Pushpak Mahabharata Buch 9Zurück WeiterNews

Kapitel 50 - Die Geschichte der Tirtha von Asita-Devala

Vaisampayana sprach:
In dieser Tirtha lebte vor langer Zeit ein Rishi mit tugendhafter Seele namens Asita-Devala, der die Aufgaben der Häuslichkeit beachtete. Er war der Tugend gewidmet und führte ein Leben der Reinheit und Selbstzügelung. Voll asketischen Verdienstes war er zu allen Wesen mitfühlend und verletzte niemanden. In Worten, Taten und Gedanken bewahrte er ein ausgeglichenes Verhalten zu allen Wesen. Ohne Zorn, oh Monarch, waren ihm Kritik und Lob einerlei. Mit gleicher Einstellung zu angenehm und unangenehm, war er wie Yama selbst, völlig gerecht. Der große Asket schaute mit gleichen Augen auf Gold und einen Haufen Kieselsteine. Er verehrte täglich die Götter, Gäste und Brahmanen. Er war stets der Gerechtigkeit gewidmet und übte beständig das Brahmacharya Gelübde.

Eines Tages, oh Monarch, kam ein weiser Asket namens Jaigishavya, der als Bettelmönch dem Yoga gewidmet und in Meditation vertieft war, zur Klause von Devala. Und voller Herrlichkeit, oh Monarch, wurde der große Asket durch seine Hingabe zum Yoga mit asketischem Erfolg gekrönt, während er in der Einsiedelei von Devala verweilte. Und wahrlich, während der große Muni Jaigishavya dort wohnte, verehrte Devala ihn voller Aufmerksamkeit als Gast, ohne ihn jemals zu vernachlässigen. So, oh Monarch, verbrachten die beiden damals eine lange Zeit miteinander. Doch irgendwann verloren sie sich wieder aus den Augen. Aber eines Tages, zur Stunde des Mittagessens, oh Janamejaya, kam der weise und rechtschaffene Asket Jaigishavya, der ein Leben als besitzloser Bettler führte, wieder zu Devala, um Almosen zu erbitten. Und angesichts des Wiedererscheinens des großen Asketen in der Gestalt eines Bettlers, zeigte ihm Devala erneut die große Ehre eines Gastes und brachte seine Freude zum Ausdruck. Devala verehrte nun täglich und für viele Jahre seinen Gast, oh Bharata, gemäß seinen Möglichkeiten und entsprechend den Riten, welche die Rishis geboten haben. Eines Tages jedoch, oh König, ergriff ein tiefer Zweifel das Herz des hochbeseelten Devala beim Anblick dieses großen Munis. Er dachte bei sich: „Viele Jahre habe ich mit der Verehrung dieses Asketen verbracht. Dieser müßige Bettler hat jedoch kein einziges Wort zu mir gesprochen!“ Mit diesen Gedanken begab sich der selige Devala (zur Reinigung) zu den Küsten des Ozeans, indem er durch die Lüfte reiste und nur sein irdenes Wassergefäß mitführte. Angekommen an der Küste des Ozeans, diesem Herr aller Flüsse, oh Bharata, sah der hochbeseelte Devala, daß Jaigishavya bereits vor ihm dort angekommen war. Bei diesem Anblick wurde er von großer Verwunderung erfüllt, und er überlegte: „Wie konnte dieser Bettler schneller als ich zum Ozean kommen und seine Waschungen vollenden?“ So dachte der große Rishi Devala, führte dort ordnungsgemäß seine Waschungen durch, um sich zu reinigen, und begann, in der Stille die heiligen Mantras zu rezitieren. Und nachdem Reinigung und stilles Gebet beendet waren, kehrte der selige Devala mit seinem irdenen Wassergefäß zu seiner Einsiedelei zurück, oh Janamejaya. Doch als der Asket ankam, sah er bereits Jaigishavya dort sitzen. Aber der große Asket Jaigishavya sprach kein Wort mit Devala und verweilte in dieser Einsiedelei, als ob er ein Stück Holz wäre.

