Pushpak Mahabharata Buch 9Zurück WeiterNews

Kapitel 48 - Die Geschichte von Sruvavati und Indra

Vaisampayana sprach:
Balarama ging (wie bereits gesagt) zur Tirtha namens Vadarapachana weiter, wo viele Asketen und Siddhas wohnten. Dort übte einst Sruvavati strengste Entsagung, die Tochter von Bharadwaja, die auf Erden an Schönheit unvergleichlich war. Sie war eine Jungfrau, die das Leben einer Brahmacharin führte. Diese schöne junge Dame beachtete verschiedenste Gelübde und übte die strengste Buße, vom Wunsch bewegt, den Herrn der Himmlischen als ihren Ehemann zu gewinnen. Viele Jahre vergingen, oh Erhalter des Kuru Stammes, während diese junge Dame beständig all die vielen Gelübde beachtete, die gerade für Frauen äußerst schwierig zu üben sind. Schließlich war Indra, der verehrenswerte Vernichter von Paka, zufrieden mit ihr aufgrund ihres Verhaltens, ihrer Entsagung und des hohen Respekts, den sie für ihn hegte. So kam der mächtige Herr der Himmlischen zu dieser Klause, indem er die Gestalt des hochbeseelten und zweifachgeborenen Rishis Vasishta annahm. Als sie diesen Ersten der Asketen mit der strengen Askese erblickte, da verehrte sie ihn gemäß den Riten der Asketen, oh Bharata. Und wohlerfahren in den Gelübden, sprach die verheißungsvolle junge Dame mit ihrer süßen Stimme:
Oh Verehrenswerter, oh Tiger unter den Asketen, gebiete mir, oh Herr, was ich für dich tun kann! Oh Gelübdereicher, ich will dir gemäß meiner Kraft dienen. Ich werde dir jedoch nicht meine Hand geben aufgrund meiner Verehrung für Indra. Denn ich bemühe mich, Indra, den Herrn der drei Welten, mit beständigen Gelübden und asketischer Buße zu erfreuen!

Nach ihren Worten lächelte der berühmte Gott, als er seine Augen auf sie richtete, und antwortete in Anbetracht ihrer Gelübde mit freundlichen Worten:
Du übst Entsagung der strengsten Art! Das ist mir wohlbekannt, oh Gelübdetreue. So sollst du auch das Ziel erreichen, das du in deinem Herzen hegst und für dessen Erreichung du dich bemühst, oh Schöngesichtige. Denn alles ist durch Entsagung erreichbar. Alles beruht auf Entsagung. Alle Bereiche der Glückseligkeit, die den Göttern gehören, oh Bezaubernde, können durch Entsagung erreicht werden. Entsagung ist die Wurzel der großen Glückseligkeit. Jene Menschen, die ihren irdischen Körper ablegen, nachdem sie beständige Entsagung geübt haben, erhalten den Status der Götter, oh Vorzügliche. So höre meine Worte und folge ihnen: Koche mir, oh gesegnete Dame mit den ausgezeichneten Gelübden, fünf Jujube-Früchte (als meine Gastbewirtung)!

