Pushpak Mahabharata Buch 13Zurück WeiterNews

Kapitel 106 - Über die Verdienste des Fastens

Yudhishthira fragte:
Oh Großvater, das Gelübde des Fastens sieht man bei allen Kasten der Menschen, sogar bei den nichtvedischen Völkern. Was ist der Grund dafür? Wir haben doch gehört, daß ursprünglich nur Brahmanen und Kshatriyas das Fastengelübde beachten sollten. Wie, oh Großvater, können die anderen Kasten irgendein Verdienst daraus gewinnen? Wie kam es, daß das Fastengelübde von allen Kasten gepflegt wird, oh König? Welchen Weg gehen jene, die dem Fasten hingegeben sind? Man sagt ja, daß das Fasten höchst lobenswert und eine große Stütze ist. Oh König der Menschen, welche Früchte erwirbt man damit in dieser Welt der Menschen? Durch welche Mittel wird man von Sünde gereinigt? Durch welche Mittel erwirbt man Gerechtigkeit? Durch welche Mittel erreicht man Himmel und Verdienst? Was soll man opfern, nachdem man ein Fastengelübde beachtet hat? Oh König, erzähle mir, durch welche Taten man das erwirbt, was zum wahren Glück führt.

Vaisampayana fuhr fort:
Dem Sohn von Kunti und dem Dharma-Gott, der jede Lebensaufgabe kannte, antwortete Bhishma, der weise Sohn von Shantanu, mit folgenden Worten.

Bhishma sprach:
Vor langer Zeit, oh König, hörte ich von den hohen Verdiensten des Fastengelübdes, das entsprechend den heiligen Geboten vollbracht wird. Ich stellte damals, oh Bharata, dem Rishi Angiras mit dem hohen asketischen Verdienst die gleichen Fragen, die du mir heute gestellt hast. Und auf meine Fragen antwortete der berühmte Rishi, der aus dem Opferfeuer geboren wurde, wie folgt.

Angiras sprach:
Bezüglich der Brahmanen und Kshatriyas ist ein völliges Fasten (ohne Essen und Trinken) bis zu drei Nächten hintereinander geboten, oh Freude der Kurus. Wahrlich, oh Führer der Menschen, sie sollten ein, zwei oder drei Nächte fasten und nicht mehr. Bezüglich der Vaisyas und Shudras ist die Dauer des Fastens für eine einzelne Nacht bestimmt. Wenn sie aus Narrheit zwei oder drei Nächte fasten, dann wird das nicht zu ihrem Wohl sein. Wahrlich, für Vaisyas und Shudras ist das völlige Fasten für zwei Nächte nur in Ausnahmefällen und für drei Nächte gar nicht geboten. Das bestätigen die Kenner der Lebensaufgaben. Der Mensch mit Weisheit, der mit gezügelten Sinnen am fünften und sechsten Tag des Mondmonats und auch zum Tag des Vollmondes fastet, indem er auf eine der beiden Mahlzeiten verzichtet, der wird mit Vergebung und Herrlichkeit gesegnet sowie mit dem Geist der heiligen Schriften. Er wird niemals kinderlos oder arm werden. Wer die Opfer zur Verehrung der Götter am fünften und sechsten Tag des Mondes durchführt, der überragt alle Mitglieder seiner Familie und kann eine Vielzahl von Brahmanen versorgen. Wer das Fastengelübde am achten und vierzehnten Tage der dunklen Monatshälfte beachtet, der wird von jeglichen Erkrankungen befreit und mit großer Energie gesegnet. Der Mensch, der sich jeden Tag im Laufe des Monats Margasirsha einer Mahlzeit enthält, wird mit Verehrung und Hingabe viele Brahmanen bewirten können. Auf diese Weise wird er von all seinen Sünden befreit und mit Wohlstand, allen Arten von Getreide und Energie gesegnet. Wahrlich, eine solche Person wird eine reiche Ernte von seinen Feldern empfangen und großen Reichtum erwerben. Der Mensch, oh Sohn der Kunti, der sich über den ganzen Monat Pausha einer von zwei Mahlzeiten enthält, wird mit Glück, allen angenehmen Eigenschaften und großem Ruhm gesegnet sein. Wer sich den ganzen Monat Magha einer von zwei Mahlzeiten enthält, nimmt Geburt in einer edlen Familie und gelangt zu hohem Ansehen unter seinen Angehörigen. Wer sich den ganzen Monat Bhagadaivata auf nur eine Mahlzeit beschränkt, wird von Frauen geliebt werden, die ihm wahrlich hingegeben sind. Wer sich den ganzen Monat Chaitra auf eine Mahlzeit beschränkt, nimmt Geburt in einer hohen Familie und wird reich an Gold, Edelsteinen und Perlen. Ob Mann oder Frau, wer sich im Monat Vaisakha jeden Tag auf eine Mahlzeit beschränkt und seine Sinne unter Kontrolle hält, der wird einen hohen Stand und großes Ansehen unter seinen Angehörigen erlangen. Wer sich im Monat Jaishthya auf eine Mahlzeit beschränkt, der wird großen Ruhm und Wohlstand gewinnen. Wer sich im Monat Ashadha auf eine Mahlzeit pro Tag begrenzt und mit konzentriertem Geist seine Aufgaben erfüllt, dem wird viel Getreide geschenkt, großer Reichtum und Nachkommenschaft. Wer sich im Monat Sravana auf eine Mahlzeit pro Tag beschränkt, der erhält die Ehren von Abhisheka (rituelle Anbetung), wo auch immer er wohnt, und eine Position hohen Ansehens unter seinen Angehörigen, die ihn unterstützten. Wer sich im ganzen Monat Proshthapada auf eine Mahlzeit beschränkt, der erreicht großen Reichtum, Gedeihen und beständige Fülle. Wer sich im Monat Ashvin auf eine Mahlzeit beschränkt, der wird an Seele und Körper gereinigt und mit Tieren und Fahrzeugen in Hülle und Fülle gesegnet, sowie mit großer Nachkommenschaft. Der Mann, der sich im Monat Kartika auf eine Mahlzeit pro Tag beschränkt, wird Heldentum besitzen und viele Gattinnen und großen Ruhm gewinnen.

