Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 89 - Über die Bewahrung der Herrschaft

Bhishma sprach:
Laß in deinem Reich nicht jene Bäume abschlagen, die eßbare Früchte hervorbringen. Denn Früchte und Wurzeln sind die Nahrung der Brahmanen. Die Weisen haben dies als ein Gebot der Religion erklärt. Was nach der Speisung der Brahmanen übrigbleibt, mag dem restlichen Volk gehören. Niemand sollte irgendetwas nehmen, wodurch er die Brahmanen verletzt. Wenn ein Brahmane aus Mangel an Lebensunterhalt ein Königreich aufzugeben wünscht, sollte ihm der König persönlich voller Zuneigung und Respekt die Mittel des Unterhalts darbringen. Wenn er dann trotzdem noch gehen möchte, sollte er sich zur Versammlung der Brahmanen begeben und sprechen: „Dieser Brahmane möchte das Königreich verlassen. In wem soll dann mein Volk eine Autorität finden, um sie geistig zu führen?“ Wenn er danach immer noch ausreisen möchte und irgendetwas spricht, dann mag der König ihm erwidern: „Vergiß das Vergangene!“ Das, oh Sohn der Kunti, ist ewig königliche Pflicht. Dann sollte er fortfahren: „Wahrlich, oh Brahmane, manche Leute sagen, daß nur soviel einem Brahmanen zugeteilt werden sollte, daß er genügend zum Leben hat. Ich akzeptiere diese Meinung nicht. Ich denke, wenn sich ein Brahmane bemüht, ein Königreich wegen mangelnder Versorgung durch den König zu verlassen, dann sollte er alle gewünschten Mittel erhalten. Selbst wenn er beabsichtigt im Luxus zu leben, sollte man ihn dennoch bitten zu bleiben und mit all diesen Dingen beschenken.“ Denn Landwirtschaft, Viehhaltung und Handel versorgen alle Menschen mit den Mitteln für das weltliche Leben. Doch die Kenntnisse der Veden versorgen sie mit den Mitteln zum Erreichen des Himmels. Wer deshalb versucht, das Studium der Veden und die vedischen Wege zu behindern, sollte als Räuber betrachtet werden. Um diese zu bekämpfen, haben die Brahmanen die Kshatriyas geschaffen. So unterwirf deine Feinde, beschütze deine Untertanen, verehre die Götter durch Opfer und kämpfe voller Mut, oh Freude der Kurus!

Ein König sollte jene beschützen, die Schutz verdienen. Dies ist der Beste unter allen Herrschern. Jene Könige, die ihre Aufgabe des Schutzes nicht erfüllen, führen ein eitles Leben. Zum Wohle all seiner Untertanen sollte sich der König immer bemühen ihre Taten und Gesinnungen zu beobachten, oh Yudhishthira, und dafür Spione und Geheimagenten nutzen. Hege dein Volk, indem andere durch dich beschützt werden, du durch andere, andere durch andere und du durch dich selbst! Sich selbst beschützend, sollte der König die Erde bewahren. Denn gelehrte Menschen sagen, daß alles seine Wurzel im Selbst hat. Der König sollte stets folgendes bedenken: „Was sind meine Schwächen? Welche schlechten Gewohnheiten habe ich? Wo ist die Quelle meiner Schwäche? Was ist die Ursache für meine Fehler?“ Der König sollte geheime und vertraute Agenten durch das Königreich wandern lassen, um festzustellen, ob sein bisheriges Verhalten vom Volk akzeptiert wird oder nicht. Wahrlich, er sollte herausfinden, ob sein Verhalten allgemein gelobt wird, ob es für die Leute der Provinzen annehmbar ist, und ob er es schafft, einen guten Ruf in seinem Königreich zu bewahren. Unter den Tugendhaften, Weisen, Mutigen, Fremden, Dienern, Ministern, Unabhängigen und Kritikern solltest du nie zum Gegenstand der Mißachtung werden, oh Yudhishthira. Doch kein Mensch, oh Herr, wird es je schaffen, daß alle Menschen in der Welt eine gute Meinung von ihm haben. Jeder hat Freunde, Feinde und neutral Gesinnte, oh Bharata.

Yudhishthira fragte:
Wie erwirbt man Überlegenheit unter Helden, die alle gleich an Armkraft und Vollkommenheit sind? Und wie kann er erfolgreich über sie herrschen?

Bhishma sprach:
Beweglichere Wesen (Tiere) verschlingen die Unbeweglicheren (Pflanzen). Tiere mit Zähnen verschlingen die Zahnlosen. Zornige Giftschlangen verschlingen kleinere Arten. So herrscht auch unter Menschen der starke König über die schwächeren. Dabei sollte der König, oh Yudhishthira, stets achtsam gegenüber seinem Volk und seinen Feinden sein. Wenn er unachtsam wird, fallen sie über ihn her wie die Geier. Sei wachsam, oh König, daß die Vaisyas in deinem Reich sowie die durchreisenden Händler, die in den Wäldern und unzugänglichen Gegenden schlafen, nicht zu sehr durch die auferlegten Steuern gequält werden. Laß deine Bauern nicht unter zu schwerem Druck dein Königreich verlassen. Denn jene, welche die Lasten des Königs tragen, ernähren auch die anderen Bewohner des Königreichs. Laß durch deine Gaben (und dein Wirken), oh König, in dieser Welt die Götter, Ahnen, Menschen, Nagas, Rakshasas, Vögel und Tiere leben! Dies, oh Bharata, ist der Weg, um ein Königreich zu regieren und seine Herrscher zu schützen. Diesbezüglich werde ich dir im Folgenden ein Gespräch berichten, oh Sohn des Pandu.


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