Pushpak Mahabharata Buch 7Zurück WeiterNews

Drona Bhisheka Parva - Berufung von Drona zum Kommandeur

Kapitel 1 – Abkehr von Bhishma und Rückkehr zum Kampf

OM! Sich vor Nara und Narayana verbeugend, diesen Höchsten der männlichen Wesen, und auch vor Sarasvati, der Göttin des Lernens, möge das Wort Jaya (Sieg) erklingen.

Janamejaya sprach:
Was tat der mächtige, nun sicherlich in Tränen aufgelöste König Dhritarashtra, als er verstand, daß sein Vater Devavrata (Bhishma) trotz unvergleichlichen Heldenmutes, Beharrlichkeit, Energie und größter Macht von Sikhandin, dem Prinzen der Panchalas, besiegt wurde? Oh ruhmreicher und zweifachgeborener Rishi, sein Sohn Duryodhana hatte sich doch die Herrschaft durch den Sieg über diese mächtigen Bogenkrieger, die Söhne des Pandu, mithilfe von Bhishma, Drona und anderen großen Wagenkämpfern ersehnt. Erzähl mir bitte, oh du Askesereicher, alles darüber, was der Erste der Kurus unternahm, nachdem Bhishma als Kommandeur aller Krieger geschlagen war.

Vaisampayana antwortete:
Als König Dhritarashtra von der Niederlage seines Vaters erfuhr, erfüllten ihn Sorge und Kummer und sein Geist fand keinen Frieden mehr. Unablässig brütete er über seiner Angst, als Gavalganas Sohn Sanjaya wieder vor ihn trat. Und Dhritarashtra, der Sohn der Ambika, wandte sich an Sanjaya, welcher eben des Nachts aus dem Heereslager in die Stadt zurückgekommen war, die nach dem Elefanten benannt war. Der Wunsch, seine Söhne siegen zu sehen, und die bittere Neuigkeit über Bhishmas Fall hatten alle Freude aus des Königs Herz vertrieben, und er gab sich kummervollen Klagen hin.

Dhritarashtra sprach:
Was unternahmen die vom Schicksal getriebenen Kauravas, nachdem sie um den hochbeseelten Bhishma geweint hatten, mein Sohn? Was taten die Kauravas nach dem Fall des unbesiegbaren Helden, als sie im Meer der Trauer versanken? Denn wahrlich, das wogende und höchst wirksame Heer der hochbeseelten Pandavas kann die stärksten Ängste in allen drei Welten hervorrufen. So erzähl mir, oh Sanjaya, was unternahmen die (versammelten) Könige, nachdem Devavrata, dieser Stier im Stamme der Kurus, gefallen war?

Sanjaya sprach:
Höre, oh König, mit ungeteilter Aufmerksamkeit, was ich dir nun nach dem Untergang von Bhishma in der Schlacht über deine Söhne erzähle. Nachdem Bhishma mit dem unverwirrbaren Heldenmut nämlich geschlagen war, versanken sowohl deine Krieger als auch die Pandavas in tiefes Sinnen. Wenn sie an die Pflichten der Kshatriya Kaste dachten, waren sie von Staunen und Freude erfüllt. Und um nach den Pflichten ihrer Kaste zu handeln, verbeugten sie sich tief vor diesem hochbeseelten Krieger. Sie schufen für Bhishma ein Bett und ein Kopfkissen aus geraden Pfeilen und stellten Wachen für seinen Schutz auf. Dabei sprachen diese Tiger unter den Männern (mit freundlichen Worten) zueinander. Schließlich verabschiedeten sie sich vom Sohn der Ganga, umrundeten ihn, und sahen sich wieder mit zornesroten Augen an, um bald darauf, vom Schicksal getrieben, zur erneuten Schlacht gegeneinander aufzumarschieren. Unter dem Schmettern der Trompeten und dem Gedröhn der Trommeln bewegten sich deine Divisionen und auch die des Feindes wieder zum Schlachtfeld. Bhishma war gefallen und der beste Teil des Tages vorüber. Unter dem Einfluß von Wut, die Herzen vom Schicksal heimgesucht und deiner würdigen und auch der Worte des hochbeseelten Bhishmas nicht achtend, marschierten die Anführer des Bharata Geschlechts bewaffnet und zügig zum Kampf. Und aufgrund deiner und deiner Söhne Torheit und wegen des Falls von Bhishma schienen die Kauravas mit all ihren verbündeten Königen vor das Angesicht des Tode selbst gerufen worden zu sein. Ohne Devavrata waren die Kurus von großer Sorge erfüllt und glichen einer Herde von Ziegen und Schafen ohne Hirten inmitten eines Waldes voller Raubtiere. Ohne Bhishma war das Heer der Kurus wie das Firmament ohne Sterne, oder wie der Himmel ohne Atmosphäre, wie die Erde mit verfaulter Ernte, eine Rede mit schlechter Grammatik, das Heer der Asuras nach Balis Fall, eine schöne Dame ohne Ehegatten, ein ausgetrockneter Flußlauf, ein Reh im Wald ohne Gefährten und von Wölfen umzingelt oder wie eine geräumige Höhle in den Bergen, deren Löwe von einem Sarabha (ein achtbeiniges Fabelwesen) getötet wurde. Wie ein zerbrechliches Boot trieb das Heer der Bharatas mit all seinen Rossen, Elefanten und Wagenkriegern nach Bhishmas Fall über den windgepeitschten Ozean, dem sicheren Ziel und gewaltigen Heldenmut der Pandavas hilflos, betrübt und angstvoll ausgeliefert. Die von Panik ergriffenen Könige und gewöhnlichen Soldaten vertrauten einander nicht länger, so daß die große Armee ohne Devavrata beinahe in die niederen Bereiche der Welt zu versinken drohte.

