Pushpak Mahabharata Buch 7Zurück WeiterNews

Kapitel 132 – Bhima und Karna, zum dritten...

Dhritarashtra fragte:
Und was unternahm Duryodhana, als er sah, wie sich Karna vom Kampf zurückzog, wo doch auf ihm alle seine Hoffnungen ruhten? Und wie kämpfte der auf seine Kraft stolze Bhima? Und was tat Karna anschließend, mit dem wie ein loderndes Feuer strahlenden Bhima vor Augen?

Sanjaya antwortete:
Nachdem er auf einen anderen, gut ausgerüsteten Wagen aufgestiegen war, zog Karna wieder gen Bhima in den Kampf, diesmal so wild wie der zornig aufschäumende Ozean im Sturm. Als deine Söhne Karna solchermaßen zornig sahen, betrachteten sie Bhima bereits als die ins Opferfeuer der Schlacht gegossene Opfergabe. Mit fürchterlichem Sirren seiner Bogensehne und gräßlichen Handgeräuschen schoß Karna dichte Pfeileschauer auf Bhimas Wagen ab, so daß der Kampf zwischen den beiden hochherzigen Helden erneut entflammte. Beide waren zornig entschlossen, beide hatten starke Arme, jeder wollte den anderen besiegen, und schon ihre Blicke loderten wie brennendes Feuer. Ihre Augen waren gerötet, und sie atmeten schwer und zischend wie Schlangen. Heldenhaft trafen die beiden Krieger aufeinander und begannen, sich zu zerfleischen. Ihr Kampf glich dem zweier agiler Falken oder zorniger Sarabhas. Bhima rief sich alles Leid ins Gedächtnis zurück, welches den Pandavas aus dem üblen Würfelspiel, dem langen Exil in den Wäldern und dem Jahr bei Virata erwachsen war. Auch dachte er an das geraubte Königreich voller Perlen und Juwelen, an dem sich deine Söhne all die Zeit erfreut hatten und an all die Beleidigungen und Schmerzen von Karna, dir und deinen Söhnen. Auch erinnerte er sich an die Tatsache, daß du und deine Söhne die ehrwürdige Kunti mit ihren Söhnen verbrennen wollten, und an das große Leiden von Draupadi, als Dushasana sie in der Versammlung der Könige an den Haaren gezogen und Karna sie mit groben Worten gedemütigt hatte: „Nimm dir einen neuen Ehemann, denn deine Gatten sind tot. Die Söhne der Pritha sanken in die Hölle und gleichen nun tauben Sesamkörnern.“ – All dies kam Bhima ins Gedächtnis zurück, und was noch alles vor dir in jener Versammlung gesprochen wurde. Auch die Freude deiner Söhne, sich an Draupadi als Sklavin zu erfreuen; die beleidigenden Worte Karnas, als die Pandusöhne mit Hirschfellen bekleidet in die Wälder aufbrechen wollten; und die Prahlerei deines närrischen und grimmigen Sohnes, der selbst in Luxus schwimmend die Söhne Prithas im Exil als Stroh ansah. Ja, an all diese Leiden seit seiner Kindheit erinnerte sich Bhima wieder in diesem Moment, und er gedachte nicht mehr seines eigenen Lebens in diesem Kampf.

Mit dichten Schauern an sehr scharfen Pfeilen zerstückelte er selbst das Licht der Sonne in seinem Angriff auf Karna. Dieser lächelte nur und wehrte flugs alle heransausenden Geschosse mit seinen eigenen, goldgeflügelten Pfeilen ab, um gleich darauf Bhima mit neun spitzen Pfeilen zu treffen. Wie ein Elefant, der mit dem Haken geschlagen wird, kämpfte Bhima wütend weiter. Und auch Karna blies entschlossen sein Muschelhorn, um das Bhima beistehende Heer in Bewegung zu bringen wie der Wind die Wellen des Ozeans. Bhima deckte seinen Gegner mit Pfeilen ein, und Karna, ebenfalls ständig Pfeile abschießend, lenkte seine schwanenweißen Pferde gegen die braunen Bhimas, so daß sich die Tiere verkeilten. Deine Truppen riefen „Weh!“ und „Ach!“, als sie die miteinander verkeilten Pferde sahen, welche wunderschön aussahen, so dicht beieinander und mit den schönen Farben. Die großen Wagenkrieger deiner Armee zitterten vor Furcht beim Anblick der beiden zornentbrannten und kampfentschlossenen Helden. Das Schlachtfeld rings um die beiden bot schon bald einen gräßlichen Anblick wie die Stadt des Königs der Toten. Und alle Zuschauer konnten keinen Unterschied mehr zwischen den Kämpfern erkennen. Nur der Aufprall ihrer mächtigen Waffen war zu vernehmen als Ergebnis deiner unheilvollen Politik, oh König, und der deines Sohnes. Beide Feindebezwinger schossen unermüdlich ihre Pfeile ab. Beide hatten besondere Heldenkräfte und erfüllten das Himmelsgewölbe mit ihren Geschossen. Beide wollten dem anderen das Leben nehmen und ließen wie Wolken ihre spitzen Pfeile regnen. Über ihnen strahlte der Himmel hell, als ob lodernde Meteore niedergingen. Ihre Pfeile mit Geierfedern bildeten lange Reihen, als ob Kraniche am herbstlichen Himmel dahinziehen. Die ringsumher niedergehenden Geschosse metzelten viele Elefanten, Pferde und Menschen nieder, so daß deine Armee schwere Verluste erlitt, oh König, und das Schlachtfeld von Leichnamen aller Art dicht übersät war. Dieses heftige Gefecht beobachteten auch Krishna und Arjuna und wähnten die Bürde für Bhima zu schwer.


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