Pushpak Mahabharata Buch 7Zurück WeiterNews

Kapitel 14 – Der Kampf unter Dronas Führung

Sanjaya erzählte:
Ja, Drona verwüstete das Pandava Heer aufs Äußerste wie ein lodernder Flächenbrand den Wald. Alle, die den zornigen Krieger auf seinem goldenen Wagen sahen und das donnernde Geräusch seines unablässig gespannten Bogens vernahmen, bebten vor Furcht. Gräßliche Pfeile sandte Drona mit leichter Hand auf Wagenkrieger, Reiter, Fußsoldaten und Elefantenkrieger aus und verschonte auch die Rosse und Elefanten nicht. Wie ein vom Wind angetriebener Hagelsturm fegte er durch die feindlichen Reihen, und die Angst, die er beim Feind auslöste, war übernatürlich und unbändig. Sein goldverzierter Bogen blitzte beständig und zeigte seine unermüdliche Agilität. So erzeugte der Held, der beständig in der Wahrheit war, mit Weisheit gesegnet und immer hingebungsvoll und rechtschaffen, einen furchtbaren Strom mit wütenden Wirbeln, wie man ihn am Ende des Yuga fließen sieht. Die Quelle dieses Stromes, an dem sich die vielfältigen Raubtiere ernährten, war Dronas ungestümer Zorn. Die Krieger waren die Wellen, die hin- und hergeworfen wurden. Manche heldenhafte Kämpfer schienen wie die standhaften Bäume am Ufer dieses tosenden Wassers zu sein, deren Wurzeln vom Strom doch untergraben wurden. Das in der Schlacht vergossene Blut der Krieger war das Wasser dieses Stroms, die Wagen waren die Wirbel und die Elefanten und Rosse die Uferbänke. Die glänzenden Rüstungen und Harnische erinnerten an die bunten Lilien im Fluß, und die leblosen Körper waren der Schlamm auf dem Grunde. Knochen, Fett und Mark der toten Krieger und Tiere waren so zahlreich wie Sandkörner am Strand, und die herumrollenden Helme tanzten wie Schaum auf dem Wasser. Die Lanzen waren so schlank wie die Fische im Wasser. Dieser Strom schien unüberquerbar, denn er saugte so viele tote Menschen und Tiere in sich hinein. Die Heftigkeit der Geschosse ließ die Strömung rasch dahineilen, und mancher toter Körper erinnerte an treibendes Holz auf dem Wasser. Viele zerbrochene Wagen ähnelten großen Schildkröten, die sich duckten, und die abgetrennten Köpfe glichen den umherrollenden Kieselsteinen an Ufer und Flußbett. Die Dolche und Schwerter glitzerten wie die Fische, und um manchen Elefanten bildete sich eine Insel im Strom, der von den unzähligen Ornamenten geschmückt war. Die kämpfenden Krieger bildeten kleine Wirbel, und der aufgewirbelte Staub legte sich auf die kleinen Wellen. Die Mutigen und außerordentlich Starken wagten, den Strom zu durchqueren, doch niemals die Ängstlichen. Wie Sandbänke, die den Strom hemmen, versperrten Haufen von toten Körpern den Weg, welche von Kankas, Geiern, Krähenschwärmen, Schakalen und anderen Raubtieren gern besuchte Orte waren. Dronas gewaltiger Strom spülte zahllose mächtige Kämpfer ins Reich Yamas. Die langen Speere waren wie mitschwimmende Schlangen, und die noch lebenden Kämpfer tummelten sich emsig wie Wasservögel. Die hellen Schirme ähnelten stolzen Schwänen, und der Schmuck der Krieger glänzte wie schimmernde Kolibris, die übers Wasser schwirren. Da sah man Wagenräder sich wie Wasserschildkröten drehen, Keulen wie Alligatoren zustoßen und Pfeile wie Fischschwärme sausen. Das Haar der Krieger und Tiere schwebte in seinen Wassern wie Moos und Algen. Dieser Fluß, oh Bharata, trug hunderte Wesen in das Reich der Ahnen, und sie alle wurden von Drona getötet, welcher den Ängstlichen große Pein bereitete.

