Pushpak Mahabharata Buch 9Zurück WeiterNews

Kapitel 56 - Die Schlacht der Worte und die Omen

Vaisampayana sprach:
Am Anfang, oh Janamejaya, fand ein wilder Kampf der Worte zwischen den beiden Helden statt. Diesbezüglich sprach König Dhritarashtra voller Kummer zu Sanjaya:
Oh Schande auf den Mann, der solch ein Ende nimmt! Mein Sohn, oh Sündloser, war der Herr von elf Akshauhinis an Truppen. Er hatte alle Könige unter seinem Befehl und genoß die Herrschaft der ganzen Erde. Ach, jetzt ist er zum Krieger geworden, der mit geschulterter Keule zu Fuß in den Kampf zieht! Mein armer Sohn, der früher der Beschützer der Welt gewesen war, ist jetzt selbst ohne Schutz. Ach, er mußte zu Fuß mit geschulterter Keule dahinwandern! Was kann das sein außer Schicksal? Ach, oh Sanjaya, groß war wohl der Kummer, den mein Sohn jetzt fühlen mußte!

So klagte dieser Herrscher der Menschen von großem Schmerz gequält und schwieg. Und Sanjaya sprach:
Mit einer tiefen Stimme wie Gewitterwolken brüllte Duryodhana voller Freude wie ein Stier. Damit forderte er mit ganzer Energie den Sohn der Pritha zum Kampf heraus. Als der hochbeseelte König der Kurus auf diese Weise Bhima zum Duell forderte, erschienen verschiedene, unheilvolle Vorzeichen. Heftige Winde begannen laut aufzubrausen, und eine Wolke aus Staub sank herab. Alle Himmelsrichtungen wurden von dichter Dunkelheit verhüllt. Blitze schlugen von allen Seiten mit lautem Krachen ein, und eine große Verwirrung erhob sich, die allen die Haare zu Berge stehen ließ. Hunderte Meteore fielen lautstark vom Himmel herab, und Rahu verschluckte die Sonne zur unrechten Zeit, oh Monarch. Die ganze Erde mit ihren Wäldern und Bäumen bebte. Heiße Winde bliesen und trugen Schauer von harten Kieselsteinen über die Erde. Die Gipfel der Berge stürzten hinab zur Erde, und die Tiere verschiedenster Arten liefen in alle Richtungen davon. Überall heulten schreckliche und wilde Schakale mit flammenden Mäulern, und laute und furchterregende Geräusche hörte man von allen Seiten, welche die Haare zu Berge stehen ließen. Die vier Himmelsrichtungen schienen entflammt zu sein, und zahlreich zeigten sich die unheilverkündenden Tiere. Das Wasser in den Brunnen wühlte sich von selbst auf, und laute Schreie erklangen aus jeder Richtung, oh König, ohne daß man ein Wesen sehen konnte. Angesichts dieser und anderer Vorzeichen sprach Bhima zu seinem ältesten Bruder, dem gerechten König Yudhishthira:
Dieser Duryodhana mit der übelgesinnten Seele wird nicht fähig sein, mich im Kampf zu besiegen. Ich werde heute diesen Zorn ausspeien, den ich lange Zeit in den geheimen Tiefen meines Herzens auf diesen Kuru Herrscher gehegt habe, und ihn verbrennen, wie Arjuna damals den Khandava Wald. Heute, oh Sohn des Pandu, werde ich den Dorn herausziehen, der schon so lange in deinem Herzen bohrt. Indem ich mit meiner Keule diesen sündhaften Schuft des Kuru Stammes schlage, werde ich heute die Girlande des Ruhms um deinen Hals legen. Ich werde diese Kreatur mit den sündhaften Taten heute mit meiner Keule auf dem Schlachtfeld vernichten und seinen Körper in hundert Stücke brechen. Er soll niemals wieder die Stadt betreten, die nach dem Elefanten benannt wurde. Daß er mir im Schlaf die Giftschlange an die Seite legte, daß er mir Gift ins Essen mischte, daß er meinen Körper ins Wasser der Pramanakoti warf, daß er uns im Lackhaus verbrennen wollte, daß er uns in der Versammlungshalle so schwer beleidigte, daß er uns allen Besitz raubte, daß er uns in die Verbannung schickte und daß wir ein Jahr im Verborgenen leben mußten, oh Sündloser, all dieses Leid soll heute sein Ende finden! Indem ich diesen Übeltäter schlage, werde ich an einem einzigen Tag alle Schulden bezahlen, die ich ihm gegenüber habe. Heute hat die Lebenszeit dieses übelgesinnten Sohns von Dhritarashtra mit der ungereinigten Seele ihr Ende erreicht, oh Führer der Bharatas. Nach diesem Tag soll er nie wieder seinen Vater und seine Mutter sehen! Heute, oh Monarch, wird das Glück dieses übelgesinnten Königs der Kurus ein Ende finden. Nach diesem Tag, oh Monarch, soll er nie wieder seine Augen auf die Schönheit der Frauen richten. Noch heute soll diese Schande im Stamm von Shantanu auf der bloßen Erde schlafen und seinen Lebensatem, seinen Wohlstand und sein Königreich verlieren. Noch heute soll König Dhritarashtra vom Untergang seines Sohnes hören und sich an alle schlechten Taten erinnern, die aus dem Geist von Shakuni geboren wurden!

