Pushpak Mahabharata Buch 8Zurück WeiterNews

Kapitel 46 – Zurück zur Schlacht und den Schlachtordnungen

Sanjaya sprach:
Nach sorgfältiger Betrachtung der famosen und abwehrstarken Schlachtordnung von Dhrishtadyumna fuhr Karna mit Löwengebrüll und lautem Wagengeratter zur Schlacht und hieß alle Musikinstrumente aufspielen, so daß die Erde erzitterte vor Lärm. Der Held schien im Zorn zu beben, als er die eigenen Truppen in der Gegenaufstellung ordnete und mit großer Energie ein Blutbad unter den Pandava Heerscharen anrichtete, wie einst Indra die Asuras vernichtete. Dann traf er Yudhishthira mit vielen Pfeilen und keilte ihn zu seiner Rechten ein.

Dhritarashtra fragte:
Wie, oh Sanjaya, stellte Karna unsere Truppen auf? Was war die angemessene Gegenordnung zu den Truppen, welche Dhrishtadyumna anführte und Bhima und all die großen Bogenkämpfer beschützten? Wer stand an den Flügeln und Außenseiten unserer Armee? Wo nahmen die Krieger ihre wohlgeordnete Aufstellung? Und wie reagierten die Söhne des Pandu auf unsere Aufstellung? Und wie begann die große Schlacht? Wo war Arjuna, als Karna gegen Yudhishthira zog? Denn wer konnte schon erfolgreich Yudhishthira angreifen, wenn Arjuna dabei war? Ach Arjuna, der vor Jahren fast allein die Geschöpfe des Khandava Waldes vernichtete – welcher Lebenshungrige würde gegen ihn kämpfen, außer Karna?

Sanjaya antwortete:
Nun höre, oh König, die Formation der Truppen, in welcher Arjuna anrückte, und wie die Schlacht von beiden Seiten von den jeweiligen Königen ausgekämpft wurde. Kripa, die Magadhas mit der großen Aktivität und Kritavarman von den Satwatas nahmen den rechten Flügel ein. Shakuni und der gewaltige Wagenkrieger Uluka standen rechts von ihnen und wurden von vielen furchtlosen Reitern der Gandharas unterstützt, die glänzende Lanzen trugen, und von schwer zu überwältigenden Männern aus den Bergen, so zahlreich wie Heuschreckenschwärme und mit grimmigen Gesichtern wie Pisachas. Vierunddreißig Wagen der unerschrockenen Samsaptakas warteten wild erregt auf die Schlacht, nahmen deine Söhne in die Mitte und bildeten den linken Flügel. Sie alle wollten Krishna und Arjuna schlagen. Die linke Seite beschützten die Kambojas, Sakas und Yavanas mit Wagen, Pferden und Fußsoldaten und waren bereit, auf Befehl Karnas den mächtigen Krishna und Arjuna zu fordern. Im Zentrum der Armee stand Karna in seine schöne Rüstung gehüllt, mit Angadas geschmückt und Girlanden, um die Mitte zu halten. Seine eigenen, kampfentschlossenen Söhne standen ihm zur Seite, und Karna strahlte in ihrer Mitte, den Bogen unablässig spannend. Der starkarmige Dushasana strahlte wie Feuer mit seinen dunklen Augen und den schönen Gesichtszügen. Er ritt auf einem großen Elefanten, war von vielen Truppen umgeben und nahm im Rücken der Formation nach und nach den Kampf auf. Hinter ihm bezog König Duryodhana seine Position, und einige seiner Brüder ritten auf eleganten Pferden und in schönsten Rüstungen an seiner Seite. Sie wurden von den Madras und energischen Kekayas beschützt, und so strahlte dein Sohn wie Indra mit den hundert Opfern, wenn ihn die Himmlischen umringen. Aswatthaman und die anderen, großen Wagenkrieger folgten ihm nach mit zornig erregten Elefanten, die von Mlechas geritten wurden. Die gewaltigen Tiere wurden von geschickten Kriegern geführt und waren mit triumphalen Standarten und glänzenden Waffen geschmückt. So glichen sie schönen, mit blühenden Bäumen überwachsenen Bergen. Viele tausend tapfere Krieger waren mit Axt und Schwert als Fußgarde dieser Elefantenabteilung aufgestellt. Die Schlachtordnung schaute prächtig aus mit all den reich geschmückten Reitern, Wagenkriegern und Elefanten wie die Schlachtordnung der Himmlischen oder Asuras. Die Aufstellung formte sich nach dem Schema des Vrihaspati, und von kriegserfahrenen Kommandeuren angeführt konnte sie jedem feindlichen Herzen Angst einjagen. Bewegte sie sich, schien sie zu tanzen. Und die Schlacht sehnlichst herbeiwünschend, strömten schon die ersten Fußsoldaten, Reiter und Wagenkrieger aus den Flügeln dem Feind entgegen wie fließende Wolken in der Regenzeit.

