Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 226 - Namuchi belehrt Indra über das Leiden

Bhishma sprach:
Diesbezüglich, oh Yudhishthira, wird auch die alte Geschichte über ein Gespräch zwischen Indra mit den hundert Opfern und dem Dämon Namuchi erzählt. Als der Dämon Namuchi, der das Werden und Vergehen aller Wesen erkannt hatte, seines Wohlstandes beraubt, aber sorgenfrei im Innersten des ausgedehnten Ozeans in vollkommener Stille saß, da fragte ihn Indra:
Du wurdest von deiner Position geworfen, mit Fesseln gebunden, unter die Herrschaft deiner Feinde gebracht und hast allen Wohlstand verloren - grämst du dich darüber, oh Namuchi, oder verbringst du deine Tage gelassen?

Darauf antwortete Namuchi:
Wer sich über Unabwendbares in Sorgen verliert, der verschwendet nur seinen Körper und erfreut seine Feinde. Durch solche Sorgen werden die Umstände nicht erträglicher. Aus diesen Gründen, oh Indra, gräme ich mich nicht. Alles, was entstanden ist, wird auch wieder vergehen. Die Verstrickung in Sorgen zerstört Anmut, Wohlstand, Leben und Tugend, oh Führer der Götter. Zweifellos sollte man diese Sorgen abwehren, die das Wesen überwältigen wollen und aus Unwissenheit geboren werden. Der Weise sollte erkennen, was zu seinem Heil ist und in der Tiefe seines Herzens wohnt. Wer den heilsamen Pfad geht, wird zweifellos all seine hohen Ziele vollbringen. Es gibt nur einen Lenker und keinen zweiten. Seine Herrschaft erstreckt sich über alle Wesen, sogar über die ungeborenen. Vom großen Lenker geleitet gehe ich den Weg, den er mir zuweist, wie das Wasser dem Flußlauf folgt. Ich habe erkannt, was Existenz und auch Befreiung ist. Doch obwohl ich weiß, daß Befreiung höher als jede Existenz ist, kämpfe ich nicht darum. Ob nun die Handlungen der Tugend entsprechen oder nicht, ich gehe den Weg, der mir bestimmt wurde. Was bestimmt ist, wird man erreichen. Was geschehen soll, wird geschehen. Jeder wird wieder und wieder in jenen Mutterschößen geboren, die der höchste Lenker ihm bestimmt. Man hat diesbezüglich keine Wahl. Wer alle Umstände als gegeben akzeptieren kann, wird darin nie verwirrt. Alle Menschen treffen auf Glück und Unglück, die ihnen im Laufe der Zeit erscheinen. Daran ist nichts Persönliches. Gram und Leiden entstehen nur für die Unzufriedenen, die sich persönlich als Täter wähnen. Wem unter den Rishis, Göttern, Dämonen, Vedenkennern oder Waldasketen hat sich noch nie ein Unglück genähert? Wer jedoch das Selbst erkannt und das Ich durchschaut hat, der fürchtet kein Unglück mehr. Solch ein Weiser ist wesenhaft unerschütterlich wie der Himavat, frei von Zorn, frei von Anhaftung an die Sinnesobjekte und nie verzweifelt im Leiden noch euphorisch im Glück. Selbst wenn er von großem Elend getroffen wird, gibt er sich nie dem Kummer hin. Der ist wahrlich groß, der weder im Erfolg euphorisch wird noch in schrecklichen Katastrophen verzweifelt, und der Vergnügen und Schmerz mit allen Zwischentönen mit unbewegtem Herzen gleichsam erträgt. In welche Situationen diese Person auch fallen möge, er wird seine Heiterkeit bewahren, ohne sich zu grämen. Wahrlich, so sollte man seinen aufkommenden Kummer vertreiben, der im eigenen Denken geboren wird und nichts als Leiden bringt.

Eine Versammlung von Gelehrten, die sich in Diskussion über die Gebote der heiligen Schriften ergeht, ist keine gute Versammlung und verdient ihren Namen nicht, wenn ein sündhafter Mensch, der dort anwesend ist, nicht von Furcht und Reue ergriffen wird. Und jener Mensch ist der Beste, der nach einer solchen tugendhaften Belehrung auch entsprechend handelt. Die Handlungen eines Weisen sind selten leichtverständlich. Man erkennt ihn jedoch daran, daß er nie verzweifelt, wenn er auf leidvolle Umstände trifft. Selbst wenn er im Unglück versinkt wie Gautama in seinem Alter, verliert er sich nie in Verzweiflung. (Eine Anspielung auf die Verführung von Ahalya, Gautamas Gattin, durch Indra. Siehe Ramayana 1.48.) Weder durch Mantras, Kraft, Ausdauer, Weisheit, Heldenmut, Willen, Verhalten oder Reichtum kann eine Person das erzwingen, was ihr nicht bestimmt ist. Warum sollte man deshalb verzweifeln, wenn man das Gewünschte nicht bekommt? Noch bevor ich geboren wurde, war vom Weltgesetz entschieden, was ich tun und erleiden werde. Ich erfülle nur, was mir bestimmt wurde. Was könnte mir der Tod anhaben? Man erfährt nur das, was man erfahren soll. Man geht nur jene Wege, die man gehen soll. Man begegnet nur dem Glück oder Unglück, dem man begegnen soll. Wer dies wahrhaft erkennt, wird sich nicht in Verzweiflung verlieren. Wer in Glück und Unglück zufrieden ist, gilt überall als Bester seiner Art.


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