Pushpak Mahabharata Buch 5Zurück WeiterNews

Kapitel 94 - Krishnas Erscheinen im Ratssaal der Kurus

Vaisampayana sprach:
Mit solchen Gesprächen zwischen den zwei Weisen, die mit großer Intelligenz begabt waren, verging die Nacht, welche mit hellen Sternen geschmückt war. Schnell verflog die Zeit zum Bedauern von Vidura und Krishna. Für den berühmten Vidura, welcher den Worten von Krishna lauschte, die voller Tugend, Gewinn und Liebe waren und mit entzückenden Worten und Silben von angenehmer Bedeutung gesprochen wurden. Und auch für Krishna selbst, mit seiner unermeßlichen Heldenkraft, der jene Worte (von Vidura) hörte, die im Stil und Charakter den seinen ebenbürtig waren.

In der frühen Morgendämmerung wurde Kesava von einer Gruppe von Sängern und Barden mit wohlklingenden Stimmen geweckt, begleitet von den süßen Tönen der Muschel und der Becken. Und sich vom Bett erhebend, führte Janardana aus dem Dasarha Stamm, dieser Stier unter allen Sattwatas, die üblichen Morgenriten durch. Nach der Reinigung durch ein Bad, rezitierte er heilige Mantras und goß die Gabe von geklärter Butter ins Opferfeuer. Dann legte Madhava seine Ornamente an und begann, die aufsteigende Sonne anzubeten. Und während der unbesiegte Krishna noch mit seinen Morgenriten beschäftigt war, kamen Duryodhana und Shakuni, der Sohn von Suvala, zu ihm und sprachen:

„Dhritarashtra hat in der Ratshalle seinen Platz eingenommen und ebenfalls die anderen der Kurus, durch Bhishma angeführt, sowie die vielen Könige der Erde. Sie bitten alle um deine Anwesenheit, oh Govinda, wie die Himmlischen das Erscheinen von Indra erwarten.“

So angesprochen, grüßte Govinda die beiden mit sanften und höflichen Worten. Als sich die Sonne noch etwas höher erhoben hatte, versammelte Janardana, dieser Feindebezwinger, mehrere Brahmanen und übergab ihnen Geschenke von Gold, Roben, Kühen und Rossen. Und nachdem er so viel Reichtum weggegeben und auf seinem Sitz Platz genommen hatte, kam sein Wagenlenker (Daruka) und grüßte diesen unbesiegten Helden der Dasarhas. Bald darauf kehrte Daruka mit dem großen und strahlenden Wagen seines Meisters zurück, an dem ganze Reihen von Glöckchen klingelten und vorzügliche Rosse angespannt waren. Und als der hochbeseelte Janardana bemerkte, daß sein ansehnlicher Wagen bereit stand, der mit allen Ornamenten geschmückt war und ein Rädergerassel, so tief wie das Donnern von mächtigen Wolken, hervorbrachte, da umrundete der Yadava Held das heilige Feuer und die Versammlung der Brahmanen und gab ihnen das Juwel, das unter dem Namen Kaustubha bekannt ist, und in größter Schönheit strahlte. Dann bestieg er, von den Kurus umgeben und durch die Vrishnis gut beschützt, seinen Wagen.

Vidura, der alle Moralprinzipien der Religion kannte, folgte in seinem Wagen dem Nachkommen des Dasarha Geschlechtes, diesem Ersten aller lebenden Wesen und Ersten aller Intelligenten. Und Duryodhana und Shakuni folgten ebenfalls auf ihrem Wagen hinter Krishna, dem Bezwinger aller Feinde. Auch Satyaki und Kritavarman, sowie die anderen mächtigen Wagenkrieger der Vrishnis, begleiteten Krishna auf ihren Wagen, Rossen und Elefanten. Oh König, so erstrahlten die wunderschönen Wagen jener Helden, mit Gold verziert und von ausgezeichneten Rossen gezogen, und überall erklang das laute Rattern ihrer Wagenräder, als sie davonfuhren. Nach kurzer Zeit erreichte der höchst weise und in seiner Herrlichkeit glänzende Kesava eine breite Straße, die vorher gekehrt und bewässert worden und so eines höchsten Königs würdig war. Und als dieser Nachkomme der Dasarhas hier erschien, da erklangen die Trommeln, Muschelhörner und anderen Instrumente zum musikalischen Empfang. Groß war die Zahl jener jugendlichen Helden mit der Kraft der Löwen, die in der Welt weit berühmt waren, und den Wagen von Krishna umringten. Und viele tausend Soldaten, bunt gekleidet, mit Schwertern, Lanzen und Äxten marschierten Kesava voraus. Und hinter dem unbesiegten Helden der Dasarhas folgten volle fünfhundert Elefanten und tausende Wagen, während er dahinfuhr.

