Pushpak Mahabharata Buch 8Zurück WeiterNews

Kapitel 88 – Die Schlacht beginnt

Sanjaya sprach:
Mittlerweile sahen nun auch die Menschen, wie sich auf wunderbare Weise die Götter, Nagas, Siddhas, Yakshas, Gandharvas und Apsaras, die himmlischen Rishis und Garuda mit all seinem gefiederten Gefolge im Himmelsgewölbe versammelt hatten. Auch hörten die Menschen die himmlische Musik und die Lieder, das Lachen und die Lobeshymnen, und sie sahen die Apsaras tanzen. Frohen Herzens begannen die Kaurava und Pandava Heere unter lautem Waffengeklirr und Löwengebrüll die Schlacht, und das Schlachtfeld sah bald strahlend aus mit all den wogenden Tieren und Menschen, Wagen und Waffen. Für Menschen schien es unerträglich zu sein, aufgrund der fallenden Keulen, Schwerter, Speere und Pfeile und all der leblosen Körper, die blutrot gefärbt den Boden bedeckten. Auch Arjuna und Karna schossen ihre Pfeile ab und verhüllten sowohl den sich verdunkelnden Himmel aus auch das jeweils feindliche Heer damit. Es wurde so unübersichtlich, daß niemand mehr Freund oder Feind unterscheiden konnte, und die Krieger wieder Zuflucht entweder bei Karna oder Arjuna suchten, wie bei Lichtstrahlen, die einen zu Sonne oder Mond führen. Die beiden Helden sahen prachtvoll aus, wie sie in allen Richtungen die Waffen des anderen zerstreuten und gegeneinander kämpften wie der Ostwind gegen den Westwind. Jeder der beiden ermutigte seine Truppen: „Lauft nicht davon!“, und die Krieger auf beiden Seiten hielten ihre Stellung. Dabei umgaben sie die beiden Helden wie die Götter und Asuras Indra und Samvara umgeben. Und sie ehrten ihre Helden mit Löwengebrüll, Trommelschlagen und Muschelblasen, wie Sonne und Mond von brüllenden Gewitterwolken gegrüßt werden. Jeder der beiden Helden spannte seinen formidablen Bogen zum Kreis, was der Korona von Sonne und Mond glich, und schoß tausende Pfeile wie Lichtstrahlen ab. Beide waren unbesiegbar, beide kämpften bis zum Tod, beide löschten die Feinde in Scharen aus, beide übertrafen in jedem Zug das Geschick des anderen und beide riefen die mächtigsten, himmlischen Waffen herbei. Schrecklich war die Verwüstung, die nun einsetzte, und wieder flohen die Truppen panisch davon.

Da griffen die fünf großen Krieger Duryodhana, Kritavarman, Shakuni, Kripa und Aswatthaman entschlossen ein, und stürmten gegen Arjuna und Krishna mit Pfeilen, die gräßliche Schmerzen verursachten. Doch Arjuna zerschnitt ihnen sofort Bögen und Köcher, tötete ihre Pferde und die Wagenlenker, zertrümmerte die Wagen und traf auch die Krieger selbst mit tief eindringenden, wohlgezielten Pfeilen. Auch Karna traf er mit zwölf Pfeilen. Schnell warfen sich da hundert Kaurava Wagen, hundert Elefanten, und eine Schar Saka, Tukhara und Yavana Reiter mit einigen trefflichen Kamboja Kriegern dazwischen und beschossen Arjuna. Schnell trennte ihnen Arjuna mit rasiermesserscharfen Pfeilen sowohl die Waffen entzwei als auch die Köpfe vom Rumpf, nebst Pferden, Elefanten und Wagen. Da erklangen himmlische Trompeten, welche die Götter selbst bliesen, und es ertönte das Lob Arjunas. Eine sanfte Brise brachte duftende Blüten und legte sie sacht auf Arjunas Haupt ab. Sogar Menschen sahen dies und staunten sehr. Nur dein Sohn Duryodhana, oh König, und Karna fühlten weder Schmerz noch Verwunderung, denn sie waren sich sehr ähnlich.

Aswatthamans Bitte an Duryodhana, den Krieg zu beenden

Doch Aswatthaman preßte die Hände zusammen und bat deinen Sohn mit sanfter Stimme:
Sei besänftigt, oh Duryodhana. Schließe Frieden mit den Pandavas. Es gibt keine Notwendigkeit für diesen Zwist. Pfui über den Krieg! Der Lehrer wurde bereits getötet, und er war mit den höchsten Waffen wie Brahma vertraut. Bhishma und viele andere Helden sind geschlagen. Nur ich selbst bin unschlagbar, wie auch mein Onkel Kripa. Regiere dieses Reich für ewig zusammen mit den Pandavas. Wenn ich ihn bitte, wird Arjuna aufhören. Auch Krishna ist kein Freund von Feindschaft und wünscht wie Yudhishthira immer nur das Wohl aller Wesen. Bhima ist seinem ältesten Bruder gehorsam, wie auch die Zwillinge. Durch deinen Wunsch nach Frieden mit den Pandavas würde allen Geschöpfen Gutes geschehen. Die Könige könnten leben und heimkehren. Befreie die Truppen von dieser Feindschaft. Oh höre auf meine Worte, großer König, sonst wirst du von deinen Feinden schwer getroffen im Kummer brennen. Du hast es gesehen, wie auch das ganze Universum, was Arjuna mit dem Diadem ganz allein vermag. Der Vernichter von Vala, der Tod selbst, auch nicht Prachetas oder der König der Yakshas könnten es ihm ohne weiteres nachmachen. Denn Arjunas Verdienste sind noch viel größer. Er würde niemals meine Bitte mißachten und auch deine nicht. Sei zufrieden, oh König. Zum Wohle des Universums, sei besänftigt. Du hast mich immer hoch geachtet. Und auch ich fühle große Freundschaft für dich. Darum bitte ich dich jetzt. Ich werde auch Karna überzeugen, wenn du mit Frieden einverstanden bist. Es gibt vier Arten von Freunden: der Natur gemäße, durch Versöhnung gewonnene, durch Reichtum verbundene und mit Kraft eroberte. Alle vier treffen auf dich und die Pandavas zu. Sie sind von Natur aus deine Freunde. Gewinne sie erneut durch Versöhnung. Oh sei besänftigt und zufrieden, damit sie deine treuen Freunde werden, oh König.

Nach diesen wohlmeinenden Worten überlegte Duryodhana eine Weile. Dann atmete er tief ein und sprach mit traurigem Herzen:
Es ist, mein Freund, wie du es sagst. Doch höre auch meine Worte. Als der zornige und üble Bhima Dushasana wie ein Tiger riß, da sprach er Worte, die immer noch in meinem Herzen brennen. Du hast sie auch gehört. Wie kann Frieden sein? Arjuna wird Karna nicht ertragen wie ein Sturm, der am Meru geschwächt aufgeben muß. Niemals werden die Söhne des Pandu je wieder Vertrauen in mich haben, nach all den gewaltsamen und feindseligen Dingen (die ich ihnen angetan habe). Und niemandem frommt es, oh Sohn des Lehrers, dem Karna zu sagen: „Hör auf mit kämpfen.“ Arjuna scheint mir heute müde zu sein. Karna wird ihn sicher schon bald besiegen.

Sanft und demütig hatte Duryodhana zu Aswatthaman gesprochen. Und dann befahl er seinen eigenen Truppen:
Bewaffnet euch und kämpft gegen die Feinde. Warum steht ihr hier bewegungslos herum?


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