Pushpak Mahabharata Buch 7Zurück WeiterNews

Kapitel 146 – Arjuna kämpft strahlend weiter

Sanjaya fuhr fort:
Dieser schreckliche Klang von Arjunas Bogen ließ dein Heer, oh König, wie die aufgewühlten Wellen des Ozeans wogen und beben vor Angst. Wie die Fische und Makaras im sturmgepeitschten Wasser am Ende der Welt wurden deine Krieger hin- und hergeworfen und so viele zerschellten am felsigen Ufer namens Arjuna. Und dieser nutzte seine wundervollen Waffen und schien an vielen Stellen gleichzeitig zu sein. Ob er einen Pfeil ergriff, ihn auf die Bogensehne legte, den Bogen spannte, zielte oder schoß - das konnte niemand mehr unterscheiden, so schnell und leichthändig agierte er. Der Starkarmige rief die unsichtbare Aindra (Agni) Waffe herbei, welche alle Bharatas das Fürchten lehrte. Hunderte und Tausende lodernde Pfeile mit brennenden Mündern, von Mantras erweckt und mit der Kraft himmlischer Waffen flogen von Aindra weg, und niemand konnte diesen Anblick ertragen, der das ganze Himmelsgewölbe auflodern ließ. Die Dunkelheit, welche die abertausenden Pfeile der Kurus ausgelöst hatte, und von der niemand nur geglaubt hätte, sie würde leicht vergehen, die verschwand im Nu durch die mit Mantras besprochenen Pfeile Arjunas, als ob er wie die Sonne den Himmel erhellen konnte. Und mit großer Energie trank Arjuna das Leben deiner Krieger wie die Sommersonne mit ihren glühenden Strahlen jedwedes Wasser aus Teichen und Seen aufsaugt. Andere Pfeile von seinem Bogen durchbohrten die Herzen so schnell und leicht wie Liebespfeile, und die Heerscharen vergingen vor ihm wie Insekten im Feuer. Leben und Ruhm vernichtend bewegte sich Arjuna wie der Tod selbst auf dem Schlachtfeld und fällte Köpfe mit Diademen, starke Arme mit Angadas und Ohren mit Ohrringen. Die unter seinen Pfeilen zu Boden sinkenden Hände hielten noch Elefantenhaken, Speere, Schilder, Bögen, Peitschen oder Lanzen. Und mit all den flammenspeienden Pfeilen um sich her sah Arjuna strahlend aus wie ein großes Feuer, welches seine Funken nach allen Seiten verteilt. Auch, wer all seinen Mut zusammennahm, konnte Arjuna in diesem Augenblick nicht ansehen, diesen göttergleichen Helden und Stier unter den Männern, der auf seinem Wagen tanzte, mit seiner Bogensehne betäubenden Lärm machte und mit seinen mächtigen Waffen in alle Richtungen Tod entsandte. Als er diese vollkommene Flut von gewaltigen Waffen in Bewegung setzte, da versanken viele große und tapfere Krieger in dieser gräßlichen und unüberwindlichen Flut. Das Schlachtfeld wurde von tobenden Elefanten heimgesucht, welche Rüssel oder Stoßzähne verloren hatten. Überall lagen Pferde ohne Beine oder Köpfe. Die Streitwagen waren in Stücke zerschmettert, die Körper der Krieger lagen mit herausgerissenen Eingeweiden oder abgetrennten Gliedern zu Hunderten und Tausenden herum. Manche lagen still und tot, andere zuckten noch in Agonie. Das Feld war von Arjuna zur Arena des Todes gemacht worden, als ob Rudra die Schöpfung spielerisch vernichten würde. Wo sich die abgetrennten Elefantenrüssel stapelten, da meinte man, Schlangen zu sehen. Und wo viele abgetrennte Häupter lagen, da dachte man an bunte Lotusgirlanden. Mit all den verstreuten schönen Helmen, Diademen, Kronen, Keyuras, Angadas, Ohrringen, goldenen Rüstungen, Ornamenten und Zierrat für die Tiere sah die Erde wunderschön aus wie eine frisch geschmückte Braut. Und wie die Vaitarani selbst ließ Arjunas Hand einen Strom entstehen mit furchtbaren Dingen darin, welche die Ängstlichen schockierten. Fleisch und Fett der Leichname von Mensch und Tier waren der Schlamm und Blut die Strömung. Mit Gliedmaßen und Knochen darin war der Strom unergründlich in seiner Tiefe. Die Haare der Toten waren wie Moos und Schilf, die Köpfe bildeten die Steine am Ufer. Sein Zierrat waren die verschiedenen Standarten und Banner und die Schirme und Bögen seine Wellen. Er war voller toter Elefanten, und auf seinen Wellen schaukelten Wagenteile wie Flöße sanft hin und her. Pferdekadaver bildeten die Ufer. Der Strom selbst war kaum zu überwinden wegen der vielen Räder, Achsen und Jochs der Wagen, die sich mit blitzenden Streitäxten, Speeren und Lanzen verkeilten. Raben und Kankas waren die Alligatoren, Schakale die Makaras und Geier die Haie. Die Szene war gräßlich und wurde noch unheimlicher mit dem Heulen der Schakale. Tollende Gnome, Pisachas und tausende andere Geister fanden sich ein und tanzten um die vielen Leichname.

