Pushpak Mahabharata Buch 1Zurück WeiterNews

Kapitel 155 - Bhima fordert Hidimba zum Kampf

Doch Hidimba, diesem Kämpfer unter den Rakshasas, dauerte es zu lange, bis seine Schwester wiederkam und so stieg er vom Baum hinab und begab sich selbst dahin, wo die Pandavas schliefen. Mit seinen roten Augen, starken Armen, seinem abstehendem Haar, dem großem, weitgeöffneten Mund mit den langen, spitzen Zähnen und seinem dunklen Körper war er schrecklich anzusehen. Seine Schwester Hidimba war sehr beunruhigt, als er näher kam, und sie sprach zu Bhima: „Der gemeine Menschenfresser kommt zornig zu uns. Ich flehe dich an, mit deinen Brüdern meinem Rat zu folgen. Oh du Tapferer, ich verfüge über Rakshasa Kräfte und kann überall hingehen. Setz dich auf meine Hüfte, und ich werde euch alle durch die Lüfte davontragen. So bitte, du Feindebezwinger, weck deine Brüder und deine Mutter auf, die noch ruhig schlafen. Ich werde euch alle tragen und mit euch durch die Himmel reisen.“ Doch Bhima sprach: „Oh du mit den schönen Hüften, fürchte nichts. Ich bin mir sicher. So lang ich hier bin, gibt es keinen Rakshasa, welcher die Schlafenden verletzen kann. Oh du mit der schlanken Taille, ich werde diesen Menschenfresser vor deinen Augen töten. Dieser schlimme Rakshasa ist für mich kein würdiger Gegner, du Zarte. Selbst alle Rakshasas zusammen könnten der Kraft meiner Arme niemals widerstehen. Schau nur auf meine starken Arme. Jeder gleicht dem Rüssel eines Elefanten. Und schau auf meine Oberschenkel, die eisernen Keulen gleichen, und auf meine breite und unnachgiebige Brust. Oh du Schöne, noch heute sollst du Zeuge meiner Indra gleichenden Macht werden. Unterschätze mich nicht, indem du denkst, daß ich nur ein Mensch bin, du mit den schönen Hüften.“ Und Hidimba antwortete ihm: „Oh du Tiger unter den Männern, du himmlisch Schöner, niemals würde ich dich unterschätzen. Doch ich weiß um die Macht, die Rakshasas über Menschen ausüben.“

Vaisampayana fuhr fort:
Der wütende menschenfressende Rakshasa hörte Bhimas Worte und erblickte seine Schwester in menschlicher Form. Ihr Haupt war mit Blumengirlanden geziert, ihr Gesicht wie der volle Mond und Augenbrauen, Nase, Augen und Ringellöckchen von der hübschesten Form. Die Fingernägel und ihre Haut hatten die zarteste Farbtönung. Sie trug alle Arten von Schmuck und war in die feinsten, durchsichtigen Gewänder gehüllt. Als der Menschenfresser sie in dieser verführerischen, menschlichen Gestalt erblickte, ahnte er, daß sie sinnliches Begehren erfüllte, und er empörte sich. Ärgerlich riß er seine Augen auf und sprach zu seiner Schwester: „Welche närrische Kreatur wirft mir Hürden in den Weg, wenn ich hungrig bin? Bist du so unsinnig geworden, oh Hidimba, daß du meinen Zorn nicht fürchtest? Schande über dich, du unkeusche Frau! Sogar jetzt sehnst du dich nach sinnlicher Lust und willst mich beleidigen! Du bist gerade dabei, den guten Namen und alle Ehre deiner Rakshasa Ahnen zu opfern. Doch diejenigen, für deren Wohl du mich kränken willst, werde ich sofort und mit dir zusammen umbringen.“ Mit knirschenden Zähnen und zornesroten Augen rannte Hidimba auf seine Schwester zu, um sie zu töten. Doch Bhima, dieser beste und kraftvolle Kämpfer, hielt ihn tadelnd auf: „Halt ein! Halt ein!“

