Pushpak Mahabharata Buch 7Zurück WeiterNews

Kapitel 45 – Abhimanyu allein gegen noch mehr Krieger, Tod des Rukmaratha

Sanjaya fuhr fort:
Wie der Vernichter selbst, der zur Stunde der universalen Auflösung das Leben aller Kreaturen nimmt, so nahm Abhimanyu strahlend, mächtig und so mutig wie Indra das Leben vieler tapferer Helden. Inmitten der von ihm aufgewühlten feindlichen Heerscharen nahm sich Abhimanyu als nächstes Satyashravas vor, den er packte wie ein rasender Tiger ein Reh. Daraufhin griffen ihn viele andere Krieger mit allen Arten von Waffen beinahe gleichzeitig an, entschlossen bis zum Letzten und brüllten: „Ich zuerst! Ich zuerst!“. Doch wie ein Wal gelassen bleibt in stürmischer See, so empfing der Sohn von Arjuna die ganze Abteilung angreifender Wagenkrieger. Und wie ein Fluß niemals wieder zurückfließt, wenn er zum Meer strebt, so kehrte sich auch keiner der Krieger von Abhimanyu ab. Doch die Abteilung schwankte wie ein Boot, welches vom Wind hin- und hergeworfen wird und litt unter Panik in der Raserei der Schlacht. Um die ängstlichen Truppen zu beruhigen, rief der mächtige Rukmaratha, der Sohn des Herrschers der Madras:
Ihr Helden, habt nur keine Furcht! Wenn ich hier bin, wer ist dann Abhimanyu? Ich werde ihn sogar als lebende Geisel fangen.

Und sofort stellte er sich Abhimanyu auf seinem schönen und wohlausgestatteten Wagen. Erst traf er ihn mit drei Pfeilen in die Brust, mit drei in den rechten Arm und mit weiteren drei in den linken Arm, wobei er sein lautes Kriegsgebrüll ertönen ließ. Abhimanyu jedoch schnitt ihm Bogen, rechten und linken Arm ab und zum Schluß noch seinen Kopf mit den schönen Augen und Augenbrauen, so daß er schnell zu Boden rollte. Als dies die Freunde von Rukmaratha, dem ruhmreichen Sohn Shalyas, sahen, trieb sie der Zorn voran. Wie er geschworen hatte, den Feind lebend zu ergreifen, so wollten nun viele waffengeübte Prinzen mit ihren goldenen Standarten den Feind niederstrecken. Sie spannten ihre langen Bögen bis zum Äußersten und deckten Abhimanyu von allen Seiten mit Schauern an Pfeilen ein. Duryodhana freute sich bereits, denn er erachtete Abhimanyu ganz allein unter so mächtigen, starken, heldenhaften, geschickten und jugendlichen Angreifern bereits als einen Gast in Yamas Wohnstatt. Und tatsächlich verschwand Abhimanyu in nur einem Moment unter der Vielzahl der goldbeschwingten Pfeile völlig und war nicht mehr zu sehen. Er selbst, sein Wagen und seine Standarte waren ganz und gar mit Pfeilen gespickt, als ob sich ein Schwarm Heuschrecken auf ihnen niedergelassen hätte. Doch die tiefen Wunden schürten nur seinen Zorn wie bei einem Elefanten, den der Haken quälte. So zückte er die Gandharva Waffe und alle Illusionen, die damit verbunden sind. Arjuna hatte diese Waffe durch asketische Enthaltsamkeit vom Gandharva Tumburu erhalten, und nun verwirrte Abhimanyu seine Feinde damit völlig. Wie ein Kreis aus Feuer erschien er nun den Feinden, so schnell und vernichtend, und manchmal sahen sie ihn einmal, manchmal hundert mal und manchmal tausend mal. Mit großem Geschick bewegte sich sein Wagen, und seine magischen Waffen zerstückelten die Körper der angreifenden Könige in hunderte Teile. Seine scharfen Pfeile nahmen viele Leben. Die Krieger gingen in die andere Welt, während ihre Körper zur Erde fielen. Mit ihnen fielen ihre Bögen, Pferde, Wagenlenker, Standarten, Arme mit Angadas und Köpfe. So schlug der Sohn Arjunas hundert Prinzen wie ein Sturm einen Hain mit fünf Jahre alten Mangobäumen, die eben erst Früchte tragen wollten. Der Anblick der edlen Jünglinge, die gerade noch gefährlichen Giftschlangen glichen, und nun alle von Abhimanyu ganz allein geschlagen waren, erfüllte Duryodhana mit Furcht. Als er die geschlagenen Wagenkrieger, Elefanten, Rosse und Fußsoldaten erblickte, stürmte der Kuru König selbst voller Wut gegen Abhimanyu. Der Kampf zwischen ihnen war heftig, aber kurz und blieb unvollendet, weil dein Sohn Duryodhana, gequält von den Pfeilen Abhimanyus bald genötigt war, diese Schlacht zu verlassen.


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