Pushpak Mahabharata Buch 5Zurück WeiterNews

Kapitel 95 - Krishnas Appell für den Frieden

Vaisampayana fuhr fort:
Und nachdem sich alle Könige gesetzt hatten und eine Weile vollkommenes Schweigen geherrscht hatte, da begann Krishna mit seiner tiefen Stimme wie der Klang einer Trommel zu sprechen, so daß man seine schönen Zähne erblickte. Und obwohl er sich an Dhritarashtra wandte, sprach Madhava wie das laute Grollen der Gewitterwolken in der regnerischen Jahreszeit, damit die ganze Versammlung es hören möge.

Und Krishna sprach:
Oh Bharata, ich bin hier erschienen, damit Frieden zwischen den Kurus und den Pandavas entstehen kann, ohne daß sich die Helden im Kampf töten müssen. Darüber hinaus, oh König, habe ich keine andere nützliche Botschaft. Oh Feindevernichter, alles, was in dieser Welt erfahren werden sollte, ist dir bereits bekannt. Dein Stamm, oh König, ist aufgrund seiner Erfahrungen und seines Verhaltens, sowie seiner Vorzüglichkeiten unter allen königlichen Dynastien der Beste. Die Freude am Glück von anderen und der Kummer beim Anblick ihres Elends, der Wunsch nach Erleichterung ihrer Qualen, Friedfertigkeit, Ehrlichkeit, Vergebung und Wahrhaftigkeit, oh Bharata, sind unter den Kurus weit verbreitet. Dein Stamm, oh König, ist so edel, daß es eine Schande wäre, wenn irgendetwas Unwürdiges durch ein Stammesmitglied getan würde. Und eine noch größere Schande wäre es, wenn es durch dich geschehen würde. Oh Führer der Kurus, du bist der Erste von denen, die die Kurus zurückhalten sollten, wenn sie sich betrügerisch zu Fremden oder den eigenen Leuten benehmen. Erkenne, oh Nachkomme der Kurus, daß deine übelgesinnten Söhne, von Duryodhana angeführt, sowohl die Tugend als auch den Verdienst verwerfen, die Moral ignorieren und aus Habgier aller Vernunft beraubt mit größter Ungerechtigkeit gegen ihre eigenen Verwandten handeln. Diese schreckliche Gefahr (die allen droht), hat seinen Ursprung im Verhalten der Kurus. Wenn du sie ignorierst, wird es eine umfassende Zerstörung geben. Wenn du, oh Bharata, willens bist, dann könntest du sogar jetzt noch imstande sein, diese Gefahr zu beschwichtigen, weil die Stiftung von Frieden, so denke ich, oh Stier der Bharatas, niemals unmöglich ist.

Oh König, das Erreichen des Friedens, oh Monarch, hängt von dir und von mir ab. Richte deine Söhne, oh Kuru, und ich werde die Pandavas versöhnen. Was auch immer dein Befehl ist, oh König, es ziemt sich für deine Söhne mit ihren Anhängern, ihm zu folgen. Das Beste, was sie tun können, ist wieder in Gehorsamkeit zu dir zu leben. Wenn du um Frieden kämpfst, indem du deine Söhne zurückhältst, wird es zu deinem Gewinn, oh König, sowie zum Vorteil der Pandavas sein. Denke sorgfältig darüber nach, und dann handle als König. Laß jene Söhne des Pandu, oh Herrscher der Menschen, deine Verbündeten sein. Suche mit Hilfe der Pandavas, oh König, sowohl Tugend als auch Verdienst. Durch keine andere Anstrengungen kannst du solche Verbündete gewinnen, wie es die Pandavas sind. Beschützt von den berühmten Söhnen des Pandu, wäre nicht einmal Indra an der Spitze der Himmlischen in der Lage, dich zu besiegen. Wie könnten dann die irdischen Könige deiner Heldenkraft widerstehen? Wenn Bhishma, Drona, Kripa, Karna, Vivinsati, Aswatthaman, Vikarna, Somadatta, Valhika, der Führer der Sindhus, der Herrscher der Kalingas und Sudakshina, der König der Kambojas, mit Yudhishthira, Bhimasena, Arjuna und den Zwillingen sowie zusammen mit dem mächtigen Satyaki und großen Wagenkrieger Yuyutsu aufgestellt werden, wer wäre da noch so blind, oh Bulle der Bharatas, und würde gegen diese kämpfen?

