Pushpak Mahabharata Buch 7Zurück WeiterNews

Kapitel 99 – Arjuna auf dem Weg zu Jayadratha

Sanjaya fuhr fort:
Die Sonne wandte sich auf ihrem abwärts gerichteten Lauf dem westlichen Asta Gipfel zu. Das Himmelsgewölbe war staubverhangen, und die Hitze der Sonne ließ etwas nach. Die Soldaten spürten bereits den anstrengenden Tag. Manche ruhten, andere kämpften ohne Pause weiter, wieder andere kamen zurück zur Schlacht, denn die Hoffnung auf Sieg befeuerte sie immer noch. Arjuna und Krishna waren nach wie vor auf dem Weg zu Jayadratha. Arjuna schoß mit seinen Pfeilen eine Passage durch die feindlichen Reihen, Krishna lenkte den Wagen flugs hindurch, und überall, wo die beiden erschienen, brachen deine Reihen, oh König, und deine Krieger mußten sie hindurchlassen. Krishna zeigte das höchste Geschick als Wagenlenker und alle Manöver. Und Arjunas signierte Pfeile waren wie Feuer. Ob sie nun aus Bambus mit Darmsaiten gebunden oder gerade und aus Eisen waren – überall fielen sie dicht und reichten weit und tranken das Blut der Gegner. Auf seiner Plattform stehend schoß Arjuna seine Pfeile ab, und wenn sie ihr Ziel erreichten, war auch schon sein Wagen da und eilte durch die Lücke. Krishna führte die Pferde, die so schnell wie Garuda flogen, was sogar den Wind staunen ließ. Wahrlich, nicht einmal der Wagen von Surya, Rudra oder Vaishravana konnte so schnell fahren. Nie zuvor hatte sich ein Streitwagen in der Schlacht so schnell bewegt wie der von Arjuna, der so schnell wie der Wunsch im Geiste dahinflog. Doch in der Mitte der feindlichen Truppen war es schwer für die vorzüglichen Pferde, Arjunas Wagen zu ziehen, denn sie plagten Hunger, Durst und Erschöpfung und all die schmerzenden Wunden von feindlichen Waffen. Doch immer noch zogen sie ihre schönen Kreise über tote Körper und zerbrochene Wagen hin.

Tod von Vinda und Anuvinda

Vinda und Anuvinda hatten bemerkt, wie erschöpft die Pferde Arjunas waren und griffen an. Frohen Mutes trafen sie Arjuna mit vierundsechzig Pfeilen, Krishna mit sieben und die Pferde mit hundert. Zornig zielte da Arjuna sehr genau auf die lebensgefährlichen Stellen des Körpers und durchbohrte jeden der Brüder mit neun geraden Pfeilen. Nun ebenfalls wütend erregt, schossen die Brüder unter lautem Löwengebrüll ganze Schauer an Pfeilen auf Krishna und Arjuna ab. Arjuna zerschnitt ohne zu zögern mit einem Paar breitköpfiger Pfeile die Bögen der beiden und ihre goldenen Standarten. Die Brüder packten neue Bögen und schossen weiter, was Arjuna sehr erzürnte. Wieder zerbrach er ihre Bögen, tötete dann mit steingewetzten Pfeilen ihre Pferde und Wagenlenker und die vier Krieger, welche die Rückfront von Vinda und Anuvinda beschützten. Mit einem rasiermesserscharfen Pfeil trennte er dem älteren Bruder das Haupt vom Rumpf, so daß dessen Körper zur Erde fiel wie ein vom Sturm gebrochener Baum. Anuvinda nahm daraufhin eine Keule und sprang von seinem nutzlosen Wagen ab. Beinahe tanzend näherte er sich Arjuna, um seinen Bruder zu rächen. Rasend vor Wut schlug er mit der Keule Krishna auf die Stirn, doch jener bebte nicht im geringsten und stand so fest wie der Mainaka Berg. Mit sechs Pfeilen trennte da Arjuna dem Angreifer Hals, Kopf, Arme und Beine ab, und Anuvinda fiel zerstückelt zu Boden. Auch das Gefolge der Prinzen stürmte entschlossen gegen Arjuna und verstreute hunderte Pfeile, doch schon bald schlug Arjuna sie alle und war dabei so strahlend wie ein Waldbrand am Ende des Winters.

