Pushpak Mahabharata Buch 8Zurück WeiterNews

Kapitel 33 – Die Geschichte der Söhne Tarakas

Und Duryodhana sprach erneut:
Höre mir weiter zu, oh Herrscher der Madras, denn ich will dir erzählen, was damals geschah in der Schlacht zwischen Asuras und Göttern vor langer, langer Zeit. Der große Rishi Markandeya erzählte es meinem Vater, und ich werde es dir jetzt weitersagen, ohne irgendetwas auszulassen, oh bester königlicher Weiser. Höre die Geschichte mit Vertrauen und zweifle nicht im geringsten daran. Die Ursache für die Schlacht zwischen Göttern und Dämonen hatte Taraka als Wurzel des Übels, und es wurde erzählt, daß die Daityas von den Göttern besiegt wurden. Doch die Niederlage ließ die drei Söhne Tarakas, nämlich Tarakaksha, Kamalaksha und Vidyunmalin, strengste Buße üben und hohen Gelübden folgen, bei denen sie ihren Körper ausmergelten. Wegen ihrer Selbstzügelung, ihrer Enthaltsamkeit, ihren Gelübden und ihrer Kontemplation freute sich der Große Vater über sie und gewährte ihnen Segen. Gemeinsam baten da die Brüder den Großen Vater aller Welten um die Immunität vom Tod durch die Hand eines jeglichen Geschöpfs zu allen Zeiten.

Doch der Große Vater und Meister aller Welten antwortete ihnen:
So etwas gibt es nicht: keinen Tod erleiden durch kein Geschöpf zu keiner Zeit. Bittet nicht darum, oh Asuras, und fragt nach einer anderen, wünschenswerten Gabe.

So verbeugten sich die Brüder nach langer und reiflicher Überlegung vor dem großen Meister und sprachen:
Oh Großer Herr, gewähre uns diesen Segen. In drei Städten werden wir leben und immer über diese Erde wandern mit deiner Gunst vor uns. Nach tausend Jahren werden wir zusammenkommen wie auch unsere drei Städte, oh Sündenloser, und uns zu Einem vereinigen. Und erst das Wesen, welches mit einem Speer die drei vereinigten Städte durchbohren kann, soll unseren Untergang besiegeln, oh Herr.

Der Gott stimmte zu „So sei es!“ und begab sich in den Himmel zurück. Mit Freude machten sich die drei Asuras daran, ihre drei Städte vom Asura Maya bauen zu lassen, diesen himmlischen Künstler, der weder Müdigkeit noch Verfall kennt und von allen Daityas und Danavas hochgeehrt wird. Mit asketischem Verdienst und großer Klugheit schuf Maya drei Städte, eine aus Gold, eine aus Silber und die dritte aus schwarzem Eisen. Die goldene Stadt wurde im Himmel erbaut, die silberne im Himmelsgewölbe und die eiserne auf der Erde, so daß sie einen Kreis bildeten. Jede Stadt war hundert Yojanas lang und auch breit, mit hohen Häusern und Palästen, Mauern und Portalen. Und obwohl die herrschaftlichen Paläste dicht an dicht zu stehen schienen, waren die Straßen weit und geräumig. Schöne Brücken und Tore sah man überall, und jede Stadt hatte ihren König. Tarakaksha herrschte über die schöne, goldene Stadt, Kamalaksha über die silberne und Vidyunmalin über die eiserne. Schon bald bestürmte die Energie der drei Asura Könige die drei Welten. Sie herrschten und lebten und sprachen zueinander:
Wer ist schon dieser Schöpfer?

Zu diesen drei stolzen und unvergleichlichen Danava Helden strömten Millionen über Millionen stolze und fleischfressende Danavas von allen Seiten herbei, welche zuvor von den Göttern besiegt worden waren und sich nun großen Wohlstand wünschten in den drei Städten. Sie alle wurden von Maya unterhalten, der alles bereitstellte, was sie wünschten. Und auf ihn vertrauend lebten die Dämonen vollkommen furchtlos. Was auch immer sich einer der Bewohner in einer der drei Städte wünschte, dies schuf Maya für ihn mit der Kraft seiner Illusion und erfüllte den Wunsch.

Tarakaksha hatte einen heldenhaften und mächtigen Sohn namens Hari, der sich strengster Enthaltsamkeit unterwarf bis der Große Vater mit ihm zufrieden war. Als ihm der Gott erschien bat Hari um den Segen:
Möge ein See in unserer Stadt entstehen, in dem die von Waffen Erschlagenen wieder neues Leben und verdoppelte Kräfte erlangen, wenn sie hineingetaucht werden.