Die Armee der Kurus erfaßte bei dieser Heldentat Arjunas und bei seinem Gesichtsausdruck eine noch nie gekannte Panik. Sie alle verstanden nun seine furchtbare Größe als Krieger, und als ihn keiner mehr ansehen konnte, übertraf er alle anderen Wagenkrieger. Er wehrte sämtliche Angriffe auf ihn ab, schoß unermüdlich seine langen Reihen an Pfeilen von Gandiva ab und kämpfte entschlossen, um an Jayadratha heranzukommen. Er schoß sogar vierundsechzig gerade Pfeile auf ihn ab, so daß deine Krieger schon keine Hoffnung mehr für Jayadratha hatten und den Kampf beinahe aufgaben, denn Arjuna war niemand gewachsen und alle, die sich ihm in den Weg stellten, büßten dies schwer. Auch waren alle verwirrt durch Arjunas Künste und die vielen, umherirrenden kopflosen Körper, die ihm folgten (Kavandha ist ein Rumpf ohne Kopf, der sich wie ein Lebender bewegt. Es gibt Geschichten über diese kopflosen Wesen, die das Blut der Opfer trinken, derer sie habhaft werden können.). So näherte sich Arjuna dem Jayadratha und traf Aswatthaman mit fünfzig Pfeilen, Vrishasena mit drei, Kripa sanft mit neun, Shalya mit sechzehn und Karna mit zweiunddreißig. Doch der getroffene Herrscher der Sindhus konnte dies nicht ertragen wie ein mit dem Haken gereizter Elefant und schoß von seinem Wagen mit dem Eber in seinem Banner viele gerade und schönpolierte Pfeile auf Arjuna zurück. Durch den voll gespannten Bogen und die schönen Geierfedern flogen die Pfeile wie giftige Schlangen heran. Drei von ihnen flogen auf Krishna und sechs auf Arjuna zu. Auch die Pferde Arjunas wurden von acht Pfeile und die Standarte von einem bedroht. Doch Arjuna wehrte alle diese Geschosse ab, enthauptete Jayadrathas Wagenlenker und fällte seine Standarte mit nur einem Paar an Pfeilen. Blitzend fiel die Standarte Jayadrathas, und die Sonne berührte bereits den Horizont.

Der Trick mit der Sonne

Da sprach Krishna schnell zu Arjuna:
Schau, oh Partha, Jayadratha wurde von sechs mächtigen und heldenhaften Wagenkriegern in die Mitte genommen. Dort hält er sich ängstlich zitternd versteckt. Wenn du die sechs nicht besiegst, wirst du an Jayadratha nicht herankommen, wie sehr du dich auch bemühst, oh Bulle unter den Männern. Ich werde deshalb mittels Yoga Kraft die Sonne verdunkeln. Jayadratha wird meinen, die Sonne wäre schon untergegangen. Und lebenshungrig wie er ist, wird er freudig herauskommen und sich nicht länger verstecken. Ergreife die Gelegenheit und töte ihn dann. Gib nicht auf und denke nicht, die Sonne sei schon untergegangen.

