Pushpak Mahabharata Buch 8Zurück WeiterNews

Kapitel 35 – Shalya stimmt erneut zu

Duryodhana fuhr fort:
Ja, so handelte der Große Vater der Welten, Brahma, die ruhmreiche Gottheit als Wagenlenker von Rudra. Der Wagenlenker sollte dem Krieger auf dem Wagen überlegen sein. So führe du die Zügel der Pferde Karnas, oh Tiger unter den Männern. Der Große Vater Brahma ward mit größter Sorgfalt von den Göttern ausgesucht, als einer, der größer ist als Shiva, oh großer König. So wie du nun sorgsam ausgewählt wurdest, weil du höher als Karna bist. So halte die Zügel von Karnas Pferden, ohne zu zaudern, wie der Große Vater die von Shivas Pferden hielt, oh Strahlender.

Shalya sprach:
Bester Mann, schon viele Male habe ich diese treffliche und himmlische Geschichte gehört. Ja, es wurde mir öfter erzählt, wie Brahma als Shivas Wagenlenker wirkte, und wie die Asuras mit nur einem Pfeil vernichtet wurden. Auch Krishna hat dies alles gewußt, denn er kennt Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in allen Einzelheiten. Und daher wurde er der Wagenlenker von Arjuna wie Brahma der von Shiva. Wenn Karna, der Sohn des Suta, es irgendwie schaffen sollte, Arjuna zu töten, dann wird Krishna selbst kämpfen. Und der Träger von Diskus, Muschel und Keule wird deine Armee nur so verschlingen. Es existiert hier kein König, der vor dem zornigen Krishna an vorderster Front bestehen könnte.

Doch Duryodhana antwortete ihm frohgesinnt:
Denk nicht geringschätzig von Karna, dem trefflichsten Waffenträger und Kenner aller Schriften. Wenn sie das laute Sirren seiner Bogensehne und das Klatschen seiner Hände hören, rennen die Pandava Truppen nach allen Seiten davon. Du hast es selbst gesehen, wie Karna in jener Nacht den Ghatotkacha schlug, der vor ihm hunderte von Illusionen zeigte. Niemals zeigte sich Arjuna vor Karna in all den Tagen, denn er fürchtete sich. Auch der mächtige Bhima rannte vor Karnas Bogenspitze hin und her, und mußte grobe Worte hinnehmen, wie „Narr!“ und „Vielfraß!“. Karna besiegte die beiden tapferen Söhne der Madri, die er aus irgendeinem Grunde nicht tötete. Auch der heldenhafte Satyaki, dieser Beste der Vrishnis, wurde von Karna besiegt und seines Wagens beraubt. Viele andere, die Dhrishtadyumna anführte, wurden von Karna wieder und wieder mit größter Leichtigkeit vernichtet. Wie könnten die Pandavas ihn besiegen, wenn der Zorn in ihm lodert? Er könnte sogar Indra mit dem Donnerblitz schlagen!

Auch du, oh Held, kennst jede Waffe. Und auch du bist ein Meister in allen Zweigen des Wissens. Niemand ist dir an Macht ebenbürtig. Du bist unwiderstehlich in Heldenmut und wie ein tödliches Geschoß („Shalya“) für deine Feinde. Daher wirst du auch Shalya genannt, du Feindebezwinger. All die Satwatas konnten deine Macht in Waffen nicht übertreffen. Ist dir Krishna in Waffen überlegen, oh König? Wenn Krishna nicht die Last des getöteten Arjuna tragen kann, dann kannst du nicht die Vernichtung des großen Kaurava Heeres ertragen, falls Karna sein Leben niederlegen würde. Warum sollte er in der Lage sein, unsere Truppen zu bekämpfen, und du nicht in der Lage, deren Truppen zu vernichten, oh Herr? Schon um deinetwillen, oh Herr, wäre ich voll und ganz bereit, den Fußstapfen meiner (erschlagenen) Brüder und all der heldenhaften Könige dieser Erde zu folgen.

Da sprach Shalya:
Nun, oh Sohn der Gandhari, wenn du mich vor allen deinen Truppen höher einschätzt, als Krishna, dann bin ich sehr zufrieden mit dir. Ich nehme den Dienst als Wagenlenker des gefeierten Karna an, wenn er mit Arjuna, diesem besten Sohn des Pandu, kämpft, wie du es wünschst. Doch ich verlange folgende Vereinbarung mit Karna: nämlich, daß ich jedes Wort in seiner Gegenwart aussprechen werde, welches ich wünsche.

Sanjaya fuhr fort:
Vor allen Kshatriyas stimmten dein Sohn Duryodhana und Karna zu: „So sei es.“ Voller Freude über die Zustimmung Shalyas umarmte dein Sohn seinen Freund Karna, und unter den Lobeshymnen der Barden und Musiker sprach Duryodhana zu ihm:
Schlage alle Pandavas in der Schlacht so wie Indra die Danavas!

Und Karna bat ihn mit frohem Herzen:
Der Herrscher der Madras spricht seine Zustimmung nicht allzu freudig aus. Bitte ihn noch einmal mit lieben Worten.

Weise und geschickt kam Duryodhana diesem Wunsch nach und sprach mit tiefer, weitreichender Stimme zu Shalya:
Oh Shalya, Karna will heute mit Arjuna kämpfen, nachdem er alle anderen Krieger geschlagen hat. Halte du seine Zügel, ich bitte dich wieder und wieder darum, oh König. Wie Krishna als vorzüglicher Wagenlenker und Berater den Arjuna beschützt, so bewahre du Karna heute vor jeglicher Gefahr.

Da umarmte ihn Shalya und sprach freudig:
Wenn es das ist, was du begehrst, oh königlicher Sohn mit den schönen Gesichtszügen, dann werde ich alles tun, was dir angenehm ist. Mit ganzem Herzen werde ich alles unternehmen, was mir möglich ist, um die Last deiner Taten zu tragen, oh Anführer der Bharatas. Mögen mir Karna und du jedoch alle Worte vergeben, angenehme und unangenehme, die ich für Karnas Wohl an ihn richten werde.

Karna sprach:
Oh Herrscher der Madras, mögest du immer zu unserem Wohle handeln, so wie Brahma zum Wohle Shivas und Krishna zum Wohle Arjunas.

Und Shalya antwortete ihm:
Es gibt vier Arten des Betragens, welches ehrenwerte Menschen niemals pflegen: sich selbst tadeln, sich selbst loben, anderen schmeicheln und schlecht von anderen reden. Doch ich werde viel Schmeichelndes zu dir sprechen, oh Gelehrter, damit dein Vertrauen gestärkt wird. So höre mir gut zu, oh Frommer. Wie Matali (der Wagenlenker Indras) bin ich in der Lage, die Pferde zu führen was Achtsamkeit, Führen der Zügel, Einschätzen von drohenden Gefahren und Abwendung der selbigen betrifft. Wenn du mit Arjuna kämpfst, werde ich die Zügel deiner Pferde halten. Mach dir keine Sorgen, oh Sohn eines Suta.


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