Pushpak Mahabharata Buch 8Zurück WeiterNews

Kapitel 52 – Die Schlacht zu Mittag

Sanjaya fuhr fort:
Ja, die Kshatriyas ließen ihren feindseligen Gefühlen untereinander freien Lauf und kämpften mit dem Begehr, einander das Leben zu nehmen. Alles vermischte sich in großem Stile miteinander: Wagenscharen, Elefantenabteilungen, Kavallerieeinheiten und Männer zu Fuß. Wir sahen überall die niedersausenden Keulen, Stachelstöcke, Speere, Lanzen und Kurzpfeile aufblitzen, wie sie ihre tödliche Mission erfüllten. Gräßliche Scharen von Pfeilen schwirrten wie Heuschreckenschwärme durch die Luft. Elefanten zerfetzten sich gegenseitig, Reiter bekämpften Reiter, Wagenkrieger stritten untereinander und Fußsoldaten auch. Doch Fußsoldaten schlugen auch auf Reiter, Wagenkrieger und Elefanten ein, und alles kämpfte durcheinander und gegen jeden Gegner, der nur erreichbar war. Die Männer schrien aus vollem Halse, und das Schlachtfeld war so furchterregend wie (Rudras) Schlachtplatz der Geschöpfe. Die Erde ähnelte einer Jungfrau von größter Schönheit, deren strahlendweiße Kleider tiefrot eingefärbt waren. Überall schienen sich rote Marienkäferchen niedergelassen zu haben, und das Blut und Fleisch der Gefallenen glänzte wie Gold. Ganze Haufen von abgetrennten Köpfen und Gliedern, Ohrringen und anderen Ornamenten lagen herum, auch Brustharnische und ganze Rüstungen, Halsketten und Banner zerstreuten sich auf dem Boden. Gegeneinander kämpfende Elefanten rissen sich mit ihren Stoßzähnen die Flanken auf und sahen blutüberströmt so wunderschön aus, oh König, wie Berge, an denen die metallisch glänzenden Kreideströme hinabrinnen. Wenn Reiter ihre Lanzen warfen oder Fußsoldaten sie hochhoben, dann packten viele der riesigen Tiere die Waffen, verdrehten und zerbrachen sie. Und manchen der Elefanten war die Rüstung vom Leibe geschnitten worden, so daß sie Bergen glichen, die ihr nebliges Winterkleid verloren hatten. In vielen der gewaltigen Tiere steckten goldgeflügelte Pfeile, so daß sie weithin glänzten. Und viele wurden von feindlichen Kriegern niedergestreckt, wie Berge, die ihre Flügel verloren hatten. Dann lagen sie mit den Stirnen auf der Erde, die Stoßzähne in den Boden gebohrt und rührten sich nicht mehr. Die verletzten Tiere brüllten laut vor Schmerzen und rannten panisch hin und her. Auch die von Waffen oder anderen Tieren schwer getroffenen Pferde, versuchten zu fliehen, wurden schwach und fielen nieder, zuckend im Todeskampf. Genau wie die Menschen, die unter Schmerzensschreien und Krämpfen ihr Leben aufgaben, oh Herr. Manche sahen ihre Verwandten nahebei kämpfen und riefen verzweifelt die vertrauten Namen. Oder man brüllte dem sich zurückziehenden Feind hinterher, wohl um Geschlecht und Abstammung wissend. Oft zuckten auch noch die abgetrennten Arme auf dem Boden hin und her, als ob sie sich immer noch an ihrem schönen Goldschmuck erfreuten. Viele tausende Arme fielen ab, kamen wieder hoch, und manche schienen voranzuspringen wie fünfköpfige Schlangen. Und wenn die Glieder mit Sandelpaste verziert waren, dann sah das Blut auf ihnen wunderschön aus wie die Muster auf glänzenden Schlangenhäuten. Das Gewirr wurde unüberschaubar, und die Krieger fochten gegen irgendwen, ohne den anderen zu erkennen oder genau wahrzunehmen. Eine Staubwolke breitete sich über das ganze Feld aus, und die Pfeile fielen in dichten Schauern. So wurde die Szene dunkel, und die Krieger waren beinahe blind. Und doch tobte die Schlacht heftig und gnadenlos weiter. Überall bildeten sich Ströme von Blut, in denen abgetrennte Köpfe schwammen. Zwischen ihnen wogte das Haar der toten Krieger wie Schilf, die Knochen glänzten wie sich tummelnde Fische, und Bögen und Keulen waren die Flöße, mit denen solch grausiger Strom zu überqueren war. Der Anblick war nichts für Ängstliche, doch die Tapferen freuten sich, auch wenn der Strom ins Reich Yamas führte. Viele Kshatriyas tauchten in diesen Strom, wurden von Angst übermannt und vergingen. An allen Seiten des Schlachtfeldes drängten sich die fleisch- und aasfressenden Tiere, welche brüllten und kreischten, so daß man fröstelnd an das Reich der Toten erinnert wurde. Kopflose Rümpfe standen noch aufrecht, was die bluttrinkenden Wesen erfreute, die sich tanzend an Fleisch und Fett labten. Krähen, Geier und Kraniche speisten die Reste von gefallenen Reittieren und flatterten aufgeregt über dem Festessen.

Und doch, oh König, gab es zahllose Helden, die alle Furcht abwarfen, welche so schwer abzuwerfen ist, und den Gelübden eines Kriegers treu, tapfer ihre Pflicht erfüllten. Unablässig schwirrten die Speere und Pfeile durch die Luft, die auch von Aasvögeln bevölkert war, und unablässig kämpften die Männer mit nicht nachlassendem Heldenmut. Sie riefen einander Namen und Abstammung zu, und fochten mit Wurfpfeilen, Lanzen und Streitäxten. Doch die hitzige und kräftezehrende Schlacht forderte ihre Opfer. Die Kaurava Armee wurde schwach und konnte kaum mehr standhalten, wie ein leckes Boot auf dem weiten Ozean.


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