Oh Feindevernichter, aller Bürger der Hauptstadt jeglichen Alters und Geschlechts waren begierig, Janardana zu sehen, und liefen hinaus auf die Straße. Die Terrassen und Balkons der Häuser waren von Damen so dicht bevölkert, daß die Häuser unter dieser Last einzustürzen drohten. So fuhr Kesava die Straße entlang und wurde von den Kurus verehrt und mit freundlichen Worten empfangen. Er blickte ihnen allen entgegen und gab die Grüße entsprechend zurück. Und schließlich, als Kesava den Hof der Kurus erreichte, bliesen seine Begleiter laut ihre Muschelhörner und Trompeten und erfüllten das ganze Himmelsgewölbe mit diesem gewaltigen Klang. Daraufhin richteten all die mächtigen Könige der Versammlung, voller Entzücken und vor Erwartung bebend, unverzüglich ihr Augenmerk auf Krishna. Als sie das Geratter seines Wagens hörten, wie das tiefe Grollen von Gewitterwolken, da wußten die Monarchen, daß Krishna in der Nähe war, und vor Aufregung sträubten sich ihnen die Haare am Körper. Und als Krishna des Tor des Hofes erreicht hatte, stieg dieser Stier der Satwatas von seinem Wagen, der dem Gipfel des Kailash glich, und betrat den königlichen Hof, der wie eine Masse hervorquellender, in ihrer ganzen Schönheit strahlenden Wolken aussah wie die Wohnstätte des großen Indra selbst.

So betrat der berühmte Held die Ratshalle mit Vidura und Satyaki an seiner Seite und überstrahlte mit seiner Herrlichkeit all die Kurus, wie die Sonne die kleineren Lichter des Firmaments. Und vor Vasudeva schritten Karna und Duryodhana einher, während hinter ihm die Vrishnis mit Kritavarman kamen. Daraufhin begannen sich Bhishma, Drona und andere zusammen mit König Dhritarashtra von ihren Sitzen zu erheben, um Janardana zu ehren. Wahrlich, als der Nachkomme der Dasarhas hereinkam, da erhob sich der berühmte blinde Monarch, und auch Drona und Bhishma. Und als sich dieser mächtige Herrscher der Menschen, König Dhritarashtra, von seinem Thron erhob, da erhoben sich auch jene Könige zu Tausenden, die sich um ihn versammelt hatten.

Auf Befehl von Dhritarashtra erhielt Krishna einen besonderen Sitz, der wunderschön und überall mit Gold geschmückt war. Und nachdem er sich diesem Sitz genähert hatte, grüßte Madhava lächelnd den König, Bhishma, Drona und alle anderen Herrscher gemäß ihrem Alter. Die Könige der Erde und alle Kurus bestaunten Kesava, der in diese Versammlung gekommen war, und verehrten ihn der Tradition gemäß. Und als sich der Feindevernichter und Bezwinger feindlicher Städte, dieser Held der Dasarhas, dort niedersetzen wollte, da gewahrte er die Rishis, die er bei der Abreise nach Hastinapura gesehen hatte. Und wie er diese Versammlung der Rishis mit Narada an ihrer Spitze erblickte, da sprach Krishna bedächtig zu Bhishma, dem Sohn von Shantanu:

„Oh König, jene Rishis sind gekommen, um diese irdische Versammlung von uns zu sehen. Lade sie mit gebührender Höflichkeit ein und biete ihnen Sitze an. Denn solange sie nicht ihren Platz eingenommen haben, sollte sich keiner hier niedersetzen. Laß diesen Rishis deshalb unverzüglich mit kontrollierten Sinnen die rechte Verehrung darbringen.“

Und als er die Rishis am Tor des Palasts erblickte, da befahl der Sohn von Shantanu schnell den Dienern, Sitze für sie zu bringen. Und unverzüglich brachten sie große und schöne Sitze, die mit Gold und Juwelen geschmückt waren. Und nachdem die Rishis, oh Bharata, ihre Plätze eingenommen und das ihnen angebotene Arghya akzeptiert hatten, setzte sich auch Krishna und alle anderen Könige ebenfalls. Und Dushasana bot Satyaki einen ausgezeichneten Sitz an, während Vivinsati einen anderen goldenen an Kritavarman gab. Und nicht weit von Krishna, saß jenes berühmte zornige Paar, Karna und Duryodhana, zusammen auf einem Thron. Und Shakuni, der König von Gandhara, der durch die Führer seines Landes umgeben war, saß mit seinem Sohn, oh König, neben ihnen. Und der hochbeseelte Vidura saß auf einem kostbaren Sitz, der mit einem weißen Hirschfell bedeckt war, welcher fast den Sitz von Krishna berührte.

Dann starrten alle Könige der Versammlung lange auf Krishna und wurden dennoch vom Anblick nicht gesättigt, wie die Trinker von Amrit nie ganz befriedigt werden. Und Janardana, der in gelbe Roben gekleidet war mit dem Teint der Atasi Blume, saß in der Mitte dieser Versammlung wie ein in Gold gefaßter Saphir. Nachdem Govinda seinen Platz eingenommen hatte, folgte eine vollkommene Stille, und niemand der Anwesenden sprach ein einziges Wort.


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