Pushpak Mahabharata Buch 7Zurück WeiterNews

Kapitel 142 – Satyaki gegen Bhurisravas

Sanjaya erzählte weiter:
Wie Arjuna richtig gesehen hatte, ergriff Bhurisravas die Gelegenheit, um Satyaki anzugreifen. Doch zuvor rief er ihm zu:
Ein gutes Schicksal hat es gefügt, daß du mir heute vor die Augen gekommen bist. So erfüllt sich ein langgehegter Wunsch von mir. Wenn du nicht vor dem Kampf mit mir fliehst, wirst du mir nicht mit dem Leben davonkommen. Heute werde ich dich Stolzen schlagen und damit König Duryodhana glücklich machen. Die Helden Krishna und Arjuna werden es mit ansehen müssen, wie du von meinen Pfeilen durchbohrt auf der Erde liegen wirst. Und der königliche Sohn Dharmas wird es schwer bereuen, daß er dich in die feindlichen Reihen sandte. Arjuna wird meine Heldentat schauen und dich blutbedeckt und leblos am Boden finden. Das Duell mit dir habe ich mir lange gewünscht, wie damals Indra mit Bali kämpfte, oder die Götter mit den Dämonen. Ich versichere dir eine tödliche Schlacht, oh Satyaki. Heute wirst du vollkommen meine Energie, Macht und Männlichkeit kennenlernen. Und von mir geschlagen wirst du in die Reiche Yamas eingehen, wie damals Indrajit, der Sohn Ravanas, von Lakshman, dem jüngeren Bruder Ramas, geschlagen wurde. Und wenn Arjuna, Yudhishthira und Krishna von deinem Tod erfahren, dann werden sie so verzagt sein, daß sie den Krieg beenden werden. Mit meinen spitzen Pfeilen werde ich die Herzen der Ehefrauen all der tapferen Krieger besänftigen, welche schon durch deine Hand starben. Einmal von mir erspäht, sollst du mir nicht mit dem Leben davonkommen, wie ein kleines Reh, welches vom Löwen als Opfer auserwählt wurde.

Auflachend antwortete ihm Satyaki:
Oh du aus dem Geschlecht des Kuru, ich fühle niemals Furcht in der Schlacht! Und Worte allein können mich nicht schrecken. Nur der kann mich töten in der Schlacht, der es vermag, mich zu entwaffnen. Und wer es schafft, mich zu besiegen, der wird alle seine zukünftigen Feinde besiegen. Wozu solch unnütze, langgewundene und prahlerische Phrasen? Laß Taten folgen! Sonst sind deine Reden so fruchtlos wie das Brüllen der Herbstwolken. Denn wenn ich dieses Brüllen von dir höre, kann ich mein Gelächter nicht zurückhalten. So möge denn der lang ersehnte Zweikampf zwischen uns heute geschehen. Auch mein Herz hat sich zum Kämpfen entschlossen und duldet keine weitere Verzögerung. Ohne dich besiegt zu haben, werde ich nicht zurückweichen, oh Niederträchtiger.

So begann ihr Duell mit harten Worten, welches in entschlossenen Kampf überging, bei dem es jeden nach dem Leben des anderen verlangte. Mit großer Macht prallten sie aufeinander wie zwei brünstige Elefanten. Sie schütteten Pfeile übereinander aus, als ob Platzregen niedergingen. Bhurisravas zielte mit zehn Pfeilen auf seinen Gegner, doch Satyaki wehrte den Angriff noch in der Luft ab. Ruhmreich war ihr Kampf, heftig wie der zweier Tiger, und mit allen Arten von Kriegsgerät machten sie ihrer edlen Abstammung alle Ehre. Wie in einem Spiel setzten sie ihr Leben als Pfand, verwirrten einander, wehren ab, hielten auf. Mit großer Meisterschaft kämpften sie, bluteten bald heftig aus vielen Wunden und begehrten dabei die höchsten Regionen des Brahma. Freudig sahen deine Truppen dem Zweikampf zu und beobachteten, wie die beiden einander die Pferde töteten, die Bögen zerschnitten und anschließend zu Fuß weiterkämpften. Beide ergriffen schöne, große und glänzende Schilde aus Stierleder, zogen die blanken Schwerter und gingen aufeinander los. In edlen Kreisen zogen sie über das Schlachtfeld und starteten eine Attacke nach der anderen. In glänzender Rüstung und schön geschmückt bewegten sie sich flink und geschmeidig, schwangen die Waffen, sprangen hoch, rannten mal schnell, gingen wieder bedächtig, stürmten vor oder zogen sich zurück, wie es Angriff und Abwehr erforderten. Jeder achtete eifrig auf eine Schwäche des anderen und zeigte großes Geschick nach vielen Jahren der Übung. So gingen auch ihre mit hundert Monden gezierten Schilde bald zu Bruch, und nach einer kleinen Pause, begannen diese Tiger unter den Männern den Ringkampf. Mit breiter Brust und langen Armen zeigten sie ihr Können auch in dieser Art des Kämpfens. Ihre Arme glichen eisernen Keulen, und sie packten einander an Armen oder Nacken und landeten Hiebe, die weithin hallten. Mit Bewunderung sahen deine Krieger zu, wie der Ringkampf der beiden immer heftiger wurde. Mal schlang einer die Beine um die Hüften des anderen, mal stießen sie mit den Köpfen aneinander, mal schlugen sie mit Fäusten zu oder bohrten die Fingernägel in den anderen. Mal waren ihre Arme, mal die Beine völlig ineinander verschlungen, mal rollten sie beide auf dem Boden, brüllten einander fordernd an, warfen den anderen nieder, standen immer wieder auf und sprangen federnd übers Schlachtfeld. Wahrlich, diese beiden gewaltigen Krieger zeigten alle zweiunddreißig Manöver des Kampfes Mann gegen Mann.