(Die sechs indischen Jahreszeiten:
Magha und Bhagadaivata - Zeit des Taus
Chaitra und Vaisakha - Frühling
Jaishthya und Ashadha - Sommer
Sravana und Proshthapada bzw. Bhadrapada - Regenzeit
Ashvin und Kartika - Herbst
Margasirsha und Pausha - Winter)

Damit habe ich dir, oh Führer der Menschen, ausführlich über die Früchte erzählt, die man durch das Fasten während der zwölf Monate erwerben kann. Höre mich jetzt, oh König, wie ich dir die Regeln bezüglich der Mondzyklen (bzw. Monate) erkläre. Der Mann, der aller halben Monate einen Tag fastet, wird mit vielen Kühen, einer großen Nachkommenschaft und einem langen Leben gesegnet. Wer jeden Monat für drei Nächte fastet und das zwölf Jahre lang, der erreicht eine herausragende Position unter seinen Angehörigen und Freunden, ohne irgendeinen Rivalen fürchten zu müssen. Auch die folgenden Regeln, über die ich spreche, oh Führer der Bharatas, sollten für zwölf Jahre beachtet werden. Mögest du ihnen geneigt sein! Wer nur einmal am Vormittag und einmal am Abend ißt und sich dazwischen aller Speisen und Getränke enthält, der Mitgefühl zu allen Wesen übt und jeden Tag das Trankopfer von geklärter Butter in sein heiliges Feuer gießt, der kann schon nach sechs Jahren zu Erfolg gelangen, oh König. Daran gibt es keinen Zweifel. Solch ein Mensch erwirbt das Verdienst, das mit dem Agnistoma-Opfer verbunden ist. Und voller Verdienst und befreit von jeglicher Unreinheit gelangt er zum Bereich der Apsaras, der vom Klang der Lieder und Tänze widerhallt, und verbringt seine Tage in der Gesellschaft von tausend jungen Damen voll himmlischer Schönheit. Er fährt auf goldenen Wagen und erhält hohe Ehren im Bereich von Brahma. Und wenn sein Verdienst erschöpft ist, kehrt er zur Erde zurück und erreicht eine vorzügliche Position. Der Mann, der sich ein ganzes Jahr lang jeden Tag nur auf eine Mahlzeit beschränkt, der gewinnt das Verdienst des Atiratha-Opfers. Er steigt nach dem Tod zum Himmel auf und empfängt dort große Ehren. Und wenn sein Verdienst erschöpft ist, kehrt er zur Erde zurück und gelangt hier zu hohem Ansehen. Wer ein ganzes Jahr für drei Tage in Folge fastet und nur an jedem vierten Tag Speise zu sich nimmt, wer sich jeglicher Verletzung enthält, wahrhaftig spricht und all seine Sinne zügelt, der erreicht das Verdienst eines Vajapeya-Opfers. Solch eine Person steigt nach dem Tod zum Himmel auf und empfängt dort hohe Ehren. Der Mann, oh Sohn der Kunti, der über ein ganzes Jahr fünf Tage fastet und nur am sechsten Tag ißt, der erwirbt das Verdienst eines Pferdeopfers, und sein Wagen wird durch Chakravakas (eine Art Enten) gezogen. Solch ein Mann genießt jede Art des Glücks im Himmel für ganze vierzigtausend Jahre. Wer ein ganzes Jahr lang sieben Tage fastet und nur jeden achten Tag ißt, der erwirbt das Verdienst des Gavamaya-Opfers, und sein Wagen wird durch Schwäne und Kraniche gezogen. Solch eine Person genießt alle Arten von Glück im Himmel für fünfzigtausend Jahre. Wer ein ganzes Jahr lang, oh König, nur aller vierzehn Tage Nahrung zu sich nimmt, der erwirbt das Verdienst eines sechsmonatigen Fastens. Das hat der berühmte Angiras selbst verkündet. Solch ein Mensch wohnt im Himmel für sechzigtausend Jahre und wird jeden Morgen durch die süßen Klänge von Vinas, Vallakis und Flöten geweckt, oh König. Wer ein ganzes Jahr lang nur von Wasser lebt und alle Monate etwas ißt, der erwirbt, oh Monarch, das Verdienst eines Viswajit-Opfers, und sein Wagen wird von Löwen und Tigern gezogen. Er wohnt glückselig im Himmel für siebzigtausend Jahre. Ein Fasten für länger als einen Monat ist nicht geboten, oh Führer der Menschen.

