Pushpak Mahabharata Buch 3Zurück WeiterNews

Kapitel 138 – Beim Opfer des Vrihadyumna

Lomasa erzählte weiter:
Zur gleichen Zeit begann König Vrihadyumna ein Opfer. Er war von hohem Ansinnen und so bat er die beiden Söhne von Raivya, Arvavasu und Paravasu, bei der Durchführung aller nötigen Zeremonien zu helfen. Dazu bekamen sie die Zustimmung ihres Vaters und machten sich auf den Weg zum Opfer, während Raivya mit seiner Schwiegertochter in der Einsiedelei zurückblieb. Das Opfer dauerte eine Weile und es geschah, daß Paravasu sich nach seiner Gattin sehnte und allein heimkehrte. Mitten in der Nacht traf er da seinen Vater im Wald, der sich in ein schwarzes Antilopenfell gehüllt hatte. Es war schon sehr spät. Paravasu war schläfrig und beinahe blind in dem dichten Dschungel. Und so verwechselte er seinen Vater mit einem stampfenden Hirsch. Er erschrak, fürchtete um sein Leben und tötete seinen Vater. Dann führte er die Begräbnisriten durch und ging zurück zum Opferfest des Königs.

Dort sprach er zu seinem Bruder:
Oh Arvavasu, ich habe aus Versehen unseren Vater getötet. Nun müßtest du allein dieses Amt bewältigen, was du aber nicht kannst. Nur ich, Oh Bruder, kann die Opferriten auch ohne andere Hilfe ausführen. So nimm du für mich das Gelübde auf dich, welches im Falle des Brahmanenmordes beschrieben wird.

Und Arvavasu stimmte zu:
Dann führe du den Vorsitz beim Opfer des vielseitig begabten Königs Vrihadyumna. Und ich werde für dich meine Sinne zügeln und das Gelübde befolgen.

Dies tat Arvavasu und kehrte nach Vollendung seines Eides zum Opfer zurück. Doch als Paravasu seinen Bruder wiedersah, sprach er mit bebender Stimme zu Vrihadyumna:
Oh König, sieh diesen Brahmanenmörder dort. Er darf nicht an deinem Opfer teilnehmen. Besser, du schaust ihn nicht einmal an, denn schon ein Blick kann dir Böses tun.

Daraufhin ließ der König sofort Arvavasu von seinen Dienern vertreiben, welche ihn beständig „Brahmanenmörder“ schimpften. Arvavasu beteuerte immer wieder: „Ich habe doch gar keinen Brahmanen getötet!“. Zwar sprach er um seiner selbst willen nicht von dem absolvierten Gelübde, doch er erklärte allen, daß sein Bruder die Sünde begangen hatte und er ihn davon gereinigt hätte. Doch alle ärgerliche Verteidigung war vergebens, die Diener glaubten ihm nicht und trieben ihn schimpfend davon. Da zog sich der Weise mit der strengen Buße wieder schweigend in den Wald zurück, nahm dort harte Buße auf sich und suchte Zuflucht bei der Sonne. Das offenbarende Mantra der Sonne wurde ihm bewußt, und die ewige Gottheit erschien vor ihm in ihrer verkörperten Form.

Die Gottheit war äußerst zufrieden mit Arvavasus Taten und so bat er darum, daß er wieder als Hauptpriester bei Vrihadyumnas Opferfest eingesetzt würde, während man seinen Bruder Paravasu entließ. Auch wurden Arvavasu verschiedene Segen gewährt, und er bat darum, daß sein Vater wieder zum Leben erweckt würde, daß sein Bruder von der Sünde befreit, Bharadvaja und sein Sohn Yavakrita wieder leben und die Offenbarung der Sonne auf Erden ein Fest würde.

Die Gottheit sprach:
So sei es.

Und gewährte ihm noch manchen Segen mehr. So geschah es, oh Yudhishthira, daß alle wieder ins Leben kamen.

Und Yavakrita fragte sogleich die Gottheit:
Ich erhielt das Wissen aller Veden und übte auch Enthaltsamkeit. Wie kam es, oh Bester der Himmlischen, daß Raivya mich auf diese Weise überwältigen konnte?

Die Antwort war:
Oh Yavakrita, handle niemals wieder so, wie du es getan hast. Und was deine Frage anbetrifft: Du hast die Veden ohne Mühe und ohne Hilfe eines Lehrers geschenkt bekommen. Doch Raivya hat sich um ihretwegen lange bemüht, hat seinem Lehrer mühevoll gedient, ihn mit seinem Betragen erfreut und von ihm endlich nach langer Zeit und großer Anstrengung die Veden erhalten.

Sprach’s und stieg zum Himmel auf. Hier, oh Yudhishthira, ist die Einsiedelei des Weisen mit ihren blühenden Bäumen und Früchten aller Jahreszeiten. Wenn du hier verweilst, oh Tiger unter den Königen, wirst du von allen Sünden befreit.


Zurück Inhaltsverzeichnis Weiter