Der Gott gewährte den Segen, und der heldenhafte Hari schuf einen See in seiner Stadt, der in der Lage war, die Toten wiederzubeleben. In welcher Gestalt und Verkleidung auch immer, wenn ein Dämon getötet und danach in den See geworfen wurde, kam er wieder lebendig heraus in derselben Gestalt wie zuvor. Und als die Daityas solchermaßen ihre Toten wieder lebendig zurück bekamen, begannen sie, die drei Welten anzugreifen. Mit der Kraft asketischer Buße gekrönt erfuhren diese Furcht unter den Göttern verbreitenden Dämonen keine Verluste mehr in der Schlacht. Von Torheit und Habsucht getrieben bekämpften sie ohne Sinn und Verstand schamlos alle Städte, die über das Universum verteilt waren. Der Segen erfüllte sie mit Hochmut, und sie trieben ohn Unterlaß und an allen Orten die Götter und ihr Gefolge regelrecht vor sich her. Sie tobten durch himmlische Wälder und die geliebten Gärten der Himmelsbewohner, ebenso wie durch die lieblichen und heiligen Zufluchtsorte der großen Rishis. Für niemanden zeigten sie mehr Respekt, und die Welten waren schwer gepeinigt. Indra kämpfte daraufhin mit den Maruts gegen die drei Städte und schleuderte seinen Donnerblitz von allen Seiten. Doch die Städte waren durch den Segen des Schöpfers unverwundbar, und Indra konnte keine Wirkung erzielen. So zog er sich mit seinen Heerscharen zum göttlichen Großen Vater zurück und berichtete ihm voller Sorge von der Tyrannei der Dämonen. Mit gebeugten Häuptern fragten die Götter den Großen Vater, wie die drei Städte vernichtet werden könnten.

Und die ruhmreiche Gottheit erklärte den Göttern:
Wer euch quält, der quält auch mich. Die Asuras haben hinterhältige Seelen und hassen die Götter. Ja, wer anderen Schmerzen bereitet, der kränkt auch mich, denn ich bin unparteiisch zu allen Wesen. Zweifelt nicht daran. Doch wer eine ungerechte Seele hat, muß geschlagen werden. Dies ist mein fester Entschluß. Diese drei Festungen müssen mit einem Speer durchbohrt werden. Es gibt kein anderes Mittel für ihre Vernichtung. Und niemand außer Shiva kann dies vollbringen. So geht, ihr Götter, und wählt den niemals ermüdenden Shiva, auch Sthanu, Ishana oder Jishnu genannt, zu eurem Krieger. Er ist es, der die Asuras vernichten wird.

Es begaben sich die Götter mit Brahma und Indra an ihrer Spitze zu dem Gott, welcher den Bullen zum Zeichen hat. Die Rishis kamen mit ihnen, immer der strengsten Entsagung und dem Sprechen der ewigen Worte der Veden zugetan. Mit ganzer Seele baten sie Shiva, lobten und ehrten ihn in hohen Worten, denn er ist der Vertreiber von Furcht in allen Gefahren, die Universale Seele, die Höchste Seele und die Seele, die Alles durchdringt. Durch besondere Enthaltsamkeit hat er gelernt, alle Funktionen des Geistes zu stillen, und verstanden, was den Geist von der Materie unterscheidet. So hat er seinen Geist immer unter Kontrolle. Ihn schauten die Götter, diese Masse an Energie, den Herrn der Uma, die Ursache von allem, das sündenlose Selbst, welches nichts Vergleichbares im Universum hat. Obwohl die Gottheit Eins ist, so wähnte ihn jeder Gott in einer anderen Gestalt zu schauen. Jeder empfing das hochbeseelte Wesen auf eigene Weise im Herzen, und dies erfüllte die Götter mit Staunen. Und als die den Ungeborenen schauten, den Herrn des Universums, die Verkörperung aller Geschöpfe, da verbeugten sich Götter und Rishis und berührten mit ihren Häuptern die Erde.

Der ruhmreiche Shiva grüßte sie: „Willkommen!“, hieß sie sich erheben und sprach lächelnd:
Erzählt uns den Grund eures Kommens.

Nach diesen wohlgesonnen Worten des dreiäugigen Shankara wurden den Göttern die Herzen leicht. Und sie sprachen zu ihm:
Dir unseren unermüdlichen Gruß, oh Herr. Gruß und Ehre dir, der du die Ursache für alle Götter bist, der du den Bogen trägt und dessen Herz voll Zorn sein kann. Gruß dir, der du das Opfer von Daksha, dem Herrn aller Geschöpfe, zerstört hast und der von allen als Herr der Schöpfung verehrt wird. Gruß dir, der du immer gepriesen wirst, das Lob immerwährend verdienst, der du der Tod selbst bist. Gruß dir, der du rot bist, furchtbar, blaukehlig, mit dem Dreizack bewaffnet, unbesiegbar und unaufhaltbar, der du so schöne Augen wie ein Gazelle hast, der du mit den besten Waffen kämpfst, der rein ist, die Vernichtung an sich, der Vernichter, unwiderstehlich, der du Brahman bist und das Leben eines Brahmacharin führst. Du bist Ishana, unermeßlich, der große Lenker, in Lumpen gekleidet, immer der Buße hingegeben, dunkelhäutig, deinen Gelübden folgsam, in Tierfelle gehüllt, der Herr von Kumara, dreiäugig und aufs Trefflichste bewaffnet. Du vertreibst die Sorgen derer, die Zuflucht bei dir suchen. Du vernichtest jene, die Brahmanen hassen. Du bist der Herr aller Bäume, Menschen, Tiere und Opfer. Gruß und Ehre dir Dreiäugigem, der du immer an der Spitze deiner Heerscharen stehst und über schreckliche Energie verfügst. Wir sind dir in Gedanken, Worten und Taten ergeben. Sei uns gnädig gesinnt.

Zufrieden mit der Verehrung grüßte sie der Heilige und sprach:
Seid willkommen. Mögen eure Ängste vergehen. Sagt, was wir für euch tun können.


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