Bhishma fuhr fort:
Das, oh Sohn der Pritha, sind die Gebote des Fastens, welche die Weisen erklären, die alle Aufgaben im Leben kennen. Ein Mensch, der nicht von Krankheit geschwächt oder gequält wird, erwirbt auf diesem Weg wahrlich die Verdienste, die mit dem Opfer verbunden sind. Solch ein Mensch steigt in einem Wagen zum Himmel auf, der von Schwänen gezogen wird. Und voller Kraft erfreut er sich dort aller Arten des Glücks für hundert Jahre. Hundert Apsaras mit den schönsten Eigenschaften werden ihn erfreuen. Er wird von ihnen jeden Morgen mit den lieblichen Klängen himmlischer Musik geweckt, und sein Wagen wird von tausend Schwänen gezogen. So wohnt er in jenem Bereich der himmlischen Wesen voller Schönheit und verbringt seine Zeit in großer Freude. Wer den Himmel wünscht, der begehrt keine wachsende Kraft, wenn er schwach wird, kein Heilmittel für seine Wunden, wenn er verwundet wird, keine Betäubung durch Drogen, wenn er krank wird, keine Besänftigung durch andere, wenn er zornig wird, und keine Befriedigung durch Reichtum, wenn er arm wird. Er verläßt diese Welt, wo er alle Entbehrungen erträgt, erhebt sich zum Himmel und fährt mit den schönsten Ornamenten geschmückt auf einem goldstrahlenden Wagen. Dort, inmitten der himmlischen Wesen erfreut er sich eines Glücks und einer Wonne, die von aller Sünde frei sind. Wahrlich, wer sich der Speise und Vergnügung in dieser Welt enthält, der kann sich von seinem Körper trennen und steigt als Frucht dieser Entsagung leicht zum Himmel auf. Befreit von allen Sünden, wird ihm dort wahre Gesundheit und wahres Glück gehören, und alle Wünsche, die sich in seinem Geist erheben mögen, werden unverzüglich erfüllt. Dort fährt er auf einem himmlischen Wagen mit goldenem Glanz und dem Strahlen der Morgensonne, der mit Perlen und Lapislazuli verziert ist, von der Musik der Vinas und Murajas begleitet, mit Bannern und Lichtern geschmückt und im schallenden, süßen Klang himmlischer Glöckchen. So genießt er alle Arten des Glücks im Himmel für so viele Jahre, wie es Poren an seinem Körper gab.

Wie keine Schriften die Veden übertreffen, keine Person verehrungswürdiger als die Mutter ist und kein Erwerb höher als die Gerechtigkeit und Tugend, so ist keine Entsagung verdienstvoller als das Fasten. Und wie es nichts Heiligeres im Himmel und auf Erden als die Brahmanen gibt, so gibt es auch keine höhere Entsagung als das Fasten. Durch das Fasten wurden die Götter zu Bewohnern des Himmels. Durch das Fasten erreichten die Rishis höchste Vollkommenheit. Vishvamitra beschränkte sich tausend himmlische Jahre täglich auf nur eine Mahlzeit und konnte damit den Status eines Brahmanen erlangen. Ob Chyavana, Jamadagni, Vasishta, Gautama oder Bhrigu - alle diese großen Rishis mit der Tugend der Vergebung sind durch das Fastengelübde zum Himmel aufgestiegen, nachdem sie von Angiras belehrt wurden. Wahrlich, wer diese Verdienste des Fastens, die damals in rechter Ordnung vom großen Rishi Angiras verkündet wurden, anderen unterrichtet, wird keinerlei Elend mehr erfahren müssen, oh Sohn der Kunti. Und wer diese Gebote täglich liest oder hört, der wird von jeglichen Sünden befreit. Ihn werden keine Katastrophen mehr überwältigen, und sein Geist kann durch keinerlei Laster mehr betrübt werden. Er wird die Sprache aller Wesen verstehen können, ewigen Ruhm gewinnen und der Erste seiner Art sein.


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