Pushpak Mahabharata Buch 13Zurück WeiterNews

Kapitel 49 - Die Gebote für die Kasten und Söhne

Yudhishthira sprach:
Es gibt Menschen, die den Mischkasten angehören und von sehr unreiner Geburt sind, obwohl man es ihnen nicht ansieht. So sind wir nicht fähig, aufgrund von äußeren Zeichen die Wahrheit über ihre Geburt zu erfahren. Gibt es irgendwelche andere Zeichen, oh Großvater, durch welche man die Wahrheit über den Ursprung solcher Menschen erkennen kann?

Bhishma sprach:
Wer aus einer unheilsamen Vereinigung geboren wurde, zeigt bestimmte Eigenschaften in seiner Gesinnung. Denn die Reinheit der Geburt erkennt man an den Taten, die den Rechtschaffenen und Wohlgesinnten gleichen. Ein unheilsames Verhalten zeigt sich dagegen in Taten, die den heiligen Geboten widersprechen, wie Verlogenheit, Grausamkeit und Mißachtung von Opfern und Wohltätigkeit. Sie verkünden eine unreine Geburt. Denn ein Kind empfängt die Gesinnung entweder seines Vaters, seiner Mutter oder von beiden. Eine Person von unreiner Geburt kann seine wahre Gesinnung niemals lange verbergen. Wie das Junge eines Tigers oder Leoparden seinen Eltern in Gestalt und Zeichnung gleicht, so zeigt sich auch beim Menschen sein Ursprung. Wie sehr ein unreiner Ursprung auch verborgen wird, irgendwann zeigt sich dieser Charakter mehr oder weniger. Mag sich eine Person auch entschließen, zu eigenen Zwecken einen unaufrichtigen Weg zu gehen, und damit ein Verhalten zeigen, was nicht rechtschaffen erscheint, seine tiefere Gesinnung hinsichtlich seiner Handlungen zeigt jedoch immer, ob er einer guten Kaste angehört oder nicht. Alle Wesen in der Welt werden mit verschiedenen Arten der Gesinnung begabt und überall sieht man, wie die entsprechenden Taten erscheinen. Deshalb gibt es nichts, was so gut und wertvoll ist, wie eine reine Geburt und rechtschaffenes Verhalten. Wenn eine Person in einer niedrigen Kaste geboren wurde, dann kann nicht einmal das gute Verständnis aus dem Vedenstudium den Körper vor unheilsamen und gemeinen Taten retten. Wie groß das Verständnis auch ist, wenn es in einem Niedriggeborenem erscheint, verschwindet es bei jedem Wind so schnell wie die Wolken am Himmel, und die gute Wirkung bleibt aus. Anderseits zeigt sich das heilsame Verständnis, welches zu einer hohen Geburt geführt hat, so gut es kann in den Taten. Wer also einer höheren Kaste angehört, aber ohne gutes Verhalten ist, der verdient weder Würdigung noch Verehrung. Dagegen kann man sogar einen Shudra verehren, wenn er seine Aufgaben kennt und heilsam handelt. Eine Person verkündet sich stets durch ihre Güte, Taten, Gesinnung und Geburt. Und wer in seiner Geburt aus irgendeinem Grund gesunken ist, der kann sich durch seine verdienstvollen Taten bald wieder zu Ruhm und Herrlichkeit erheben. Wer deshalb mit Weisheit gesegnet ist, der wird jene Frauen unter den verschiedenen Kasten meiden, mit denen er keine Nachkommenschaft zeugen sollte.

Yudhishthira sprach:
Oh Herr, bitte sprich zu uns noch einmal über die Kasten und Klassen im einzelnen, über die verschiedenen Arten der Söhne, welche mit den verschiedenen Arten der Frauen gezeugt werden, über die Gebote diesbezüglich und über ihren Status im Leben. Es ist wohlbekannt, daß sich zu diesen Themen häufig Streit erhebt. Mögest du uns, oh König, diese Zweifel lösen, die unseren Geist in Besitz genommen haben. Wahrlich, wir sind diesbezüglich immer noch verwirrt.