Nachdem der verehrenswerte Vernichter von Vala diese Worte gesprochen hatte, ging er zu einer ausgezeichneten Tirtha nicht weit von dieser Klause, um bestimmte Mantras im Geiste zu rezitieren. Diese Tirtha wurde daraufhin in den drei Welten unter dem Namen von Indra bekannt, oh Ehrenwerter. Wahrlich, Indra handelte solcherart, um die Hingabe der jungen Dame zu prüfen und das Kochen der Jujube-Früchte zu verhindern. Und die junge Dame, oh König, begann ihre Aufgabe, nachdem sie sich gereinigt hatte, und saß mit gezügelter Rede und ganzer Aufmerksamkeit, ohne die geringste Trägheit. So versuchte die junge Dame mit den hohen Gelübden, diese Jujube-Früchte zu kochen. Während sie bei ihrer Aufgabe saß, oh Bulle unter den Männern, ging der Tag zur Neige, aber die Früchte zeigten keinerlei Anzeichen, weich zu werden. Das Brennholz, das sie gesammelt hatte, war bald verbraucht. Und als sie das Feuer aufgrund des fehlenden Brennstoffes schwinden sah, begann sie, ihre eigenen Glieder zu verbrennen. Zuerst legte die schöne Jungfrau ihre Füße ins Feuer, und so saß die sündlose junge Dame unbewegt, während ihre Füße brannten. Das makellose Mädchen ertrug gelassen den Schmerz ihrer brennenden Füße, denn sie vollbrachte diese schwer auszuführende Tat zum Wohle des Rishis (der ihr Gast war). Ihr Gesicht zeigte bei diesem sonst so leidvollen Prozeß keinerlei Regung, noch fühlte sie irgendwelche Trauer diesbezüglich. Im Gegenteil, während sie ihre Glieder ins Feuer hielt, fühlte sie so viel Heiterkeit, als ob sie im kühlen Wasser badete. Sie trug allein die Worte des Rishi in ihrem Geist: „Koche diese Jujube-Früchte für mich!“ Und so folgte die verheißungsvolle junge Dame diesen Worten des großen Rishis und kochte die Früchte immer weiter, obwohl sie nicht weich werden wollten, oh König. So verbrannte der verehrenswerte Agni sogar ihre Füße, doch die Jungfrau fühlte nicht den geringsten Schmerz dabei. Diese Tat von ihr bezeugend, war der Herr der drei Welten höchst zufrieden. Er offenbarte sich daraufhin der jungen Dame in seiner ureigenen Form. Und Indra, der Führer der Himmlischen, sprach dann zu dieser Jungfrau mit den strengen Gelübden:
Ich bin wahrlich zufrieden mit deiner Hingabe, deiner Entsagung und deinen Gelübden. Deshalb soll der Wunsch, den du im Herzen hegst, oh Liebste, in Erfüllung gehen! Lege deine irdische Körperlichkeit ab, und du sollst, oh Gesegnete, im Himmel mit mir leben! Und diese Einsiedelei soll die Erste der Tirthas in dieser Welt werden, die von jeder Sünde reinigen kann, oh Schönäugige, und den Namen Vadarapachana tragen. Sie soll in den drei Welten gefeiert und von den großen Rishis gelobt werden. In dieser besten Tirtha, oh verheißungsvolle, sündlose und höchst gesegnete Dame, haben die sieben Rishis einst Arundhati verlassen (eine ihrer Ehefrauen), als sie zum Himavat gingen. Diese höchst Gesegneten mit den beständigen Gelübden wanderten dahin, um Früchte und Wurzeln zu ihrer Ernährung zu sammeln. Denn es gab eine Trockenheit, die sich über zwölf Jahre erstreckte, und so lebten sie in einem Wald des Himavat, um dort ihre Nahrung zu beschaffen. Für diese Zeit hatten sich diese Asketen eine Einsiedelei gebaut, um dort zu wohnen. Inzwischen widmete sich Arundhati der asketischen Entsagung (an jenem Ort, wo sie verlassen wurde). Und angesichts ihrer beständigen Hingabe in ihren Gelübden, war der segengebende und dreiäugige Gott (Shiva) höchst zufrieden mit ihr und erschien an jenem Ort. Der große Mahadeva nahm die Gestalt eines Brahmanen an, kam zu ihr und sprach: „Ich bitte um Almosen, oh Vorzügliche!“ Und die schöne Arundhati antwortete ihm: „Unsere Nahrungsvorräte, oh Brahmane, sind völlig erschöpft! So esse diese Jujube-Früchte!“ Darauf sprach Mahadeva: „So koche mir diese Jujube-Früchte, oh Dame mit den ausgezeichneten Gelübden!“ Nach diesen Worten begann sie, die Früchte zu kochen, um das Gebot des Brahmanen zu erfüllen. Und während sie die Jujube-Früchte über dem Feuer hatte, hörte die berühmte Arundhati verschiedene, ausgezeichnete, bezaubernde und heilige Belehrungen (von den Lippen Mahadevas). Und so verging diese Trockenheit von zwölf Jahren. Ohne Essen und beschäftigt mit dem Kochen und Zuhören jener verheißungsvollen Erzählungen, verbrachte sie diese schreckliche Zeit, als ob es ein einzelner Tag für sie war. Danach kehrten die sieben Rishis mit den Früchten vom Berg zu diesem Ort zurück. Und der verehrenswerte Mahadeva sprach höchst zufrieden zu Arundhati:
Nähere dich wie früher diesen Rishis, oh Rechtschaffene! Ich bin durch deine Entsagung und deine Gelübde befriedigt worden!

