Pushpak Mahabharata Buch 6Zurück WeiterNews

Kapitel 123 - Arjuna erschafft eine Quelle und Bhishma fordert den Frieden der Kurus

Sanjaya sprach:
Oh Monarch, nachdem die Nacht vergangen war, begaben sich alle Könige der Pandavas und Dhritarashtras erneut zum Großvater. Die Kshatriyas grüßten diesen Bullen ihrer Kaste, den Ersten unter den Kurus, diesen Held auf seinem Heldenbett, und standen an seiner Seite. Es kamen auch tausende Jungfrauen und bestreuten den Sohn von Shantanu verehrend mit Sandelholzpulver, Reiskörnern und Blumengirlanden. Frauen und alte Menschen, Kinder und sonstige Zuschauer näherten sich alle dem Sohn von Shantanu, wie die Wesen der Welt sich wünschen, die Sonne zu sehen. Auch Musiker zu Hunderten und Tausenden, Schauspieler, Pantomimen und Handwerker kamen zum altehrwürdigen Großvater der Kurus. Und vom Kampf zurückgetreten und mit abgelegten Rüstungen und Waffen, standen die Kauravas und Pandavas gemeinsam beim unbesiegbaren Devavrata, diesem Feindevernichter. Sie waren wie in alten Zeiten versammelt und redeten friedlich miteinander gemäß ihres jeweiligen Alters. Und diese Versammlung, die mit Bharata Königen zu Hunderten angefüllt war und mit Bhishma geschmückt, erschien so wunderschön und strahlend wie eine Versammlung der Götter im Himmel. Diese Könige ehrten den Sohn der Ganga ebenso herrlich, wie die versammelten Himmlischen ihren Herrn und großen Vater (Brahma). Und Bhishma, oh Stier der Bharatas, unterdrückte seinen Schmerz mit Standhaftigkeit, obwohl ihn die vielen Pfeile schmerzten, und er wie eine Schlange seufzte. Mit brennendem Körper und fast bewußtlos durch die schmerzenden Kampfeswunden richtete Bhishma seine Augen auf jene Könige und bat um Wasser. Da brachten ihm die Kshatriyas unverzüglich ausgezeichnete Nahrung und mehrere Gefäße mit kühlem Wasser. Doch beim Anblick dieser Wassergefäße sprach der Sohn von Shantanu:
Ich kann, oh Herren, jetzt keinerlei Dinge des menschlichen Genusses mehr annehmen. Ich verlasse die Bindungen des Menschseins, auf diesem Bett aus Pfeilen liegend. Hier verweilend, erwarte ich nur noch die Rückkehr des Mondes und der Sonne.

Nachdem er mit diesen Worten die Könige zurückgewiesen hatte, oh Bharata, sprach er weiter: „Ich möchte Arjuna sehen!“ Und der starkarmige Arjuna kam zu ihm, grüßte ehrfürchtig den Großvater, stand mit gefalteten Händen und sprach: „Was soll ich tun?“ Oh Monarch, als er den Sohn des Pandu vor sich sah, nachdem er ihn respektvoll verehrt hatte, sprach Bhishma mit der rechtschaffenen Seele freundlich zu Dhananjaya:
Überall mit deinen Pfeilen bedeckt, brennt mein Körper unerträglich! Alle lebenswichtigen Teile dieses Körpers sind voller Schmerzen. Mein Mund ist ausgetrocknet. Um diesen qualvollen Körper zu ertragen, gib mir Wasser, oh Arjuna! Du bist ein großer Bogenschütze! Du bist sicherlich fähig, mir auf würdige Weise Wasser zu geben.

Der tapfere Arjuna sprach „So sei es!“, bestieg seinen Wagen und schwang kraftvoll seinen Gandiva. Das Sirren seines Bogens und der Schlag seiner Handfläche glichen dem Gebrüll des Donners, und die Truppen und Könige wurden alle von Furcht gepackt. Dann umrundete dieser Erste der Wagenkrieger auf seinem Wagen den hingestreckten Führer der Bharatas, den Besten aller Waffenträger. Schließlich zielte er einen flammenden Pfeil, der mit Mantras belebt und als Parjanya Waffe (Wasserträger) geprägt wurde. Und vor den Augen der ganzen Armee durchbohrte damit Arjuna, der Sohn des Pandu, die Erde, etwas südlich von dem Ort, wo Bhishma lag. Sogleich entsprang dort ein Strahl aus Wasser, der rein, kühl und vorzüglich, dem Nektar selbst glich, mit himmlischen Geruch und Geschmack. Und mit diesem kühlen Wasserstrahl war Bhishma, diesen Stier unter den Kurus mit göttergleichen Taten und Heldenkraft, höchst zufrieden. Bei dieser Leistung von Arjuna, der wie Indra selbst handeln konnte, wurden all die versammelten Herrscher der Erde mit größter Bewunderung erfüllt. Und beim Anblick dieser Tat von Vibhatsu, die seine übermenschliche Heldenkraft zeigte, zitterten die Kurus wie von Kälte gequälte Kühe, während die großen Könige anerkennend ihre Roben schwangen. Laut war der Lärm von Muschelhörnern und geschlagenen Trommeln, die überall auf dem Feld erklangen.