Wenn du, oh Feindevernichter, sowohl die Kurus als auch die Pandavas hinter dir hättest, dann würde die Herrschaft der ganzen Welt und die Unbesiegbarkeit vor allen Feinden dein sein. Dann würden alle Herrscher der Erde, oh Monarch, die dir entweder gleich oder höher sind, das Bündnis mit dir suchen. Allseits beschützt durch Söhne, Enkel, Väter, Brüder und Freunde kannst du dann voller Glück leben. Denke darüber nach und behandle sie mit Güte wie in alten Tagen, dann wirst du, oh Monarch, die Souveränität der ganzen Erde genießen. Mit diesen Verbündeten zusammen mit den Söhnen des Pandu, wirst du, oh Bharata, alle deine Feinde überwinden können. Und gerade das wird zu deinem größten Nutzen werden. Wenn du, oh Feindebezwinger, mit deinen Söhnen, Angehörigen und Beratern (im Frieden) vereint bist, dann wirst du dich an der Herrschaft der ganzen Erden erfreuen, welche sie für dich gewonnen haben. Ein Krieg unter ihnen, oh großer König, wird nichts anderes als die umfassende Zerstörung bringen. Wahrlich, welchen Nutzen siehst du im Untergang von beiden Parteien?

Wenn die Pandavas im Kampf getötet werden, oder wenn deine eigenen mächtigen Söhne fallen, dann sage mir, oh Stier der Bharatas, welches Glück du noch genießen willst? Sie sind alle tapfer und in den Waffen erfahren. Sie sind alle kampfbereit, sowohl die Pandavas als auch deine Söhne. Oh, rette sie vor der schrecklichen Gefahr, die ihnen droht. Denn nach diesem Kampf wirst du diese ganze Schar der Kurus und Pandavas nicht mehr gemeinsam unter den Lebenden finden. Wagenkrieger wird Wagenkrieger töten, und du wirst die Helden beider Parteien an Kraft und Anzahl schwinden sehen. Alle Herrscher der Erde, oh Bester der Könige, sind versammelt worden. Gereizt vom Zorn werden sie sicher die Erde verwüsten. Rette die Welt, oh König. Laß die Bewohner der Erde leben. Oh Sohn des Kuru Stammes, wenn du deine natürliche Gesinnung wiedergewinnst, dann wird die Erde auch weiterhin bevölkert sein. Rette, oh König, diese Monarchen, die alle von reiner Abstammung sind, die im Inneren Bescheidenheit, Großzügigkeit und Glauben haben und alle durch Verwandtschaft oder andere Beziehungen miteinander verbunden sind. Rette sie vor der schrecklichen Gefahr, die ihnen droht. Könnten diese Könige den Zorn und die Feindseligkeit aufgeben, dann würden sie sich einander in Frieden umarmen, würden miteinander essen und trinken, in schöne Roben gekleidet und mit Girlanden geschmückt. Sie würden ihre Höflichkeit zueinander zeigen und in ihre eigentliche Heimat zurückkehren. Laß die Zuneigung, die du für die Pandavas hattest, wieder in deiner Brust lebendig werden, und laß sie, oh Bulle der Bharatas, zur Schaffung des Friedens gedeihen.

Als kleine Kinder bereits ihres Vaters beraubt, wurden sie durch dich aufgezogen. Hege sie jetzt, oh Stier der Bharatas, als wären sie deine eigenen Söhne. Es ist deine Aufgabe, sie zu beschützen, und besonders, wenn sie bedrängt werden. Oh Bulle der Bharatas, laß deine Tugend und deinen Verdienst nicht verlorengehen. Erbaue und besänftige dich, denn die Pandavas sprechen zu dir:

„Auf deinen Befehl hin, haben wir mit unseren Anhängern großes Elend ertragen. Für zwölf Jahre haben wir in den Wäldern gelebt, und das dreizehnte Jahr verbrachten wir unerkannt im Verborgenen. Wir brachen unser Versprechen nicht und glaubten fest daran, daß unser Vater auch das seine halten würde. Daß wir unser Wort gehalten haben, ist den Brahmanen wohlbekannt, die mit uns waren. Und wie wir, oh Stier der Bharatas, bei unserem Versprechen geblieben sind, so bleibe auch du bei deinem. Lange haben wir großes Elend ertragen. Deshalb gib uns nun unseren Anteil am Königreich. Du weißt um die große Bedeutung von Tugend und Verdienst, und deshalb solltest du uns beschützen. Mit der Überzeugung, daß wir dir Gehorsam schuldig sind, haben wir viel Elend schweigsam erduldet. Nun mögest du dich zu uns wie ein Vater oder ein Bruder verhalten. Wie ein Lehrer sich stets als Lehrer zu seinen Schülern benehmen sollte, so sind wir als Schüler bereit, dich als Lehrer zu achten. Handle deshalb uns gegenüber wie ein Lehrer. Wenn wir vom Pfad abkommen, dann ist es die Aufgabe unseres Vaters, uns recht zu führen. Deshalb führe uns auf dem Weg, und beschreite ebenfalls den heilsamen Pfad der Gerechtigkeit.“

