Pushpak Mahabharata Buch 7Zurück WeiterNews

Jayadratha Badha Parva – Tod des Jayadratha

Kapitel 85 – Dhritarashtras bange Erkundigungen

Dhritarashtra fragte:
Und was geschah nun, am Tag nach Abhimanyus Tod, als die Pandavas vor Kummer und Trauer ganz aufgewühlt waren? Wer von meinen Kriegern kämpfte mit ihnen? Sie alle wußten um Arjunas Können. Wie konnten sie furchtlos bleiben nach solcher Schandtat? Wie konnten sie in der Schlacht Arjuna nur anschauen, diesen Tiger unter den Männern, der im Zorn wie der alles zerstörenden Tod angreift, und nun noch wegen des Todes seines Sohnes besonders loderte? Was taten meine Krieger, als sie dem Helden gegenüberstanden, der den Prinzen der Affen in seinem Banner trägt und seinen gigantischen Bogen schwenkte? Was geschah mit Duryodhana, oh Sanjaya? Weh, heute überkam uns große Niedergeschlagenheit, denn ich höre keine Freudenschreie im Lager des Herrschers der Sindhus mehr, die zuvor deutlich und angenehm in meinen Ohren klangen. Auch im Lager meines Sohnes kann ich die Barden und Musiker mit ihren Lobgesängen nicht mehr vernehmen, was sonst immer geschah. Ach, sie müssen in Gram versunken sein, da ich nichts Freudvolles von unserer Seite mehr höre. Sonst, oh Sanjaya, als ich noch im Heim des wahrhaften Somadatta saß, da lauschte ich immer den entzückendsten Klängen. Nun, ich habe wohl allen religiösen Verdienst verloren, denn ich höre nur noch Klagen, Jammer und Verzweiflung im Lager meiner Söhne, was von allen Seiten widerhallt und alles Leben und jede Energie schwächt. Aus den Häusern meiner Söhne Vivinsati, Durmukha, Chitrasena und Vikarna gelangt kein einziger angenehmer Ton zu mir. Und das Haus des großen und von allen verehrten Bogenkriegers Aswatthaman, dem Sohn des Lehrers Drona und der großen Zuflucht meiner Söhne, war immer angefüllt mit Brahmanen, Kshatriyas, Vaisyas und vielen Schülern, die sich Tag und Nacht in angenehmer Unterhaltung ergingen, und an Diskussionen und froher Musik erfreuten, Tänze tanzten und viele schöne Lieder sangen. Jetzt herrscht dort Stille. Im Lager von Vinda und Anuvinda ging es jeden Abend laut und lustig zu. Doch jetzt höre ich kein einziges Geräusch. Auch im Lager der Kekayas höre ich kein Händeklatschen und keine Lieder von den Soldaten, die sonst immer ausgelassen feierten. Auch die im Durchführen von Opfern gelehrten Brahmanen, die Somadattas Sohn aufwarteten, dieser Zuflucht der Riten aus den Schriften, kann ich nicht hören. In Dronas Lager vermischten sich immer das Sirren der Bogensehnen, das Rezitieren der Veden, das Zischen von Lanzen und Schwertern, das Musizieren und Anschwellen der Lieder und das Rattern von Wagenrädern. Doch keins von all den Geräuschen dringt heute an mein Ohr.

