Pushpak Mahabharata Buch 9Zurück WeiterNews

Kapitel 44 - Die Geburt von Skanda

Janamejaya sprach:
Du hast mir die Verdienste der Sarasvati beschrieben, oh Bester der Brahmanen. Mögest du mir jetzt, oh Zweifachgeborener, von der Berufung Kumaras (Skanda, Kartikeya) durch die Götter erzählen. Groß ist mein Wunsch, darüber zu hören. Erzähle mir deshalb alles über Zeit und Ort, wo und wie der verehrenswerte und mächtige Herr Skanda (mit dem Kommando über die himmlischen Heerscharen) betraut wurde. Sage mir auch, oh Erster der Redner, wer ihn berufen hatte, wer die Riten ausführte und wie der himmlische Generalissimus so ein großes Gemetzel unter den Daityas verursachte.

Vaisampayana sprach:
Dieser Wunsch, den du nach diesem Wissen fühlst, ist deiner Geburt im Stamme der Kurus wahrlich würdig. Mögen meine Worte deinem Wohl, oh Janamejaya, förderlich sein! So werde ich dir die Geschichte der Berufung von Kumara und der Heldenkraft dieses Hochbeseelten erzählen, wie du sie hören möchtest, oh Herrscher der Menschen.

Vor langer Zeit fiel der Lebenssamen von Maheshvara in ein loderndes Feuer. Doch der Verzehrer von allem, der verehrenswerte Agni, konnte diesen unzerstörbaren Samen nicht verbrennen. Im Gegenteil, der Träger der Opfergaben wurde aufgrund dieses Samens von größter Energie und Glanz überwältigt, so daß er diesen energievollen Samen nicht ertragen konnte. Auf Geheiß von Brahman ging Agni zur Ganga und goß diesen göttlichen Samen mit dem mächtigen Glanz der Sonne in den heiligen Strom. Doch auch die Ganga konnte ihn (den Samen oder mittlerweile den Embryo) nicht ertragen und warf ihn auf den schönen Rücken des Himavat, der von den Himmlischen verehrt wird. Dort begann der Sohn von Agni zu wachsen und überwältigte alle Welten durch seine Energie. Die sechs Krittikas erblickten das Kind mit der strahlenden Herrlichkeit, und beim Anblick des mächtigen und hochbeseelten Sohnes von Agni, der auf einem Bett aus Heidekraut lag, riefen alle sechs Krittikas, die sich schon lange einen Sohn wünschten: „Dieses Kind gehört mir!“ Als der mächtige Skanda die Absicht dieser sechs Mütter verstand, bildete er sechs Münder und saugte an den Brüsten von allen. Angesichts dieser Macht des Kindes waren die Krittikas, diese schöngeformten Göttinnen, höchst verwundert. Und weil dieses verehrenswerte Kind von der Ganga auf den Gipfel des Himavat geworfen wurde, erschien auch der Berg so herrlich, als wäre er in Gold verwandelt. Mit diesem heranwachsenden Kind wurde die ganze Erde strahlend schön, und das war auch der Grund, warum die Berge seit dieser Zeit Gold hervorbringen. Voller Energie wurde dieses Kind, das zuvor Gangeya genannt wurde, jetzt als Kartikeya bekannt. Mit hoher asketischer Macht gesegnet und voller Selbstzügelung, Askese und großer Energie wuchs das Kind mit höchst angenehmen Eigenschaften heran, wie der Mond selbst, oh Monarch. Voller Schönheit lag es auf diesem ausgezeichneten und goldigen Bett aus Heidekraut und wurde von den Gandharvas und Asketen verehrt und gelobt. Tausende himmlische Mädchen, die in himmlischer Musik und Tanz wohlerfahren waren und auch sonst schöne Eigenschaften hatten, lobten ihn und tanzten vor seinen Augen. Sogar Ganga, die Erste von allen Flüssen, diente diesem Göttlichen. Die Erde zeigte ihre schönste Seite und hielt das Kind auf ihrem Schoß. Der himmlische Priester Vrihaspati führte für ihn die üblichen Riten nach der Geburt durch. Die Veden nahmen eine vierfache Gestalt an und näherten sich von selbst dem Kind mit gefalteten Händen. Die Wissenschaft der Waffen mit ihren vier Teilen sowie alle Arten der Waffen und Pfeile kamen ebenfalls von selbst zu ihm.