Mit einiger Verzögerung hatten sie damit auch diese Truppen durchquert, was die Kauravas mit Grauen erkennen mußten. Doch auf die Müdigkeit ihrer Gegner hoffend und wissend, daß Jayadratha in Reichweite kam, ermannten sich deine Krieger schon bald und warfen sich entschlossen Arjuna und Krishna entgegen.

Der Teich für die Pferde

Sanft sprach da Arjuna zu Krishna:
Unsere Pferde sind müde und leiden Schmerzen. Und es ist noch ein Stück bis zum Herrscher der Sindhus. Was denkst du, ist nun das Beste zu tun? Sag es mir aufrecht, oh Krishna. Du bist der Weiseste. Mit dir als Augen werden die Pandavas alle Feinde in der Schlacht besiegen. Was mir das Beste erscheint, will ich dir sagen. Spann die Pferde aus und zieh ihnen die Pfeile heraus, oh Madhava.

Krishna antwortete ihm:
Ich bin derselben Meinung, mein Freund.

Und Arjuna:
So werde ich das Heer auf Abstand halten. Kümmere du dich um das, was getan werden muß.

So stieg Arjuna mit seinem Bogen Gandiva vom Wagen ab und stand furchtlos und unbeweglich wie ein Berg. Deine Kshatriyas, oh König, wähnten das Absteigen von Arjuna als gute Gelegenheit und griffen laut brüllend an. Doch Arjuna spannte seinen Bogen und sandte ihnen seine Pfeile entgegen. Zwar zeigten seine Gegner alle Arten von Waffen und deckten ihn zornig völlig damit ein, als ob die Wolken die Sonne in einen Schleier hüllen. Und auch die Mächtigen unter ihnen griffen wie rasende Elefanten an. Doch die Macht, die wir dann in Arjunas Armen erkannten, war unglaublich groß, denn nur mit kriegerischem Zorn befeuert widerstand er allen Angriffen der zahllosen Krieger. Mächtig wehrte er alle Geschosse ab und traf seine Feinde mit seinen eigenen Pfeilen. Als die Massen von Geschossen aufeinanderprallten, entzündete sich ein Meer von Funken. Und die Luft wurde wieder heiß von all den zu einem Ziel vereinten, erregten Kriegern auf ihren blutüberströmten und schwer keuchenden Rossen und rasenden, alles zermalmenden Elefanten. Es war ein unüberwindlicher Ozean an wogenden Wagen, schwankenden Standarten, Tieren und Menschen und dem Brüllen der Muschelhörner und Dröhnen der Trommeln, der rings um Arjuna wogte, welcher selbst der unbeweglichen Felseninsel glich.

Und mittendrin sprach Krishna zu Arjuna:
Es gibt keine Quelle hier auf dem Schlachtfeld, oh Arjuna. Die Pferde möchten trinken, aber nicht baden.

Freudig antwortete Arjuna:
Hier ist sie schon.

Und schoß einen Pfeil auf die Erde ab, der einen vorzüglichen Teich schuf, aus dem die Tiere trinken konnten. In dem Teich schwammen Schwäne und Enten, und ihn zierten Chakravakas. Er war weit und voll klaren Wassers mit Lotuspflanzen der schönsten Art und schönen Fischen. In seiner kristallenen Tiefe lebten viele Rishis, und der himmlische Rishi Narada kam, um diesen in nur einem Moment geschaffenen Teich zu sehen. Und Arjuna, der so wundervolle Dinge wie (der himmlische Architekt) Tashtri schaffen konnte, kreierte gleich noch eine Halle mit Balken, Decke und Säulen aus Pfeilen.

Da lachte Krishna und sprach zum hochbeseelten Arjuna:
Exzellent. Exzellent.


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