Pushpak Mahabharata Buch 7Zurück WeiterNews

Kapitel 193 – Drona stirbt

Sanjaya fuhr fort:
Gegen den überragenden Satyaki zogen bald schon Duryodhana, Kripa, Karna und andere ins Feld, was wiederum Yudhishthira, Bhima und die Söhne der Madri anzog, um Satyaki zu beschützen. All die vielen, auch himmlischen Waffen, welche die Kurus über Satyaki niedergehen ließen, wehrte der Held mit seinen eigenen himmlischen Waffen ab, so daß die Schlacht grausig wurde. Das Schlachtfeld bot viele schreckliche Anblicke wie damals, als Rudra zornvoll alle Geschöpfe schlug. Arme, Beine und Bögen häuften sich, Sonnenschirme und Yakwedel lagen überall herum. Eine dichte Schicht von zerbrochenen Wagenrädern, leblosen Reitern und enthaupteten Rümpfen bedeckte die Erde. So viele, von Pfeilen schwer getroffene Männer wälzten sich auf dem Boden im Todeskampf und in den letzten Zuckungen.

In dieser gräßlichen Schacht wie der himmlischen zwischen Göttern und Dämonen rief Yudhishthira den seinen zu:
Sammelt all eure Kräfte! Eilt und stürmt gegen Drona, ihr großen Wagenkrieger! Dort drüben schlägt sich der Held Dhrishtadyumna mit ihm und kämpft bis an die Grenzen seiner Macht, um Drona zu töten. Mir scheint, heute wird es ihm gelingen. Vereint eure Kräfte und kämpft gegen Drona, den Topfgeborenen!

Seinem Aufruf folgend stürmten die Srinjayas mit großem Mut los und wurden von Drona entschlossen empfangen, obwohl er wußte, daß er sterben mußte. Mit sicherem Ziel fuhr Drona los, und die Erde bebte. Scharfe Windböen jagten über das Schlachtfeld und säten Furcht unter den Kämpfern. Große Meteore schienen aus der Sonne herauszufallen, loderten schmerzlich grell und verkündeten großen Terror. Die Waffen Dronas schienen aufzuleuchten, oh Herr. Die Wagen ratterten laut, und die Pferde vergossen Tränen. Und plötzlich schienen Drona seine Kräfte zu verlassen. Sein linkes Auge und die linke Hand zuckten, und als er Dhrishtadyumna vor sich sah und an die Worte der Rishis dachte, wurde er niedergeschlagen. Er wollte im fairen Kampf sterben, und kämpfte mit den ihn umzingelnden Kriegern auf sorgsame Weise. Diese Geißel ihrer Feinde hatte bereits vierundzwanzigtausend Krieger ins Reich Yamas gesandt, nun schickte er noch zehnmal zehntausend mit seinen tödlichen Pfeilen hinterher. Dabei stand er inmitten der tobenden Schlacht wie ein rauchloses Feuer. Und wieder nahm er Zuflucht zur Brahma Waffe, um die Kshatriya Kaste auszulöschen.

Der mächtige Bhima sah rechtzeitig, daß Dhrishtadyumna dem Lehrer sehr nahe kam, nahm ihn auf seinem Wagen auf und sprach zu ihm:
Außer dir gibt es keinen Mann, der es wagen könnte, Drona zu besiegen. Eile dich und schlage ihn. Diese Bürde liegt allein auf dir.

Schnell nahm Dhrishtadyumna einen neuen Bogen mit starker Sehne zur Hand und schoß seine Pfeile auf den unwiderstehlichen Drona ab. Und nach und nach riefen beide himmlische Waffen zu Hilfe, was die rings umher kämpfenden Kuru Truppen wie die Vasatis, Sivis und Valhikas hinreichend niedermachte. Dhrishtadyumna wehrte auch alle Waffen des Lehrers ab und verschoß seine Pfeile nach allen Seiten wie die Sonne ihre Strahlen ausbreitet. Doch Drona zerstückelte seinen Bogen und bohrte viele, schmerzhafte Pfeile in Dhrishtadyumna.

Da hielt Bhima den Wagen des Lehrers an und sprach langsam:
Wenn unbeherrschte Brahmanen nicht kämpfen würden, sondern die Pflichten ihrer Kaste bewahrten, dann müßte die Kshatriya Kaste nicht aussterben. Die Wesen nicht zu verletzen, ist die höchste Tugend. Und die Brahmanen sind die Wurzel aller Tugend. Du kennst als einer der höchsten Männer Brahma, doch du tötest aus Torheit und Unwissenheit all diese einfachen Krieger, die nur ihren Pflichten folgen. Und das machst du für Reichtum und zum Wohle von Söhnen und Frauen, tatsächlich nur für einen Sohn. Fühlst du keine Scham? Für den du deine Waffen aufnimmst und für den du lebst, der liegt tot auf dem Schlachtfeld, dir unbekannt und hinter deinem Rücken. König Yudhishthira hat es dir bestätigt. Und du solltest daran nicht zweifeln.

Da legte der tugendhafte Drona endlich seinen Bogen weg. Auch die anderen Waffen ließ er beiseite und sprach laut:
Oh Karna, Duryodhana, Kripa und all ihr anderen, ich sage es euch noch einmal. Strengt euch alle an, damit euch die Pandavas nicht überwältigen. Was mich anbelangt, ich lege nun die Waffen ab.