Und Arjuna stimmte zu:
So sei es.

Daraufhin nahm Krishna, auch Hari genannt und Herr aller Asketen, mit seinen asketischen Kräften Zuflucht zum Yoga und verdunkelte die Sonne. Deine Krieger freuten sich über die Dunkelheit, denn sie meinten, Arjuna würde nun sein Leben niederlegen. Sie sahen die Sonne nicht mehr, standen still mit zurückgelegten Köpfen und waren sehr glücklich. Auch Jayadratha stand still und schaute erleichtert der Sonne hinterher.

Und wieder sprach Krishna zu Arjuna:
Sieh den Herrscher der Sindhus, wie er entzückt seine Furcht vor dir abgeworfen hat und auf den Horizont starrt. Dies ist der Moment, oh Starkarmiger, den Niederträchtigen gemäß deines Gelübdes zu töten. Trenn ihm schnell das Haupt vom Rumpf.

So stürmte Arjuna voran und kämpfte sich durch den Schutzwall um Jayadratha. Er beschoß Kripa mit zwanzig, Karna mit fünfzig, Shalya und Duryodhana mit je acht und Jayadratha mit sechzig Pfeilen. Als Jayadrathas Beschützer ihn so wie ein loderndes Feuer angreifen sahen, waren sie erst völlig verwirrt und dann deckten sie den Sohn von Indra mit Strömen von Pfeilen ein. Zornig spannte da Arjuna ein dichtes Netz an Geschossen auf, so daß die meisten Krieger rings um Jayadratha vor Angst davonrannten. Und der Heldenmut, den wir nun von Arjuna sahen, war unvergleichlich. Niemals zuvor sah man solches Können oder wird es je wieder erblicken. Wie Rudra die Schöpfung vernichtet, so schlug sich Arjuna zerstörerisch durch Elefanten- und Pferdeabteilungen mit ihren Reitern und Wagenabteilungen und ihren Kriegern. Ich sah keinen einzigen Elefanten oder Mann, den Arjuna nicht getroffen hätte. Die Sicht der Soldaten war durch die Dunkelheit beeinträchtigt, der Staub verwirrte zusätzlich, und alle waren niedergeschlagen und unfähig, noch etwas zu unterscheiden. Das Schicksal ließ deine Krieger, oh König, bleich und untätig herumwandern oder verwundet und geschlagen niedersinken. Nur wenige kamen mit dem Leben davon, und das Gemetzel war fürchterlich wie am Ende der Yugas. Blut ließ den aufgewirbelten Staub niedersinken und tränkte die Erde so sehr, daß die Wagen bis zur Nabe im Schlamm versanken. Die schmerzhaft getroffenen Elefanten rasten kreischend herum und trampelten die eigenen Reihen zu Tode. Die Soldaten dachten nicht mehr an Kampf, sondern nur noch an Flucht mit ihren zerfleischten Gliedern, zerzaustem Haar und zerrissenen Rüstungen. Manche blieben gelähmt stehen, und andere suchten Deckung unter toten Körpern, so sehr verwüstete Arjuna mit seinen tödlichen Pfeilen dein Heer, oh König. Auch die Beschützer Jayadrathas wurden von Arjuna mit scharfen Pfeilen verwundet, und alles geschah so schnell, daß kaum jemand reagieren konnte. Karnas Bogen zersprang in seine Einzelteile, auch der von Vrishasena. Shalyas Wagenlenker fiel tot von seinem Platz, und Kripa und Aswatthaman wurden zutiefst durchbohrt. Dann ergriff Arjuna einen furchtbar glänzenden Pfeil, der Indras Donnerkeil glich und mit himmlischen Mantras belebt wurde. Dieser treffliche Pfeil konnte jede Belastung aushalten. Zuvor ward er immer mit Parfümen und Blumenkränzen geehrt worden, und ebenso ehrfürchtig legte ihn Arjuna nun auf Gandiva.