Doch dann erinnerten sich die Kauravas an Karna, der Bhishma wahrlich ebenbürtig war. Und alle Herzen wandten sich diesem Besten aller Waffenträger zu, der einem (mit Gelehrtheit und Askese strahlenden) Freund glich. Ja, alle Herzen waren ihm hingegeben, wie das Herz eines Menschen sich gern an einen hilfreichen Freund wendet, wenn es in Not ist.

Die Könige riefen laut:
Karna! Karna! Oh Sohn der Radha, unser lieber Freund, Sohn des Suta! Er ist immer bereit, sein Leben in der Schlacht zu geben und besitzt großen Ruhm. Karna hat mit seinen Freunden und Gefolgsleuten diese zehn Tage nicht gekämpft. Oh ruft ihn schnell herbei! Dieser starkarmige Held wurde von Bhishma in Anwesenheit aller Kshatriyas nur als ein halber Ratha eingeschätzt, als es um den Heldenmut von tapferen und mächtigen Wagenkriegern ging, obwohl dieser Bulle unter den Männern so gut wie zwei Maharathas ist. Er ist der Erste (aller Rathas und Atirathas). Er wird von allen Helden geachtet. Er würde es sogar wagen, mit Yama, Kuvera, Varuna und Indra zu kämpfen. Und weil er sich über Bhishmas Worte ärgerte, sprach er damals zum Sohn der Ganga: „Solange du kämpfst, oh Nachkomme der Kurus, werde ich niemals kämpfen! Hast du Erfolg und besiegst die Söhne des Pandu in der großen Schlacht, werde ich mit Duryodhanas Erlaubnis in die Wälder gehen. Doch wenn du, oh Bhishma, von den Pandavas geschlagen in den Himmel aufsteigst, werde ich auf einem einzigen Wagen alle die schlagen, die du als größere Wagenkrieger erachtest als mich!“ Und wegen dieser Worte hat der starkarmige und ruhmreiche Karna mit Billigung von Duryodhana diese ersten zehn Tage nicht gekämpft.

Und Sanjaya fuhr fort:
Bhishma schlug mit heldenhaftem Können und unermeßlicher Macht eine große Zahl von Kriegern in Yudhishthiras Armee, oh Bharata. Doch als nun dieser Held mit dem sicheren Ziel und der großen Energie gefallen war, dachten deine Söhne an Karna wie Menschen, die an ein Boot denken, wenn sie einen Fluß überqueren möchten. Deine Krieger, deine Söhne und alle Könige riefen zusammen nach Karna und waren sich sicher, daß nun die Zeit für ihn gekommen sei, seinen Heldenmut zu zeigen. So kehrten sich unsere Herzen zu Karna, der sein Wissen um die Waffenkunst von Rama, dem Sohn des Jamadagni, erhalten hatte und dessen heldenhafter Kraft niemand widerstehen kann. Wahrlich, oh König, er ist in der Lage, uns aus großer Gefahr zu retten wie Govinda immer die Himmlischen aus großer Gefahr errettet.

Vaisampayana erzählte weiter:
Als Sanjaya Karna so wiederholt lobte, atmete Dhritarashtra schwer wie eine Schlange. Dann sprach er:
Ich verstehe, daß all eure Herzen sich Karna zuwandten, diesem Helden der Suta Kaste, dem Sohn der Radha, und daß ihr alle gesehen habt, wie er bereit war, sein Leben in der Schlacht zu geben. Ich hoffe sehr, daß dieser standhaft tapfere Held die Erwartungen von Duryodhana und seinen Brüdern nicht enttäuscht hat, denn sie alle waren vom Kummer und Angst gepeinigt und wünschten sich sehr, aus dieser Gefahr erlöst zu werden. So sage mir, konnte der vorzügliche Bogenkrieger Karna nach Bhishmas Fall, dieser Zuflucht der Kauravas, die entstehende Lücke füllen? Konnte Karna wie Bhishma den Feind mit Furcht erfüllen? Und konnte er die Hoffnung meines Sohnes auf Sieg mit Früchten krönen?


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