Pushpak Mahabharata Buch 7Zurück WeiterNews

Kapitel 176 – Ghatotkacha kämpft

Dhritarashtra erkundigte sich:
Wie verlief diese Schlacht zwischen Karna und dem Rakshasa Ghatotkacha? Welche Erscheinung nahm Ghatotkacha an? Welche Art von Wagen und Waffen führte er mit sich? Wie groß waren seine Pferde, und welche Natur hatten sie? Welche Standarte wehte über ihm, und wie groß war sein Bogen? Oh, beschreibe mir seine Rüstung und seinen Helm und all dies, denn du kannst gut erzählen, oh Sanjaya.

Die Beschreibung Ghatotkachas

Sanjaya sprach:
Blutrote Augen hatte Ghatotkacha und eine gigantische Gestalt. Sein Gesicht nahm die Farbe von Kupfer an, sein Bauch war tief und eingesunken. Alle Härchen auf seinem Körper standen aufrecht. Sein Haar war grün und der Mund klaffend von Ohr zu Ohr. Seine Zähne waren scharf, und vier von ihnen waren extra lang und spitz. Zunge und Lippen waren lang und kupferfarben, die Augenbrauen sehr langgezogen, die Nase fleischig. Sein Körper war blau und der Hals rot. Er war so hoch wie ein Berg und schrecklich anzusehen. Mit riesigen Armen und riesigem Kopf war er außerordentlich stark. Sein Glieder waren häßlich und hart, und sein Haar aufwärts gebunden in einem wirren Schopf. Breit waren seine Hüften und der Nabel tief. Doch obwohl er riesig war, maß sein Körperumfang nicht allzuviel. Die Ornamente waren seinen Armen angemessen, und mit allen Illusionen bekannt trug er viele Angadas. Er hatte einen Brustharnisch, der einem feurigen Kreis glich. Auf seinem Haupt thronte ein glänzendes und schönes Diadem aus Gold, an dem jeder Teil sich edel und harmonisch in die Form eines Bogens einfügte. Seine Ohrringe strahlten wie die Morgensonne, und seine Girlanden waren bunt und prächtig. Sonst trug er noch eine Messingrüstung von großem Glanze. An seinem Wagen klingelten hundert Glöckchen, und an seinem hohen Fahnenmast wehten mehrere, blutrote Banner. Sein Wagen war gigantisch, ein Nalwa lang und mit Bärenfellen ausgelegt. Ihm standen alle Arten von Waffen zur Verfügung, und an seinen acht Wagenrädern schwangen Girlanden im Takt des lauten Ratterns. Seine Pferde waren wie rasende Elefanten, hatten blutrote Augen, unterschiedliche Farben, waren sehr schnell und stark und machten allen Angst. Sie kannten keine Müdigkeit. Ununterbrochen wiehernd trugen sie den Helden mit langen, wehenden Mähnen in die Schlacht. Ein Rakshasa mit irren Augen, häßlichem Mund und leuchtenden Ohrringen führte als sein Wagenlenker die sonnenhellen Zügel. Mit ihm kam Ghatotkacha zur Schlacht wie Surya mit seinem Wagenlenker Aruna. Seine Standarte schien wie ein wolkenverhangener Berg den Himmel zu berühren. Auf ihrer Spitze hatte sich ein gräßlicher, fleischfressender Geier niedergelassen. Sein Bogen war so laut wie Indras Donner, wenn er den Pfeil abschoß. Die Bogensehne war extrem hart, zwölf Ellen lang und eine Elle breit. Seine Pfeile, die so lang wie Wagenachsen waren, flogen nach allen Seiten fort, als er gegen Karna stürmte.

