Pushpak Mahabharata Buch 7Zurück WeiterNews

Kapitel 148 – Gespräche unter Helden

Dhritarashtra fragte:
Was tat Bhima in dieser Situation, oh Sanjaya?

Und Sanjaya gab Auskunft:
Als Bhima ohne Wagen und von Karnas bösen Worten zutiefst verletzt war, sprach er wütend zu Arjuna:
Vor deinen Augen hat mich Karna wiederholt beschimpft als Eunuch, Narr, Vielfraß, ungeschickten Krieger, der lieber nicht kämpfen sollte, und als Kind, welches die Bürde der Schlacht niemals tragen kann. Wer so zu mir spricht, verdient den Tod durch meine Hand. Und Karna hat so zu mir gesprochen. Oh Starkarmiger, du kennst den Schwur, den ich mit dir leistete. Erinnere dich an meine Worte damals und handle, oh bester Mann, daß unserer beider Gelübde nicht unerfüllt bleiben.

Arjunas Eid, Vrishasena zu töten

Also begab sich Arjuna in die Nähe Karnas und sprach zu ihm:
Oh Karna, deine Sicht ist verkehrt. Du lobst dich selbst, oh Sohn eines Suta, doch dein Verständnis ist ganz und gar niedrig. Höre, was ich dir sagen werde. Helden treffen in der Schlacht nur auf zwei Dinge, entweder Niederlage oder Sieg. Beide sind ungewiß, auch wenn Indra selbst sich der Schlacht stellt, oh Karna. Von Satyaki wurdest du deines Wagens beraubt, warst deiner Sinne nicht mehr mächtig und dem Tode nahe. Und nur, weil er sich daran erinnerte, daß ich gelobt habe, dich zu töten, hat dich der heldenhafte Satyaki verschont. Ja, es ist wahr, du konntest Bhima seines Wagens berauben. Doch deine Demütigungen ihm gegenüber waren sündhaft, denn wahre, gerechte und tugendhafte Helden prahlen niemals vor einem besiegten Feind und sprechen niemals schlecht von anderen. Deine Weisheit ist nur klein, oh Karna, und daher suhlst du dich in Beschimpfungen. Deine verletzenden Worte zum heldenhaft kämpfenden und gerechten Bhima sind nicht mit Aufrichtigkeit und Tugend vereinbar. Vor aller Augen wurdest du von Bhima mehrfach deines Wagens beraubt, und er sprach nicht ein einziges, hartes Wort zu dir. Weil du Bhima so übel beleidigt hast, und weil du beteiligt warst, meinen von mir entfernten Sohn Abhimanyu zu töten, wirst du noch heute die bitteren Früchte dafür ernten. Du hast Abhimanyus Bogen zerschnitten, und dies wird dich heute vernichten. Ich werde dich, dein Gefolge und Heer bald töten, du niedrig Gesinnter. Vollbringe noch schnell alles Nötige, denn über dir schwebt schon die größte Katastrophe. Vor deinen Augen werde ich deinen Sohn Vrishasena im Kampf töten. Alle Könige, die aus Torheit gegen mich kämpfen, werde ich ins Reich Yamas senden. Mit der Hand auf meiner Waffe spreche ich diese Worte allen Ernstes. Und auch dich Narr ohne Weisheit und Anstand wird Duryodhana bald bitter klagend auf dem Schlachtfeld liegen sehen.

So gelobte Arjuna den Tod von Karnas Sohn, und es erhob sich ein lauter Aufschrei unter den Wagenkriegern. Zu dieser unheimlichen Zeit, als überall Verwirrung herrschte, berührte die Sonne den Asta Berg und minderte ihre Strahlen.

Krishna umarmte Arjuna und rief freudig:
Welch großes Glück, oh Jishnu, daß dein großes Gelübde vollbracht wurde. Welch großes Glück, daß Vriddhakshatra und sein Sohn (Jayadratha) tot sind. Der himmlische Heerführer selbst hätte in dieser Schlacht heute seine Sinne verloren. Kein Zweifel, außer dir, oh Tiger unter den Männern, sehe ich selbst nach reiflicher Überlegung niemanden, der es mit diesem Heer aufnehmen könnte. So viele königliche Krieger mit großem Können und Macht haben sich unter Duryodhanas Befehl vereinigt. Doch selbst in ihren Rüstungen konnten sie dir in aller Entschlossenheit nichts anhaben. Deine Energie gleicht der von Rudra, Indra oder dem Tod selbst. Niemand kann solche Kräfte in der Schlacht entwickeln, wie du heute ganz allein und ohne Hilfe gezeigt hast, oh Geißel deiner Feinde. Und so werde ich dich wieder loben, wenn du Karna und sein Gefolge besiegt hast. Genauso werde ich dich preisen, wenn dein Feind besiegt und tot ist.

