Pushpak Mahabharata Buch 8Zurück WeiterNews

Kapitel 71 – Versöhnung der Brüder

Sanjaya erzählte weiter:
Nachdem der König wieder freudvolle Worte sprach, wandte sich der tugendhafte Krishna erneut an Arjuna, welcher ein wenig entfernt immer noch traurig war, weil er mit seinen heftigen Worten an Yudhishthira eine kleine Sünde begangen hatte.

Beinahe lächelnd sprach Krishna zu Arjuna:
Wie würdest du dich jetzt fühlen, wenn du deinem Eid folgend den Sohn des Dharma mit deinem scharfen Schwert getötet hättest? Du hast den König lediglich mit unedlen Worten angesprochen, und solche Niedergeschlagenheit ergreift dein Herz? Und wenn der König jetzt tot wäre, was hättest du nun getan? Moral ist schwer erkennbar, vor allem von unwissenden Menschen. Ohne Zweifel wäre großer Kummer nun dein, denn du fürchtest die Sünde zutiefst. Und du wärst in eine gräßliche Hölle wegen Brudermordes gesunken. So stimme nun den ehrenwerten König froh, diesen ersten aller Tugendübenden, den Herrscher der Kurus. Dies ist mein Wunsch. Erfreue ihn mit Hingabe, und wenn er glücklich ist, fahren wir zu Karna, um mit ihm zu kämpfen. Dann töte den Sohn des Suta mit deinen spitzen Pfeilen, damit du den König um so glücklicher machen kannst, du Gewährer von Ehren. Das ist das Gebot der Stunde. Hast du es vollbracht, wird dein Ziel heute erfüllt sein.

Beschämt berührte Arjuna noch einmal Yudhishthiras Füße mit seinem Kopf, bat ihn wieder und wieder:
Sei mir gnädig. Vergib mir, oh König, alles, was ich zu dir aus Angst vor Sünde und zur Bewahrung der Tugend gesprochen habe.

Yudhishthira hob den zu seinen Füßen weinenden Bruder auf, umarmte ihn voller Liebe und weinte ebenfalls laut. Und nachdem diese beiden strahlenden Brüder eine Weile gemeinsam Tränen vergossen hatten, verließ sie ihr Kummer, und sie fühlten wieder Freude wie zuvor. Noch einmal umarmte Yudhishthira seinen jüngeren Bruder liebevoll, schnupperte an seinem Haupt, lobte ihn und sprach dann:
Oh Starkarmiger, vor allen Truppen hat mich Karna meiner Standarte und Rüstung, des Bogens, aller Waffen und der Pferde beraubt, obwohl ich bis zum Äußersten gekämpft habe. Wenn ich daran und an seine Meisterschaft im Kampf denke, verliere ich all meine Energie an den Kummer, oh Arjuna. Das Leben ist mir nicht länger lieb. Wenn du den Helden heute nicht besiegst, gebe ich meinen Lebensatem auf, denn welchen Sinn hätte das Leben noch für mich?

Arjuna antwortete ihm:
Ich schwöre bei der Wahrheit, oh König, bei deiner Gnade, bei Bhima und den Zwillingen, daß ich heute Karna schlagen werde, oh bester Mann. Und wenn nicht, dann nur, weil ich selbst geschlagen zu Boden sinke. Das schwöre ich aufrecht, indem ich meine Waffe berühre.

Und auch Krishna gegenüber bekräftigte Arjuna:
Es gibt keinen Zweifel und kein Zögern, oh Krishna. Heute besiege ich den Karna. Von deiner Klugheit geführt, ist der Tod dieses Übelgesinnten sicher. Sei gesegnet.

Und Krishna stimmte zu:
Du bist kompetent, oh Arjuna, den mächtigen Karna zu schlagen. Die ganze Zeit habe ich darüber nachgedacht, auf welchem Weg du ihn besiegen könntest, oh mächtiger Wagenkrieger.

Und mit großer Klugheit wandte sich Krishna noch einmal an Yudhishthira und bat:
Es ziemt sich für dich, deinen Bruder zu besänftigen und ihm den Befehl zum Tode Karnas mit der üblen Seele zu geben (der Befehl eines Höhergestellten verheißt sicheren Erfolg). Als wir hörten, daß Karna dich schwer getroffen hatte, kamen wir aus Sorge zu dir. Welch gutes Glück, daß du nicht geschlagen wurdest, oh König! Welch gutes Schicksal, daß du nicht gefangengenommen wurdest! So sprich tröstende Worte zu deinem Bruder, und segne ihn, oh Sündenloser, mit deinem Wunsch zum Sieg.

Was Yudhishthira tat:
Komm, komm, mein Bruder, und umarme mich. Du hast mir heilsame Worte gegeben, die verdient ausgesprochen waren. Und ich habe dir vergeben. Nun gebiete ich dir, geh hinaus und schlage Karna. Und sei nicht ärgerlich über die groben Worte, die ich dir gab.

Wieder beugte Arjuna sein Haupt vor dem König und berührte mit seinen Händen die Füße des älteren Bruders. Wieder hob ihn Yudhishthira auf, zog ihn an sich, roch an seinem Scheitel und sprach sanft:
Oh Arjuna, du Starkarmiger, ich wurde von dir höchst geehrt. Mögen Größe und Sieg immer dein sein.

Arjuna antwortete:
Dem auf seine Macht stolzen Karna werde ich nun bald gegenüberstehen. Ich werde ihn, seine Söhne und sein Gefolge mit meinen Pfeilen töten, diesen Mann der sündhaften Taten. Daß er gegen dich seinen Bogen mächtig spannte, wird ihm mit bitteren Früchten vergolten werden. Und wenn ich ihn in tödlicher Schlacht geschlagen habe, werde ich zu dir zurückkommen und voller Respekt nur noch hinter dir laufen. Das sage ich aufrecht. Ohne Karna besiegt zu haben, werde ich nicht zurückkehren. Auch das schwöre ich, indem ich deine Füße berühre, oh Herr des Universums.

Mit frohem Herzen erwiderte ihm Yudhishthira tiefste Worte:
Gewinne dir unvergänglichen Ruhm, eine Lebensspanne nach deinem Gutdünken, Sieg, Energie und die Vernichtung deiner Feinde. Mögen die Götter dir Wohlstand gewähren. Und erhalte alles in dem Maße, wie ich es dir wünsche. Und nun eile in den Kampf und töte Karna, wie Indra den Vritra zur Vermehrung seines Ruhmes schlug.


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