Als König Yudhishthira Karna an der Spitze des feindlichen Heeres erblickte, sprach er zu seinem Bruder Arjuna, diesen einzigartigen Helden dieser Welt:
Schau die Schlachtordnung, oh Arjuna, die Karna wählte. Sie schaut herrlich aus mit ihren Flügeln und deren Seiten. Es möge alles unternommen werden, damit dieses feindliche Heer uns nicht besiegt.

Arjuna antwortete mit gefalteten Händen:
Alles wird geschehen, wie du es wünschst. Anders kann es nicht sein. Ich werde alles tun, oh Bharata, wodurch die Vernichtung des Feindes vollbracht werden kann. Ich werde ihren ersten Krieger töten.

Yudhishthira sprach:
Wenn du dies im Sinn hast, dann ziehe du gegen Karna. Mögen Bhima gegen Duryodhana ziehen, Nakula gegen Vrishasena, Sahadeva gegen Shakuni, Satanika gegen Dushasana, Satyaki gegen Kritavarman und Pandya gegen Aswatthaman. Ich selbst werde Kripa im Kampf aufsuchen. Und mögen die Söhne der Draupadi mit Sikhandin gegen den Rest der Söhne Dhritarashtras kämpfen. So soll sich jeder Krieger seinen Gegner suchen.

Arjuna stimmte zu „So sei es!“ und ordnete die Truppen dementsprechend. Er selbst zog an die Spitze der Armee. Und in dem Wagen, der Brahma entsprang, wie alle Götter wissen, für den einst Agni zu Pferden wurde, dieser Führer des Universums, der seinen Glanz von Brahman bekommt, und in dem vor langer Zeit Brahman die Götter Shiva, Indra und Varuna fuhr, in diesem Wagen zogen Krishna und Arjuna in die Schlacht.

Shalya entdeckt Arjuna

Als Shalya diesen Wagen mit der wunderbaren Erscheinung erblickte, sprach er erneut zum großen Wagenkrieger Karna:
Dort drüben bezieht der Wagen mit den weißen Pferden und Krishna als Wagenlenker seine Stellung. Dieses Fahrzeug kann allen Truppen widerstehen, so sicher wie die Früchte aus dem Handeln entstehen. Es kommt der Sohn der Kunti und schlachtet alle Feinde auf seinem Weg dahin. Dort ist er, nachdem du dich überall erkundigt hast. Schon an dem lauten Aufschrei der Truppen, der ihn begleitet, ist der Hochbeseelte zu erkennen. Und siehst du die Staubwolke, die den Himmel wie ein Baldachin bedeckt? Die ganze Erde scheint zu beben, oh Karna, weil Arjunas Wagenräder sich tief in sie eingraben. Heftige Winde blasen an beiden Seiten deiner Armee. Die fleischfressenden Geschöpfe bellen und jaulen laut und gräßlich. Schau, der schreckliche und unheilvolle Planet Ketu mit seiner nebligen Gestalt bedeckt die Sonne und läßt einem die Haare zu Berge stehen. Ganze Packs von Tieren, darunter mächtige Wölfe und Tiger, starren zur Sonne. Und sieh, wie sich die Kankas und Geier zu Tausenden zusammenrotten, die Gesichter einander zugewandt, als ob sie miteinander sprächen. Die farbenprächtigen Yakwedel an deinem großen Wagen zucken unruhig hin und her. Deine Standarte zittert, wie auch die Glieder deiner schönen, pfeilschnellen und starken Pferde. Die Zeichen verkünden, daß heute hunderte und tausende Krieger ihr Leben lassen und sich zum ewigen Schlaf auf die Erde legen werden. Oh Karna, hörst du das laute Blasen der Muschelhörner, das Dröhnen der Trommeln und Pauken, das Zischen der Pfeile und das Gebrüll von Mensch und Tier von allen Seiten? Es könnte einem das Fürchten lehren. Und lausche auch auf den alles übertönenden Klang der Bogensehne des großen Kriegers, oh Karna. Siehst du seine Banner wehen, die mit Glöckchenschnüren behangen und mit goldenen Monden und Sternen geschmückt sind? Kunstfertige Handwerker haben sie aus goldbestickten Stoffen in allen Farben gefertigt und nun strahlen sie an Arjunas Wagen und blitzen hell auf, wenn sie der Wind schüttelt. Hörst du auch ihren schneidenden Klang dabei?