Ach, als Krishna mit dem niemals vergehenden Ruhm von Upaplavya zu uns kam, um aus Mitgefühl mit der Schöpfung Frieden zu stiften, da sprach ich zu meinem boshaften Sohn Duryodhana: „Achte Vasudeva und schließe Frieden mit den Pandavas, mein Sohn! Ich bin überzeugt, daß es die rechte Zeit dafür ist. Mißachte meine Gebote nicht, oh Duryodhana. Wenn du den um Frieden bittenden Vasudeva beiseite stößt, der nur dein Wohl wünscht, dann wirst du niemals den Sieg in der Schlacht erringen.“ Doch Duryodhana schob allen Rat beiseite und achtete nicht den wohlmeinenden Krishna, diesen Bullen unter den Bogenschützen aus dem Dasarha Geschlecht. Damit umarmte er die Katastrophe. Er befolgte die Ratschläge von Karna und Dushasana, und der Tod hält ihn seither im Griff. Ich habe das Würfelspiel nie gelobt, wie auch Vidura, der Herrscher der Sindhus, Bhishma, Shalya, Bhurisravas, Purumitra, Jaya, Aswatthaman, Kripa oder Drona (es nicht lobten). Wenn mein Sohn wenigstens ihren Worten gefolgt wäre, dann würde er mit seiner Familie glücklich und in Frieden leben. Den Söhnen des Pandu ist es gegeben, Glück zu erlangen, denn sie sprechen liebe und angenehme Worte zu ihren Verwandten, sind hochgeboren, von allen geliebt und weise. Der Mensch, der seinen Blick auf die Gerechtigkeit richtet, wird immer und überall Glück erfahren. Ein solcher Mensch erlangt nach dem Tod Gewinn und Herrlichkeit. Die Söhne Pandus verdienen es, sich an der Hälfte der Erde zu erfreuen, denn sie verfügen über genügend Macht, und sie haben gleiche Rechte an ihr. Ihnen ist die Souveränität gegeben, und sie werden niemals vom Pfad der Gerechtigkeit abweichen. Ach Sanjaya, ich habe Freunde und Verwandte, auf deren Worte die Pandavas immer hören werden, so wie Shalya, Somadatta, den hochbeseelten Bhishma, Drona, Vikarna, Valhika, Kripa und andere hochbejahrte und ruhmreiche Männer. Zu meinem Sohn sprach ich: „Wenn diese Ruhmreichen für dich, mein Kind, die Pandavas bitten würden, sie folgten bestimmt. Oder was denkst du, wer von ihnen spräche anders? Krishna würde niemals vom Pfad der Gerechtigkeit weichen, und die Pandavas sind ihm immer gehorsam. Und wenn sogar ich gerechte Worte spräche, die Helden würden sie niemals mißachten, denn die Pandavas haben gerechte Seelen!“ So sprach ich mitleidvoll klagend zu meinem Sohn, oh Sanjaya, viele, viele Worte. Doch der Narr hörte nicht auf mich. Ach, dies ist wohl der unheilvolle Einfluß der Zeit. Dort, wo Bhima und Arjuna sind, der Vrishni Held Satyaki, Uttamaujas von den Panchalas, der unbesiegte Yudhamanyu, der unwiderstehliche Dhrishtadyumna, der heldenhafte Sikhandin, die Asmakas, die Kekayas, Kshattradharman von den Somakas, der Herrscher der Chedis, Chekitana und Vibhu, der Sohn des Herrschers von Kasi, die Söhne der Draupadi, Virata und der gewaltige Wagenkrieger Drupada, diese Tiger unter den Männern Nakula und Sahadeva, und wo Krishna, der Bezwinger von Madhu, seinen Rat anbietet – wer in dieser Welt würde gegen diese kämpfen und erwarten zu leben? Und wer würde ihnen entgegentreten, wenn diese Helden ihre himmlischen Waffen entfalten, außer Duryodhana, Karna, Shakuni und Dushasana? Einen fünften sehe ich nicht. Bei wem der gerüstete Vishnu im Wagen fährt und die Zügel hält, und bei dem Arjuna mitkämpft, der kann niemals besiegt werden. Erinnert sich Duryodhana nun an meine Klagen? Du hast mir bereits berichten müssen, daß Bhishma, dieser Tiger unter den Männern, geschlagen ist. Ich denke, daß nun meine Söhne sich in Klagen verlieren, wenn ich an die fruchtbaren Worte des weitsichtigen Vidura denke. Ja, ich meine, meine Söhne leiden jetzt, wenn ich unsere Armee von Arjuna und Sinis Enkelsohn (Satyaki) überwältigt sehe und so viele Terrassen unserer Streitwagen leer sind. Wie ein schwellender Waldbrand vom Wind angefacht das dürre Wintergras verschlingt, so wird Arjuna unsere Truppen verbrennen. Oh Sanjaya, du bist ein Meister im Erzählen. So berichte mir alles, was nach der großen Übeltat geschah. Was tat Arjuna nach dem Tod seines Sohnes Abhimanyu, und wie war dein Geisteszustand? Meine Krieger konnten sicher nicht dem so tief verletzten Arjuna in der Schlacht entgegentreten. Was unternahmen Duryodhana und Karna, Dushasana und Shakuni? Alle meine Kinder sind in diese Schlacht verwickelt, und das folgt sicherlich aus den hinterhältigen Taten von Duryodhana, der kein Verständnis hat, den Pfad der Bosheit beschreitet, dessen Urteilskraft von Wut getrübt ist, der anderen die Herrschaft neidet, töricht ist und alle Vernunft durch Ärger verloren hat. Sag mir, oh Sanjaya, welche Mittel wandte nun mein Sohn Duryodhana an? War er gut oder schlecht beraten?


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