Oh Monarch, nachdem der Sohn von Shantanu seinen Durst gelöscht hatte, lobte er in Gegenwart von all den Königen Arjuna und sprach:
Oh Starkarmiger, das ist deiner wahrlich würdig, oh Sohn der Kurus! Oh unermeßlich Strahlender, sogar Narada sprach von dir als einem uralten Rishi. Wahrlich, mit Vasudeva als deinem Verbündeten wirst du noch viele mächtige Leistungen erreichen, die selbst der Führer der Himmlischen mit allen Göttern gewiß nicht erreichen könnte. Jene, die tiefgründiges Wissen über solche Dinge haben, kennen dich sogar als Zerstörer der ganzen Kshatriya Kaste. Du bist der eine Bogenschütze unter allen Bogenschützen der Welt. Du bist der Erste aller Männer. Wie der Mensch in dieser Welt der Beste aller Geschöpfe ist, wie Garuda der Beste aller geflügelten Wesen, der Ozean der Beste aller Wasserspeicher, die Kuh die Beste aller Vierfüßler, die Sonne die Beste aller Leuchtkörper, der Himavat der Beste aller Berge und wie die Brahmanen Kaste die Beste aller Kasten ist, so bist du der Beste aller Bogenschützen. Duryodhana, der Sohn von Dhritarashtra, hörte nicht auf die Worte, die wiederholt von mir, Vidura, Drona, Rama, Janardana (Krishna) und auch von Sanjaya gesprochen wurden. Bar aller Vernunft und wie ein Dummkopf hatte Duryodhana kein Vertrauen in unsere Worte. Jenseits aller gutgemeinten Ratschläge wird er sicherlich fallen müssen, überwältigt durch die Kraft von Bhima.

Bei diesen Worten wurde das Herz des Kuru Königs Duryodhana ganz freudlos. Und seinen Blick auf ihn gerichtet, sprach der Sohn von Shantanu weiter:
Höre, oh König! Gib deinen Zorn auf! Du hast, oh Duryodhana, gesehen, wie der intelligente Arjuna diesen Strahl aus kühlem und nektargleich duftendem Wasser erschuf. Es gibt niemanden sonst in dieser Welt, der dazu fähig wäre, eine solche Leistung zu vollbringen. Die Waffen von Agni, Varuna, Soma, Vayu und Vishnu, sowie die von Indra, Pasupati, Parameshti, Prajapati, Dhatri, Tashtri, Savitri und Vivasvat sind alle gemeinsam nur Arjuna in dieser Welt der Menschen bekannt. Darüber hinaus kennt sie nur noch Krishna, der Sohn von Devaki. Sonst gibt es hier niemanden, der sie beherrscht. Dieser Sohn des Pandu, oh Herr, wäre im Kampf nicht einmal durch die Götter und Dämonen gemeinsam besiegbar. Die Leistungen dieses Hochbeseelten sind übermenschlich. Schließe Frieden mit diesem wahrhaften Helden, diesem Juwel des Kampfes und vollendeten Krieger, oh König! So lange der starkarmige Krishna noch nicht im Zorn aufgelodert ist, nutze die Chance, oh Herr, um diesen Frieden mit den heroischen Pandavas zu gewinnen! So lange dieser Rest von deinen Brüdern noch nicht getötet ist, oh Monarch, laß Frieden sein! So lange Yudhishthira mit zornvollen Augen noch nicht deine Truppen im Kampf verbrannt hat, oh Herr, schließe Frieden! So lange Nakula, Sahadeva und Bhimasena deine Armee noch nicht zerstört haben, oh Monarch, scheint es mir noch möglich, daß eine freundliche Verwandtschaft zwischen dir und den heroischen Pandavas wiederhergestellt werden kann. Laß diesen Kampf mit meinem Untergang ein Ende haben, oh Herr! Schließe Frieden mit den Pandavas! Laß diese Worte, die ich zu dir spreche, in dein Herz dringen, oh Sündloser! Denn das betrachte ich als das Beste, sowohl für dich, als auch für alle Kurus. Überwinde deinen Zorn und suche Frieden mit den Pandavas! Was Arjuna bereits getan hat, sollte genügen. Laß mich nicht vergebens sterben und stell die freundliche Verwandtschaft wieder her! Laß den Rest all dieser Krieger leben! Gib nach, oh König! Überlass die Hälfte des Königreichs den Pandavas! Laß den gerechten König Yudhishthira nach Indraprastha gehen! Oh Führer der Kurus, strebe nicht nach einer sündigen Berühmtheit unter den Königen der Erde mit dem Vorwurf der Gehässigkeit und als Anstifter innerer Uneinigkeit! Laß durch meinen Tod zu allen Frieden kommen! Laß diese Herrscher der Erde glücklich miteinander leben! Laß den Vater seinen Sohn zurückbekommen und die Schwester ihren Bruder! Doch wenn du aus Mangel an Vernunft und durch Narrheit diese Worte von mir nicht hören willst, dann wirst du es außerordentlich bereuen müssen. Ich spreche wahrhaft zu dir. Deshalb halte dich jetzt zurück!

Nachdem der Sohn der Ganga aus Zuneigung diese Worte in der Mitte aller Könige zu Duryodhana gesprochen hatte, schwieg er. Und obwohl seine lebenswichtigen Organe durch die Wunden der Pfeile brannten, beherrschte er seine Schmerzen noch und widmete sich dem Yoga. Doch dein Sohn, oh König, der diese vorteilhaften und friedlichen Worte gehört hatte, die sowohl voller Tugend als auch Gewinn waren, akzeptierte sie nicht, wie ein todkranker Mensch eine Medizin ablehnt.

Bhishma auf seinem Bett aus Pfeilen


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