Pushpak Mahabharata Buch 7Zurück WeiterNews

Kapitel 9 – Dhritarashtras Klage über Dronas Tod

Dhritarashtra fragte:
Wie schafften es die Pandavas und Srinjayas nur, Drona im Kampf zu besiegen? Wo Drona doch vollkommen war im Gebrauch aller Waffen! Zerbrach sein Wagen? Versagte sein Bogen mitten im Gefecht? Oder war Drona unachtsam, als er den Todesstoß empfing? Oh sage mir, wie Dhrishtadyumna den Helden vernichten konnte, der noch nie von Feinden erniedrigt wurde, der immer dichte Schauer von goldbeflügelten Pfeilen ausschickte und dessen Hand so flink und leicht agierte. Er war der Beste der Brahmanen, in allen Dingen vollkommen und in allen Arten des Kampfes höchst erfahren. Er traf mit seinen Pfeilen in großen Entfernungen und nutzte mit gezügeltem Selbst die himmlischen Waffen außerordentlich geschickt. Der mächtige Krieger von ungeminderter Herrlichkeit war immer achtsam und konzentriert, und daher gelangen ihm die heftigsten Manöver in der Schlacht. Ach, wieder wird mir klar, daß das Schicksal mächtiger ist als jede Anstrengung, wenn sogar der mutige Drona vom hochbeseelten Dhrishtadyumna geschlagen werden konnte. Und du sagst wirklich, daß Drona tot ist, dieser Held, in dem die vier Arten der Waffen lebten? Weh, der Lehrer aller Bogenkunst ist tot. Mich übermannt der Kummer, wenn ich daran denke, wie Drona immer auf seinem golden strahlenden Wagen fuhr, der mit Tigerfellen ausgelegt war. Doch es stirbt wohl niemand aus Kummer um einen anderen, oh Sanjaya, denn ich armer Kerl lebe immer noch, obwohl ich von Dronas Tod vernommen habe. Das Schicksal ist übermächtig und Anstrengung fruchtlos. Oh, mein Herz muß so hart wie Adamant sein, denn es zerbricht nicht in hundert Stücke, nun da ich weiß, daß Drona tot ist. Ihm warteten die Brahmanen und Prinzen auf und wollten seine Belehrungen in den Veden, in der Weissagung und Bogenkunst in sich aufnehmen. Wie konnte ihn nur der Tod mit sich nehmen? Ich kann die Niederlage von Drona nicht ertragen, denn das scheint mir dem Austrocknen des Ozeans zu gleichen, dem Fall des Meru oder dem Sturz der Sonne aus dem Firmament. Er zügelte die Hinterhältigen und beschützte die Gerechten. Er war Vrihaspati und sogar Usanas an Klugheit ebenbürtig und gab sein Leben für meinen Lumpen von Sohn. Auf dem Heldenmut dieser Geißel der Feinde ruhten die Hoffnungen meiner Söhne auf Sieg. Wie wurde er nur geschlagen? Seine großen und fuchsfarbenen Rosse waren immer mit Goldfäden geschmückt und so schnell wie der Wind. Ihnen konnte keine Waffe etwas anhaben. Sie waren kraftvoll, wieherten immer freudig, waren ausgezeichnet trainiert und von edler Sindhu Abstammung. Wenn sie den Wagen Dronas zogen, war er immer inmitten der Schlacht. Wurden sie vielleicht schwach und müde? Sie ertrugen sonst immer gelassen die Nähe von riesigen Elefanten, ihr Trompeten und das Gedröhn der Muschelhörner und Trommeln. Beim Sirren der Bogensehnen und Schwirren der Pfeile blieben sie unbewegt und waren immer ein Omen für den Untergang der Feinde, sobald sie nur erschienen. Niemals hörte man sie (aus Überanstrengung) schwer atmen, und niemals sah man ihnen Schmerzen an. Ja, so waren diese wunderbaren Rosse, die den besten menschlichen Helden in seinem goldenen Wagen zogen. Wurden etwa diese schnellen Pferde überwältigt, die Dronas Wagen zogen? Doch wenn er seinen Wagen bestiegen hatte, oh Sanjaya, wie konnte er nur das Meer der Pandava Armee nicht überqueren? Und welche Heldentaten vollbrachte der Sohn von Bharadvaja, dieser Held, der seinen Feinden immer Tränen entlockte und auf dessen Wissen sich alle Bogenkrieger der Welt verließen? Er war der Wahrheit stets standhaft ergeben und verfügte über gewaltige Macht. Was waren seine Errungenschaften in der Schlacht? Und wer waren die