Pushpak Mahabharata Buch 9Zurück WeiterNews

Kapitel 51 - Die Geschichte von Dadhichi und seinem Sohn Saraswata

Vaisampayana sprach:
Dort, in dieser Tirtha, oh Bharata, wo der Herr der Sterne vor langer Zeit das Rajasuya-Opfer vollbracht hatte, wurde ein großer Kampf ausgetragen, von dem Taraka die Wurzel des Übels war. Der tugendhafte Balarama badete in dieser Tirtha und machte viele Geschenke, um dann mit gereinigter Seele weiter zur Tirtha des Munis Saraswata zu gehen. Dort lehrte einst nach einer zwölfjährigen Trockenheit der weise Saraswata die Veden vor vielen vorzüglichen Brahmanen.

Da fragte Janamejaya:
Warum, oh Askesereicher, lehrte der weise Saraswata den Rishis die Veden nach zwölfjähriger Trockenheit?

Vaisampayana antwortete:
Vor langer Zeit, oh Monarch, gab es einen höchst intelligenten Weisen voll asketischen Verdienstes. Er wurde unter dem Namen Dadhichi gefeiert. Er hatte die volle Kontrolle über seine Sinne und führte das Leben eines Brahmachari. Doch aufgrund seiner übermäßigen asketischen Entsagung wurde Indra von großer Furcht erfüllt. Aber der Weise konnte auch mit den verlockendsten Verheißungen nicht von seinem Weg abgebracht werden. Schließlich schickte Indra, der Vernichter von Paka, die äußerst schöne und himmlische Apsara namens Alambusha, um den Weisen zu verführen. So erschien diese himmlische Dame an den Ufern der Sarasvati, wo der hochbeseelte Weise die Götter befriedigte, oh Monarch. Und angesichts dieser jungen Dame mit den schönen Gliedern entwich diesem Asketen mit der gereinigten Seele sein Lebenssamen. Er fiel in die Sarasvati, und diese bewahrte ihn voller Sorge. Wahrlich, oh Bulle unter den Männern, dieser Fluß trug den Samen wie in einem Mutterleib. Mit der Zeit wandelte sich der Samen in einen Fötus und der große Fluß bewahrte ihn auch weiterhin, so daß sich ein lebendes Kind entwickeln konnte. Zur rechten Zeit brachte diese Erste der Flüsse das Kind zur Welt und ging damit zum Rishi, oh Herr. Dort fand Sarasvati diesen Besten der Rishis in einer Versammlung, oh Monarch, übergab ihm das Kind und sprach:
Oh zweifachgeborener Rishi, das ist dein Sohn, den ich in meinem Mutterleib für dich getragen habe! Deinen Samen, der beim Anblick der Apsara Alambusha ins Wasser fiel, habe ich aus Verehrung zu dir, oh Rishi, in meinem Mutterleib ausgetragen, wohlwissend, daß deine Energie nicht unfruchtbar vergehen kann. So akzeptiere dieses makellose Kind als deinen Sohn, wie ich es dir übergebe!

So angesprochen, nahm der Rishi das Kind an und fühlte große Freude. Voller Zuneigung, oh Bharata, roch dieser Erste der Brahmanen am Kopf des Kindes und umarmte seinen Sohn. Und zufrieden mit dem Fluß gewährte ihr der große Asket Dadhichi einen Segen und sprach:
All die Viswadevas, Rishis und alle Stämme der Gandharvas und Apsaras sollen künftig großes Glück erfahren, oh Gesegnete, wenn ihnen Opfergaben von deinem Wasser dargebracht werden!

Und nachdem er zur großen Flußgöttin so gesprochen hatte, lobte sie der Weise, zufrieden und voller Heiterkeit, mit folgenden Worten. Höre sie, oh König:
Du hast deinen Ursprung, oh Hochgesegnete, im See des Brahman seit ewigen Zeiten. Alle Asketen mit beständigen Gelübden kennen dich, oh Erste der Flüsse. Stets voll guter Eigenschaften, hast du mir einen großen Dienst getan. So soll dieses vorzügliche Kind von dir, oh Schöngesichtige, unter dem Namen Saraswata bekannt sein! Dein Sohn, der ganze Welten neu erschaffen kann, soll deinen Namen tragen. Wahrlich, so wird dieser große Asket unter dem Namen Saraswata berühmt werden. Während einer zwölfjährigen Trockenheit wird dieser Saraswata, oh Gesegnete, die Veden vor vielen vorzüglichen Brahmanen lehren. Oh segensreiche Sarasvati, durch meine Gnade sollst du, oh Schöne, stets die Erste aller heiligen Flüsse sein!

So lobte der Weise den großen Fluß, nachdem er ihm seinen Segen gewährt hatte. Daraufhin ging die Flußgöttin voller Freude dahin, oh Stier der Bharatas, und nahm dieses Kind mit sich.

