Pushpak Mahabharata Buch 9Zurück WeiterNews

Kapitel 35 - Die Pilgerfahrt von Balarama beginnend in Prabhasa

Janamejaya sprach:
Im Vorfeld des großen Kampfes (zwischen den Kauravas und Pandavas) war Balarama mit der Erlaubnis von Krishna (von Dwaraka) in Begleitung vieler Vrishnis aufgebrochen. Er sprach damals zu Krishna: „Ich stehe weder auf der Seite vom Sohn des Dhritarashtra noch auf der Seite der Pandu Söhne. So werde ich gehen, wohin ich möchte!“ Mit diesen Worten ging der Feindevernichter Balarama seiner eigenen Wege. Oh Brahmane, mögest du mir alles über seine Reise erzählen! Berichte mir ausführlich, wie er diesen Ort auf Kurukshetra erreichte und den Kampf bezeugte. Ich denke, du bist in dieser Geschichte wohlerfahren! (Zur Motivation für die Pilgerreise von Balarama siehe auch Markandeya Purana - Kapitel 6.)

Vaisampayana sprach:
Nachdem die hochbeseelten Pandavas in Upaplavya ihre Wohnstätte genommen hatten, schickten sie den Madhu Vernichter (Krishna) an den Hof zu Dhritarashtra, um zum Wohle aller Wesen Frieden zu schließen, oh Starkarmiger. Als Kesava in Hastinapura angekommen war und Dhritarashtra getroffen hatte, sprach er dort wahrhafte und höchst nützliche Worte. Der König jedoch, wie ich dir bereits erzählt habe, hörte nicht auf diese wohlgemeinten Ratschläge. Und nachdem er den Frieden nicht schließen konnte, kehrte der starkarmige Krishna, dieser Erste der Menschen, nach Upaplavya zurück, oh Monarch. Abgewiesen vom Sohn des Dhritarashtra, sprach er bezüglich des Mißerfolgs seiner Mission zu den Pandavas:
Getrieben vom Schicksal, haben die Kauravas meine Worte mißachtet! So zieht mit mir, ihr Pandu Söhne, unter der Konstellation Pushya hinaus auf das Kampffeld!

Danach, während die Truppen auf beiden Seiten gesammelt und gemustert wurden, sprach Balarama, der hochbeseelte Sohn der Rohini und Erste aller Kraftvollen, zu seinem Bruder Krishna: „Oh Starkarmiger, oh Madhu Vernichter, wir sollten die Kauravas unterstützen!“ Doch Krishna folgte diesen Worten seines älteren Bruders nicht, worauf dieser berühmte Sohn aus dem Yadu Stamm, der Träger des Pflugs, enttäuscht war und eine Pilgerfahrt zur Sarasvati begann. Begleitet von vielen Yadavas, brach er unter der Sternkonstellation Maitra auf. Der Bhoja Führer (Kritavarman) ergriff jedoch die Seite von Duryodhana, während Satyaki zusammen mir Krishna die Seite der Pandavas wählte. Und so kam es, daß nachdem Balarama, der heroische Sohn der Rohini, auf seine Pilgerreise gegangen war, der Madhu Vernichter Krishna mit den Pandavas unter der Konstellation Pushya gegen die Kauravas zog. Als Balarama aufbrach, sprach er zu seinen Dienern:
Bringt alle Dinge mit, die für eine heilige Pilgerfahrt wichtig und nötig sind! Holt das heilige Feuer aus Dwaraka und unsere Priester. Holt Gold, Silber, Kühe, Roben, Rosse, Elefanten, Wagen, Maulesel, Kamele und andere kräftige Tiere. Holt all diese nützlichen Mittel für eine Reise zu den heiligen Wassern und folgt mir schnell zu den Ufern der Sarasvati. Holt auch die entsprechenden Priester und Hunderte der besten Brahmanen!