Eines Tages sah das energievolle Kind den Herrn der Uma, diesen Gott der Götter (Mahadeva), mit der Tochter des Himavat inmitten der Schwärme von Geisterwesen. Diese geisterhaften Geschöpfe mit abgezehrten Körpern waren von wundersamster Erscheinung. Sie waren häßlich und schwer erträglich und trugen schreckliche Ornamente und Zeichen. Ihre Gesichter glichen Tigern, Löwen, Bären, Katzen und Makaras. Andere hatte die Gesichter von Skorpionen, Elefanten, Kamelen, Eulen, Geiern oder Schakalen. Wieder andere glichen Kranichen, Tauben, Eulen, Hunden, Stachelschweinen, Leguanen, Ziegen, Schafen oder Kühen. Manche erschienen wie Berge aus Antimon oder Schnee, manche wie Ozeane oder Wolken, und viele standen mit emporgehobenen Wurfscheiben und Keulen als ihre Waffen. Die sieben Matris waren dort, oh Monarch, wie auch die Sadhyas, Viswadevas, Maruts, Vasus, Rudras, Adityas, Siddhas, Danavas, großen Vögel und sogar der selbstgeborene und verehrenswerte Brahman mit seinen geistigen Söhnen sowie Vishnu. Auch Indra kam, um dieses Kind mit dem unvergänglichen Ruhm zu sehen zusammen mit den Ersten der Himmlischen und Gandharvas, die von Narada angeführt wurden, sowie viele himmlische Rishis und Siddhas mit Vrihaspati an der Spitze, und auch die Väter des Weltalls, diese Größten, die als Götter der Götter betrachtet werden, sowie die Yamas und Dharmas. Voller Kraft und asketischer Macht näherte sich das Kind diesem Herrn der Götter, dem Mahadeva, der mit Dreizack und Pinaka bewaffnet ist. Und angesichts dieses Kindes erhob sich die Frage im Geist von Shiva, wie auch im Geiste von Uma, der Tochter des Himavat, sowie von Ganga und Agni, wem sich das Kind unter diesen vieren zuerst nähern würde, um ihn oder sie zu verehren. Jeder von ihnen dachte: „Er wird zu mir kommen!“ Als er diese Erwartungen erkannte, die alle vier hegten, nahm er Zuflucht zu seiner Yoga-Macht und nahm gleichzeitig vier verschiedene Formen an. Wahrlich, dieser verehrenswerte und mächtige Herr erschien im gleichen Moment vierfach. Die drei Formen, die hinter ihm standen, waren Sakha, Visakha und Naigameya. So teilte sich der Verehrenswerte und Mächtige selbst in vier Formen und ging zu den vieren, die ihn erwarteten. Die Form namens Skanda mit wunderbarer Erscheinung ging zu jenem Ort, wo Rudra saß. Visakha ging zu Uma, der göttlichen Tochter des Himavat. Der verehrenswerte Sakha, der die Vayu-Form von Kartikeya war, ging zu Agni, und Naigameya, dieses Kind mit der strahlenden Herrlichkeit, ging zur Ganga. Alle diese Formen, die ähnlich erschienen, waren mit großer Herrlichkeit gesegnet und gingen gelassen zu den vier Göttern und Göttinnen. All das erschien wie ein großes Wunder. Die Götter, Danavas und Rakshasas jubelten laut beim Anblick dieser höchst wunderbaren Ereignisses, die einem die Härchen sträuben ließen. Danach verneigten sich Rudra, die Göttin Uma, Agni und Ganga gemeinsam vor dem Großen Vater, dem Herrn des Weltalls. Und nach gebührender Verehrung, oh Monarch, sprachen sie mit dem Wunsch, Kartikeya Gutes zu tun: „Mögest du, oh Herr der Götter, diesem Jungen aus Freundlichkeit zu uns verschiedene Mächte verleihen, die für ihn nützlich und wünschenswert sind!“ Daraufhin begann der verehrenswerte Große Vater aller Welten, der voller Intelligenz ist, in seinem Geist nachzudenken, was er diesen Jungen schenken sollte. Er hatte ja bereits alle Arten des Reichtums an die formlosen Wesen weggegeben, über den jetzt die hochbeseelten Himmlischen, Gandharvas, Rakshasas, Geister, Yakshas, großen Vögel und Nagas die Herrschaft haben. Doch Brahma betrachtete diesen Jungen als hervorragend geeignet zur Herrschaft. Und nachdem er einen Moment überlegt hatte, gab ihm der Große Vater, der stets das Wohl der Götter achtet, den Status des Generalissimus unter allen Wesen, oh Bharata. Daraufhin gebot der Große Vater den Göttern, die er als Führer der Himmlischen betrachtet und anderen formlosen Wesen, daß sie ihm folgen mögen. So kamen die von Brahman angeführten Götter zusammen mit diesem Jungen zum Himavat. Der Ort, den sie wählten, war das Ufer der heiligen und göttlichen Sarasvati, dieser Ersten aller Flüsse, welche im Himavat entspringt, eben diese Sarasvati, die auch in Samantapanchaka fließt und in allen drei Welten gefeiert wird. Dort, am verdienstvollen heiligen Ufer der Sarasvati, nahmen die Götter und Gandharvas mit frohem Herzen ihre Plätze ein, weil nun alle ihre Wünsche erfüllt waren.


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