Einige Zeit später wanderte Indra anläßlich eines Krieges zwischen den Göttern und Dämonen durch die drei Welten auf der Suche nach Waffen. Doch der große Gott konnte keine Waffen finden, die geeignet waren, die Feinde der Himmlischen zu schlagen. Da sprach Indra zu den Göttern:
Ich kann die großen Asuras nicht zurückschlagen! Wahrlich, ohne die Knochen von Dadhichi können unsere Feinde nicht besiegt werden. Deshalb begebt euch, ihr Besten der Himmlischen, zu jenem Ersten der Rishis und bittet ihn mit den Worten: „Gewähre uns, oh Dadhichi, deine Knochen! Mit ihnen können wir unsere Feinde schlagen.“

Der große Rishi folgte der Bitte und opferte seinen irdischen Körper, ohne zu zögern, oh Führer der Kurus. Mit diesem Dienst für das Wohl der Götter erreichte der Weise viele Bereiche unerschöpflichen Verdienstes. Und mit seinen Knochen veranlaßte Indra voller Freude verschiedene Arten von Waffen zu bauen, wie Donnerkeile, Wurfscheiben, schwere Keulen und Speere.

Dem Schöpfer selbst gleich, war Dadhichi ein Nachkomme des großen Rishi Bhrigu, dem Sohn des Herrn aller Wesen, gezeugt durch strengste Entsagung. Mit kräftigen Gliedern und voller Energie war Dadhichi eines der mächtigsten Geschöpfe in der Welt. So wurde der Kraftvolle für seinen Ruhm gefeiert und war so mächtig, wie der König der Berge. Indra, der Vernichter von Paka, war stets wegen seiner großen Energie besorgt. Doch nun schleuderte er diesen Donnerkeil (aus den Knochen von Dadhichi), der aus der Brahma Energie geboren und mit Mantras gestärkt war, oh Bharata, mit lautem Getöse und schlug neunundneunzig große Helden unter den Daityas und Danavas. Daraufhin begann eine lange und schreckliche Trockenheit, oh König, die sich über zwölf Jahre erstreckte. Während dieses zwölfjährigen Wassermangels flohen die Rishis auf der Suche nach Nahrung in alle Himmelsrichtungen davon, oh Monarch. Und als der Weise Saraswata überall ihre Flucht sah, dachte auch er darüber nach. Doch der Fluß Sarasvati sprach zu ihm:
Du mußt nicht weggehen, oh Sohn, denn ich selbst werde dich hier ausreichend mit Nahrung versorgen, indem ich dir große Fische gebe. Bleibe also hier, oh Rishi!

So angesprochen, lebte der Weise weiterhin an den Ufern der Sarasvati und opferte die Nahrung den Ahnen und Göttern. Er bekam sein tägliches Essen, und so bewahrte er sich selbst und die Veden. Und nachdem diese zwölfjährige Trockenheit vergangen war, baten sich die großen Rishis untereinander um die Rezitation der Veden. Doch auf ihrer langen Wanderung mit hungrigen Mägen hatten sie die Kenntnisse der Veden verloren. Wahrlich, es gab keinen mehr unter ihnen, der noch die heiligen Schriften kannte und verstand. Da geschah es, daß einer von ihnen auf Saraswata traf, diesen Ersten der Rishis, während dieser die Veden mit konzentrierter Aufmerksamkeit las. Er kehrte schnell zur Versammlung der Rishis zurück und sprach zu ihnen von Saraswata mit der unvergleichlichen Herrlichkeit und dem göttergleichen Antlitz, während er im einsamen Wald die Veden rezitierte. Daraufhin kamen alle großen Rishis zu diesem Ort und sprachen gemeinsam zu Saraswata, diesem Ersten der Asketen: „Belehre uns, oh Weiser!“ Und er antwortete ihnen: „So werdet ordnungsgemäß meine Schüler!“ Doch die Versammlung der Asketen sprach: „Oh Sohn, du bist noch so jung an Jahren!“ Daraufhin antwortete er ihnen:
Ich sollte stets so handeln, daß mein religiöses Verdienst keine Schwächung erleiden muß. Wer unwürdig lehrt und wer unwürdig lernt, die gehen beide bald verloren und werden sich einander hassen. Es ist keine Frage der Jahre, der grauen Haare, des Reichtums oder der Verwandtschaft, daß Rishis als verdienstvoll gelten. Nur der unter uns ist groß, der die Veden rezitieren und verstehen kann!

Nach diesen Worten wurden die Munis ordnungsgemäß seine Schüler und empfingen auf rechte Weise von ihm die Veden, um wieder das Dharma und ihre Riten zu praktizieren. 60.000 Munis wurden so zu Schülern des zweifachgeborenen Rishis Saraswata, um die Veden von ihm zu hören. Und voller Verehrung für diesen Weisen, obwohl er noch ein Junge war, brachten ihm die Munis jeder eine Handvoll Darbha-Gras für seinen Sitz.

Vaisampayana fuhr fort:
Balarama, der mächtige Sohn von Rohini und ältere Bruder von Kesava, gab viel Reichtum in dieser Tirtha und ging dann voller Heiterkeit zu einem weiteren Ort, wo einst eine alte Dame lebte, ohne die Riten der Ehe durchgeführt zu haben.


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