Der Fluch um Jayadrathas Haupt

Im Himmel erhob sich lautes Rufen, und Krishna ermahnte Arjuna flugs:
Oh Dhananjaya, enthaupte jetzt den Herrscher der Sindhus! Die Sonne berührt schon beinahe den Asta Berg. Doch höre zuvor meine Worte, was den Tod Jayadrathas betrifft: Der Vater von Jayadratha ist der weithin berühmte Vriddhakshatra. Nach langer Zeit bekam er seinen Sohn Jayadratha, und bei dessen Geburt sprach eine himmlische und tiefe Stimme zum Vater: „Dein Sohn wird sich zweier Geschlechter (der Sonnen- und Monddynastie) als würdig erweisen in Blut, Betragen und Selbstzügelung. Er wird ein vorzüglicher Kshatriya sein und geehrt von Helden. Doch in einer Schlacht wird ein bemerkenswerter Kämpfer ihm zornig das Haupt abtrennen.“ Als der Vater diese Worte vernommen hatte, überlegte er eine Weile und sprach dann, völlig überwältigt von Zuneigung zu seinem Sohn, zu seinen Gefolgsleuten und Verwandten: „Der Mann, welcher die Ursache dafür ist, daß der Kopf meines Sohnes zur Erde fällt, wird eine schwere Bürde tragen müssen. Denn sein Haupt wird in tausend Teile zerspringen.“ So sprach er, übergab Jayadratha später den Thron und ging in die Wälder, um sich asketischer Enthaltsamkeit zu widmen. Und auch in diesem Moment übt er schwerste Enthaltsamkeit am Rande dieses Samantapanchaka (Kurukshetra). Oh du mit dem Affen im Banner, trenne Jayadratha das Haupt mit deiner himmlischen Waffe auf solche Weise ab, daß es dem Vater in den Schoß fällt. Wenn von dir das Haupt zur Erde fällt, wird dein Kopf zweifellos in tausend Stücke zerspringen, oh jüngerer Bruder von Bhima. So nutze die himmlische Waffe, daß der alte König der Sindhus nichts bemerkt. Denn wahrlich, oh Arjuna, in diesen drei Welten gibt es nichts, was du nicht vollbringen könntest.

Tod der Herrscher der Sindhus

Arjuna hörte, leckte sich die Mundwinkel, und schoß den mit Mantras in eine himmlische Waffe gewandelten Pfeil ab, der dem Blitz Indras glich. Schnell flog das Geschoß davon und trennte Jayadratha das geschmückte Haupt ab, wie ein Falke einen kleinen Vogel von der Spitze eines Baumes schnappt. Mit weiteren Pfeilen trieb nun Arjuna diesen Kopf fliegend voran bis er die Grenzen von Samantapanchaka erreichte, wo der alte König Vriddhakshatra in seine Abendgebete versunken war. Der schöne Kopf seines Sohnes mit den schwarzen Locken und den glänzenden Ohrringen fiel in den Schoß des sitzend Meditierenden, und als dieser die Riten endend aufstand, fiel der Kopf zur Erde. Vriddhakshatras eigener Kopf zersprang in viele Stücke, und alle Wesen staunten sehr und lobten Krishna und Arjuna.

Als die Tat vollbracht und der Eid erfüllt war, zog Krishna die Dunkelheit von der Sonne zurück, und alle erkannten nun, daß sie durch Krishnas Illusion getäuscht worden waren. Und so geschah es, oh König, daß acht Akshauhinis an Truppen nebst dem Herrscher der Sindhus an diesem Tage starben. Als deine Söhne erkannten, daß Jayadratha tot war, flossen ihnen die Tränen der Trauer über die Gesichter. Krishna und Arjuna bliesen ihre Muschelhörner, und Bhima brüllte laut dazu, um Yudhishthira die frohe Botschaft zu verkünden. Jener hörte und verstand, daß der hochbeseelte Arjuna seinen Schwur wahrgemacht hatte. Mit Trommelgedröhn marschierten seine Krieger nun froh und erleichtert gegen Drona und warfen alle Kraft in die Schlacht, vom Sieg über Jayadratha berauscht. Und auch Arjuna kämpfte weiter gegen die mächtigen Krieger deiner Armee, oh König. Erfolgreich in seinem Gelübde focht der Diademgeschmückte wie Indra mit den Asuras oder die Sonne mit der Dunkelheit.


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