Pushpak Mahabharata Buch 8Zurück WeiterNews

Kapitel 60 – Krishna verfolgt das Kriegsgeschehen und ermutigt Arjuna

Sanjaya fuhr fort:
Doch dann lenkte Krishna die Aufmerksamkeit Arjunas auf König Yudhishthira, den Gerechten, indem er sprach:
Dort drüben wird dein Bruder von vielen mächtigen und großen Bogenkriegern hart bedrängt, die ihn alle schlagen wollen. Und die mächtigen und ausgezeichnet kämpfenden Panchalas sind auf dem Weg zu ihm, ihn zu retten, denn König Duryodhana verfolgt in voller Rüstung und mit einer großen Einheit deinen Bruder. Er ist fest entschlossen, seinen Rivalen zu vernichten. Und mit ihm kommen seine in allen Belangen des Kampfes erfahrenen Brüder, deren Waffen tödliche Berührung äußerst gefährlich ist. Sieh nur, wie begierig die Elefanten, Kavallerie und Wagenabteilung der gegnerischen Seite gegen Yudhishthira vorrückt, als ob arme Männer ein kostbares Juwel jagen. Und sieh, wie Satyaki und Bhima den Ansturm vorerst aufhalten, als ob Indra und Agni die nach Amrit dürstenden Daityas stoppen. Doch es sind zu viele Kurus, die bereits nachrücken, und Yudhishthira gefährlich werden können, wie die Wassermassen während der Regenzeit. Die feindlichen Krieger brüllen laut, blasen ihre Muscheln und schwenken die Bögen. Doch wenn Yudhishthira unter die Gewalt Duryodhanas fällt, dann erachte ich ihn als im Rachen des Todes und als Opfergabe für das heilige Feuer. Die Armee von Duryodhana ist bestens ausgerüstet und formiert, so daß es selbst Indra schwerfallen würde, lebend aus ihr herauszukommen. Und wer könnte gegen die Wucht Duryodhanas bestehen, wenn er wütend kämpft und seine äußerst schnellen Pfeile in Massen abschießt? Die Kraft seiner Pfeile kann wie die von Kripa, Karna oder Aswatthaman ganze Berge spalten. Schon einmal mußte sich König Yudhishthira vor Karna in Sicherheit bringen und vom Felde fliehen. Der Held ist wahrlich mächtig, geschickt und erfahren im Kampf. Er kann deinen ältesten Bruder in große Schwierigkeiten bringen, und ganz besonders wenn er vereint mit den tapferen Söhnen von Dhritarashtra angreift. Dein Bruder ist fromm, folgte schweren Gelübden und ist mager vom vielen Fasten. Er verfügt über Brahma Macht, doch an Kshatriya Kräften mangelt es ihm, und so konnten ihm schon einige Krieger hart zusetzen oder ihn sogar besiegen. Auch jetzt ist er in großer Gefahr, weil Karna angreift. Oh Arjuna, ich vermute, König Yudhishthira ist gefallen, denn der zornige Bhima erduldet gelassen das Löwengebrüll der Söhne Dhritarashtras, die voller Siegeslust ihre Muscheln blasen. Ich fürchte, König Yudhishthira ist tot, denn dort drüben treibt Karna die Wagenlenker seiner Armee voran, und sie umringen deinen königlichen Bruder mit den großen Waffen wie Sthunakarna, Indrajala und Pashupata. Zumindest ist der König schwer verwundet oder außerordentlich schwach, weil die Panchalas in größter Hast ihm zu Hilfe eilen, wie ein Lebensretter den im Ozean Versinkenden herauszieht. Die Standarte des Königs ist nicht mehr zu sehen. Sicher hat sie Karna mit seinen Pfeilen gefällt. Oh, vor den Augen der Zwillinge, Satyaki, Sikhandin, Dhrishtadyumna, Bhima und Satanika vernichtet Karna die Einheiten der Pandavas wie ein Elefant