Mit diesen Befehlen an seine Diener brach der mächtige Balarama zur Pilgerfahrt auf, während sich die Kurus auf ihre katastrophale Schlacht vorbereiteten. Er ging zur Sarasvati und besuchte alle heiligen Orte entlang ihres Stroms, begleitet von Priestern, Freunden, vielen großen Brahmanen, Elefanten, Rossen, Dienern und vielen Wagen, die von Kühen, Mauleseln und Kamelen gezogen wurden, oh Stier der Bharatas. Verschiedenste Arten der Lebensmittel wurden in großem Maße in den verschiedenen Ländern an die Bedürftigen, Leidenden, Kinder und Alten gegeben, wenn sie darum baten, oh König. Überall wurden die Brahmanen mit allen gewünschten Lebensmitteln unverzüglich befriedigt. Auf Geheiß des Sohnes der Rohini wurden die Menschen an den verschiedenen Stationen der Reise großzügig mit Essen und Trinken versorgt. Kostbare Kleider, Betten und Decken wurden als Verehrung an jene Brahmanen gegeben, die Komfort und Bequemlichkeit wünschten. Was auch immer Brahmanen oder Kshatriyas erbaten, oh Bharata, wurde ihnen bereitwillig gegeben. Alle Beteiligten zogen voller Freude dahin und lebten glücklich. Die Leute (des Zuges von Balarama) gaben Fahrzeuge an jene, die zu reisen wünschten, Getränke an die Durstigen, wohlschmeckende Nahrungsmittel an die Hungrigen und Roben und Ornamente an die Würdigen, oh Stier der Bharatas! Die Straße, oh König, auf der diese Gruppe reiste, war für alle höchst angenehm und erschien so strahlend wie der Himmel selbst, oh Held. Es gab überall Freude und Jubel und wohlschmeckende Nahrung. Es gab Geschäfte und Marktbuden, wo man alles kaufen konnte. Der ganze Weg war voller Menschen und mit verschiedenen Arten von Bäumen und schönen Wesen geschmückt wie mit Edelsteinen. Der hochbeseelte Balarama beachtete beständig seine Gelübde und gab den Brahmanen an den verschiedenen heiligen Orten viel Reichtum und reichliche Opfergaben, oh König. Dieser Führer der Yadus gab auch tausende Milchkühe, die mit ausgezeichneten Stoffen gekleidet waren und vergoldete Hörner trugen, viele Rosse aus verschiedenen Ländern, viele Fahrzeuge und viele gute Diener. Auf diese Weise verteilte der hochbeseelte Balarama seinen Reichtum in den verschiedenen heiligen Tirthas (Pilgerorten) an den Ufern der Sarasvati. Und im Laufe seiner langen Pilgerreise kam dieser Held mit der unvergleichlichen Macht und dem großmütigen Verhalten schließlich nach Kurukshetra.

Da bat Janamejaya:
Erzähle mir, oh Erster der Menschen, von den Eigenschaften, dem Ursprung und den Verdiensten der vielen Tirthas an den Ufern der Sarasvati und von den Gelübden, die man dort einhalten sollte. Belehre mich darüber in der rechten Art und Weise, oh Ruhmreicher! Meine Neugier ist unbezähmbar, oh Erster der Kenner Brahmans!

Und Vaisampayana sprach:
Das Thema der Eigenschaften und Ursprünge all dieser Tirthas, oh König, ist sehr umfangreich. Doch ich werde dir alles beschreiben. Höre vollständig meinen heilsamen Bericht, oh König! Begleitet von seinen Priestern und Freunden ging Balarama zuerst zur Tirtha namens Prabhasa. Dort wird der Mond, dieser Herr der Konstellationen, wenn er von Schwindsucht befallen ist von seinem Fluch gereinigt. Nachdem er dort neue Kraft gewonnen hat, erleuchtet er wieder die Erde, oh König. Und weil diese Erste der Tirthas auf Erden dazu beiträgt, das der Mond (Soma) seine Herrlichkeit zurückbekommt, wird sie Prabhasa genannt.

Die Geschichte von der Schwindsucht des Mondes

Da fragte Janamejaya:
Aus welchem Grund wird der strahlende Mond von Schwindsucht gequält? Warum badet er in dieser Tirtha, und wie gewinnt er nach dem Baden im heiligen Wasser seine Kraft zurück? Erzähle mir bitte alles darüber, oh großer Muni!