Mit diesen Worten, oh Tiger unter den Königen, stand Bhima voller Energie mit der Keule bewaffnet zum Kampf bereit, wie Indra einst den Asura Vritra herausforderte. Und wie er Duryodhana ebenfalls mit emporgehobener Keule stehen sah, wie der Berg Kailash mit seinem hohen Gipfel, sprach Bhimasena noch einmal zornvoll zu ihm:
Erinnere dich an die sündhaften Taten von dir und König Dhritarashtra damals in Varanavata! Erinnere dich an Draupadi, die während ihrer Periode inmitten der Versammlung mißhandelt wurde! Erinnere dich, wie mein Bruder mit Würfeln von dir und Shakuni beraubt wurde! Erinnere dich an das große Leid, das wir wegen dir in den Wäldern und in der Stadt von Virata ertragen mußten, als wären wir noch einmal in den Mutterleib eingegangen! Für all das werde ich mich heute rächen. Welch ein Glück, oh Übelgesinnter, daß wir uns heute in diesem Kampf begegnen! Wegen dir wurde Bhishma, dieser Erste der Wagenkrieger und Sohn der Ganga voller Heldenkraft, von Sikhandin, dem Sohn des Drupada, geschlagen und liegt nun auf seinem Bett aus Pfeilen! Die Helden Drona, Karna und Shalya sind gefallen! Shakuni, der Sohn von Suvala, diese Wurzel aller Feindschaften, ist tot! Der elende Pratikamin (Saaldiener), der die Locken von Draupadi ergriffen hatte, ist geschlagen! Alle deine tapferen Brüder, die mit großer Tapferkeit kämpften, sind vernichtet! Diese und viele andere Könige sind durch deine Schuld ihrem Untergang begegnet. So sollst auch du heute unter meiner Keule fallen! Daran gibt es keinen Zweifel.

Während Bhima, oh Monarch, diese Worte mit lauter Stimme proklamierte, antwortete dein furchtloser Sohn voll wahrer Heldenkraft:
Wozu diese künstliche Prahlerei? Kämpfe gegen mich, oh Vrikodara! Oh Schuft deines Stammes, heute werde ich deinen Wunsch auf Kampf zerstören. Wisse, du gemeiner Wurm, daß Duryodhana nicht wie eine gewöhnliche Person von einem wie dir verängstigt werden kann! Schon lange hege ich diesen Wunsch in meinem Herzen. Welch ein Glück, daß die Götter heute diesen Keulenkampf zwischen uns beschlossen haben! Doch wozu noch lange Reden und leere Prahlerei, oh Übelgesinnter? Verwirkliche deine Worte in Taten und zögere nicht weiter!

Diese Worte hörend, wurde Duryodhana von den Somakas und anderen Könige, die dort versammelt waren, höchst gelobt. Und so gelobt von allen, sträubten sich seine Härchen vor Freude, und fest setzte er sein Herz auf den Kampf. So beklatschten die Könige deinen zornigen Sohn, wie man einen wütenden Elefanten zum Kampf treibt. Danach erhob der hochbeseelte Bhima, dieser Sohn des Pandu, seine Keule und stürmte wütend gegen deinen hochbeseelten Sohn. Die anwesenden Elefanten trompeteten laut, die Rosse begannen zu wiehern und die Waffen der Pandavas, die sich nach Sieg sehnten, erstrahlten von selbst in vollstem Glanz.


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