Pushpak Mahabharata Buch 7Zurück WeiterNews

Kapitel 191 – Drona wird belogen

Sanjaya fuhr fort:
Es war kein Ankommen gegen Drona. Furchtlos und energisch griffen die tapferen Krieger der Pandava Armee immer und immer wieder von allen Seiten an, und wurden doch von Drona hingemetzelt, wie damals der zürnende Indra die Danavas schlug. Laut und grell waren die Schreie der Angreifer, und alle Arten von Waffen waren im Einsatz. Die Pandava Brüder sahen sehr wohl, daß Drona die Panchalas nur so hinschlachtete, und Furcht und Sorge trat in ihre Herzen ein. Die Hoffnung auf Sieg schwand, und sie sprachen untereinander:
Ist es nicht klar, daß Drona mit seinen mächtigsten Waffen uns alle verschlingen wird wie ein Feuer trockenes Stroh? Es kann ihn ja kaum jemand ansehen! Und Arjuna, (der Einzige, der ihm ebenbürtig wäre,) folgt der Moral und kann ihn daher nicht bezwingen.

Als Krishna bemerkte, wie die Söhne der Kunti Angst fühlten, sprach der Kluge und ihnen Wohlgesinnte zu Arjuna:
Diesen Trefflichsten unter den Bogenschützen können nicht einmal die Götter besiegen. Nur wenn er auf dem Schlachtfeld die Waffen niederlegt, kann er von einem menschlichen Wesen geschlagen werden. Wandelt nicht länger auf dem Pfad des Edelmuts, sondern bedient euch der Täuschung. Sonst erledigt uns Drona auf seinem goldenen Wagen, und Sieg ist nicht möglich. Ich denke, wenn sein Sohn Aswatthaman fällt, dann wird er aufhören zu kämpfen.

Doch Arjuna war mit diesem Vorschlag nicht einverstanden, während andere die Worte Krishnas lobten. Und auch Yudhishthira akzeptierte sie schließlich unter großen Schwierigkeiten. So lief der starke Bhima los, und erschlug mit seiner großen Keule einen riesigen Elefanten namens Aswatthaman aus der eigenen Armee, der zu Indravarman, dem Herrscher der Malavas gehörte.

Dann trat Bhima verlegen vor Drona hin und rief laut:
Aswatthaman ist tot!

Und meinte den Elefanten, den er eben erschlagen hatte. Daß nicht Dronas Sohn gemeint war, behielt er für sich, und sprach damit die Lüge aus. Drona hörte die Worte Bhimas, und seine Glieder schienen sich aufzulösen vor Schreck. Dann überlegte er, dachte an den Heldenmut seines Sohnes und erachtete die Nachricht für falsch. So verlor er nicht seine Männlichkeit, sammelte sich wieder, wurde ruhig und kämpfte weiter gegen Dhrishtadyumna, der als sein Vernichter geboren worden war. Mit tausend Pfeilen mit Kanka Federn deckte er den Helden ein, als zwanzigtausend Panchala Krieger ihn mit ihren Pfeilen beschossen. Bald war Drona nicht mehr zu sehen, so dicht war der Regen an Geschossen, der auf ihn niederging. Und um die Kämpfer zu schlagen, rief der strahlende Drona entschlossen die Brahma Waffe ins Leben. Und als er die Somakas schlug, glich er einem rauchlosen Feuer mit noch größerem Glanz. Die Köpfe fielen, die massigen, keulengleichen Arme wurden abgetrennt, und die goldenen Ornamente verstreuten sich. Von der gewaltigen Waffe hingemäht, füllte sich das Schlachtfeld mit toten Körpern von Elefanten, Pferden und Menschen und wurde unpassierbar. Zwanzigtausend Männer wurden mit einem Mal zerschmettert, wie der Sturm eine Reihe Bäume umknickt. Mit einem breitköpfigen Pfeil köpfte der strahlende Drona auch Vasudana. Dann tötete er fünfhundert Matsyas, sechstausend Elefanten und zehntausend Pferde.

Die himmlischen Weisen erscheinen Drona

Als dies die himmlischen Rishis Vishvamitra, Jamadagni, Bharadwaja, Gautama, Vasishta, Kasyapa und Atri sahen, und auch die Sikatas, Prishnis, Garga, die Valakhilas, Marichipas, die Nachfahren von Bhrigu und Angiras und andere Weise in ihren subtilen Gestalten, kamen sie mit Agni an ihrer Spitze rasch herbei und traten vor Drona hin.

