Pushpak Mahabharata Buch 1Zurück WeiterNews

Kapitel 156 - Bhima tötet den Rakshasa Hidimba

Als die Erwachten der außergewöhnlichen Schönheit Hidimbas gewahr wurden, staunten sie sehr. Kunti betrachtete die Schöne und sprach sie mit lieblichen Worten beruhigend an: „Oh du mit dem Glanz einer himmlischen Tochter, wer bist du und zu wem gehörst du? Oh du mit dem reizendsten Gesicht, woher kommst du und warum bist du hier? Bist du eine Göttin dieser Wälder oder eine Apsara? Erzähl mir alles über dich und warum du hier bei uns sitzt.“ Hidimba antwortete: „Dieser weite Wald, den du um dich wie eine große Wolke erblickst, ist das Heim eines Rakshasa namens Hidimba. Und so heiße ich auch. Oh schöne Dame, wisse, ich bin die Schwester dieses Rakshasa. Verehrte Dame, mein Bruder sandte mich her, dich und alle deine Kinder zu töten. Doch auf Befehl meines Bruders hier angekommen, erschaute ich deinen mächtigen Sohn von der Farbe reinen Goldes. Der Liebesgott (Manmatha) brachte mich sogleich unter die Kontrolle deines Sohnes, gesegnete Dame, denn er durchdringt die Natur aller Wesen. Obwohl ich mein Bestes versuchte, diese Leidenschaft zu unterdrücken, gelang es mir nicht. Im Geiste erwählte ich deinen mächtigen Sohn zum Ehemann und versuchte mein Bestes, euch hier fortzubringen. Doch dein Sohn erlaubte es nicht. Als der Menschenfresser meine Verspätung bemerkte, kam er her, um alle hier zu töten. Doch dein mächtiger und kluger Sohn, mein (erwählter) Gatte, zerrte ihn gewaltsam fort. Schaut auf das Paar, ein Mann und ein Dämon! Beide sind stark und mächtig, schleifen sich gegenseitig im Kampf und erfüllen die ganze Gegend mit ihrem Kampfgeschrei.“

Nach diesen Worten erhoben sich Yudhishthira, Arjuna, Nakula und der energiereiche Sahadeva hastig. Sie beobachteten den Kampf zwischen Bhima und dem Rakshasa, wie sie eifrig versuchten, sich wie zwei Löwen gegenseitig zu besiegen und mit großer Kraft rangen und aufeinander einschlugen. Ihre Füße wirbelten Staub auf, so daß man meinen mochte, den Rauch eines Waldbrandes zu sehen. Staubbedeckt glichen ihre beiden gewaltigen Körper zwei hohen, nebelverhangenen Klippen. Als Bhima dem Rakshasa unterlegen schien, sprach Arjuna langsam und mit einem Lächeln auf den Lippen: „Hab keine Furcht, oh Bhima mit den mächtigen Armen, wir haben geschlafen und wußten nichts davon, daß du mit einem schrecklichen Rakshasa kämpfst und müde bist. Doch nun bin ich bereit, dir zu helfen. Laß mich den Rakshasa töten, und Nakula und Sahadeva werden unsere Mutter beschützen.“ Als Bhima dies vernahm, sprach er: „Bleib diesem Kampf fern, oh Bruder. Fürchte nicht um den Ausgang. Kommt er einmal in den Bereich meiner Arme, soll er nicht mit dem Leben davonkommen.“ Doch Arjuna sprach erneut: „Wozu läßt du diesen Rakshasa so lange am Leben, oh Bhima? Oh du Feindebezwinger, wir wollen weiterwandern und nicht länger hier bleiben. Der Osten rötet sich, und die morgendliche Dämmerung kommt herauf. Rakshasas werden stärker im Zwielicht des Tages. Also beeil dich, oh Bhima! Spiel nicht, sondern töte den gräßlichen Rakshasa sogleich! Wenn das Zwielicht kommt, nutzen Rakshasas die Macht der Illusion. Nimm all deine Kraft zusammen.“

Nach dieser Rede Arjunas flammte in Bhima der Zorn auf und er besann sich der Stärke seines Vaters (Vayu) zur Zeit der Auflösung des Universums. Schnell hob er den himmelblauen Körper des Rakshasas vom Boden hoch in die Luft und wirbelte ihn hundertmal herum. Dann sprach er zum Menschenfresser: „Oh Rakshasa, das dir gegebene Denken und deine Sinne waren dir nicht von Nutzen. Vergebens bist du gewachsen und hast dich von unheiliger Nahrung prächtig entwickelt. Du verdienst daher einen unheiligen Tod. Ich werde dich jetzt in Nichts verwandeln und den Wald damit segnen, wie einer, der keine dornigen Pflanzen hat. Du wirst keine Menschen mehr töten und verspeisen!“ In diesem Augenblick sprach Arjuna noch einmal: „Oh Bhima, wenn es dir zu schwer ist, diesen Rakshasa im Kampf zu besiegen, dann laß mich dir helfen. Andererseits töte ihn unverzüglich. Oder laß mich den Rakshasa allein erschlagen. Du bist müde und hast es beinah geschafft. Du hast dir Ruhe wohl verdient.“ Wieder flammte die Wut in Bhima grell auf, und er schleuderte den Rakshasa mit aller Macht zu Boden, als ob er ein Tier wäre. Sterbend schrie der Rakshasa noch einmal gräßlich auf und füllte den ganzen Wald mit dem tiefen Donner einer nassen Trommel. Dann hielt der mächtige Bhima den leblosen Körper in seinen Händen, beugte ihn heftig und zerbrach ihn in der Mitte, sehr zur Zufriedenheit seiner Brüder. Als Hidimba tot war, waren die Brüder sehr glücklich und verloren keine Zeit, Bhima zu dieser großen Tat zu gratulieren. Arjuna ehrte den ruhmreichen Bhima, diesen gewaltigen Feindevernichter, und sprach zu ihm: „Verehrter Held, ich glaube, hier in der Nähe gibt es eine Stadt. Gesegnet seist du, doch laß uns bald von hier fortgehen, damit Duryodhana uns nicht finden möge.“ Alle diese mächtigen Wagenkrieger stimmten zu: „So sei es.“, und machten sich mit ihrer Mutter und von Hidimba gefolgt auf den Weg.


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