Lächelnd sprach er zum wütenden Rakshasa:
Oh Hidimba, es ist nicht nötig, die hier so ruhig Schlafenden zu wecken. Oh du gemeiner Menschenfresser, stell dich mir zuerst und verlier keine Zeit. Kämpfe mit mir, denn es ist nicht angebracht, eine Frau zu töten, besonders wenn sie selbst nicht gesündigt hat, sondern zur Sünde getrieben wurde. Dieses Mädchen ist wahrlich nicht verantwortlich für ihren Wunsch, sich mit mir zu vereinen. Sie wurde vom Gott des Begehrens dazu veranlaßt, welcher jedes lebende Wesen durchdringt. Du bist ein hinterhältiger und niederträchtiger Rakshasa. Auf deinen Befehl hin kam deine Schwester hierher. Als sie mich sah, begehrte sie mich. Das zarte Mädchen hat dir nichts getan. Es ist die Schuld des Liebesgottes, und es steht dir nicht zu, sie für seine Tat zu verletzen. Außerdem sollst du gemeiner Schuft keine Frau anrühren, solange ich hier bin. Komm zu mir und kämpfe mit mir allein. Ich allein werde dich ins Reich Yamas senden. Oh Rakshasa, dein Kopf soll durch meine Macht ins Unförmige zermalmt werden, wie durch den Tritt eines gewaltigen Elefanten. Laß Krähen, Falken und Schakale freudig deine Glieder auf dem Boden zerfleischen, nachdem ich dich getötet habe. Noch heute werde ich diesen Wald, der so lange von dir Menschenfresser vergiftete wurde, von Rakshasas befreien. Deine Schwester soll sehen, wie ich dich Bergesgroßen hin und herzerre, so wie sich Elefant und Löwe bekämpfen. Und nachdem ich dich getötet habe, werden die Menschen diesen Wald wieder sicher und ohne Furcht durchwandern.

Darauf entgegnete Hidimba:
Wozu das Rühmen und das Prahlen, du Mensch? Vollbringe erst deine Taten, und dann kannst du dich mit ihnen brüsten. Fang nur an. Du meinst, daß du stark und mächtig bist. So zeige deine Stärke sogleich in einem Zweikampf mit mir. Bis dahin werde ich diese hier nicht töten. Laß sie ruhig schlafen. Denn dich werde ich zuerst töten, du Narr mit der bösen Rede auf der Zunge. Und wenn ich dein Blut getrunken haben, werde ich die anderen töten und zum Schluß meine Schwester, die mich beleidigt hat.

Nach diesen Worten rannte der Menschenfresser mit ausgestreckten Armen zornig auf Bhima zu. Schnell ergriff Bhima mit großer Kraft und wie im Spiel die Arme des angreifenden Rakshasa. Gewaltsam packte er den zappelnden Dämonen und zerrte ihn ganze zweiunddreißig Ellen fort, wie ein Löwe ein kleines Tier davonträgt. Als der Rakshasa Bhimas Stärke so schwer zu spüren bekam, wurde er ärgerlich, schlug auf Bhima ein und sandte ein gräßliches Gebrüll aus. Doch der mächtige Bhima zog ihn immer weiter fort, damit das Geschrei seine schlafenden Brüder nicht wecken würde. Sich gegenseitig schlagend und ziehend begannen Bhima und Hidimba nun ihre Kräfte zu messen. Sie kämpften wie zwei wütende und voll ausgewachsene Elefanten miteinander, zerbrachen Bäume und zerrissen viele ringsum wachsende Kletterpflanzen dabei. Bei dem Kampfeslärm erwachten die Pandavas, diese Tiger unter den Männern, und auch ihre Mutter und erblickten die schöne Hidimba, wie sie vor ihnen saß.


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