Oh Karna, alle Wagenkrieger der hochbeseelten Panchalas schauen so herrlich wie die Götter aus mit ihren bannergeschmückten Standarten an den Wagen. Doch unter ihnen strahlt der unbesiegte Arjuna besonders mit dem besten Affen im Banner und wie er anrückt, den Feind zu vernichten. Dieser Affe an der obersten Spitze zieht die Blicke aller Krieger auf sich und kann einem das Fürchten lehren. Und der Diskus, die Keule, der Bogen Sarnga und die Muschel Panchajanya leuchten am klugen Krishna genauso schön wie sein Juwel Kaustubha. Da kommt der Energiereiche und treibt die weißen Pferde so schnell wie der Wind. Und Gandiva klingt dazu. Die geschärften Pfeile vom starken Arm des Helden vernichten schon seine Feinde. Die Erde füllt sich mit den Köpfen von unerschrockenen Königen mit ihren schönen, vollmondgleichen Gesichtern und den großen, weit aufgerissenen und kupferfarbenen Augen. Dort liegen Arme, die Stachelkeulen gleichen, mit den Waffen noch im Griff und mit vorzüglichen Parfümen gepflegt. Diese Krieger freuten sich an der Schlacht und waren’s zufrieden, mit hocherhobenen Waffen zu fallen. Die Pferde liegen mit herausgerissenen Augen, Zungen und Gedärmen mitsamt ihren Reitern leblos auf der Erde. Und diese von Arjuna zerfleischten Elefanten sehen gefallen aus wie ehrenwerte Berge. Auch die schönen Wagen, die einst wie nebelartige Gebilde im Himmel zur Schlacht eilten, sind mit ihren königlichen Kriegern vernichtet und fallen herab, wie die Bewohner des Himmels, wenn ihr Verdienst erschöpft ist. Schau, wie deine Truppen vom diademgeschmückten Arjuna aufgewühlt werden wie Kühe, wenn der stattliche Löwe angreift. Dort rücken die Pandava Helden an, bereit zum Angriff, und mähen auf ihrem Weg die Könige, Elefanten, Pferde und Fußsoldaten deiner tapfer kämpfenden Armee nieder. Jetzt kann man Arjuna nicht mehr sehen (vor lauter Feinden, Freunden, Waffen und Staub), wie die Sonne, wenn die Wolken sie verdecken. Nur die Spitze seiner Standarte ist noch sichtbar und das Sirren seiner Bogensehne zu hören.

Sei dir sicher, oh Karna, daß du heute dem Helden mit den weißen Pferden begegnest, der Krishna als Wagenlenker hat und den Feind bis zu den Wurzeln vernichtet. Sei dir sicher, daß du dem gegenüberstehen wirst, nachdem du dich so eifrig erkundigt hast. Heute, oh Karna, wirst du die beiden Tiger mit den roten Augen sehen, die Feindebezwinger Vasudeva und Arjuna auf dem selben Wagen. Und wenn es dir gelingt, oh Karna, den zu schlagen, der Krishna als Wagenlenker und Gandiva als Bogen hat, dann sollst du unser König sein. Sieh, die Samsaptakas fordern ihn, und Arjuna greift sie an. Er wird ein großes Gemetzel unter seinen Feinden vollbringen.

Zornig antwortete Karna dem Herrscher der Madras:
Sieh doch genau hin, oh Shalya, wie die wütenden Samsaptakas Arjuna bekämpfen und von allen Seiten bedrängen. Er ist nicht mehr sichtbar! In diesem Ozean der Krieger wird er sicher untergehen, oh Shalya.

Doch Shalya entgegnete:
Wo ist der, der Varuna im Wasser ertränken könnte oder das lodernde Feuer mit Öl ersticken? Wer könnte den Wind ergreifen oder den Ozean austrinken? Ich denke, es ist ebenso schwer, Arjuna zu bedrängen. Ihn könnten nicht die Götter in der Schlacht besiegen, und wenn sie sich mit den Asuras vereinigten. Begnüge dich mit deinen Worten und sei fröhlich. Doch Arjuna ist im Kampf nicht zu schlagen! Vollbringe etwas anderes, was du dir wünschst. Nur der, welcher die Erde mit seinen beiden Armen hochheben, alle Wesen im Zorn verbrennen oder die Götter aus dem Himmel schleudern kann, der mag Arjuna im Kampf besiegen. Und schau den anderen Sohn der Kunti, Bhima, der niemals ermüdet und mit seinen starken Armen so fest steht, wie der Berg Meru. In ihm brennt der Zorn, und es verlangt ihn nach Rache. Mit übergroßer Energie und außerordentlichem Siegeswillen kämpft er und erinnert sich dabei an alle Kränkungen. Und König Yudhishthira, der Gerechte und Tugendhafte, steht ebenso unbezwingbar wie die beiden strahlenden Zwillinge Nakula und Sahadeva, diese beiden Aswins. Und siehst du dort die fünf Söhne Krishnas mit den Gesichtszügen der Panchala Prinzen. Sie alle gleichen Arjuna in der Schlacht und stehen bereit. Und die Söhne von Drupada, allen voran Dhrishtadyumna, sie strotzen nur so von Stolz und Energie und haben ihren Position eingenommen. Ebenso Satyaki, der Beste der Satwatas, mit Zorn und Siegeseifer greift er uns direkt vor deinen Augen so zerstörerisch wie der Vernichter selbst an.

So sprachen die beiden Löwen unter den Männern zueinander, während die beiden Armeen sich in heftigem Kampf vermischten wie die Ströme Ganga und Yamuna.


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