Pushpak Mahabharata Buch 7Zurück WeiterNews

Kapitel 190 – Mehr Zweikämpfe

Sanjaya sprach:
Das nächste Duell fand zwischen Dushasana und Dhrishtadyumna statt. Der Panchala Prinz wurde auf seinem goldenen Wagen gefährlich von den Pfeilen deines Sohnes bedrängt, und schoß zornvoll so viele Pfeile zurück, das Wagen, Pferde, Standarte und Lenker von Dushasana nicht mehr zu sehen waren. Und Dushasana mußte weichen, denn er konnte diesem Hagel an Geschossen nichts entgegensetzen. Als er umgekehrt war, stieß Dhrishtadyumna gegen Drona vor. In diesem Augenblick erschien Kritavarman mit drei seiner Brüder und versuchte, sich Dhrishtadyumna entgegenzustellen. Doch Nakula und Sahadeva, die dem lodernden Dhrishtadyumna gefolgt waren, unterstützten ihn in diesem tödlichen Kampf. Mit reiner Seele kämpften die Helden auf faire Weise, und wünschten sich den Sieg und den Himmel. In diesem Kampf wurde keine Abstammung und keine Familie befleckt, denn klug folgten die Anführer der Menschen einer gerechten Kampfesweise. Keine hinterhältige Waffe wurde benutzt, wie Stachelpfeile, vergiftete Geschosse oder Nalikas, keine Pfeile mit Köpfen aus Horn oder vielen Spitzen, keine rostigen Pfeile oder solche aus Elefanten- oder Stierknochen, oder solche, die nicht gerade flogen. Sich die Regionen höchster Segnungen wünschend, fochten sie fair und einfach, und ernteten sich hohen Ruhm. Trotz allem war der Kampf zwischen den vier Kuru Kriegern, Drona und den drei Pandavas schrecklich.

Dhrishtadyumna, der extrem schnell in der Handhabung der Waffen war, griff bald schon Drona an, denn die Zwillinge hielten die anderen Kuru Krieger vorerst in Schach. Wie der Sturm rannten die vier Kurus gegen die Zwillinge, und diese mußten mit jeweils zwei Gegnern kämpfen. Währenddessen wurde Drona von Dhrishtadyumna so heftig mit Pfeilen eingedeckt, daß Duryodhana ihm zur Seite eilte. Und ihm wiederum stellte sich schnell Satyaki in den Weg. Als sich die beiden großen Kämpfer gegenüberstanden, erinnerten sie sich an ihre gemeinsame, fröhliche Kindheit und lächelnd sahen sie einander an.

Dann tadelte sich König Duryodhana für sein Verhalten und sprach zu seinem lieben Freund Satyaki:
Schande auf den Zorn, mein Freund, Schande auf die Rachsucht, und Schande auf die Pflichten eines Kshatriya, seine Macht und seinen Kampfesmut. Denn du zielst heute mit deinen Waffen auf mich, und ich ziele mit den meinen auf dich, oh Bulle aus dem Geschlecht der Sinis. Damals warst du mir lieber als das Leben, und du fühltest ebenso. Weh, unsere Freundschaft als Kinder bedeutet gar nichts hier auf dem Schlachtfeld. Zorn und Habgier treiben uns zum Kampf und lassen uns heute gegeneinander streiten.

Satyaki nahm einige spitze Pfeile zur Hand antwortete ihm lächelnd:
Dies ist kein Hofleben oder das Heim unseres Lehrers, oh Prinz, wo wir uns in alten Tagen miteinander vergnügten.

Duryodhana sprach:
Wohin sind die Spiele unserer Kindheit gegangen, oh Bulle der Sinis? Und wie kam es zu dieser Schlacht? Mir scheint, der Einfluß der Zeit ist unwiderstehlich. Der Wunsch nach Reichtum trieb uns hierher. Doch welchen Zweck hat Reichtum noch, wenn wir aus Habgier gegeneinander kämpfen?

Satyaki erwiderte:
Nun, das ist von alters her die Pflicht der Kshatriyas, nämlich zu kämpfen, und wenn es mit ihrem Lehrer ist. Wenn ich dir lieb bin, oh König, dann schlage mich ohne zu zögern. Durch dich würde ich dann in die Bereiche der Gerechten eingehen, oh Bulle der Bharatas. Verweile nicht länger, zeige alle heldenhafte Kraft und Stärke, die du hast. Denn ich wünsche nicht länger, diese Katastrophe unter Freunden mit anzusehen.