Darauf offenbarte sich der verehrenswerte Hara in seiner eigenen Form und sprach zufrieden über das edle Verhalten von Arundhati zu den Rishis:
Das asketische Verdienst dieser Dame, oh ihr Zweifachgeborenen, ist, so denke ich, noch größer als der Verdienst, den ihr auf dem Rücken des Himavat gesammelt habt. Die Entsagung dieser Dame war äußerst beständig, weil sie zwölf Jahre mit Kochen verbrachte und selbst während dieser ganzen Zeit fastete.

Dann sprach der göttliche Mahadeva zu Arundhati:
Bitte um den Segen, den du im Herzen wünschst, oh verheißungsvolle Dame!

Daraufhin antwortete diese Dame mit den großen, rötlichen Augen diesem Gott inmitten der sieben Rishis:
Wenn du, oh Gottheit, mit mir zufrieden bist, dann lasse diesen Ort eine ausgezeichnete Tirtha werden! Möge sie unter dem Namen Vadarapachana bekannt und ein Lieblingsort der Siddhas und himmlischen Rishis sein. Laß jeden, oh Gott der Götter, der sich hier gereinigt hat, das Fastengelübde beachtet und drei Nächte hier wohnt, die Frucht von zwölf Jahren des Fastens erreichen!

Die Gottheit sprach „So sei es!“ und verschwand unter dem Lob der sieben Rishis im Himmel. Wahrlich, die Rishis waren voller Bewunderung beim Anblick der Gottheit und der reinen Arundhati, die so lange Zeit Hunger und Durst ertragen hatte und immer noch frisch, munter und gesund war. Auf diese Weise erreichte die reinbeseelte Arundhati vor langer Zeit den höchsten Erfolg, wie du selbst, oh gesegnete Dame, um meinetwillen. Deine Entsagung, oh liebenswürdige Jungfrau, war sogar noch stärker. Und zufrieden mit deinen Gelübden werde ich dir einen besonderen Segen gewähren, oh Vorzügliche, der noch höher ist, als damals der Segen für Arundhati. Durch die Macht des hochbeseelten Gottes, der diesen Segen der Arundhati verlieh, und durch die Energie deiner Entsagung, oh Liebenswürdige, werde ich dir jetzt folgenden Segen gewähren: Jeder, der in dieser heiligen Tirtha nur für eine Nacht wohnt und hier mit gezügelter Seele badet, soll nach dem Ablegen des irdischen Körpers viele Bereiche der Glückseligkeit erreichen, die so schwer zu erreichen sind!

Vaisampayana fuhr fort:
So sprach der tausendäugige Indra voller Energie zur gereinigten Sruvavati und stieg wieder zum Himmel auf. Und nachdem der Träger des Donnerblitzes gegangen war, oh König, regnete es Schauer von himmlischen Blüten voll süßen Duft, oh Führer der Bharatas. Die himmlischen Pauken erklangen mit klarem Ton und eine himmlisch duftende Brise erhob sich, oh Monarch. So überwand die verheißungsvolle Sruvavati ihre irdische Körperlichkeit und wurde zur Gattin von Indra. Nachdem sie diesen Status durch strenge Entsagung gewonnen hatte, verbrachte sie ihre Zeit in ewigwährender Glückseligkeit mit dem Gott.

Da fragte Janamejaya:
Wer war die Mutter von Sruvavati und wo wuchs die schöne junge Dame auf? Auch das wünsche ich zu hören, oh Brahmane, den groß ist meine Wißbegierde.

Vaisampayana sprach:
Der Lebenssamen des zweifachgeborenen und hochbeseelten Rishis Bharadwaja entsprang einst, als er die großäugige Apsara Ghritachi erblickte, als diese sich vergnügte. Doch dieser Erste der Asketen fing ihn mit der Hand auf und gab ihn in einen Topf, der aus den Blättern eines Baums gefertigt war. In diesem Topf wurde das Mädchen Sruvavati geboren. Und nachdem er die üblichen Geburtsriten durchgeführt hatte, gab ihr der große Asket Bharadwaja, der mit dem Reichtum der Entsagung gesegnet war, einen Namen. Und der Name, den der wahrhafte Rishi in Gegenwart der Götter und Rishis aussprach, war Sruvavati. Eben dieses Mädchen ließ Bharadwaja später in seiner Klause zurück und begab sich zu den Wäldern des Himavat.

Auch in dieser Tirtha badete der würdevolle Balarama, dieser Erste unter den Yadus, und verschenkte viel Reichtum an die Ersten der Brahmanen. Danach ging er mit gezügelter Seele und in Meditation vertieft weiter zur Tirtha von Indra.


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