Wagenkrieger auf Seiten der Pandavas, die diesen Erfolgreichen mit den schrecklichen Taten in der Schlacht angriffen, diesen Ersten aller Helden und Bogenträger, welcher dem himmlischen Indra selbst glich? Flohen die Pandava Krieger nicht bereits bei seinem Anblick auf dem goldenen Streitwagen davon, wenn er mit großer Macht himmlische Waffen herbeirief? Oder griff ihn der gerechte König Yudhishthira mit seinem Brüdern und Dhrishtadyumna als verbindendes Band furchtlos von allen Seiten an? Arjuna hat sicher mit seinen geraden Pfeilen alle anderen Wagenkrieger ferngehalten, so daß Dhrishtadyumna mit sündiger Absicht an ihn herankam. Ich sehe keinen anderen Krieger als den schrecklichen Sohn von Prishata, der mit Arjunas Hilfe den Tod von Drona vollbringen konnte. Bestimmt bedrängten die anderen Helden der Kekayas, Chedis, Karushas und Matsyas den Lehrer so hart, wie Ameisen eine Schlange quälen, und Drona war in einer schwierigen Lage, als der hinterhältige Dhrishtadyumna ihn erfolgreich schlagen konnte. Das ist es, was ich vermute! Ach und Weh! Wie konnte nur einer, der die vier Veden mit all ihren Zweigen und auch die Geschichten der fünften Veda studiert hatte, der eine Zuflucht für die Brahmanen war, wie der Ozean für die Flüsse, der sowohl als Brahmane und Kshatriya gelebt hat und reich an ehrwürdigen Jahren war - wie konnte der nur sein Ende durch eine Waffe finden? Er hatte einen stolzen Geist und mußte oft wegen mir unter Demütigungen leiden. Obwohl er es nicht verdient hat, erntete er doch die Früchte seines Verhaltens aus der Hand von Arjuna. Ach, wie konnte dieser Held, von dessen Taten die stolzen Errungenschaften alle Bogenkrieger dieser Welt abhängen, der immer der Wahrheit ergeben war und großes Geschick hatte, nur von Menschen geschlagen werden, die nur Reichtum begehren? Er war der Beste in der Welt wie Indra im Himmel, von großer Energie und Macht. Wie konnte ihn Arjuna nur besiegen? Das wäre ja, als ob ein kleiner Fisch siegreich mit einem Wal kämpfte. Von seiner Gegenwart konnte kein Krieger mit dem Leben entkommen, der sich Sieg wünschte. Solange er lebte, waren die beiden Melodien immer bei ihm, nämlich der Klang der Veden und der Klang der Bogensehne. Er war niemals trübsinnig, dieser Tiger unter den Männern, verfügte über Wohlsein und wurde niemals im Kampf besiegt. Ach, und nun ist dieser Held mit der Überlegenheit eines Löwen geschlagen. Oh nein, ich kann diesen Gedanken nicht ertragen. Wie konnte nur Dhrishtadyumna vor den Augen der besten Männer den unbezwingbaren Helden töten, dessen Macht nie zuvor erniedrigt wurde und dessen Ruhm keinerlei Makel hatte? Wer kämpfte in Dronas Gefolge, beschützte ihn und stand an seiner Seite? Wer bildete seine Nachhut und gelangte zu dem Ende, welches so schwer zu erreichen ist? Wer beschützte seine rechte und seine linke Flanke, als er sich im Kampf mühte? Und wer von ihnen kämpfte mit ihm, seines Lebens nicht achtend, und traf auf den Tod von Angesicht zu Angesicht? Wer waren die Helden, die nahe bei Drona auf ihre letzte Reise gingen? Hat irgendeiner der Helden, die Drona beschützen sollten, versagt und ihn im Stich gelassen? Wurde er vielleicht vom Feind getötet, während alle geflohen und er allein war? Drona hätte dem Kampf nie aus Angst den Rücken gekehrt, wie groß die Gefahr auch sein mochte. Wie konnte ihn der Feind nur bezwingen? Oh Sanjaya, dies ist es, was ein ruhmreicher Mensch selbst in größter Not tun sollte: Seine Tapferkeit entfalten, so sehr er es eben vermag. Dies alles lebte in Drona! Oh mein Kind, ich verliere das Bewußtsein. Laß uns für eine Weile schweigen. Wenn meine Sinne wieder zu mir zurückgekehrt sind, mögen wir weitersprechen, oh Sanjaya.


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