Pushpak Mahabharata Buch 9Zurück WeiterNews

Kapitel 4 - Kripa appelliert noch einmal für den Frieden

Sanjaya sprach:
Angesichts der zertrümmerten Wagen jener hochbeseelten Krieger, der im Kampf geschlagenen Elefanten und Fußsoldaten, oh Herr, erschien das Schlachtfeld so schrecklich wie ein Tummelplatz von Rudra. Angesichts des unrühmlichen Endes von hunderten und tausenden Königen, angesichts der Heldenkraft von Arjuna und des Rückzugs deines Sohnes mit gramvollem Herzen, angesichts deiner Truppen, die voller Angst und Qual waren, oh Bharata, und überlegten, was als nächstes zu tun wäre, und angesichts des lauten Gejammers der geschlagenen Kaurava Krieger und der Verwirrung und Unordnung unter den großen Königen näherte sich der alterfahrene, wohlwollende und mitfühlende Kripa, dieser höchst energievolle Kuru Führer, dem König Duryodhana und sprach redegewandt und zornvoll zu ihm:
Oh Duryodhana, höre meine Worte! Und nachdem du sie gehört hast, oh Monarch, handle entsprechend, wie du möchtest, oh Sündloser. Es gibt keinen Pfad, oh Monarch, der besser wäre, als der Kampf. Auf diesem Pfad ziehen die Kshatriyas in die Schlacht, oh Stier der Kshatriya Kaste. Wer im Gelübde dieser Kshatriya Pflichten lebt, kämpft sogar gegen seinen Sohn, Vater, Bruder, Onkel oder andere Verwandte und Angehörige. Wenn er im Kampf geschlagen wird, erntet er großes Verdienst damit. Dagegen gilt es als große Sünde, wenn er vor dem Kampf flieht. Deshalb ist das Leben einer Person, welche danach strebt, die Kshatriya Aufgaben zu beachten, äußerst grausam. Laß mich diesbezüglich einige nützliche Worte zu dir sprechen. Nach dem Fall von Bhishma und Drona sowie dem mächtigen Wagenkrieger Karna, nach dem Tod von Jayadratha und deinen Brüdern sowie deinem Sohn Lakshmana, oh Sündloser, was sollen wir jetzt noch tun? All jene, auf denen unsere Hoffnung auf Sieg und Herrschaft beruhte, die wir genießen wollten, sind in die Bereiche der Glückseligkeit gegangen, welche jene erreichen können, die das Brahman erkennen und ihre Körperlichkeit überwinden. Nachdem wir diese großen Wagenkrieger mit zahllosen Vorzüglichkeiten verloren haben, werden wir unsere Zeit leidvoll verbringen müssen, weil wir den Tod so vieler Könige verursacht haben. Aber selbst, wenn alle diese Helden noch lebendig wären, Arjuna bliebe unbesiegbar. Mit Krishna als seinen Augen kann dieser starkarmige Held nicht einmal von den großen Göttern besiegt werden. Das ganze Kaurava Heer erzittert immer wieder voller Angst, wenn sich die Standarte mit dem Affen nähert, die so groß wie ein Opferpfahl zu Ehren von Indra ist und so strahlend wie der Bogen von Indra (Regenbogen). Beim Löwengebrüll von Bhimasena, dem Lärm von Panchajanya und dem Sirren von Gandiva wollen unsere Herzen stehenbleiben. Schnell wie der Blitz und unsere Augen blendend, erscheint Arjunas Gandiva wie ein Feuerkreis. Wenn sein furchterregender Bogen, der mit reinem Gold verziert ist, benutzt wird, scheinen nach allen Seiten Blitze zu entweichen. Vor seinem Wagen sind weiße Rosse gespannt, die mit größter Schnelligkeit gesegnet sind und an Herrlichkeit dem Mond oder dem Kasha Gras gleichen. Im Galopp scheinen sie durch die Lüfte zu fliegen. Von Krishna angetrieben, wie die Wolkenmassen vom Wind, tragen sie mit goldgeschmückten Gliedern Arjuna zum Kampf. Dieser Erste aller Waffenkenner verbrannte deine große Armee wie eine auflodernde Feuersbrunst trockenes Gras im Wald während des Winters. So sahen wir Arjuna mit der Herrlichkeit von Indra in unsere Reihen eindringen wie einen Elefanten mit vier Stoßzähnen. So sahen wir Arjuna deine Armee erschüttern und die Könige mit Angst verwirren, wie ein Elefant einen dichtbewachsenen Lotusteich aufwühlt. So sahen wir den Sohn des Pandu, während er alle Krieger mit dem Sirren seines Bogens terrorisierte wie ein Löwe kleinere Tiere. Diese zwei Besten der Bogenschützen in allen Welten, diese zwei Bullen unter allen bogenbewaffneten Männern, diese zwei in Rüstungen gehüllten Krishnas erschienen in unvergleichlicher Herrlichkeit. Heute ist der siebzehnte Tag dieser schrecklichen Schlacht, oh Bharata, wo schon so viele Krieger im Kampf gefallen sind. Die verschiedenen Abteilungen deiner Armee sind gebrochen und wie Herbstwolken vom Wind zerstreut. Arjuna brachte deine Armee, oh Monarch, ins Wanken und Taumeln wie ein Boot im Gewittersturm auf dem Rücken des Ozeans. Wo war der Sohn des Suta (Karna), wo war Drona mit all seinen Anhängern, wo war ich, wo warst du, wo war der Sohn von Hridika (Kritavarman), wo war dein Bruder Dushasana und wo waren deine anderen Brüder (als Jayadratha geschlagen wurde)? Als Arjuna Jayadratha erblickte und ihn in die Reichweite seiner Pfeile bekam, zeigte er seine Überlegenheit über alle deine Angehörigen, Brüder, Verbündeten und Verwandten, und er stellte seinen Fuß auf ihre Köpfe, indem er König Jayadratha vor aller Augen tötete. Was bleibt uns jetzt noch zu tun? Wer könnte unter deinen Truppen jetzt noch den Sohn des Pandu besiegen? Dieser hochbeseelte Krieger besitzt verschiedene Arten von himmlischen Waffen. Das Sirren von Gandiva raubt uns bereits alle Energie. Deine Armee, die jetzt ohne Führer ist, erscheint wie eine Nacht ohne Mond oder wie ein ausgetrockneter Fluß, an dessen Ufern die Bäume von Elefanten verwüstet wurden. Der starkarmige Arjuna wird mit seinen weißen Rossen nach Belieben durch dein führerloses Heer wandern wie eine lodernde Feuersbrunst durch trockenes Gras. Die Heldenkraft von Satyaki und Bhimasena könnte alle Berge spalten und alle Ozeane austrocknen. Die Worte, die Bhima inmitten der Versammlung geschworen hatte, sind von ihm schon fast vollbracht, oh Monarch. Und was noch übrigbleibt, wird er auch noch vollenden. Während Karna noch kämpfte, wurde die schwerbesiegbare Armee der Pandavas vom Träger des Gandiva kraftvoll beschützt.