Oh Bulle der Bharatas, weiterhin sprachen deine Söhne zu den am Hofe versammelten Königen die folgenden Worte:

„Wenn die Mitglieder einer Versammlung die Moral kennen, dann sollten sie nicht erlauben, das etwas Unwürdiges geschieht. Wenn in Gegenwart von den tugendhaften Mitgliedern einer Versammlung versucht wird, die Gerechtigkeit durch Ungerechtigkeit und die Wahrheit durch Lüge zu zerstören, dann sind es jene Mitglieder selbst, die besiegt und getötet werden. Wenn die vom Unrecht durchbohrte Gerechtigkeit den Schutz einer Versammlung sucht, aber der Pfeil nicht entfernt wird, dann sind es die Mitglieder selbst, die von diesem Pfeil durchbohrt werden. Wahrlich, in diesem Fall wird die Gerechtigkeit die Mitglieder dieser Versammlung zerstören, wie ein reißender Fluß die Wurzeln der Bäume an seinem Ufer unterspült.“

Urteile jetzt, oh Stier der Bharatas. Die Pandavas haben ihre Augen auf die Gerechtigkeit gerichtet, und mit weitsichtiger Bedächtigkeit bewahren sie eine gleichmütige Gesinnung. Was sie gesprochen haben, steht mit der Wahrheit, der Tugend und der Gerechtigkeit im Einklang. Oh Herrscher der Menschen, was könntest du ihnen anderes sagen, als daß du bereit bist, ihnen ihr Königreich zurückzugeben? Laß es dir von diesen Herrschern der Erde, die hier anwesend sind, bestätigen! Wenn dir meine Worte, nachdem du sie gut durchdacht hast, oh Stier der Bharatas, als wahrhaftig erscheinen, dann rette all diese Kshatriyas aus dem Netz des Todes. Bewirke Frieden, oh Führer des Bharata Stammes, und gibt dem Haß keinen Raum. Übergib den Pandavas ihren gerechten Anteil am väterlichen Königreich, und erfreue dich dann, oh Feindevernichter, mit deinen Söhnen an Glück und Wohlstand, wo all deine Wünsche von Erfolg gekrönt sein werden.

Wisse, daß Yudhishthira immer den Pfad beschreitet, der durch die Rechtschaffenen beschritten wird. Du weißt genau, oh König, welch edle Gesinnung Yudhishthira zu dir und deinen Söhnen hat. Obwohl du dich bemühtest, ihn im Feuer zu verbrennen und ihn aus seiner Heimat zu verbannen, kam er dennoch zurück und ließ sein Vertrauen wieder auf dir ruhen! Doch erneut wurde er von dir und deinen Söhnen nach Indraprastha verbannt! Doch während er dort alle Könige der Erde unter seine Herrschaft brachte, bemühte er sich weiterhin, zu dir, oh König, aufzuschauen und dich zu achten. Und obwohl er sich auf diese edle Weise benahm, griff der Sohn von Suvala, begierig danach, ihm Herrschaft, Wohlstand und Besitz zu rauben, nach dem höchst wirksamen Mittel des Würfelspiels. In diese Zwangslage erniedrigt, mußte Yudhishthira sogar mit anschauen, wie Draupadi vor die Versammlung geschleppt wurde, aber trotzdem wich er nicht von seinen Aufgaben als Kshatriya ab.

Ich selbst, oh Bharata, wünsche dein Wohlergehen, sowie auch das ihrige. Oh König, schließe Frieden für die Tugend, den Verdienst und das Wohlergehen, und erlaube den Bewohnern dieser Erde nicht, sich gegenseitig zu vernichten, indem sie das Leidvolle als heilsam und das Heilsame als leidvoll betrachten. Halte deine Söhne zurück, oh Monarch, die aus Habgier zu weit gegangen sind. Die Söhne der Pritha sind gleichermaßen bereit, dir pflichtbewußt zu dienen wie zu kämpfen. Mögest du nun, oh Feindevernichter, daß annehmen, was dir als nützlich erscheint!

Vaisampayana fuhr fort:
Alle anwesenden Herrscher der Erde lobten diese Worte von Kesava in ihren Herzen. Aber keiner von ihnen wagte es, irgendetwas in Gegenwart von Duryodhana zu sagen.


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