Danach rief er laut nach seinem Sohn Aswatthaman und setzte sich auf seinem Wagen nieder. Er widmete sich dem Yoga und besänftige alle Geschöpfe, ihre Angst vertreibend. Als Dhrishtadyumna dies sah, nahm er all seine Kräfte zusammen, legte Bogen und Pfeil beiseite, packte ein Schwert, sprang vom Wagen ab und auf Drona zu. Alle Wesen riefen laut „Weh!“ und „Ach!“, und auch „Schande!“ und „Pfui!“, weil Drona nun seinem Feind völlig ausgeliefert war. Doch Drona selbst war schon in einem höchst friedvollen Zustand. Tief im Yoga versunken, mit großem Glanz und viel asketischem Verdienst hatte er sein Herz auf das Höchste und Uralte Wesen gerichtet, auf Vishnu. Er neigte sein Gesicht leicht nach unten, weitete seine Brust, schloß die Augen und verweilte in der Güte der Gottheit. Sein Herz war der Kontemplation geöffnet, er meditierte die Silbe OM, welche Brahma repräsentiert, und erinnerte sich an den energiereichen, höchsten und unzerstörbaren Gott der Götter. So ging er durch seinen hohen asketischen Verdienst in den Himmel ein, was selbst den Frommen nicht einfach fällt. Und als Drona in den Himmel aufstieg, schienen uns zwei Sonnen am Firmament zu scheinen. Das ganze Himmelsgewölbe erstrahlte in seinem Licht, als der sonnengleiche Sohn des Bharadvaja mit feurigem Glanz in den Himmel einging. Doch in nur einem Moment verging das Leuchten wieder. Hier und da hörte man frohe Rufe unter den Himmlischen, die glücklich waren über Dronas Aufstieg.

Doch Dhrishtadyumna bemerkte von all dem nichts. Nur wir fünf, nämlich Arjuna, Aswatthaman, Krishna, König Yudhishthira und ich sahen, wie Drona im Yoga zu den höchsten Regionen der Gesegneten aufstieg. Niemand sonst konnte die Herrlichkeit erkennen, und keinem der Menschen wurden die Regionen Brahmas bewußt, welche sogar für Götter mystisch und die höchsten von allen sind. Und niemand sonst sah Drona, wie er mit blutgebadetem Körper und von den besten Rishis begleitet aufstieg, nachdem er seine Waffen abgelegt hatte.

Was Dhrishtadyumna nun betraf, obwohl ihm jeder „Schande!“ zurief, packte er den leblosen Körper Dronas und schlug dem Verstummten mit dem Schwert den Kopf ab. Tiefe Stille senkte sich daraufhin über das Schlachtfeld. Nur Dhrishtadyumna fühlte große Freude, und jubelnd brüllte er seine Erleichterung heraus, dabei ständig das Schwert schwenkend. So kämpfte und starb der alte Mann von fünfundachtzig Jahren mit seiner dunklen Haut und den langen, weißen Locken, so agil wie ein sechzehnjähriger Jüngling für dein Wohl, oh König. Selbst Arjuna versank in Mitleid und weinte laut. Hatten er und andere doch flehend aufgeschrieen:
Bring uns den Lehrer lebendig, oh Sohn des Drupada. Er darf nicht getötet werden!

Doch Dhrishtadyumna hatte all diese lauten Bitten mißachtet und Drona geköpft. Mit des Feindes Blut bedeckt sprang er vom Wagen ab und sah grausig aus. Er warf den Kuru Kriegern Dronas Haupt vor die Füße, und die rannten in alle Richtungen davon. So war es, als Drona fiel. Und alle Truppen sahen es.

Längst hatte Drona in diesem Augenblick einen stellaren Pfad beschritten. Nur durch die Gnade von Vyasa sah ich, oh König, die wahren Umstände von Dronas Tod. Die Truppen jedoch waren nach dem Tode Dronas wie gelähmt. Keiner wollte mehr kämpfen, und viele flohen davon. Die Armeen brachen. So viele waren getötet oder verwundet worden, und deine Seite fühlte die Niederlage schmerzlich. Alle hatten Angst vor der Zukunft und verloren jegliche Selbstbeherrschung. Die Kuru Könige suchten nach dem Leib Dronas, doch bei so vielen kopflosen Rümpfen konnten sie ihn nicht finden. Die Pandava Truppen jedoch erfreuten sich mit lautem Jubel, Muschelblasen und Trommelwirbel ihres Sieges und gewonnenen Ruhmes. Auch Bhima und Dhrishtadyumna sah ich, wie sie sich inmitten ihres Heeres umarmten.

Und Bhima sprach:
Ich werde dich wieder umarmen, oh Sohn von Prishata, wenn ich mit Erfolg gekrönt bin und Karna, dieser gemeine Sohn eines Suta, und der Lump Duryodhana geschlagen sind.

Mit großer Freude klatschte Bhima laut in die Hände, so daß deine Truppen schon von dem lauten Knallen wegrannten und alle Kshatriya Pflichten vergaßen. Und das Pandava Heer feierte sich als Sieger und fühlte die große Freude, die aus der Vernichtung von Feinden in der Schlacht herrührt.


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