Kapitel 5 – Karna schlägt Drona als neuen Kommandeur vor

Sanjaya erzählte:
Zu Karna auf seinem Wagen, diesem Tiger unter den Männern, sprach Duryodhana voller Freude:
Von dir beschützt, meine ich, hat diese Armee nun einen angemessenen Führer bekommen. Möge nun beschlossen werden, was gut ist und in unserer Macht steht.

Karna antwortete:
Befiehl du uns, oh Tiger der Männer, denn du bist der weiseste König. Niemand anders kann so klar sehen, was getan werden muß, als der, den es betrifft. Diese Könige hier dürsten alle danach, deine Worte zu vernehmen. Ich bin sicher, daß kein unangemessenes Wort aus deinem Mund kommen kann.

Duryodhana meinte daraufhin:
Bhishma war unser Kommandeur, mit der Erfahrung seiner Jahre, seinem Heldenmut, seiner Gelehrtheit und von all unseren Kriegern beschützt. Dieser Hochbeseelte, oh Karna, hat großen Ruhm errungen, eine gewaltige Anzahl an Feinden getötet und uns fair kämpfend für zehn Tage beschützt. Er hat dabei schwierigste Meisterstücke vollbracht. Doch nun begibt er sich bald auf den Weg in den Himmel. Was denkst du, oh Karna, wer sollte nach ihm unser Kommandeur sein? Ohne einen Anführer kann eine Armee nicht für einen Moment in der Schlacht bestehen, wie ein Boot ohne Steuermann im weiten Meer, oh du Schlachterfahrener. Wahrlich, wie ein Wagen ohne Lenker nirgendwohin fährt, so würde eine Armee ohne Anführer nur in Not geraten. Wie ein Händler nur in die Irre geht, wenn er die Wege in der Ferne nicht kennt, so wäre eine Armee allen Arten von Elend ausgesetzt. Schau dich unter all diesen hochbeseelten Kriegern unserer Armee um und finde einen guten Führer, der so erfolgreich ist wie der Sohn von Shantanu (Bhishma). Wen du als würdig und fähig erachtest, den werden wir zweifellos alle zusammen zum Kommandeur wählen.

Karna antwortete:
Alle diese tapferen Männer hier sind hochbeseelt, und jeder von ihnen verdiente es, unser Führer zu sein. Dazu braucht es keine kleinliche Prüfung. Sie alle sind von edler Abstammung, kennen die Kunst des Kampfes und sind heldenhaft entschlossen und klug. Alle sind aufmerksam und kennen die Schriften, verfügen über Weisheit und kehren sich niemals vom Kampf ab. Doch es kann nur einen Anführer geben. Und so sollten wir einen wählen, in dem besondere Verdienste leben. Hier schätzen sich alle ebenbürtig. Und wenn wir einen unter ihnen ehren, werden die anderen mißmutig sein und dir nicht mehr das Beste wünschen. So schau hier, den Lehrer von all diesen Kämpfern. Er ist hoch an Jahren und allen Respekts würdig. Deswegen sollte Drona, dieser Beste von allen Waffenträgern, zum Anführer gemacht werden. Denn wer wäre sonst würdig, so lange der unbesiegbare und vorzügliche Brahmakenner Drona unter uns weilt, dieser Ebenbürtige zu Shukra oder sogar Vrihaspati (die Lehrer der Asuras und Götter)? Unter allen Königen deiner Armee, oh Bharata, gibt es nicht einen einzigen, der Drona nicht in die Schlacht folgen würde. Drona ist der beste Anführer der Heereskräfte, der beste Waffenkünstler und der klügste Mensch. Und er ist dein Lehrer, oh König. Also ernenne ohne zu zögern Drona zum Anführer deiner Armeen, oh Duryodhana, wie die Himmlischen Kartikeya zu ihrem Anführer machten, um die Asuras zu vernichten.