Pushpak Mahabharata Buch 7Zurück WeiterNews

Kapitel 126 – Yudhishthiras erneute Sorge

Sanjaya fuhr fort:
In dieser Zwangslage, als Drona unablässig wie ein Löwe brüllte, die Armeen der Panchalas und Pandavas auf Distanz hielt, das Gemetzel dem am Ende der Yugas glich und keine Hilfe zu sehen war, dachte Yudhishthira an einen Ausweg. Er blickte sich um, konnte aber weder Arjuna noch Satyaki entdecken oder den Klang von Gandiva ausmachen. Den Monarchen erfüllte große Sorge um beide Krieger, und er kannte keinen Frieden mehr.

Und den Tadel der Welt fürchtend, dachte der hochbeseelte König mit den starken Armen:
Ich habe Satyaki mit dem wahrhaften Heldenmut auf den Weg zu Arjuna gesandt. Vorher hatte ich nur eine Quelle der Sorge, nun sind es zwei. Ich sollte längst Nachricht von einem der beiden erhalten haben, doch wen kann ich den beiden noch hinterherschicken? Ich kann nicht nur nach meinem Bruder fragen. Ich muß auch erfahren, wie es Satyaki geht, sonst wird mich die Welt rügen und meinen, ich würde den tapferen Satyaki ungerührt seinem Schicksal überlassen. Doch den Tadel der Welt fürchte ich, und so werde ich Bhima dem Satyaki nachsenden. Die Zuneigung, die ich für den Vrishni Helden empfinde, ist ebenso groß wie die für meinen Bruder Arjuna. Ich habe Satyaki eine schwere Aufgabe aufgebürdet. Und die Sorge um seine Freunde und die Ehre ließen ihn in die Reihen der Feinde eindringen. Laut ist der Lärm, den ich aus seiner Richtung vernehme, und vielleicht sind es zu viele für ihn. Darum ist es an der Zeit, an seine Rettung zu denken. Ich meine, Bhima sollte sich mit seinem Bogen bewaffnen und zu den beiden großen Wagenkriegern vordringen. Denn es gibt nichts in der Welt, was Bhima nicht ertragen kann. Wenn er sich entschlossen bemüht, ist er jedem Bogenkrieger ebenbürtig. Und auf die Kraft seiner Arme vertrauend, steht der Hochherzige allen Feinden. Wegen seiner Stärke konnten wir aus dem Exil zurückkommen und in allen Schlachten siegen. Wenn sich Bhima zu den beiden durchschlägt, bekommen sie eine wahre Hilfe. Nun, eigentlich sollte ich mich um Satyaki und Arjuna nicht sorgen, denn beide sind phantastische Kämpfer und werden von Krishna beschützt. Und doch fühle ich Sorge, und will sie aus dem Weg räumen. Also werde ich Bhima aussenden, und dann meine Vorkehrungen für die Rettung Satyakis als vollendet betrachten.

Fest entschlossen sprach also Yudhishthira, der Gerechte, zu seinem Wagenlenker:
Bring mich zu Bhima.

Gehorsam lenkte jener den goldgeschmückten Wagen zu Bhima. Doch als Yudhishthira nun vor seinem Bruder stand, da übermannte ihn große Sorge, und beinahe außer sich sprach er:
Oh Bhima, ich kann die Standarte von Arjuna nicht sehen, der auf einem einzigen Wagen alle Götter, Gandharvas und Asuras besiegte.

Bhima verstand sofort die Gefühle seines Bruders und antwortete:
Niemals zuvor habe ich dich so aufgewühlt und niedergeschlagen gesehen. Sonst hast du uns immer besänftigt, wenn wir vom Kummer durchbohrt wurden. Richte dich auf und sei ruhig, oh König der Könige, und sage mir, was ich für dich tun kann. Vertraue darauf, oh Segenspender, das ich alles erreichen kann. Gib mir deine Befehle und erfülle dein Herz nicht mit Sorge.

So bat schließlich der König mit seufzender Stimme, das Gesicht schmerzverzerrt und die Augen in Tränen gebadet:
Ich kann das laute Dröhnen von Panchajanya hören, welche der ruhmreiche Krishna mit aller Kraft bläst. Mir scheint, dein Bruder Arjuna liegt leblos auf dem Schlachtfeld. Es muß so sein, daß Arjuna geschlagen ist und Krishna nun kämpft. Auf Arjunas Heldenmut ruht unser Leben. An ihn wenden wir uns in der Not, so wie die Götter sich an den Tausendäugigen wenden. Und seit er in die feindlichen Reihen eindrang, um Jayadratha, den Herrscher der Sindhus, zu schlagen, ist schon so viel Zeit vergangen. Ach, der jugendliche Held mit der dunklen Haut, den schönen Locken, dem hübschen Gesicht, der breiten Brust, dem Gang eines Elefanten, den glänzenden Augen – dieser Bruder von dir ist eine echte Geißel unserer Feinde. Sei gesegnet, oh Feindebezwinger, dies ist meine Sorge. Wegen Arjuna brennt mein Herz und auch wegen Satyaki. Ich sehe Arjunas Standarte nicht, und die Angst lähmt mich. Wenn er nun geschlagen ist und Krishna kämpft? Und wenn Satyaki auch geschlagen ist? Er folgte deinem Bruder, und ich kann ihn auch nicht sehen. Ich bin ganz verwirrt vor Sorge. Drum geh, oh energiereicher Sohn der Kunti, wo Arjuna und Satyaki sind, wenn du es als deine Pflicht erachtest, meinen Worten zu folgen. Denk daran, ich bin der älteste Bruder. Und bedenke Satyaki mit noch mehr Zuneigung als Arjuna, denn er ging, um mir Gutes zu tun auf einem Pfad, den Menschen mit niederträchtiger Seele niemals gehen können. Und wenn du die beiden heil und sicher findest, laß es mich mit deinem lauten Löwengebrüll wissen, oh Sohn des Pandu.


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