Pushpak Mahabharata Buch 1Zurück WeiterNews

Kapitel 148 - Ankunft in Varanavata

Als die Bürger von Varanavata gewahr wurden, daß sich die Söhne Pandus näherten, da fuhren sie ihnen rührig und mit großer Freude in ihren Wagen zu tausenden entgegen, und hatten alle glücksverheißenden Artikel dabei, wie es die Shastren lehren, um diese Besten der Männer zu empfangen. Das Volk von Varanavata grüßte und segnete die Söhne der Kunti, umringten den Troß und riefen „Jaya!“. Von der Volkesschar umgeben schaute Yudhishthira, dieser Tiger unter den Männern, so strahlend aus wie jener, der den Donner in seiner Hand trägt (Indra), inmitten der Schar der Himmlischen. Die Sündenlosen wurden vom Volk begrüßt, grüßten ihrerseits das Volk und betraten die dichtbevölkerte und reichgeschmückte Stadt Varanavata. Zuerst begaben sich die Helden zu den Heimstätten der pflichtgetreuen Brahmanen. Dann besuchten sie die Beamten der Stadt, die Sutas (Wagenlenker), Vaisyas und sogar die Shudras.

Nach zehn Nächten und all den Ehrungen sprach Purochana zu ihnen vom „gesegneten Heim“, obwohl es eher verflucht war. Er führte sie letztendlich in den Palast, der für sie gebaut worden war. Und diese Tiger unter den Männern betraten in ihren kostbaren Gewändern den Palast, wie die Guhyakas den Palast Shivas auf dem Kailash betreten. Purochana bewirtete sie mit Essen und Getränken, sorgte für Teppiche und Ruhemöbel, und alles war von der schönsten und besten Art. In kostbare Gewänder gehüllt lebten die Pandavas von nun an dort, und wurden von Purochana bedient und von den Bürgern Varanavatas geehrt. Während einer Inspektion durch das Haus roch der tugendhafte Yudhishthira sofort das Fett und die geklärte Butter nebst dem Lack und sprach zu Bhima: „Oh du Feindebezwinger, dieses Haus ist wirklich aus leicht entzündlichem Material erbaut. Es ist offensichtlich. Mithilfe vertrauter und geschickter Handwerker hat der Feind diesen Palast auf feinste Weise aus Hanf, Harz, Heu, Stroh und Bambus erbaut, und alles wurde in geklärte Butter getränkt. Dieser hinterhältige Schuft Purochana lebt hier auf Geheiß Duryodhanas, um uns zu verbrennen, wenn er mich ahnungslos wähnt. Doch der kluge Vidura wußte um die Gefahr und hat mich zuvor gewarnt. Aus Zuneigung hat unser jüngster Onkel uns erzählt, daß dieses Haus voller Gefahren ist und daß es insgeheim von Lumpen auf Befehl Duryodhanas errichtet wurde.“

Bhima entgegnete:
Wenn du weißt, daß dieses Haus so leicht brennbar ist, dann wäre es doch gut für uns, wieder dahin zurückzukehren, wo wir vorher unser Quartier hatten.

Doch Yudhishthira meinte:
Es scheint mir besser zu sein, in scheinbarem Vertrauen hier zu bleiben. Doch mit höchster Achtsamkeit und weit geöffneten Augen werden wir auf Mittel zur Flucht sinnen. Wenn Purochana aus unseren Gesichtern lesen kann, daß wir seinen Plan durchschaut haben, dann könnte er uns in einer hastigen Tat unvorbereitet verbrennen. Ja, Purochana kümmert sich wenig um Verleumdung oder Sünde. Er handelt auf Befehl Duryodhanas. Ob unser Großvater Bhishma zornig werden wird, wenn wir in den Flammen umkommen? Doch warum sollte er die Kauravas erzürnen, indem er ihnen seinen Ärger zeigt? Vielleicht können unser Großvater Bhishma und die anderen Bullen des Kuru Geschlechts in Anbetracht der öffentlichen Empörung über eine solch sündige Tat etwas dagegen unternehmen. Wie auch immer, wenn wir aus Furcht vor dem Flammentod von hier fliehen, dann wird Duryodhana in seinem Verlangen nach Herrschaft immer weiter unseren Tod durch heimliche und hinterhältige Anschläge suchen. Wir haben weder einen offiziellen Rang noch Macht. Duryodhana dagegen hat beides. Wir haben keine (im Staat einflußreichen) Freunde und Verbündete. Duryodhana hat sie. Während wir über keinerlei Vermögen verfügen, befehligt Duryodhana den Staatsschatz. Wird er nicht versuchen, uns mit allen Mitteln zu vernichten? Laß uns lieber diesen Schuft Purochana und auch Duryodhana täuschen und einige Zeit im Verborgenen leben. Laß uns lieber ein Leben im Walde führen. Wir werden jagen und über die Erde wandern. Wenn wir dem Feind entkommen sind, können wir allen Wegen vertrauen. Und noch heute werden wir damit beginnen, einen geheimen unterirdischen Tunnel aus unserer Kammer zu graben. Wenn wir dieses Werk im unentdeckt vollenden, wird das Feuer uns niemals verschlingen können. Wir werden hier äußerlich ganz normal leben, aber im Verborgenen alles für unsere Sicherheit tun, so daß weder Purochana noch irgendein Bürger in Varanavata etwas davon bemerken wird.


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