Und nach diesen Worten griff Satyaki furchtlos und seines Lebens nicht weiter achtend Duryodhana an. Dein Sohn empfing den Angreifenden mit einem Schauer an Pfeilen, und der grausige Zweikampf zwischen den beiden Löwen des Kuru und Madhu Geschlechts begann. Satyaki schoß auf den Kuru Prinzen erst fünfzig spitze Pfeile vom voll durchgespannten Bogen ab, dann noch zwanzig und zehn. Lächelnd schoß Duryodhana dreißig Pfeile zurück von der Bogensehne, die er bis zum Ohr gespannte hatte. Dann nahm er einen rasiermesserscharfen Pfeil und zerschnitt Satyaki den Bogen nebst aufgelegtem Pfeil. Flink nahm dieser einen neuen, stärkeren Bogen und entließ einen ganzen Schauer an Pfeilen auf deinen Sohn. Den tödlichen Schwarm schoß dein Sohn noch in der Luft ab, was die Truppen laut jubeln ließ. Schnell schoß Duryodhana noch dreiundsiebzig goldgeflügelte und ölgetränkte Pfeile auf Satyaki, die nun Satyaki im Fluge zerschoß. Auch fiel Duryodhanas Bogen unter einem wohlgezielten Pfeil Satyakis, und der anschließende Pfeileschauer traf Duryodhana schwer. Mit großen Schmerzen suchte Duryodhana Zuflucht auf einem anderen Wagen. Dort ruhte er sich eine Weile aus und erfrischte sich, dann nahm er den Kampf gegen Satyaki wieder auf. Lächelnd und ohne Pause beschoß Satyaki den Wagen Duryodhanas, und auch Duryodhana beschoß seinen Gegner, so daß sich ihre Pfeile im Himmel vermischten und ein lautes Geräusch hervorbrachten, als ob ein Wald in Flammen aufgeht. Die fallenden Pfeile bedeckten die Erde mit einer dicken Schicht. Und Karna erkannte wohl, daß Satyaki dem Duryodhana überlegen war. So eilte er heran, um deinen Sohn zu retten.

Ihm stellte sich der mächtige Bhima in den Weg mit vielen Pfeilen, welche Karna mit Leichtigkeit im Fluge abschoß. Dann fielen Bhimas Bogen und Pfeile und sein Wagenlenker Karnas Pfeilen zum Opfer. Bhima packte zornig eine große Keule und zermalmte damit Bogen, Standarte und Wagenlenker seines Gegners. Bhima zerbrach auch ein Wagenrad von Karnas Wagen. Doch Karna stand unbeweglich auf seinem geschädigten Wagen, und seine starken Pferde zogen den Wagen wie die sieben himmlischen Pferde Suryas einrädrigen Wagen ziehen (die Sonne auf ihrem Weg durch den Himmel). Karna kämpfte mit vielerlei Arten von Pfeilen weiter gegen Bhima, doch auch dieser gab nicht auf und kämpfte immer weiter.

Als die Schlacht an allen Fronten wild und chaotisch wurde, sprach Yudhishthira zu den Kriegern der Panchalas und Matsyas:
Diese Bullen unter den Männern, die unser Leben sind, unsere führenden Köpfe und unsere Stärksten, kämpfen aufs Heftigste mit dem Feind. Warum steht ihr herum, als ob ihr gelähmt und von Sinnen wärt? Geht und eilt unseren Kriegern zu Hilfe. Vertreibt eure Ängste und bedenkt die Pflichten eines Kshatriya, denn nur als Sieger oder geschlagen im Kampf erlangt ihr zu den höchsten Zielen. Schafft ihr den Sieg, könnt ihr Opfer und Geschenke für die Brahmanen ausrichten. Werdet ihr geschlagen, kommt ihr in die gesegneten Bereiche und seid den Himmlischen gleich.

So drängte sie der König in die Schlacht, und die heldenhaften Krieger folgten bereitwillig und pflichtbewußt. Von einer Seite griffen die Panchalas den Drona an, von der anderen Seite kam Bhima mit seinen Truppen herbei. Doch auch drei der mächtigen Pandava Krieger nahmen Zuflucht zu unfairen Manövern, denn Bhima, Nakula und Sahadeva sprachen laut zu Arjuna:
Stürme voran, oh Arjuna, und eile dich, die Kurus um Drona davonzutreiben. Wenn der Lehrer keine mächtigen Beschützer mehr hat, können ihn die Panchalas schlagen.

Nach diesen Worten griff Arjuna plötzlich die Kauravas an, während Drona die Panchalas schlug, denen Dhrishtadyumna vorstand. Und auch an diesem fünften Tag (seines Kommandos) vernichtete Drona die heldenhaften Kämpfer ohne Erbarmen.


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