Pushpak Mahabharata Buch 2Zurück WeiterNews

Kapitel 23 – Der Kampf von Bhima und Jarasandha

Vaisampayana fuhr fort:
So sprach Krishna, der Beste aller Redner, zum kampfentschlossenen Jarasandha: „Oh König, mit wem von uns Dreien möchtest du kämpfen? Wer von uns soll sich zum Kampf bereit machen?“ Des strahlenden Jarasandhas Wahl fiel auf Bhima. Daraufhin holte sein Priester gelbe Farbe von der Kuh, Blumengirlanden und andere Glücksbringer, auch vorzügliche Medizin gegen Schmerzen und zur Kräftigung und trat an Jarasandhas Seite, welcher begierig den Kampf erwartete. Ein ruhmreicher Brahmane hatte alle Segnungen und beschwichtigenden Zeremonien durchgeführt. Und Jarasandha rüstete sich zum Kampf, die Gedanken bei den Pflichten eines Kshatriya. Er nahm seine Krone ab, band sich das Haar und erhob sich wie ein Ozean, der gegen die Kontinente anstürmt. Der Monarch mit der fürchterlichen Kraft sprach zu Bhima: „Oh Bhima, ich werde jetzt mit dir kämpfen. Es ist gut, von einem Stärkeren besiegt zu werden.“ Nach diesen Worten stürmte er gegen Bhima, wie der Asura Bala einst den Herrn der Götter angriff. Der mächtige Bhima hatte sich zuvor mit Krishna beraten, und jener hatte die Götter um seinetwillen angerufen. Entschlossen trat Bhima nun Jarasandha entgegen.

Mit ihren bloßen Armen begannen die gewaltigen Helden miteinander zu ringen, ein jeder zum Sieg entschlossen. Sie packten sich an den Armen oder verdrehten sich die Beine. Sie schlugen aufeinander ein, und schon beim Klang ihrer Schläge erbebten die Zuschauer. Manchmal erwischten sie sich am Nacken und zogen und stießen sich gewaltsam herum. Sie preßten ihre Körper aufeinander, und die Hiebe fielen auf beiden Seiten heftig und schnell. Dann zogen sie sich an den Armen, um gleich wieder fest geneinander zu drücken. Sie hoben sich gegenseitig empor und warfen sich auf die Erde. Sie rammten ihre Köpfe zusammen, so daß beim Zusammenprall gräßliche Funken stoben. Sie packten sich auf viele Arten, schlugen sich mit den Fäusten auf die Brust und traten mit den Füßen heftig zu, um die innersten Nerven zu verletzen. Die einzigen Waffen waren ihre nackten Arme, und sie kämpften mit ihnen, wie zwei wilde Elefanten mit ihren Rüsseln. Erzürnt über die erhaltenen Schläge schauten sie sich wie zwei rasende Löwen an. Abwechselnd umschlangen sie die Hüfte des anderen und wirbelten ihren Gegner herum. Sie beide waren große Ringer und zeigten all ihr Können mit gewaltiger Kraft. So zeigten sie diese höchste Kunst des Ringers, Prishta-bhanga genannt, welche darin besteht, den Gegner mit dem Gesicht nach unten auf den Boden zu drücken und ihn so lange wie möglich festzuhalten. Mit ihren Armen führten sie Sampurna-murchcha und Purna-kumbha aus. Sie verdrehten des anderen Glieder, als ob es Palmfasern wären, die zu Seilen gedreht würden. Sie täuschten Fausthiebe auf einen bestimmten Körperteil an und landeten den Schlag ganz woanders. So kämpften sie lange Zeit miteinander.

Die Bürger der Stadt, viele Brahmanen, Kshatriyas, Vaisyas, Shudras und sogar Frauen und Alte kamen herbei und beobachteten das Duell. Die Menge wurde so groß, daß sie wie eine feste Masse an menschlichen Leibern wurde, weil kein Platz mehr zwischen den Körpern blieb. Der Lärm, den die Ringer mit ihren Armen und Tritten verursachten, war so laut wie das Krachen einer Felslawine oder der Donner beim Gewitter. Sie beide waren hervorragende Krieger und fanden großes Vergnügen am Kampf. Und sie waren achtsam und wollten unbedingt siegen, so daß sie bei jedem noch so kleinen Fehler des anderen versuchten, sich einen Vorteil zu verschaffen. Die mächtigen Helden Bhima und Jarasandha kämpften schrecklich miteinander, und sie trieben die Menge hin und her schon durch die Bewegung ihrer Hände, wie einst Vritra und Vasava. Das war ein Schlagen, Pressen, Ziehen und Schleudern, vor und zurück, mit dem Gesicht nach unten oder zur Seite gedreht, so daß die Helden gräßlich mitgenommen waren. Sie kickten sich mit den Knien und beschimpften sich laut. Wenn ihre Fäuste trafen, dann klang es, als ob Felsen aufeinanderprallten. Und ihre breiten Schultern und langen Arme schienen aus Eisen zu sein.

Der Kampf fand am ersten Tag des Monats Kartikka statt und dauerte ohne Unterbrechung, Tag und Nacht, bis zum dreizehnten Tage an. In der Nacht des vierzehnten Tages zog sich der Monarch von Maghadha vom Kampf zurück, denn er war müde geworden. Da sprach Krishna aufmunternd zu Bhima, als ob er ihn belehren wollte: „Oh Sohn der Kunti, ein müder Feind sollte nicht zu hart bekämpft werden, sonst könnte er sterben. Deshalb, oh Bhima, gehe nicht so hart mit dem König um. Kämpfe nur auf solche Weise mit deinem Gegner, oh Bulle der Bharatas, daß er mithalten kann.“ Bhima erkannte nun, in welcher Notlage Jarasandha war, und beschloß, ihn zu töten. So sammelte der Stärkste aller Männer seine Kräfte und nahm all seinen Mut zusammen, um den bis dato unbesiegten Jarasandha zu besiegen.


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