Pushpak Mahabharata Buch 9Zurück WeiterNews

Kapitel 42 - Die Tirthas Vasishtapavaha und Sthanu

Janamejaya fragte:
Warum ist die Strömung an der Tirtha Vasishtapavaha so wild? Aus welchem Grund trug dieser Erste der Flüsse Vasishta davon? Was, oh Herr, war die Ursache des Streits zwischen Vasishta und Vishvamitra? Befragt von mir, oh Weisheitsvoller, erzähle mir alles, denn ich werde vom Hören deiner Worte nie übersättigt!

Vaisampayana sprach:
Eine Feindseligkeit, oh Bharata, entstand zwischen Vishvamitra und Vasishta aufgrund ihrer Konkurrenz bezüglich der Kraft ihrer asketischen Entsagung. Die heilige Wohnstätte von Vasishta war in der Tirtha namens Sthanu am Ostufer der Sarasvati, während die Einsiedelei des intelligenten Vishvamitra am entgegengesetzten Ufer lag. In dieser Tirtha, oh Monarch, hatte einst Sthanu (Mahadeva) die strengste Entsagung geübt. Die Weisen sprechen heute noch von dieser außerordentlichen Leistung. Nachdem er dort ein großes Opfer dargebracht und den Strom der Sarasvati verehrt hatte, gründete Sthanu diese Tirtha. Seitdem ist sie unter dem Namen Sthanu-Tirtha bekannt, oh Herr. In dieser Tirtha geschah es auch vor langer Zeit, oh König, daß die Himmlischen Skanda, diesen Vernichter der Götterfeinde, zum Oberkommandeur ihrer Armee ernannten. Und in dieser Tirtha der Sarasvati wurde auch Vasishta vom großen Rishi Vishvamitra mithilfe seiner strengen Buße besiegt. Höre diese Geschichte: Die zwei Asketen Vishvamitra und Vasishta, oh Bharata, forderten sich jeden Tag sehr ernsthaft bezüglich der Überlegenheit ihrer Entsagung heraus. Und der große Muni Vishvamitra, der angesichts der mächtigen Energie von Vasishta (im Eifer) brannte, dachte unentwegt darüber nach. Und obwohl er seinen Aufgaben gewidmet war, oh Bharata, entschloß er sich: „Diese Sarasvati soll mir sogleich durch die Kraft ihrer Strömung Vasishta, diesen Ersten der Asketen, vor mein Angesicht bringen! Und nachdem er hierher gebracht wurde, werde ich diesen Besten der Zweifachgeborenen zweifellos schlagen.“ Entschlossen konzentrierte sich der große Rishi Vishvamitra mit zornesroten Augen auf diesen mächtigen Fluß. Und bedrängt vom Asketen, wurde die Flußgöttin äußerst unruhig. Die schöne Dame begab sich zu jenem Rishi, der voller Energie und Zorn war. Blaß und zitternd erschien Sarasvati mit gefalteten Händen vor diesem Ersten der Weisen. Wahrlich, diese Dame war schwer vom Kummer gequält, wie eine Frau, die ihren mächtigen Ehemann verloren hatte. Und sie sprach zu diesem großen Weisen: „Sage mir, was ich für dich tun kann.“ Zornvoll sprach der Asket zu ihr: „Bringe mir sogleich Vasishta hierher, so daß ich ihn schlagen kann!“ Diese Worte hörend, wurde die Flußgöttin noch unruhiger. Mit gefalteten Händen begann die lotusäugige Dame vor Angst zu zittern, wie eine vom Wind geschüttelte Kletterpflanze. Als der Asket die Göttin so bedrängt sah, sprach er zu ihr: „Hab keine Bedenken, bringe Vasishta zu mir!“ Als sie diese Worte von ihm hörte und das Übel sah, das er vorhatte, und auch die Macht von Vasishta kannte, die auf Erden unvergleichlich war, begab sie sich zu Vasishta und informierte ihn darüber, was der intelligente Vishvamitra zu ihr gesprochen hatte. Den Fluch von beiden fürchtend, zitterte sie immer noch. Wahrlich, sie fühlte sich von beiden bis ins Innerste bedroht. Und als der rechtschaffene Vasishta sie so blaß und angstvoll sah, da sprach dieser Erste der Männer, zu ihr: „Oh Beste der Flüsse, rette dich! Oh schneller Strom, trage mich dahin, sonst wird Vishvamitra dich verfluchen. Zögere nicht!“ Diese Worte des mitfühlenden Rishis hörend, begann die Flußgöttin, oh Kauravya, nachzudenken, welches der beste Weg sei, dem sie folgen sollte. So dachte sie: „Vasishta zeigt großes Mitgefühl mit mir. Es ist wohl richtig für mich, ihm zu dienen.“ Und als sie Vasishta, den Ersten der Rishis, in seiner stillen Mantrarezitation an ihrem Ufer sah, und Vishvamitra, den Sohn von Kushika, mit dem Homa beschäftigt, da dachte Sarasvati: „Das ist meine Gelegenheit!“ Dann wusch diese Erste der Flüsse, durch ihre Strömung das Ufer aus und trug Vasishta mit sich davon. Und von ihr getragen, oh König, lobte Vasishta den Strom mit den Worten:
Im (Manasa-) See des Großen Vaters hast du deinen Ursprung, oh Sarasvati. Diese ganze Erde wird von deinem ausgezeichneten Wasser durchdrungen und befruchtet. Und durch die Luft ziehend, oh Göttin, gibst du sogar den Wolken dein Wasser. Alles Wasser bist du! Durch dich können wir die Fähigkeiten des Denkens ausüben. Du bist Pushti (Wachstum), Dyuti (Schönheit), Kirti (Ruhm), Siddhi (Erfolg) und Uma (Shivas Gattin). Du bist die Rede und das Swaha. Dieses ganze Weltall ist von dir abhängig. Wahrlich, du bist es, die in allen Wesen der vier Formen wohnt!

So gepriesen vom großen Rishi, oh König, trug Sarasvati den Brahmanen schnell zur Einsiedelei von Vishvamitra und gab ihm wiederholt dessen Ankunft bekannt. Und als Vishvamitra sah, daß Vasishta durch die Sarasvati hergetragen wurde, begann er vom Zorn erfüllt sogleich nach einer Waffe zu suchen, die den Brahmanen besiegen könnte. Doch angesichts dieses zornerfüllten Asketen befürchtete die Flußgöttin zur Zeugin und Helferin eines Brahmanenmordes zu werden, und trug Vasishta schnell wieder zurück zum Ostufer. Sie befolgte damit die Worte von beiden, obwohl sie den Sohn der Gadhi durch ihre Tat täuschte. Und als der rachsüchtige Vishvamitra sah, wie Vasishta, dieser Beste der Rishis, wieder davongetragen wurde, sprach er zur Sarasvati: „Weil du, oh Erste der Flüsse, gegangen bist und mich getäuscht hast, soll dein Strom in Blut verwandelt werden, welches den Rakshasas lieb ist!“ So verflucht durch den intelligenten Vishvamitra, führte die Sarasvati für ein ganzes Jahr lang Wasser, das mit Blut vermischt war. Als die Götter, Gandharvas und Apsaras den Fluß in dieser Notlage sahen, wurden sie von großer Sorge erfüllt. Doch bald bekam dieser Erste der Flüsse seinen alten Zustand zurück. Dies war die Geschichte, oh König, warum diese Tirtha Vasishtapavaha auf Erden genannt wird.


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