Pushpak Mahabharata Buch 11Zurück WeiterNews

Sraddha Parva - Die Ausführung der Totenriten

Kapitel 26 - Die Verbrennung der Toten

Der Heilige sprach:
Erhebe dich, erhebe dich, oh Gandhari, und verliere dich nicht im Kummer! Auch durch deine Schuld hat diese umfassende Schlacht stattgefunden. Dein Sohn Duryodhana war übelgesinnt, neidisch und äußerst arrogant. Du hast seine übelgesinnten Taten geduldet, ihn damit gelobt und als gut betrachtet. Er war äußerst grausam, eine Verkörperung der Feindschaft und ungehorsam gegen die Gebote der Altehrwürdigen. Warum möchtest du deine eigene Schuld mir zuschreiben? Tot oder verloren, die Person, die sich darum grämt, was bereits geschehen ist, sammelt immer mehr Kummer an. Wer sich im Kummer verliert, vervielfacht ihn. Wie eine Kuh Nachkommenschaft hervorbringt, um Lasten zu tragen, und eine Stute ihre Jungen, um schnell (Reiter oder Wagen) zu bewegen, so gebiert eine Brahmanin ihre Kinder als Übung der Entsagung (bzw. des Mitgefühls), die Shudra Frau zur Vermehrung der Dienerschaft, die Vaisya Frau zur Vermehrung der Wirtschaft und eine Königin wie du, bringt ihre Söhne zur Welt, damit sie im Kampf ihr Leben einsetzen!

Vaisampayana sprach:
Als Gandhari diese, ihr unangenehmen Worte von Vasudeva hörte, verstummte sie mit einem, von Gram äußerst verwirrtem Herzen. Der königliche Weise Dhritarashtra zügelte jedoch diesen Kummer, der aus Unwissenheit entsteht, und fragte Yudhishthira:
Wenn du, oh Sohn des Pandu, es weißt, dann sage mir die Zahl aller, die in diesem Kampf getötet wurden, sowie auch jener, die mit dem Leben entkommen konnten!

Und Yudhishthira antwortete:
In diesem großen Krieg wurden 1.660.020.000 Wesen getötet. Nur 240.165 Helden haben diese Schlacht überlebt.

Dhritarashtra sprach:
Oh Starkarmiger, wenn du alles weißt, dann sage mir auch, welche Bereiche diese Ersten der Männer gewonnen haben.

Yudhishthira sprach:
Diese Krieger mit der wahren Heldenkraft, die ihre Körper im heftigen Kampf mit freudigem Herzen geopfert haben, sind alle in hohe Bereiche aufgestiegen, wie den von Indra. Jene, die den Tod als unvermeidlich erkannt haben, aber ihm traurig begegnet sind, haben die Gesellschaft der Gandharvas erreicht. Jene Krieger, die durch die Schärfe der Waffen gefallen sind, als sie sich vom Feld abwandten oder um Schutz baten, haben die Welt der Guhyakas gewonnen. Jene hochbeseelten Krieger, welche die Aufgaben der Kshatriyaschaft bewahrten, die Flucht aus dem Kampf als eine Schande betrachteten und von den scharfen Waffen zerfleischt gefallen sind, als sie sogar noch unbewaffnet gegen die kämpfenden Feinde stürmten, die haben nun lichtvolle Formen angenommen und erheben sich in die Bereiche des Brahman. Und alle anderen Krieger, die irgendwie den Tod auf dem großen Schlachtfeld fanden, haben zumindest die Region von Uttarakuru erreicht.

Dhritarashtra sprach:
Durch welche Macht der Erkenntnis siehst du, oh Sohn, all diese Dinge, wie ein Vollendeter auf dem Weg der Entsagung? Sage mir das, oh Starkarmiger, wenn du meinst, daß ich würdig bin, es zu hören!

Yudhishthira sprach:
Während ich auf deinen Befehl hin durch die Wälder wanderte, erhielt ich diesen Segen anläßlich des Aufenthaltes an den heiligen Orten. Dort traf ich den himmlischen Rishi Lomasa und erhielt von ihm die geistige Sicht. Und zuvor wurde ich bereits durch die Macht der Erkenntnis (auf dem Yoga Weg) mit Hellsicht gesegnet.