Krishna interveniert

Als in diesem Zweikampf mit Bhurisravas Satyakis Waffen beinahe ganz erschöpft waren, sprach Krishna zu Arjuna:
Sieh nur den Besten aller Bogenkrieger, Satyaki ist ohne Wagen. Er durchbrach das Bharata Heer, um dir zu folgen, oh Sohn des Pandu. Er hatte bereits mit allen Bharata Helden gekämpft und war erschöpft, als Bhurisravas, dieser große Gewährer von Opfergaben, ihn forderte. Als nächstes wird Bhurisravas mit Bhima kämpfen. Oh Arjuna, das wird ein ungleicher Kampf werden.

In diesem Augenblick traf Bhurisravas den Satyaki mit großer Gewalt. Und Krishna sprach weiter zu Arjuna:
Sieh nur, Satyaki erliegt dem Sohn von Somadatta. Er ist ohne Wagen, völlig erschöpft und hat schon so viel erreicht. Arjuna, beschütze deinen heldenhaften Schüler. Möge dieser Beste unter den Männer nicht um deinetwillen dem Opfer liebenden Bhurisravas unterliegen. Oh du Mächtiger, tu sogleich, was nötig ist.

Und mit frohem Herzen antwortete Arjuna:
Sieh nur, die beiden kämpfen miteinander wie ein riesiger, tobender Elefant und ein gewaltiger Löwe im Dschungel.

Während dieser Worte Arjunas erhob sich lautes Geschrei von „Oh!“ und „Weh!“ unter den Zuschauern, denn Bhurisravas hatte Satyaki erneut schwer getroffen und ihn zu Boden gezwungen. Dann schleppte er Satyaki herum wie ein Löwe seine Beute, und strahlte über seinem Gegner. Er zog sein Schwert aus der Scheide, trat mit den Füßen gegen Satyakis Brust und packte dessen Haarschopf. Bevor Bhurisravas aber Satyaki den Kopf abschlagen konnte, drehte Satyaki seinen Kopf plötzlich ganz schnell hin und her und verdrehte dabei auch Bhurisravas Arm.

Und wieder sprach Krishna zu Arjuna:
So sieh doch, wie dein Schüler schon geschlagen ist, oh Starkarmiger. Bhurisravas ist ihm überlegen, und Satyakis Heldenmut droht, nicht mehr ungebrochen zu sein.

Nun ehrte Arjuna im Geiste den Bhurisravas und sprach:
Ich bin froh, daß der ruhmreiche Bhurisravas den Satyaki nur hin- und herschleppt, als ob er spielte. Noch tötet er ihn nicht, sondern zieht an ihm wie ein Löwe an einem Elefanten.

Noch einmal lobte er damit den Kuru Kämpfer, um dann zu sagen:
Meine Augen waren allein auf Jayadratha, den Herrscher der Sindhus, gerichtet. Ich konnte Satyaki nicht sehen, oh Krishna. Doch um seinetwillen werde ich jetzt eine schwierige Heldentat vollbringen.

Krishna gehorsam folgend legte Arjuna einen extrem scharfen Pfeil auf die Bogensehne von Gandiva und schoß. Und der wie ein Meteor blitzende Pfeil schnitt Bhurisravas den erhobenen Arm mitsamt Schwert in der Hand und glänzenden Angadas vom Rumpf.


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