Und Vaisampayana sprach:
Daksha hatte siebenundzwanzig Töchter, oh König, die er als Ehefrauen dem Mond (Soma) schenkte. Verbunden mit den verschiedenen Konstellationen, helfen diese Ehefrauen des Mondes, oh König, den Menschen beim Bestimmen der rechten Zeit. Mit großen Lotusaugen waren sie alle konkurrenzlos an Schönheit in dieser Welt. Doch unter ihnen war Rohini die Schönste, weshalb der liebliche Mond großes Entzücken an ihr fand. Sie wurde ihm höchst angenehm, und bald genoß er sämtliche Vergnügungen nur noch in ihrer Gesellschaft. Und so lebte der Mond, oh Monarch, lange Zeit ausschließlich mit Rohini. Darüber waren jedoch seine anderen Ehefrauen, die man auch Sternkonstellationen nennt, bald unzufrieden mit diesem Hochbeseelten. Sie begaben sich zu ihrem Vater (Daksha) und sprachen zu diesem Herrn der Schöpfung: „Der Mond verbringt die Nächte nicht mehr mit uns! Er vergnügt sich nur noch mit Rohini! Wir wollen deshalb an deiner Seite wohnen, oh Herr der Geschöpfe, fasten und strenge Buße üben!“ Als Daksha diese Worte von ihnen hörte, blickte er zum Mond und sprach: „Verhalte dich gleich zu all deinen Ehefrauen! So wird dich keine große Sünde beflecken!“ Und dann sprach Daksha zu seinen Töchtern: „Geht nun alle zu ihm, der das Bild des Hasen trägt. Auf mein Gebot hin wird sich der Mond nun gleich zu euch allen verhalten!“ Und so zurückgesandt gingen sie wieder zur Wohnstätte ihres Gatten mit den kühlen Strahlen. Doch der liebliche Mond, oh Herr der Erde, fuhr wie früher fort, sich mit Rohini allein zu vergnügen und nicht mit den anderen Ehefrauen zu leben. Daraufhin gingen sie erneut zu ihrem Herrn und sprachen gemeinsam: „Wir wollen lieber als Dienerinnen in deiner Einsiedelei wohnen! Der Mond verbringt die Nächte nicht mit uns und mißachtet dein Gebot!“ Diese Worte von ihnen hörend, sprach Daksha noch einmal zum Mond: „Verhalte dich gleich zu all deinen Ehefrauen! Laß mich dich nicht verfluchen, oh Soma!“ Aber auch diese Worte ignorierte der Mond und lebte weiter nur mit seiner Lieblingsfrau Rohini. Nach wie vor waren die anderen Ehefrauen unzufrieden, begaben sich zu ihrem Vater, verbeugten sich vor ihm demütig und baten: „Der Mond lebt trotzdem nicht mit uns! Gewähre uns deinen Schutz! Der liebliche Chandramas vergnügt sich immer nur mit Rohini. Er achtet deine Worte nicht und möchte uns keine Zuneigung zeigen. Rette uns deshalb, so daß der Mond uns alle achten möge!“ Als der wohlgesinnte Daksha diese Worte hörte, wurde er zornig, oh König, und schleuderte daraufhin den Fluch der Schwindsucht auf den Mond. So holte diese Krankheit den Herrn der Sterne ein. Und gequält von der Schwindsucht, begann der Mond tagtäglich abzunehmen. Er tat vieles, um sich von dieser Krankheit zu befreien, indem er verschiedene Opfer durchführte, oh Monarch. Doch der Schöpfer der Nacht konnte sich von diesem Fluch nicht erlösen. Im Gegenteil, er schwand dahin und wurde immer dünner. Doch aufgrund des kraftlosen Mondes konnten auch die blättertragenden Pflanzen nicht mehr wachsen. Ihre Säfte trockneten aus, sie wurden geschmacklos und verloren all ihre heilenden Kräfte. Und aufgrund dieses Verfalls der Pflanzen, begannen auch alle anderen Lebewesen zu verfallen. Wahrlich, aufgrund der schwindenden Kraft des Mondes schwanden auch alle anderen Geschöpfe dahin. Da versammelten sich die Himmlischen, gingen zum Mond und fragten ihn: „Warum ist deine Gestalt nicht mehr so schön und strahlend wie früher? Sage uns den Grund dieser großen Katastrophe! Deine Antwort hörend, wollen wir das Erforderliche tun, um deine Angst zu zerstreuen!“ So angesprochen, antwortete Soma, der Gott, der den Hasen als Zeichen trägt, und informierte sie über die Ursache des Fluchs und der Schwindsucht, von der er gequält wurde. Als die Götter seine Worte gehört hatten, begaben sie sich zu Daksha und sprachen:
Oh Verehrenswerter, sei wieder versöhnt mit dem Mond! Mögest du deinen Fluch zurückziehen! Der Mond ist schon ganz abgezehrt! Nur ein winziger Teil ist noch zu sehen. Aufgrund seines Schwindens, oh Herr der Geschöpfe, schwinden auch alle anderen Geschöpfe. Die verschiedenen Arten der Pflanzen vergehen und mit ihnen alle anderen Lebewesen und sogar wir! Und wie soll dieses Weltall ohne uns bestehen? Dies bedenkend, oh Meister der Welt, mögest du dich mit dem Mond wieder versöhnen!