Die ersten Zweikämpfe an diesem Tag

Als Drona solcherart die feindliche Armee zermalmte, da stürmten die Pandava Krieger mit Yudhishthira an der Spitze gegen ihn und suchten, ihn zu umzingeln. Doch ihnen stellten sich tapfere und mächtige Kämpfer deiner Armee in den Weg. Die Zweikämpfe, die sich nun ergaben, lösten blankes Entsetzen aus. Shakuni, welcher hundert Täuschungen in sich trägt, griff Sahadeva an, durchbohrte dessen Wagenlenker und traf Fahnenmast und Wagen mit vielen spitzen Pfeilen. Sahadeva regte dies nicht weiter auf, und er zerschnitt Banner, Bogen, Wagenlenker und auch den Wagen seines Gegners mit scharfen Geschossen und traf Shakuni selbst mit sechzig Pfeilen. Also sprang Suvalas Sohn von seinem schönen Wagen ab, griff sich eine Keule und warf Sahadevas Wagenlenker vom Bock. So nahm sich auch Sahadeva eine Keule und die beiden schlugen aufeinander ein, als ob zwei Berge miteinander Spiel trieben. Drona traf den Herrscher von Panchala zuerst mit zehn Pfeilen, wurde auch von seinem Gegner getroffen und antwortete mit noch mehr Pfeilen. Bhima durchbohrte Vivinsati mit zwanzig spitzen Geschossen. Doch jener bebte nicht, was alle erstaunte, sondern erlegte Bhimas Pferde sowohl dessen Standarte und Bogen, was ihm höchstes Lob von seinen Kameraden einbrachte. Doch der heldenhafte Bhima konnte diesen Machtbeweis seines Gegners in der Schlacht nicht ertragen und schlug mit seiner Keule die wohltrainierten Pferde von Vivinsati tot. Nun ergriff Vivinsati Schwert und Schild, sprang von seinem nun nutzlosen Wagen ab und griff Bhima wie ein tobender Elefant an. In der Zwischenzeit schoß der heroische Shalya lachend und wie im Scherz viele Pfeile auf seinen lieben Neffen Nakula, um ihn zu ärgern. Doch Nakula köpfte entschlossen Banner, Schirm, Bogen, Wagenlenker und die Rosse seines Onkels und blies laut sein Muschelhorn. Dhristaketu kämpfte mit Kripa, wehrte viele Pfeile seines Gegners ab und spickte Kripa mit siebzig Pfeilen. Mit weiteren drei Pfeilen zerschnitt er die Aufhängung von Kripas Standarte. Doch Kripa antwortete mit dichten Schauern von Geschossen und schlug Dhristaketu vorerst zurück. So kämpfte der Brahmane Kripa unverdrossen weiter. Satyaki traf Kritavarman lachend mit einem langen Pfeil in die Mitte der Brust und schickte noch siebzig Pfeile hinterher, die alle trafen. Im Gegenzug durchbohrte der Bhoja Krieger Satyaki mit siebenundsiebzig Pfeilen mit scharfen Spitzen. Doch wie der heftig wehende Wind nicht in der Lage ist, an einem Berg zu rütteln, so konnte Kritavarman den Satyaki nicht zum Zittern bringen. Senapati traf Susharman tief und gefährlich in die lebenswichtigen Organe, doch Susharman revanchierte sich mit einem Lanzentreffer ins Schultergelenk. Virata und seine energetischen Matsya Krieger widerstanden Vikartanas Sohn (Karna) im Kampfe, wobei der Matsya König ganz staunenswerte Leistungen zeigte. Auf Seiten Karnas wurde es dagegen als höchst heldenhafte Tat gelobt, wie der Sohn des Suta ganz allein die ganze Matsya Armee mit seinen geraden Pfeilen in Schach hielt. König Drupada kämpfte mit Bhagadatta, und der Zweikampf der beiden Bullen unter den Männern war ganz wunderbar anzusehen. Bhagadatta traf König Drupada, seinen Wagenlenker, die Standarte und den Streitwagen mit vielen geraden Pfeilen, was Drupada sehr erzürnte. Schnell traf er seinen Gegner mit einem geraden Pfeil mitten in die Brust. Auch die beiden gewaltigen Wagenkrieger Sikhandin und Somadattas Sohn, die jede Waffengattung kennen, kämpften heftig gegeneinander, so daß alle Wesen vor Furcht erbebten. Der tapfere Bhurisravas deckte den großen Wagenkämpfer Sikhandin, Yajnasenas Sohn, mit einem dichten Pfeileschauer ein, woraufhin Sikhandin zornvoll erregt seinen bebenden Gegner mit neunzig Pfeilen durchbohrte. Auch die beiden Rakshasas mit den schrecklichen Taten, nämlich Ghatotkacha und Alambusha, strebten mit aller Kraft danach, den jeweils anderen zu besiegen und kämpften auf wundervolle Weise. Beide waren in der Lage, die seltsamsten Illusionen zu schaffen, beide vertrauten auf ihre Kunst der Täuschung, und beide waren vor Stolz ganz angeschwollen. Der heftige Chekitana kämpfte mit Anuvinda. Dabei überquerten sie beide das Schlachtfeld, verschwanden manchmal und schufen viele Wunder. Und Lakshmana schlug sich mit Kshatradeva, oh Monarch, wie Vishnu sich in alten Tagen mit dem Asura Hiranyaksha schlug.