Kampf zwischen Karna und Ghatotkacha

Stolz stand er auf seinem Wagen, spannte den Bogen, und sein Sirren war weithin laut zu vernehmen. Schon sein horrender Anblick ließ deine Truppen angstvoll erzittern, oh König. Nur Karna lächelte und reagierte schnell. Aus kurzer Distanz traf er den Rakshasa, und ihr Zusammenprall war fürchterlich wie der von Indra und Samvara. Jeder der beiden ergriff einen trefflichen und laut peitschenden Bogen und beschoß den anderen mit kraftvollen, geraden Pfeilen, welche die Rüstung des anderen durchschlugen. Es sausten Speere durch die Luft, die waren so lang wie Wagenachsen, und Pfeileschauer, die waren so dicht, daß die beiden keiner mehr ansehen konnte. Ihre Glieder waren bald in Blut gebadet, und doch kämpften sie hart und energisch weiter, ohne den jeweils anderen zum Zittern zu bringen. Lange ging es so fort zwischen den beiden, ausgeglichen war der Kampf, und das Geräusch von Ghatotkachas Bogen lehrte Feind und Freund das Fürchten. Karna konnte keinen Vorteil erringen, und so nahm er Zuflucht zu himmlischen Waffen, woraufhin Ghatotkacha seine Rakshasa Illusionen zu Hilfe rief. Im Nu war er von einer gräßlichen Rakshasa Armee umgeben, die mit Lanzen, Felsen und Keulen bewaffnet war. Die Könige waren bei dem Anblick gelähmt vor Angst, und bei Ghatotkachas gräßlichem Geheul entließen die Elefanten ihren Urin vor Panik. Von allen Seiten gingen Steinlawinen nieder, denn Ghatotkachas Kräfte waren zu Mitternacht gewaltig groß geworden. Eisenräder, Bhushundis, Speere, Lanzen, Wurfpfeile, Sataghnis und Streitäxte hagelten auf die Krieger nieder, so daß deine Söhne und ihr Gefolge panisch flüchteten. Nur der auf sein Können stolze Karna blieb edel und standhaft und fürchtete sich nicht. Tatsächlich zerstreute er mit seinen Pfeilen die Illusion, woraufhin Ghatotkacha ihn wütend mit tödlichen Pfeilen eindeckte. Diese Geschosse tranken erst Karnas Blut und gingen dann zischend zu Boden. Ernstlich erzürnt traf Karna den Rakshasa mit zehn Pfeilen und errang sich einen leichten Vorteil, denn nun fühlte Ghatotkacha großen Schmerz. Er nahm eine himmlische Waffe auf, ein Wagenrad mit tausend Speichen, die Ränder so scharf wie Rasiermesser, die Erscheinung so grell wie die Sonne und mit Juwelen und Perlen besetzt. Um nun endlich seinem Feind ein Ende zu bereiten, schleuderte Bhimas Sohn mit großer Macht das Rad auf Karna, welcher es jedoch in viele Teile zerstückelte, die wirkungslos zur Erde fielen. Wieder überschüttete Ghatotkacha seinen Gegner mit vielen Pfeilen und bedrängte ihn wie Rahu die Sonne. Karna jedoch sandte furchtlos viele geflügelte Pfeile auf den Wagen des Rakshasa zurück. Als nächstes schleuderte Ghatotkacha eine goldverzierte Keule, die ebenfalls von Karnas Pfeilen abgewehrt wurde. Mit tiefem Gebrüll sprang Ghatotkacha in den Himmel und ließ einen vollkommenen Schauer an Bäumen niedergehen. Doch Karnas Pfeile trafen den Rakshasa im Himmel, töteten dessen Pferde und zerstückelten seinen Wagen in tausend Teile. An Ghatotkachas Körper gab es keine zwei Fingerbreit mehr, die nicht von Karnas Pfeilen getroffen waren, so daß wir Ghatotkacha selbst gar nicht mehr sehen konnten vor lauter Pfeilen. Doch nun rief Ghatotkacha seine Rakshasa Kräfte herbei. Er nahm eine riesige Gestalt an, und verwirrte die Kauravas. Plötzlich erschienen mehrere, grimmige Köpfe, welche die himmlischen Waffen Karnas einfach verschluckten. Als nächstes lag der mit vielen Wunden bedeckte Rakshasa bewegungslos auf dem Schlachtfeld, und alle Kauravas jubelten und freuten sich, denn sie meinten, er wäre tot. Doch im nächsten Moment erschien er ihnen in hundertfacher Gestalt von allen Seiten. Die Krieger starrten auf seinen wunderlichen Körper mit den hundert Köpfen und Bäuchen, so groß, wie der Mainaka Berg. Doch sogleich schrumpfte er zu einem Däumling und sirrte rückwärts und senkrecht durch die Lüfte. Dann krachte es, und war er im Boden verschwunden, nur um im nächsten Moment wieder aufzusteigen und sich in Rüstung und auf goldenem Wagen zu präsentieren.

Rasch tauchte er neben Karnas Wagen auf und rief fordernd:
Warte nur ein wenig, oh Suta Sohn. Wohin des Wegs, so an mir vorbei? Ich werde heute deinen Durst nach Schlacht schon löschen!