Sie sprachen zu ihm:
Du kämpfst auf unrechte Weise. Die Stunde deines Todes ist gekommen. Lege deine Waffen beiseite, oh Drona, und sieh uns an. Es ziemt sich nicht für dich, so grausame Taten zu begehen. Du kennst die Veden und ihre Zweige. Du bist den Pflichten ergeben, die sich auf Wahrhaftigkeit gründen. Und, du bist ein Brahmane. Solch Verhalten ist dir nicht bestimmt. Lege die Waffen ab, und vertreibe den Schleier des Irrtums, der dich verhüllt. Betrete nun den ewigen Pfad. Deine Lebensspanne unter Menschen ist vorüber. Du hast mit der Brahma Waffe Männer verbrannt, die solche Macht nicht kennen. Dies war eine ungerechte Handlung von dir, oh Drona. So lege deine Waffen nieder und verweile nicht länger hier auf Erden. Begehe nicht noch mehr sündige Taten, oh Zweifachgeborener.

Yudhishthira lügt

Nach ihren Worten hielt Drona inne, und dachte an Bhimas Worte. Auch sah er Dhrishtadyumna direkt vor sich und wurde sehr, sehr traurig. In ihm brannte der Kummer und zutiefst bewegt fragte er Yudhishthira, ob sein Sohn tot wäre oder nicht. Er glaubte fest daran, daß Yudhishthira niemals eine Lüge aussprechen würde, und wenn es auch um die Herrschaft der drei Welten ginge. Und so fragte er Yudhishthira und niemanden sonst, denn seine Wahrhaftigkeit kannte er von Kindheit an und hoffte darauf.

Auch Krishna hatte mit Yudhishthira gesprochen, denn er war besorgt, weil er wußte, daß Drona alle Pandavas vom Angesicht der Erde wischen konnte.

Krishna sprach:
Wenn Drona noch einen halben Tag so zornig weiterkämpft, ist deine ganze Armee vernichtet. Das weiß ich, und so flehe ich dich an, rette uns vor Drona! Unter solchen Umständen ist eine Täuschung besser als die Wahrheit. Wer eine Lüge spricht, um Leben zu retten, wird nicht von Sünde berührt. Wie es auch keine Sünde gibt, wenn man einer Frau die Unwahrheit sagt, bei einer Heirat und um Kühe oder einen Brahmanen zu retten.

Und Bhima meinte dazu:
Als ich von den Mitteln hörte, wie Drona zu schlagen wäre, rannte ich los und erschlug einen großen Elefanten vom Anführer der Malavas. Dann ging ich zu Drona und rief ihm zu: „Aswatthaman ist tot, oh Brahmane, höre auf zu kämpfen.“ – Doch der Lehrer glaubte nicht an die Wahrheit meiner Worte. Doch wenn du dir Sieg wünschst, dann nimm den Rat Krishnas an. Sag Drona, daß sein Sohn nicht mehr lebt. Wenn du es ihm bestätigst, wird er den Kampf aufgeben. Denn du, oh Herrscher der Menschen, bist als wahrhaftig in den drei Welten bekannt.

Yudhishthira hörte Bhima an, dachte über Krishnas Worte nach und erkannte schweren Herzens, daß das Schicksal unvermeidbar ist. So entschloß er sich, das von ihm Gewünschte zu tun. Zwar fürchtete er die Lüge, doch wünschte er sich auch ernsthaft den Sieg. Und so sprach er laut und deutlich zu Drona, daß Aswatthaman tot sei, und fügte leise und undeutlich hinzu: „der Elefant.“. Zuvor schwebten Yudhishthiras Wagenräder vier Fingerbreit über dem Boden. Doch nun, nach dieser Unwahrheit, berührte auch sein Wagen die Erde.

Als Drona die Antwort Yudhishthiras vernommen hatte, brach er verzweifelt zusammen und betrauerte seinen Sohn. Und wegen der Worte der heiligen Rishis schämte er sich vor den hochbeseelten Pandavas. Alle Lebensfreude verließ ihn, Dhrishtadyumna ängstigte ihn plötzlich, und er konnte nicht mehr kämpfen.


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