Pushpak Mahabharata Buch 7Zurück WeiterNews

Kapitel 183 – Warum Karna seinen Speer nicht auf Arjuna schoß

Da fragte Dhritarashtra:
Wenn Karna die ganze Zeit diesen Speer hatte, der eine Person sicher schlagen konnte, warum hat er ihn nicht längst auf Arjuna, und nur Arjuna abgeschossen? Mit dem Tode Arjunas wären alle Pandavas und Srinjayas auch geschlagen und der Sieg uns sicher gewesen. Arjuna hatte einen Eid geschworen, daß er niemals den Kampf verweigern würde, wenn ihn jemand fordert. Sag mir, oh Sanjaya, warum hat ihn Karna nie zum Zweikampf gefordert und mit dem Speer von Indra geschlagen? Zweifellos fehlen meinem Sohn sowohl Klugheit als auch gute Berater. Immer wieder ist ihm der Feind einen Schritt voraus. Wie soll er auf diese Weise je seine Feinde besiegen? Ach, dieser mächtige Speer, auf dem unsere Hoffnung auf Sieg ruhte, er wurde von Krishna auf Ghatotkacha abgelenkt. Er wurde Karna abgejagt, wie der Starke dem Krüppel die Frucht aus der schwachen Hand reißt. Nun wurde die mächtige Waffe durch Ghatotkacha fruchtlos. Wie in einem tödlichen Kampf zwischen einem Eber und einem Hund nur der Jäger profitiert, so scheint mir nur Krishna von der Schlacht zwischen Karna und Ghatotkacha zu profitieren. Wäre Karna gestorben, hätte dies einen großen Sieg für die Pandavas bedeutet. Doch auch der Tod Ghatotkachas ist nun von großem Nutzen für die Pandavas, denn Karnas Speer ist verloren. Krishna hat große Weisheit, denn nach reiflicher Überlegung ließ er Ghatotkacha durch Karnas Speer sterben, und das zum Wohle der Pandavas.

Sanjaya sprach:
Ja, Krishna wußte um Karnas Absicht (Arjuna mit dem Speer zu töten), und so gebot er Ghatotkacha den Zweikampf mit Karna, um den tödlichen Speer von Arjuna abzulenken. Und all dies, ist das Resultat deiner üblen Politik, oh Monarch. Der Sieg wäre uns sicher gewesen, wenn Krishna nicht auf diese Weise Arjuna vor Karna gerettet hätte. Arjuna wäre schon längst mit Pferden, Standarte und Wagen untergegangen, wenn Krishna ihn nicht beschützen würde. Von ihm gut geführt besiegt Arjuna seine Feinde im Kampf. Wahrlich, es war Krishna, der Arjuna vor dem Speer bewahrte, sonst wäre der Sohn der Kunti schon vernichtet, wie ein Blitz einen Baum spaltet.

Dhritarashtra sprach:
Mein Sohn mag Streit. Seine Berater sind närrisch. Er hat keine Weisheit. Und deshalb wurde Arjunas Tod vermieden. Warum haben Duryodhana und Karna den Speer nicht auf Arjuna geworfen? Warum hast auch du, oh weiser Sohn von Gavalgana, nicht daran gedacht und Karna erinnert?

Sanjaya gab zurück:
Nun, oh König, jede Nacht haben Duryodhana, Shakuni, Dushasana und ich darüber nachgedacht. (Und wir haben Karna oft gesagt:)
Kümmere dich nicht um die anderen Krieger, töte Arjuna. Dann können wir über die Pandavas und Panchalas herrschen wie über Sklaven. Und wenn Krishna nach Arjunas Fall einen anderen der Pandu Söhne wählt, dann soll Krishna sterben. Krishna ist die Wurzel der Pandavas, Arjuna der hochgewachsene Stamm, seine Brüder die Zweige, und die Panchalas mag man die Blätter nennen. Krishna ist die Zuflucht der Pandavas, ihre Macht und ihr Führer. Er ist ihr Mittelpunkt wie der Mond für die Konstellationen. So meide Zweige, Blätter und Stamm und wisse, daß Krishna überall ist und immer die Wurzel der Pandavas.

Ja, wenn Karna den Krishna geschlagen hätte, käme die ganze Erde unter deine Herrschaft, oh König. Würde dieses Entzücken der Yadavas und Pandavas leblos am Boden liegen, dann verdiente die ganze Erde mit ihren Bergen, Flüssen und Wäldern deine Vormacht. Wie erhoben uns jeden Morgen mit diesem Entschluß bezüglich Krishna. Und in der Schlacht vergaßen wir es immer wieder. Krishna hat Arjuna immer beschützt. Er hat ihn nie vor Karna gebracht, sondern immer andere, große Krieger zu Karna geschickt, damit sein Speer verbraucht würde. Und wenn der hochbeseelte Krishna den Arjuna auf diese Weise vor Karna bewahren kann, würde dieses Beste aller Wesen dann auch nicht sich selbst bewahren? Wenn ich es recht überlege, sehe ich niemanden in den drei Welten, der Krishna, diesen Helden mit dem Diskus in der Hand, besiegen könnte.

Und Sanjaya fuhr fort:
Auch Satyaki, dieser Tiger unter den Männern, hat den mächtigen Krishna gefragt, warum Karna trotz seines festen Beschlusses den Speer nicht auf Arjuna abschoß.

Und Krishna antwortete ihm:
Dushasana, Karna, Shakuni, Shalya und Duryodhana haben darüber oft diskutiert. Sie haben Karna gesagt: „Oh großer Bogenschütze, du Erster aller Sieger, du solltest diesen Speer gegen niemanden anderen werfen als gegen Arjuna. Er ist der Gefeiertste unter den Pandavas wie Indra unter den Göttern. Wenn er geschlagen ist, werden die Pandavas und Srinjayas so mutlos sein, wie die Götter ohne (Opfer-) Feuer.“ Und Karna sprach zustimmend „So sei es.“, denn der Wunsch, Arjuna zu besiegen war immer in seinem Herzen. Doch ich, oh bester Wagenkrieger, habe den Sohn der Radha alle Zeit verwirrt, und deswegen schleuderte er den Speer nicht gegen Arjuna mit den weißen Pferden. So lange ich dieses Mittel zu Arjunas Tod nicht abgewehrt hatte, konnte ich keine Freude in meinem Herzen spüren noch beruhigt schlafen. Doch als der Speer mit Ghatotkacha verbraucht wurde, ist Arjuna für mich aus den Klauen des Todes wiederauferstanden. Niemand ist meines Schutzes im Kampfe mehr würdig als Arjuna, nicht meine Mutter, mein Vater, du selbst, meine Brüder, ja selbst mein Leben. Und gäbe es etwas Kostbareres als die Herrschaft über die drei Welten, ich würde mich ohne Arjuna nicht daran erfreuen wollen. Und deshalb, oh Satyaki, als ich Arjuna von den Toten auferstanden sah, überkam mich diese große Freude. Ja, deshalb habe ich den Rakshasa in die Schlacht mit Karna gesandt, denn niemand sonst hätte Karna in dieser Nacht widerstehen können.

Und Sanjaya schloß:
Dies sprach Krishna zu Satyaki, denn er ist Arjuna ergeben und handelt immer zu seinem Wohle.


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