Arjuna antwortete ihm:
Durch deine Gnade konnte ich mein schweres Gelübde erfüllen, oh Madhava. Wer dich zum Herrn hat, oh Krishna, wundert sich nicht allzusehr über Sieg. Es ist deine Gunst, die Yudhishthira wieder die Herrschaft über die Erde bringt. Dies alles geschieht durch deine Macht, oh du aus dem Geschlecht der Vrishnis. Es ist dein Sieg, oh Herr. Deine Sorge ist unser Wohlstand, und wir sind deine Diener, oh Madhu Vernichter.

Da lächelte Krishna sanft und trieb die Pferde langsam voran, so daß Arjuna sich das grausame Schlachtfeld ansehen konnte. Dabei sprach Krishna zu ihm:
Sich den Sieg in der Schlacht heiß ersehnend, ruhen viele, heldenhafte Könige von deinen Pfeilen besiegt auf der Erde. Ihre Waffen und Ornamente liegen verstreut herum, ihre Elefanten und Pferde sind zerfleischt und ihre Wagen zerbrochen. Trotz Rüstung sind ihre Körper durchbohrt oder aufgeschnitten, und sie erfuhren höchsten Schmerz. Einige von ihnen leben noch, die meisten sind tot. Doch selbst die Toten scheinen noch lebendig wegen ihres immer noch strahlenden Glanzes. Schau nur, wie der Boden mit goldgeflügelten Pfeilen übersät ist, und mit all den anderen Waffen des Angriffs und der Verteidigung. Wahrlich, die Erde strahlt mit all den goldenen Rüstungen, Halsketten, Häuptern mit funkelnden Ohrringen, bunten Turbanen und Diademen, Blumenkränzen, Juwelen, Kanthasutras (Halsketten) und Angadas, silbernen Gürteln und schönen Ornamenten. Überall häufen sich Anukarshas (Wagenböden), Köcher, Standarten, Banner, Upashkaras, Adhisthanas, Wagendächer, Lanzen, zerbrochene Wagenräder, schöne Akshas, Jochs, Zügel, Gurte, Bögen und Pfeile, Elefantenaufbauten, Stachelkeulen, eiserne Haken, Wurfpfeile, Kurzpfeile, Speere, Spieße, Kuntas (Speere), Keulen, Sataghnis, Bhushundis, Dolche, Äxte, kurze und schwere Schlegel, Kunapas (Speere), goldgezierte Peitschen, Glocken und all der schöne Zierrat der Elefanten. Die kostbaren Kleider lösten sich von den Gliedern und schmücken nun die Erde wie die Sterne den nächtlichen Herbsthimmel. Für das Wohl der Erde starben die Herren der Erde und liegen nun schlummernd und den Boden mit ihren Gliedern umarmend wie ein geliebtes Weib. Wie die Berge aus ihren Höhlen und Spalten kalkreiche Ströme ausschütten, so strömt aus den Wunden der riesigen Elefanten das Blut. Schau, oh Held, von deinen Waffen tief getroffen liegen Elefanten und Pferde in ihren letzten Zuckungen. Sieh auch auf die führer- und reiterlosen Wagen, die einst himmlischen Fahrzeugen glichen und wie Wolken am Abendhimmel schimmerten. Nun liegen sie zertrümmert und in immer noch schönen Einzelteilen auf dem blanken Boden. So viele Fußsoldaten liegen tot darnieder, die Waffen noch in der Hand, ihre Körper von deinen Geschossen zerfleischt und die Locken mit Blut und Staub verschmiert. Dazwischen stapeln sich die Yakwedel, Fächer, Schirme und Flaggen, auch Decken, Zügel und kostbar geschnitzte Gatterteile (Varutha) sehen auf der Erde aus wie schönste Stickerei auf einem Wandteppich. Nachdem die Reiter und Tiere tot zur Erde fielen, sehen sie nun aus wie Löwen, welche der Blitz von einem Berg warf. Alles vermischt sich: Menschen, Tiere, Waffen, Blut. Und so schön, wie die Erde aussieht, so gräßlich sieht sie auch aus, denn über Blut und verrottendem Fleisch und Fett lagern sich die Hunde, Wölfe, Pisachas und viele andere freudige Wanderer der Nacht. Diese ruhmreiche und gewaltige Tat konntest nur du vollbringen, oh Energischer, oder der Herr der Himmlischen, der in großer Schlacht die Daityas und Danavas schlägt.

So zeigte Krishna dem Arjuna das Schlachtfeld, blies sein Muschelhorn Panchajanya und erfreute mit diesem Klang die Pandava Krieger, welche mit ihren Muschelhörnern Antwort bliesen. Dann fuhren die beiden schnell zu Yudhishthira und informierten ihn vom Tode Jayadrathas.


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