Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 189 - Über die Taten der vier Kasten

Bharadwaja fragte:
Durch welche Taten wird man ein Brahmane? Durch welche Taten, oh Bester der Zweifachgeborenen, wird man ein Kshatriya, ein Vaisya oder ein Shudra? Belehre mich darüber, oh Erster der Redner.

Bhrigu sprach:
Brahmane wird genannt, wer durch entsprechende Riten initiiert wurde, im Verhalten rein und dem Studium der Veden gewidmet ist, wer die sechs wohlbekannten Taten übt (Waschungen, Mantrarezitation, Opferriten, Götterverehrung, Gastfreundschaft und Ahnenverehrung), wer alle frommen Taten beachtet, wer nie ißt, bevor die Götter und Gäste versorgt wurden, wer seinen Lehrer verehrt und stets den Gelübden und der Wahrhaftigkeit hingegeben ist. So gilt man als Brahmane, wenn Wahrheit, Hingabe, Gewaltlosigkeit, Mitgefühl, Scham, Wohlwollen und Entsagung in einem wohnen. Wer sich mit der Kriegskunst beschäftigt, die Veden studiert, Wohltätigkeit übt und Reichtum ansammelt, wird Kshatriya genannt. Wer seinen Ruhm aus Handel, Viehhaltung und Landwirtschaft erntet und damit Reichtum erwirbt, wer sich gerecht verhält und die Veden studiert, wird Vaisya genannt. Wer gern jegliche Nahrung ißt und jeglichen Dienst verrichtet, wer ohne innere Reinigung lebt und keine Veden studiert, der wird als Shudra bezeichnet. Wenn diese Eigenschaften nicht erkennbar sind, ist ein Shudra kein Shudra, wie auch ein Brahmane ohne die oben genannten Eigenschaften kein Brahmane ist.

Man sollte mit jedem Mittel die Habgier und den Zorn zurückhalten. Zusammen mit der Selbstzügelung sind dies die höchsten Ziele der Lebenserfahrung. Diese zwei Leidenschaften (Begierde und Zorn) sollte man mit ganzem Herzen überwinden. Wo sie erscheinen, zerstören sie das höchste Wohlergehen. Man sollte seinen Wohlstand stets vor Unzufriedenheit beschützen, seine Askese vor dem Stolz, seine spirituellen Erfahrungen vor Lob und Tadel und seine Seele vor Schuld und Unwahrheit. Ein intelligenter Mensch, oh Zweifachgeborener, der alle Handlungen ohne persönlichen Wunsch nach den Früchten vollbringt und dessen ganzer Reichtum der Wohltätigkeit dient, ohne etwas Eigenes zurückzubehalten, der ist ein wahrhaft Entsagender. Man sollte als ein Freund aller Wesen leben und niemanden verletzen wollen. Jegliche Anhaftung lösend, sollte man mithilfe der Selbsterkenntnis die Begierde und Leidenschaft überwinden. So kann man im Selbst (der Höchsten Seele) leben, wo es keine Sorgen mehr geben kann. Dann verweilt man ohne Angst in dieser Welt und erreicht einen furchtlosen Bereich in der kommenden.

Ein Asket sollte stets der Entsagung gewidmet sein, alle Leidenschaften im Leben zügeln, das Gelübde der Schweigsamkeit beachten, den Blick nach innen konzentrieren, voller Achtsamkeit die unbesiegten Sinne besiegen und ohne Anhaftung sein in einer Welt voller Anhaftung. Alle Objekte, die durch die Sinne wahrgenommen werden können, werden manifest (entfaltet) genannt. Alles jedoch, was unmanifest (unentfaltet) ist und jenseits der Sinneswahrnehmung liegt, kann nur durch tiefgründige Erkenntnis erfahren werden. Danach sollte man suchen. Mit der Unruhe der Gedanken wird man diese subtile Sicht allerdings nie erreichen können. Deshalb sollte man sich in der Stille halten. Das Denken sollte man im Prana (dem Atem) verankern und das Prana im Brahman. Indem man alle persönlichen Anhaftungen löst, wird man mit dem Brahman verschmelzen (was man auch Nirwana nennt). Welches höhere Ziel wäre zu erreichen? Ein Brahmane kann auf dem Pfad der Entsagung leicht zum Brahman gelangen. So sind die Zeichen eines Brahmanen Reinheit, Wohlwollen und Mitgefühl zu allen Wesen.


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