Nachdem er diesen Asketen, der ein Ozean der Entsagung war, gerade noch im Wasser des Meeres gesehen hatte, erblickte er ihn jetzt bereits in seiner Klause. Angesichts dieser Macht, die Jaigishavya aus dem Yoga der Entsagung schöpfte, begann der intelligenzbegabte Asita-Devala über diese Sache gründlicher nachzudenken, oh König. Wahrlich, dieser Beste der Asketen wunderte sich sehr, oh Monarch, und überlegte: „Wie konnte ich ihn gerade noch am Ozean sehen und jetzt wieder in meiner Klause?“ Mit dieser Frage erhob sich der Asket Devala, der mit den heiligen Mantras wohlbekannt war, von seiner Klause hinauf in den Himmel, um festzustellen, wer dieser Bettelmönch Jaigishavya wirklich war. Devala sah dort die Scharen der himmlischen Siddhas, die in Meditation vertieft waren, und auch Jaigishavya, wie er durch diese Siddhas verehrt wurde. Beständig in seinen Gelübden (als Hausvater) und entschlossen (in seiner Suche), wurde Devala bei diesem Anblick von Unzufriedenheit erfüllt. Daraufhin sah er, wie sich Jaigishavya noch weiter im Himmel bewegte und zum Bereich der Pitris ging. Danach sah Devala, wie der große Asket Jaigishavya in die Region von Yama aufstieg und von dort weiter zur Wohnstätte von Soma (dem Mond). Dann sah er ihn nacheinander die glückseligen Bereiche der Vollbringer großer Opfer besuchen, sowie die Bereiche der Agnihotris und jener Asketen, welche die Darsha und Paurnamasa Opfer durchführen. Aus diesen Bereichen für die Vollbringer von Tieropfern sah ihn der intelligente Devala weiter aufsteigen zu den reinen Regionen, die von den großen Göttern höchst verehrt werden. So erreichte der Bettelmönch den Ort jener Asketen, welche die Opfer namens Chaturmasya, Agnishtoma, Agnishutta oder ähnliche vollbringen. Wahrlich, danach sah Devala, wie er die Regionen jener hohen Weisen betrat, welche das vorzügliche Vajapeya Opfer durchführten und andere, wofür eine Unmenge Gold notwendig ist. Dann ging Jaigishavya zu den Bereichen der Vollbringer des Rajasuya und Pundarika Opfers, sowie in die Regionen jener Ersten der Menschen, die das Pferdeopfer vollbringen oder im Opfer des Kampfes fallen. Wahrlich, Devala sah Jaigishavya auch in den Bereichen derjenigen, welche die Opfer namens Sautramani, Dadasaha und ähnliche durchführen sowie das andere, was so schwer zu vollbringen ist, wo das Fleisch aller lebenden Tiere geopfert wird. Danach sah Devala seinen Gast in die Regionen von Mitra, Varuna, Vrihaspati, der Adityas, Rudras, Vasus und Brahmasatris aufsteigen und sogar in den seligen Bereich (der Kühe) namens Goloka. Und nachdem er durch seine Energie drei weitere Regionen durchquert hatte, erreichte er sogar die Region der Frauen, die ihre Reinheit bewahren und ihren Männern treu sind. Danach, oh Feindevernichter, verlor Asita-Devala den großen Asketen Jaigishavya, der im Yoga vertieft war, aus den Augen. Daraufhin erkannte der selige Devala die Macht von Jaigishavya, die Vorzüglichkeit seiner Gelübde und seinen unvergleichlichen Erfolg im Yoga. Und es fragte der Selbstgezügelte mit gefalteten Händen und ehrfürchtigem Geist jene Besten der Siddhas im Bereich der Brahmasatris:
Ich kann Jaigishavya nicht mehr sehen! Sagt mir bitte, wo dieser energievolle Asket jetzt ist. Das wünsche ich wahrlich zu erfahren, denn groß ist meine Verwunderung.