Abhimanyus Zweikämpfe

Paurava brüllte auf seinem stattlich ausgestatteten Wagen mit den schnellen Pferden Abhimanyu herausfordernd an. Mit großer Kraft stürmte er dann gegen Abhimanyu und suchte den Kampf. Und jener empfing ihn wild entschlossen. Erst bedeckte Paurava seinen Gegner mit dichten Pfeileschauern, dann fällte Arjunas Sohn dessen Banner, Schirm und Bogen, so daß sie zur Erde sanken. Mit sieben weiteren Pfeilen durchbohrte er Paurava, und auch den Wagenlenker und die Pferde traf er sicher mit fünf Pfeilen. Zur Freude der Truppen ließ er immer wieder sein löwenartiges Schlachtgebrüll ertönen und legte dann flugs einen Pfeil auf, der dazu bestimmt war, Paurava das Leben zu nehmen. Doch als Hridikas Sohn diesen gräßlichen Pfeil sah, schnitt er schnell mit zwei eigenen Pfeilen Abhimanyus Bogen und Pfeil entzwei. Abhimanyu warf die Reste seines Bogens beiseite und nahm ein glänzendes Schwert nebst Schild auf. Dieses Schwert und das mit tausend Sternen gezierte Schild wirbelnd, wanderte er über das Schlachtfeld und zeigte außerordentlichen Heldenmut. Mal schwenkte er die beiden vor sich, mal über seinem Haupt, dann wirbelte er selbst herum und sprang so behend umher, daß man bei seinem Gebrauch dieser Waffen keinen Unterschied zwischen offensiver und defensiver Waffe erkennen konnte. Plötzlich sprang er laut brüllend auf Pauravas Wagen, ergriff Paurava am Schopf, kickte nebenbei dessen Wagenlenker vom Bock und fällte seine Standarte mit einem Schwertstreich. Dann hob er Paurava empor, wie Garuda eine Schlange vom Meeresboden hochheben und dabei das Wasser heftig aufwühlen würde. Und alle Könige erblickten den hilflos im Griff seines Gegners hängenden Paurava, der mit seinem zerwühlten Haaren wie ein Ochse aussah, der betäubt und gelähmt einem angreifenden Löwen ins Auge sieht. Diesen demütigenden Anblick konnte Jayadratha nicht ertragen. Er ergriff sein Schwert und sein mit dem Bild des Pfaus und hunderten kleinen Glöckchen geschmücktes Schild und sprang laut brüllend vom Wagen ab. Sogleich ließ Abhimanyus Sohn von Paurava ab, kam wie ein Falke von dessen Wagen herabgestoßen und landete leichten Fußes auf dem Boden. Alle Lanzen, Äxte und Dolche, die auf ihn geworfen wurden, wehrte er mit dem Schild ab oder zerschnitt sie mit seinem Schwert. Den angreifenden Kriegern wurde die Kraft seiner Arme bewußt, als Abhimanyu erneut sein großes und schweres Schwert nebst Schild erhob und sich Vriddhakshatras Sohn (Jayadratha) näherte, der ein geschworener Feind seines Vaters war. Wie ein Tiger sich einem