aufgaben. Als der Asket dieses große Leiden sah, wurde er von Mitgefühl erfüllt und seufzte wiederholt.

Und die Fischer sprachen:
Vergib uns, wir haben diese Sünde (dich aus dem Wasser zu ziehen) aus Unwissenheit getan. Sei uns gnädig! Was können wir für dich tun? Befiehl uns, oh großer Asket!

So angesprochen von ihnen, antwortete Chyavana aus dem Berg der sterbenden Fische heraus:
So hört mit ganzer Aufmerksamkeit, was mein größter Wunsch ist! Ich werde entweder mit diesen Fischen sterben oder ihr verkauft mich mit ihnen. Denn lange habe ich an ihrer Seite im Wasser gelebt, und deshalb kann ich sie jetzt in dieser schweren Zeit nicht verlassen.

Als er diese Worte sprach, waren die Fischer schwer betroffen. Mit bleichen Gesichtern begaben sie sich zu König Nahusha und informierten ihn über alles, was geschehen war.


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