So angesprochen, antwortete Daksha, der Herr der Geschöpfe, den Himmlischen:
Es ist unmöglich, daß meine Worte unwahr sein können! Durch ein besonderes Mittel jedoch, ihr Gesegneten, können meine Worte zurückgezogen werden. Möge sich der Mond stets gleich zu all seinen Ehefrauen verhalten. Und nachdem er dann in dieser Ersten der Tirthas an der Sarasvati gebadet hat, wird der Gott mit dem Hasen als Zeichen wieder zunehmen, ihr Götter. Dies spreche ich wahrhaftig! Für eine Hälfte des Monats soll der Mond täglich abnehmen und in der anderen Hälfte wird er wieder anwachsen. So sei es! Möge er bis zum westlichen Ozean gehen, wo sich die Sarasvati mit dem Ozean vereint, diesem ausgedehnten Wasser, und möge er dort Mahadeva, den Gott der Götter, verehren! Dann wird er seine Form und Schönheit wiedergewinnen.

Auf dieses Gebot des Rishis hin, begab sich Soma zur Sarasvati. An ihren Ufern erreichte er diese Erste der Tirthas namens Prabhasa. Und wenn er am Tage des Neumonds dort badet, bekommt dieser Gott mit der fruchtbaren Kraft und dem großen Glanz seine kühlen Strahlen zurück und beginnt wieder, die Welten zu erleuchten. Und nachdem auch die Himmlischen Prabhasa besucht hatten, kehrten sie zusammen mit Soma zu Daksha zurück. Zufrieden verabschiedete sie der wohlwollende Daksha, dieser Herr der Geschöpfe, und sprach noch einmal zum Mond: „Mißachte niemals wieder die Frauen, oh Sohn, wie man auch die Brahmanen niemals mißachtet! Geh und folge aufmerksam meinen Geboten!“ Von ihm entlassen, kehrte Soma zu seiner Wohnstätte zurück. Damit wurden alle Wesen wieder froh und lebten weiter wie bisher.

So habe ich dir alles darüber erzählt, wie der Schöpfer der Nacht verflucht worden war und wie Prabhasa zur Ersten aller Tirthas wurde. An jedem wiederkehrenden Tag des Neumondes, oh Monarch, badet der Gott, der den Hasen als Zeichen trägt, in dieser ausgezeichneten Tirtha von Prabhasa und gewinnt seine Form und Schönheit zurück. Aus diesem Grund, oh Herr der Erde, wurde diese Tirtha Prabhasa genannt, weil mit dem Baden dort der Mond seinen großen Glanz (Prabha) wiedererlangte. Danach ging der mächtige Balarama mit dem unvergänglichen Ruhm zur Tirtha namens Chamashodbheda weiter. An diesem Ort gab der Held, der den Pflug als Waffe trug, viele kostbare Geschenke, verweilte eine Nacht und führte seine Waschungen ordnungsgemäß durch. Danach ging der ältere Bruder von Kesava sogleich nach Udapana. Und obwohl sich die Sarasvati dort zu verlieren scheint, werden hier immer noch Personen mit asketischem Erfolg gekrönt aufgrund der großen Verdienste und der Glückseligkeit an diesem Ort, in dessen feuchter Erde kühlende Pflanzen gedeihen. Denn sie wissen, oh Monarch, daß dieser Fluß hier einen unsichtbaren Strom durch die Eingeweide der Erde hat.


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