Elefanten näherte, schritt Abhimanyu voran. Voller Freude attackierten sie einander mit ihren Waffen, als ob Löwe und Tiger ihre Klauen und Zähne benutzten. Und niemand konnte einen Unterschied zwischen den beiden Helden feststellen, wie sie ihre Schläge und Abwehrmanöver plazierten, sich bewegten oder ihre Schwerter durch die Luft zischten. Wie zwei geflügelte Berge umkreisten sich die beiden ruhmreichen Krieger in wunderschönen Linien. Dann landete Jayadratha einen Treffer auf Abhimanyus Schild, als dieser zu einem Schlag mit dem Schwert ausholte. Das Schwert blieb in dem goldgepanzerten Schild stecken und zerbrach, als Jayadratha, der Herrscher der Sindhus, es mit einem kräftigen Ruck herausziehen wollte. Schnell sprang er sechs Schritte zurück und war im nächsten Moment auf seinen Wagen aufgesprungen. Auch Abhimanyu bestieg wieder seinen vorzüglichen Wagen, denn der Schwertkampf war mit dem Zerbrechen von Jayadrathas Schwert vorüber. Zwar griffen den tapferen Sohn von Arjuna gleich viele Könige an, doch dieser wirbelte Schwert und Schild und brüllte triumphierend ob des Sieges über Jayadratha. Dann quälte Abhimanyu die Divisionen der Kaurava Armee, wie die brennende Sonne die Welt quält. Als nächstes schleuderte Shalya ein gräßliches Geschoß ganz aus Eisen auf ihn. Doch Abhimanyu fing, erneut abspringend, das golden brennende Geschoß mit großem Geschick und gewaltiger Energie auf, wie Garuda eine mächtige Schlange fängt. Dann zog er unter dem Löwengebrüll der Krieger wieder sein Schwert und schleuderte mit starkem Arm dem Shalya dieses leuchtende Geschoß zurück, was mit Lapislazuli geschmückt war. Die Waffe glich einer Schlange, die eben erst ihre Haut abgestreift hatte. Sie zischte gen Shalya, traf dessen Wagenlenker und schleuderte ihn aus seiner Nische. Da riefen Virata, Drupada, Dhristaketu, Yudhishthira, Satyaki, Kekaya, Bhima, Dhrishtadyumna, Sikhandin, die Zwillinge Nakula und Sahadeva und die fünf Söhne der Draupadi: “Exzellent! Wunderbar!“ Und viel beifälliges Geräusch von Bogensehnen und Kriegsgeschrei lobte und erfreute den niemals zurückweichenden Sohn von Arjuna. Doch deine Söhne, oh Monarch, konnte diese Siege von Subhadras Sohn nicht ertragen. Sie umzingelten ihn und deckten ihn mit Pfeilen ein, die so dicht waren, als ob sich Regenwolken an einer Bergflanke abregnen. Auch Shalya, Artayanis Sohn, der sich um das Wohl deiner Söhne sorgte und über das Schicksal seines Wagenlenkers zürnte, griff Abhimanyu zornig und entschlossen an.


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