Und die Siddhas sprachen:
Höre, oh gelübdetreuer Devala, wie wir wahrhaft zu dir sprechen. Jaigishavya ist zum ewigen Bereich von Brahman gegangen.

Vaisampayana fuhr fort:
Als Asita-Devala diese Worte der Siddhas hörte, die im Bereich der Brahmasatris wohnen, versuchte er noch höher aufzusteigen, aber bald fiel er wieder hinab. So sprachen die Siddhas noch einmal zu ihm:
Du bist nicht fähig, oh Devala, dich zur hohen Wohnstätte von Brahman zu erheben, wohin Jaigishavya gegangen ist!

Nach diesen Worten der Siddhas kam Devala von Bereich zu Bereich in der rechten Reihenfolge wieder zur Erde herab. Wahrlich, so begab er sich zu seiner Klause so schnell, wie ein geflügeltes Insekt. Und sobald er seine Einsiedelei betrat, sah er bereits Jaigishavya dort sitzen. Angesichts dieser Yogakraft aus der Entsagung überlegte er mit rechter Vernunft. Dann näherte er sich dem großen Asketen voller Demut, oh König, und sprach zum hochbeseelten Jaigishavya: „Ich wünsche, oh Verehrenswerter, den Weg des Moksha (der Befreiung) zu gehen!“ Als Jaigishavya diese Worte von ihm hörte, belehrte er ihn über den Yoga Weg und die höchste und ewige Aufgabe. Als er Devala fest entschlossen zur Entsagung fand, vollbrachte der große Asket alle Handlungen entsprechend der Riten, die für diesen Weg geboten sind. Doch daraufhin weinten alle Geschöpfe zusammen mit den Ahnen angesichts der Entschlossenheit von Devala, der den Weg zur Befreiung gehen wollte, und sprachen: „Ach, wer wird uns künftig Nahrung geben?“ Als Devala dieses Wehklagen aller Wesen hörte, das die zehn Himmelsrichtungen erfüllte, war er geneigt, auf die Befreiung zu verzichten. Doch daraufhin weinten alle Arten der heiligen Früchte und Wurzeln, der Blumen und Kräuter zu Tausenden, oh Bharata, und sprachen:
Der übelgesinnte und hartherzige Devala will uns zweifellos weiter ausreißen und abschneiden! Ach, nachdem er bereits allen Wesen seine Harmlosigkeit versichert hatte, sieht er jetzt nicht das Unrecht, daß er gedenkt zu tun!

Daraufhin begann dieser Beste der Asketen mithilfe seiner Vernunft tiefgründig nachzudenken und fragte sich: „Welcher dieser beiden Wege ist nun besser: die Befreiung oder die Häuslichkeit?“ Nach langer Überlegung gab Devala den Weg der Häuslichkeit auf, oh Bester der Könige, und betrat den Weg der Befreiung. Und so entschlossen nach tiefgründiger Erkenntnis, erreichte Devala den höchsten Yoga und den höchsten Erfolg, oh Bharata. Die Himmlischen mit Vrihaspati an der Spitze lobten daraufhin Jaigishavya und die Entsagung dieses Asketen. Doch Narada, dieser Erste der Asketen, sprach zu den Himmlischen: „Es gibt wohl keine wahre Entsagung in Jaigishavya, weil er Asita-Devala auf diese Weise mit Bewunderung erfüllt hat!“ Und die Bewohner des Himmels antworteten darauf Narada, der solche herausfordernden Worte gebrauchte:
Sprich nicht so über den großen Asketen Jaigishavya! Es gibt keinen, der diesem Hochbeseelten an Entsagung, Macht und Yoga gleich oder überlegen wäre!

Solcherart war die Macht von Jaigishavya und auch von Asita-Devala. Und das ist der Ort dieser beiden, die Tirtha dieser Hochbeseelten. Auch hier badete der hochbeseelte Träger des Pflugs, der edel Handelnde, und beschenkte die Brahmanen mit Reichtum. Damit sammelte er großes Verdienst und ging weiter zur Tirtha von Soma.


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