im Lotusteich wütet. Sieh nur dort! Die Wagenlenker deiner Armee fliehen schmerzvoll schreiend davon und mit ihnen die Scharen von anderen Kriegern, denn Karna entwurzelt sie alle. Seine Standarte mit dem Bild des Elefantenseils taucht überall auf. Jetzt greift er Bhima an, verstreut hunderte Pfeile und vernichtet die Armee. Die großen Krieger der Panchalas werden von Karna zermalmt wie die Daityas von Indra. Nun hat er alle ringsum besiegt und blickt sich nach allen Seiten um. Ich bin sicher, er sucht dich! Oh schau Arjuna, wie schön er seinen wunderbaren Bogen spannt. Genau wie Indra inmitten der Himmlischen, nachdem er alle Feinde besiegt hat. Und die Kauravas jubeln ihm und seinen Heldentaten zu. Sie brüllen so laut, daß unsere Krieger Angst bekommen. Und mit seiner ganzen Seele terrorisiert Karna die Pandus, wenn er seinen Leuten zuruft: „Seid gesegnet und greift an, damit kein Srinjaya in dieser Schlacht mit dem Leben davonkommt! Vereint euch und stürmt voran! Wir sind hinter euch.“ Und von hinten verstreut er seine tödlichen Pfeile. Und schau, mit dem weißen Schirm (des Königs) sieht Karna so herrlich aus wie das Udaya Gebirge bei Mondschein. Und während dieser Schirm mit den hundert Speichen über sein Haupt gehalten wird, wirft er dir, oh Prinz, fordernde Blicke zu. Zweifellos wird er gleich herkommen. Schau nur, wie er den schönen Bogen schwenkt, und wie seine Pfeile gefährlichen Giftschlangen gleichen. Er schaut auf dein Banner mit dem Affen und wünscht sich den Zweikampf mit dir, oh Geißel deiner Feinde. Und jetzt kehrt er sich in deine Richtung, wie ein Insekt sich selbst vernichtend in die Flamme stürzt. Zornvoll und tapfer ist er und handelt immer nach dem Willen Duryodhanas. Doch er begreift nicht, und ist nicht in der Lage, mit dir mitzuhalten. Schau, Duryodhana sieht, wie Karna allein und ohne Unterstützung angreifen will, und kommt ihm fest entschlossen mit einer großen Einheit zu Hilfe. Mögen diese Hinterhältigen mit all ihren Verbündeten durch dich fallen, indem du deine Energie entfaltest und dir Ruhm, Königreich und Glück erringst. Ihr seid beide stark und berühmt. Wenn ihr gegeneinander kämpft, dann ist es als ob ein Gott gegen einen Danava kämpft. Mögen alle Feinde deinen Heldenmut bezeugen. Wenn du und Karna voller Entschlossenheit seid, dann kann auch der zornige Duryodhana nichts tun. Denke daran, wie rein deine Seele ist, oh Bulle der Bharatas, und denke auch daran, wie Karna große Feindseligkeit zum tugendhaften Yudhishthira hegt. Und handle jetzt, oh Sohn der Kunti, wie gehandelt werden sollte. Setze dein Herz auf gerechten Kampf und greife den Führer der feindlichen Wagenkämpfer an. Mit ihm bereiten sich fünfhundert treffliche Wagenkrieger, fünftausend Elefanten und zweimal so viele Reiter mit ungezählten Fußsoldaten auf einen Kampf gegen dich vor. Mit ungeheurer Energie beschützen sie einander und vereinen ihre Kräfte. So zeige dich nun aus deinem Willen heraus diesem großen Bogenkrieger Karna. Marschiere eilends und greif ihn an. Denn sieh, er beschießt mit großem Zorn die Panchalas. Ich kann seine Standarte direkt vor Dhrishtadyumnas Wagen erkennen. Ach, er wird die Panchalas vollkommen auslöschen.