Dhritarashtra sprach:
Es ist nun notwendig, daß unsere Leute mit den rechten Riten die toten Körper sowohl der Verwandten als auch jener verbrennen sollten, die keine Verwandten und Freunde mehr haben. Was sollen wir sonst mit denen tun, die niemanden haben, die sich um sie kümmern und die heiligen Feuer entzünden? Die Aufgaben, die uns jetzt erwarten, sind groß. Wer sind diejenigen, deren (letzte) Riten wir durchführen sollten? Oh Yudhishthira, werden auch sie die Bereiche der Glückseligkeit durch das Verdienst ihrer Taten erreichen, deren Körper jetzt zerfleischt und von Geiern und anderen Raubvögeln davongeschleppt werden?

Vaisampayana fuhr fort:
So angesprochen, befahl Yudhishthira, der weisheitsvolle Sohn der Kunti, (dem Priester der Kauravas) Sudharman und (dem Priester der Pandavas) Dhaumya sowie Sanjaya aus der Suta Kaste, Vidura mit der großen Weisheit, Yuyutsu aus dem Kuru Stamm, all seinen Dienern, die durch Indrasena angeführt wurden, und allen anderen Sutas, die mit ihm waren, indem er sprach: „Sorgt dafür, daß die Begräbnisriten für die Tausenden Toten ordnungsgemäß durchgeführt werden, so daß niemand aus Mangel an Freunden, die sich um sie kümmern, in die niederen Bereiche fallen muß!“ Auf diesen Befehl vom gerechten König Yudhishthira hin, beschafften Vidura, Sanjaya, Sudharman, Dhaumya, Indrasena und die anderen genügend Sandelholz, Aloe und andere Holzarten, die bei solchen Gelegenheiten verwendet werden, sowie geklärte Butter, Öl, Parfüme, kostbare seidene Roben und andere Kleider. Sie ließen große Haufen aus trockenem Holz von den gebrochenen Wagen und verschiedenen Waffen sammeln und die Scheiterhaufen ordnungsgemäß schichten und entzünden, um dann ohne Hast mit den rechten Riten die getöteten Könige in ihrer Rangfolge zu verbrennen. So verbrannten sie der Tradition gemäß auf diesen Feuern, die mit reichlichen Trankopfern aus geklärter Butter aufloderten, die Körper von Duryodhana und seinen hundert Brüdern, von Shalya, König Bhurisravas, König Jayadratha, Abhimanyu, Lakshmana, den Söhnen von Dushasana, König Dhristaketu, Vrihanta, Somadatta, den Hunderten Srinjayas, König Kshemadhanva, Virata und Drupada, vom Prinz der Panchalas Sikhandin, Dhrishtadyumna aus dem Stamme von Prishata, den tapferen Yudhamanyu und Uttamaujas, dem Herrscher der Kosalas, der Söhne der Draupadi, Shakuni, diesem Sohn von Suvala, Achala und Vrishaka, König Bhagadatta, Karna und seinen zornvollen Söhnen, den großen Bogenschützen der Kekayas, den mächtigen Wagenkriegern der Trigartas, Ghatotkacha, diesem Prinz der Rakshasas, Alambusha, diesem Ersten der Rakshasas und Bruder von Vaka, König Jalasandha und Tausenden anderer Könige. So wurden die Totenriten zu Ehren dieser Ruhmreichen durchgeführt, während manche die Saman Lieder sangen und andere laut um die Toten klagten. Durch die lauten Gesänge der Saman und Rik Verse, sowie das Wehklagen der Frauen wurden in dieser Nacht alle Wesen von Trauer erfüllt. Die unzähligen Begräbnisfeuer, welche rauchlos und hell (inmitten der Dunkelheit) aufflammten, erschienen wie die leuchtenden Gestirne am Firmament, wenn sie von dünnen Wolken verschleiert werden. Auch jene unter den Toten, die aus anderen Ländern kamen und keine Freunde mehr hatten, wurden zusammen auf tausenden Scheiterhaufen aus trockenem Holz gelegt und auf Befehl von Yudhishthira durch Vidura und viele andere verbrannt, die von Mitgefühl und gutem Willen bewegt waren. Und nachdem der Kuru König Yudhishthira dafür gesorgt hatte, daß ihre letzten Riten durchgeführt wurden, begab er sich mit seinem Gefolge und Dhritarashtra an der Spitze zum heiligen Strom der Ganga.


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