Und wieder sprang er in die Lüfte und lachte laut und irr. Dabei beschoß er Karna mit Waffen, die riesig waren. Karna vermochte zwar, den Geschoßhagel von ferne zu vernichten. Doch nun machte Ghatotkacha den nächsten Schachzug. Er wurde zu einem riesigen Berg mit mehreren Gipfeln und hohen Bäumen. Von seinen Flanken strömten unablässig Lanzen, Speere, Schwerter und Keulen. Doch auch dies konnte Karna nicht erschüttern. Lächelnd rief er die nächste himmlische Waffe herbei und spaltete den großen Berg. Nun verwandelte sich Ghatotkacha in eine große, blaue Wolke mit einem Regenbogen und schüttete Steinhagel über Karna aus. Doch unter Karnas Vayavya Waffe zerstob diese Wolke. Karna bedeckte den ganzen Himmel mit seinen Pfeilen und wehrte auch die nächste Waffe ab, die Ghatotkacha auf ihn abschoß. Aber lachend rief Bhimas Sohn immer mehr Täuschungen herbei. Wieder kam er mit einer gewaltigen und kampfeslüsternen Rakshasa Armee auf Karna zu, die verschiedenste Reittiere, Waffen, Rüstungen und Ornamente bei sich hatte. Karna kämpfte heftig gegen diesen Rakshasa, der von seinen stürmischen Begleitern umgeben war wie Indra von den Maruts. Ghatotkacha traf Karna mit fünf Pfeilen und brüllte betäubend, so daß alle anderen Könige bebten. Ihnen folgte eine Anjalika Waffe und die Vernichtung von Karnas Bogen samt dem Pfeileschauer, den er gerade entlassen hatte. Karna packte einen neuen, vorzüglichen und starken Bogen und schoß einige Pfeile mit goldenen Schwingen auf die Rakshasa Truppe ab. Die Rakshasas mit der breiten Brust schwankten, und Karna begann, ihre Reittiere und Wagenlenker zu vernichten wie der himmlische Agni die Kreaturen zur universalen Auflösung. Schon bald hatte Karna das Rakshasa Heer zerstreut und strahlte wie der Gott Maheshvara, nachdem er die dreifache Stadt der Asuras vernichtet hatte. In diesem Moment konnte keiner der Pandava Krieger Karna auch nur anschauen. Nur Ghatotkacha sandte mit schrecklicher Kraft und Energie von seinem Auge Flammen aus, die wie brennendes Öl von einem Paar Fackeln zu fließen schienen. Er schlug die Hände zusammen, biß sich auf seine Unterlippe und war im nächsten Moment auf einem neuen, eben geschaffenen Wagen zu sehen, vor den einige Esel gespannt waren, die so groß wie Elefanten waren und die Gesichter von Gespenstern trugen.

Zornig befahl er seinem Wagenlenker:
Bring mich vor Karna.

Und wieder loderte der Zweikampf zwischen den beiden auf. Der Rakshasa schleuderte ein von Rudra selbst geschaffenes Ashani auf Karna, das gräßlich war und acht Räder hatte. Karna legte schnell den Bogen nieder, sprang vom Wagen ab, fing das Ashani auf und schleuderte es auf Ghatotkacha zurück. Dieser sprang ebenfalls vom Wagen ab, bevor die strahlende Waffe seinen Wagen, die Pferde und den Wagenlenker zu Asche verbrannte und mit mächtigem Getöse im Innern der Erde verschwand, worüber selbst die Götter staunten und Karna ob dieser Meisterleistung lobten. Jener stieg wieder auf seinen Wagen auf und schoß seine Pfeile ab. Getroffen verschwand Ghatotkacha erneut wie ein sich auflösender Nebel in der Ferne, womit er Karnas himmlische Waffen wirkungslos machte. Doch Karna kämpfte furchtlos weiter, auch als Ghatotkacha sich in viele Teile spaltete. Deine Krieger zitterten wie Espenlaub, als plötzlich viele Tiger, Löwen, Hyänen, Schlangen mit brennenden Zungen und Vögel mit eisernen Schnäbeln über das Schlachtfeld herfielen. Ghatotkacha selbst wurde hin und wieder von Karna getroffen, mal verschwand er, mal erschien er. Zu den Tigern und Löwen gesellten sich noch Wölfe, Leoparden, Rakshasas und Pisachas mit gräßlich verzerrten Gesichtern und lautem Gejaule, die alle gegen Karna stürmten, um ihn zu verschlingen. Jeden von ihnen traf ein bluttrinkender und schneller Pfeil Karnas, und zum Schluß vernichtete er mit einer himmlischen Waffe die Illusion. Dann traf er die Pferde Ghatotkachas mit einigen geraden Pfeilen, so daß sie mit gebrochenem Rückgrat und verstümmelten Gliedern zur Erde sanken. Doch Ghatotkacha verschwand erneut, und nur seine Stimme schwebte über Karna:
Ich werde gleich deine Vernichtung bewirken.


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