Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 47 - Krishna meditiert über Bhishma

Yudhishthira sprach:
Wie sonderbar, oh unermeßlich Kraftvoller, daß du in Meditation vertieft bist! Oh große Zuflucht des Weltalls, ist mit den drei Welten alles in Ordnung? Wenn du, oh Gott, dich (von der Welt) zurückziehst, oh Bulle unter den Männern, um den vierten Zustand anzunehmen, füllt sich mein Geist mit größtem Erstaunen. (Gewöhnlich gibt es drei Bewußtseinszustände: traumhaftes Wachen, traumhaftes Schlafen und traumloses Schlafen. Der vierte Zustand ist das traumlose Wachen, auch Turiya genannt, und das Ziel der Yogis.) Die fünf vitalen Winde, die im Körper wirken, hast du gezügelt und beruhigt. Deine lichtvollen Sinne hast du im Denken konzentriert und Rede und Denken, oh Govinda, in der höheren Vernunft. Wahrlich, so wurden all deine Sinne in deine Seele zurückgezogen. Die Härchen sträuben sich auf deinem Körper. Denken und Wahrnehmung sind beide still. Du bist jetzt, oh Madhava, ebenso unbewegt, wie ein Opferpfahl oder ein Stein. Oh ruhmreicher Gott, du bist ruhig wie eine Flamme an einem windstillen Ort, oder so unbewegt wie ein mächtiger Felsen. Wenn es für mich gut wäre, den Grund zu erfahren, und es kein Geheimnis von dir ist, dann bitte ich dich, oh Gott, zerstreue meine Zweifel und gewähre mir diese Gunst. Du bist der Schöpfer und Zerstörer. Du bist vergänglich und unvergänglich. Du bist ohne Anfang und Ende. Du bist das Erste und Höchste Wesen. Oh Bester aller Gerechten, offenbare mir die Ursache dieser Meditation. Ich erbitte deine Gunst und bin dein ergebener Verehrer, der sich demütig vor dir verneigt.

So angesprochen, rief der berühmte jüngere Bruder von Indra seinen Geist, das Denken und die Sinne in ihre gewöhnliche Sphäre zurück und antwortete mit einem sanften Lächeln.

Vasudeva sprach:
Der Tiger unter den Männern, Bhishma, der jetzt auf einem Bett aus Pfeilen liegt und einem Feuer gleicht, das am Erlöschen ist, denkt an mich. So habe ich auch meinen Geist auf ihn konzentriert. Auf ihn, dessen sirrende und schlagende Bogensehne selbst Indra nicht ertragen konnte, war mein Geist gerichtet. Auf ihn, der alle versammelten Könige (zur Gattenwahl der Töchter des Königs von Kasi) in kürzester Zeit besiegte und die drei Prinzessinnen für die Ehe seines Bruders Vichitravirya entführte, war mein Geist gerichtet. Auf ihn, der für dreiundzwanzig Tage mit Parasurama aus dem Bhrigu Stamm gekämpft hatte und unbesiegt blieb, war mein Geist gerichtet. Alle seine Sinne gesammelt, konzentrierte Bhishma seinen Geist mit der Hilfe der Vernunft und suchte dadurch Zuflucht bei mir. So habe ich auch meinen Geist auf ihn konzentriert. Auf ihn, den die Ganga empfing und zur Welt brachte gemäß den gewöhnlichen menschlichen Gesetzen und den Vasishta als sein Schüler annahm, war mein Geist gerichtet. Auf diesen Helden mit der mächtigen Energie und großen Intelligenz, der alle himmlischen Waffen kennt, wie auch die vier Veden mit ihren Zweigen, war mein Geist gerichtet. Oh Sohn des Pandu, auf ihn, dem Lieblingsschüler von Parasurama, dem Sohn von Jamadagni, der ein reicher Hort des Wissens ist, war mein Geist gerichtet. Auf ihn, den Ersten aller Kenner von Tugend und Pflicht, der die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft durchschaut, war mein Geist gerichtet. Wenn dieser Tiger unter den Königen durch seine Verdienste zum Himmel aufsteigt, wird die Erde, oh Sohn der Pritha, wie eine mondlose Nacht erscheinen (in ihrer Unwissenheit). Deshalb, oh Yudhishthira, nähere dich demütig dem Sohn der Ganga mit der furchterregenden Heldenkraft und befrage ihn darüber, was du zu erfahren wünschst. Oh Herr der Erde, befrage ihn über die vier Zweige des Wissens (bezüglich Tugend, Gewinn, Liebe und Erlösung), über die Opfer und die Riten, welche den vier Kasten bestimmt wurden, über die vier Lebensweisen und über die umfangreichen königlichen Aufgaben. Wenn Bhishma, dieser Erste der Kurus, aus der Welt verschwindet, wird immenses Wissen mit ihm vergehen. Aus diesem Grunde dränge ich dich (jetzt zu ihm zu gehen).

Diese wohlgemeinten Worte mit hoher Bedeutung von Vasudeva hörend, antwortete der rechtschaffene Yudhishthira mit tränenerstickter Stimme:
Was du, oh Madhava, über das hohe Ansehen von Bhishma gesprochen hast, ist vollkommen wahr. Ich habe nicht den geringsten Zweifel daran. Wahrlich, ich habe über die hohe Glückseligkeit wie auch die Größe dieses berühmten Bhishma von hochbeseelten Brahmanen gehört. Du, oh Feindevernichter, bist der Schöpfer aller Welten. Deshalb kann, oh Licht der Yadavas, nicht der geringste Zweifel an deinen Worten sein. Wenn dein Herz zu diesem Segen neigt, oh Madhava, dann sollten wir unter deiner Führung zu Bhishma gehen. Wenn sich der göttliche Surya wieder nach Norden wendet (zur Wintersonnenwende), wird Bhishma diese Welt für jene Bereiche der Seligkeit verlassen, die er gewonnen hat. Dieser Nachkomme des Kuru verdient deshalb eine geistige Sicht auf dich, oh Starkarmiger. Bhishma möge diese große Sicht erhalten, auf dich als Höchste Gottheit, auf dich als ewig Vergänglichen und Unvergänglichen. Denn wahrlich, du bist es, oh Herr, in dem diese ganze Schöpfung ausgebreitet ist.

Vaisampayana fuhr fort:
Als Krishna diese Worte vom gerechten König Yudhishthira hörte, sprach der Madhu Vernichter zu Satyaki, der neben ihm saß: „Laß meinen Wagen anspannen!“ Daraufhin verließ Satyaki schnell die Seite von Kesava und ging hinaus, um Daruka zu befehlen: „Laß den Wagen von Krishna vorbereiten!“ Nach diesen Worten von Satyaki spannte Daruka schnell den Wagen von Krishna an. Dieses Erste aller Fahrzeuge, das mit Gold und Unmengen von Smaragden, Mond- und Sonnenjuwelen verziert ist, das goldbedeckte Räder hat und in seiner Herrlichkeit wie die Morgensonne strahlt, das schnell wie der Wind ist, das eine wunderschöne Standarte besitzt, auf der sich Garuda niederläßt, das mit zahlreichen Bannern farbenfroh erglänzt und das unter anderen von den gedankenschnellen und goldgeschmückten Rossen Sugriva und Saivya gezogen wird. Und als sie angespannt waren, oh Tiger unter Königen, informierte Daruka mit gefalteten Händen Krishna, daß nun alles bereit sei.


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