Doch höre, ich habe auch gute Nachricht für dich: König Yudhishthira lebt. Und der starkarmige Bhima ist auf seine Position an der Spitze der Armee zurückgekehrt. Mithilfe der Srinjayas und Satyaki bekämpft er mit spitzen Pfeilen die Kauravas, so daß die Truppen Duryodhanas ihre blutüberströmten Gesichter abwenden müssen. Und jetzt sehen die feindlichen Truppen niedergedrückt aus wie die Erde ohne Getreidefelder. Schau wie energisch Bhima den Feind auslöscht. Gelbe, rote, schwarze und weiße Banner mit Sternen, Monden und Sonnen verziert liegen auf der Erde, ebenso wie viele Schirme. Die Standarten aus Gold, Silber oder Messing ragen dazwischen auf, und die Krieger fallen leblos von ihren Wagen, denn die tapferen Panchalas kämpfen mit allen Waffen. Dort vertreiben sie in Windeseile die reiterlosen Elefanten und Pferde, und überall wird der Feind durch die Macht Bhimas und seiner Truppen zermalmt. Laut blasen die Panchalas ihre Muschelhörner und schlagen die Trommeln. Freu dich an ihrer unerschrockenen Energie und Macht! Es ist ihre bloße Kühnheit, welche die feindlichen Truppen schlachtet, als ob Löwen Elefanten töten. Sogar ohne Waffen schlagen sie ihren Feinden die Waffen aus der Hand und besiegen sie dann damit. Und es rollen die Köpfe und fallen die abgetrennten Glieder, dabei sind die Feinde keine Anfänger! Wahrlich, die Panchalas mit ihren Wagen, Elefanten und Pferden verdienen höchstes Lob! Wie die Schwäne mit großer Schnelligkeit den Manasa See verlassen und in die Ganga eintauchen, so tauchen die Panchalas ins weite Heer der Kauravas ein. Man sieht sie überall. Der heldenhafte Kripa und auch Karna zeigen alles Können, um ihnen zu widerstehen. Und doch fallen tausende große Wagenkrieger auf ihrer Seite, denn Dhrishtadyumnas und Bhimas Macht läßt sie wie im Ozean versinken. Wo die Panchala Helden übermannt zu werden drohen, da kommt der furchtlose Sohn des Windgottes, dein Bruder Bhima, und verstreut unter lautem Gebrüll seine Pfeile. Der größte Teil der Truppen Duryodhanas ist von Furcht ergriffen. Denn schau, wie Bhima diese Elefanten mit seinen Knotenpfeilen durchbohrt. Sie krachen wie Berggipfel zu Boden, welche Indras Blitz zerschmetterte. Und die anderen großen Tiere, welcher Bhima nur verletzt hat, sie fliehen davon und zermalmen dabei die eigenen Reihen. Erkennst du nicht das unerträgliche Löwengebrüll deines Bruders, der den Sieg will? Eben kommt der Prinz der Nishadas auf seinem Elefanten wie der Tod selbst heran und versucht, mit seinen Lanzen Bhima zu schlagen. Doch zehn sonnenhell glänzende Pfeile Bhimas trennen ihm beide Arme ab, die noch die Lanzen halten. Sofort danach greift Bhima andere, gut geführte Elefanten an. Deren Reiter werfen Speere und Lanzen nach ihm, doch er tötet mit seinen Pfeilen sieben Tiere auf einmal und ihre triumphalen Banner fallen. Die nächsten Elefanten schlägt er mit je zehn Pfeilen, und wo Bhima kämpft, da hört man kein Kriegsgebrüll des Feindes mehr. Es waren drei volle Akshauhinis an Truppen versammelt, und sie wurden alle von Bhima aufgehalten, diesem kampfentschlossenen und zornigen Löwen unter den Männern.

Sanjaya fuhr fort:
Voller Freude über seinen Bruder vernichtete Arjuna weiter die feindlichen Armeen. Die letzten geschlagenen Samsaptakas flohen davon, und die Gefallenen wurden glückliche Gäste in Indras Reich. So vernichteten die Söhne des Pandu mit ihren geraden Pfeilen die vierfachen Kräfte deines Heeres, oh König.


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