Bhishma sprach:
Der leibliche Sohn wird stets wie das eigene Selbst betrachtet. Der Sohn, der mit seiner Ehefrau von einem anderen gezeugt wird, der zu diesem Zweck beauftragt wurde, wird Niruktaja genannt. Der Sohn, der mit seiner Ehefrau durch einen anderen unerlaubterweise gezeugt wurde, heißt Prasritaja. Der Sohn, der mit seiner Ehefrau durch einen Niedriggeborenen gezeugt wurde, wird Patitaja genannt. Dann wird noch unterschieden zwischen gezeugten und adoptierten Söhnen und jenen, die man Adhyudha (vor der Ehe gezeugt) nennt. Der Sohn, der von einer unverheirateten Frau im Haus ihres Vaters geboren wurde, heiß Kanina. Außer diesen gibt es noch sechs Arten von Söhnen namens Apadhwansajas und sechs andere namens Apasadas. Dies sind die verschiedenen Arten der Söhne, die in den Schriften erwähnt werden, oh Bharata.

Da fragte Yudhishthira:
Was sind die sechs Arten namens Apadhwansajas und auch die Apasadas? Mögest du mir alles ausführlich erklären!

Bhishma sprach:
Die Söhne, die ein Brahmane, Kshatriya oder Vaisya mit Gattinnen aus den jeweils untergeordneten Kasten zeugt, werden Apadhwansajas genannt, oh Bharata. Deshalb gibt es insgesamt sechs Arten. Höre jetzt, wie ich auch die sechs Apasadas erkläre. Der Sohn, den ein Shudra mit einer Brahmanen-Frau zeugt, wird Chandala genannt, mit einer Kshatriya-Frau Vratya und mit einer Vaisya-Frau Vaidya. Diese drei Arten von Söhnen nennt man Apasadas. Der Sohn, den ein Vaisya mit einer Brahmanen-Frau zeugt, wird Magadha genannt, und mit einer Kshatriya-Frau Vamaka. Der Kshatriya kann nur eine Art von Söhnen mit der Frau einer höheren Kaste zeugen. So wird der Sohn, den ein Kshatriya mit einer Brahmanen-Frau zeugt, ein Suta genannt. Diese drei heißen ebenfalls Apasadas. Man kann nicht sagen, oh König, daß diese sechs Arten keine wahren Söhne sind.

Yudhishthira sprach:
Manche sagen, daß der Sohn, der aus dem eigenen Boden (der Ehefrau) geboren wurde, ein wahrer Sohn ist. Andere sagen, daß der Sohn, der aus dem eigenen Samen gezeugt wurde, ein wahrer Sohn ist. Sind diese beiden Arten gleichwertig? Was ist der wahre Sohn? Bitte belehre mich darüber, oh Großvater!

Bhishma sprach:
Dem gehört der Sohn, aus dessen Samen er entsprungen ist. Wenn jedoch der Eigentümer des Samens seinen Sohn aufgibt, dann gehört er der Gattin, die ihn geboren hat. Diese Regel gilt auch für einen Adhyudha Sohn (der vor der Ehe gezeugt wurde). Er gehört der Person, aus dessen Samen er seine Geburt genommen hat. Wenn ihn jedoch der Eigentümer des Samens verläßt, dann wird er der Sohn des Ehemannes seiner Mutter. So erklärt es das Gesetz.

Yudhishthira sprach:
So wissen wir, daß der Sohn zuerst dem gehört, aus dessen Samen er geboren wurde. Damit gilt auch ein Adhyudha Sohn (der vor der Ehe geboren wurde) als Sohn des Samenspenders. Doch woher leitet der Ehemann einer Frau, die einen Sohn zur Welt bringt, sein Recht auf ihn ab? Und können fremde Söhne auch aufgrund von Adoption und Erziehung eigene Söhne werden?