Du hast den rechtschaffenen Pandavas viel übelgesinntes Unrecht ohne jeden Grund angetan. Die Früchte dieser Taten sind jetzt erschienen. Für deine eigensinnigen Ziele hast du mit großer Sorge eine riesige Armee versammelt. Diese umfangreiche Heerschar ist nun in großer Gefahr, wie auch du selbst, oh Stier der Bharatas. So bewahre dich jetzt selbst, denn das Selbst ist das Gefäß von allem. Wenn dieses Gefäß zerbrochen wird, oh Herr, wird alles Innewohnende in alle Richtungen zerstreut. Ein ausgeglichener Mensch sollte den Frieden durch Versöhnung suchen, wenn er schwach ist, und den Kampf, wenn er stark genug ist. Das ist die Lehre des Vrihaspati (dem Lehrer der Götter). Wir sind jetzt den Söhnen des Pandu bezüglich der Kraft unserer Armee unterlegen. Deshalb denke ich, oh Herr, der Frieden mit den Pandavas wäre zu unserem Nutzen. Wer nicht weiß, was zu seinem wahren Nutzen ist, oder es wissentlich mißachtet, wird bald sein Königreich und allen Wohlstand verlieren. Wenn wir unsere Herrschaft weiter erhalten können, indem wir uns König Yudhishthira unterordnen, dann wäre es zu unserem Nutzen und nicht, oh König, wenn wir uns aus Narrheit töten lassen. Yudhishthira ist voller Mitgefühl. Auf Bitten vom Sohn des Vichitravirya (Dhritarashtra) und Govinda wird er dir erlauben, als König fortzubestehen. Was auch immer Krishna zum siegreichen König Yudhishthira, Arjuna und Bhimasena sprechen wird, das werden sie zweifellos befolgen. Ich denke, Krishna wird die Worte von Dhritarashtra aus dem Kuru Stamm nicht mißachten, noch wird der Sohn des Pandu die Worte von Krishna mißachten. Eine Beendigung der Feindschaft mit den Pandavas betrachte ich als das Beste für dich. Dies spreche ich zu dir nicht aus niederen Motiven oder um mein eigenes Leben zu retten. Ich sage dir damit, oh König, was ich als das Nützlichste für dich betrachte. Andernfalls wirst du dich bald an diese Worte erinnern müssen, wenn du die Schwelle des Todes betrittst.

So sprach der an Jahren reiche Kripa, der Sohn des Saradwat, mit Tränen in den Augen. Dann atmete er lange und heiße Seufzer, gab der Sorge nach und verlor fast seine Sinne.


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