Bhishma sprach:
Wer einen leiblichen Sohn gezeugt hat und ihn aus irgendeinem Grund verläßt, kann nicht mehr als der Vater dieses Sohnes betrachtet werden, weil der Lebenssamen allein nicht den Sohn ausmacht. Ein solcher Sohn gehört dann jener Person, auf dessen Boden er gewachsen ist. Wenn deshalb ein Mann, der sich einen Sohn wünscht, ein schwangeres Mädchen heiratet, dann gehört der Sohn ihm, weil er die Frucht seines Bodens ist. Denn nachdem der Mann, aus dessen Samen dieser Sohn entsprungen ist, das Mädchen verlassen hat, kann er nun kein Recht mehr auf ihn haben. Dennoch, oh Führer der Bharatas, trägt dieser Sohn, der zwar auf dem eigenen Boden gewachsen ist, aber nicht vom Eigentümer gesät wurde, alle Zeichen des Vaters, aus dessen Samen er stammt. Ein so geborener Sohn kann die Zeichen seiner Abstammung nicht verbergen. Jeder wird ihn sofort erkennen. In anderen Fällen wird auch der zum Eigentümer, der ihn als Sohn angenommen und erzogen hat. Dann ist es weder der Samen noch der Boden, der den Sohn zum Sohn macht.

Yudhishthira fragte:
Welcher Art ist dieser Sohn, der als adoptiert gilt und aus der Tatsache entsteht, daß er angenommen und aufgezogen wurde, wobei Samen und Boden der Geburt nicht mehr als entscheidend betrachtet werden, oh Bharata?

Bhishma sprach:
Wer einen Sohn annimmt und erzieht, der auf der Straße von seinen Eltern aufgegeben wurde, und diese Eltern auch nicht mehr auffindbar sind, der kann zum Vater werden und das Kind als seinen Sohn betrachten. Wer keinem mehr gehört, der gehört dem, der ihn aufzieht, und nimmt damit die Kaste seines Ziehvaters an.

Yudhishthira fragte:
Wie sollten die Reinigungsriten für einen solchen Sohn durchgeführt werden? Welche Riten sind in diesem Fall geboten? Mit welchem Mädchen sollte er verheiratet werden? Das erkläre mir alles, oh Großvater!

Bhishma sprach:
Die Reinigungsriten sollten entsprechend den Gebräuchen des Ziehvaters durchgeführt werden, weil dieser Sohn von seinen Eltern aufgegeben wurde und damit die Kaste von dem erhält, der ihn aufnimmt und erzieht. Wahrlich, oh unvergänglich Ruhmreicher, der Ziehvater sollte alle Riten bezüglich eines solchen Sohnes gemäß den Bräuchen seiner Familie und seiner Verwandten durchführen. Auch das Mädchen, oh Yudhishthira, das mit einem solchen Sohn verheiratet wird, sollte aus der Kaste seines Ziehvaters stammen. Doch all das soll nur getan werden, wenn die Kaste der leiblichen Eltern unbekannt ist. Unter allen Söhnen werden jene, die von einer unverheirateten Frau geboren wurden oder von einer Ehefrau, die vor der Ehe empfangen hat, als sehr skandalös und untergeordnet betrachtet. Doch auch diese beiden sollten dieselben Reinigungsriten empfangen, die für jene Söhne gelten, welche der Vater in der gesetzlichen Ehe gezeugt hat. Bezüglich des Sohnes, der einem Vater aufgrund der Geburt aus seinem Boden (seiner Ehefrau) gehört und zu den Apasadas zählt (von einer Frau aus niederer Kaste geboren) oder vor der Ehe empfangen wurde, sollten Brahmanen und andere dieselben Riten der Reinigung anwenden, die für die Kaste des Vaters üblich sind. Dies sind die Gebote, die in den heiligen Schriften bezüglich der verschiedenen Kasten gefunden werden. Damit habe ich dir alles zu deinen Fragen erzählt. Was möchtest du sonst noch hören?


Zurück Inhaltsverzeichnis Weiter