Pushpak Mahabharata Buch 6Zurück WeiterNews

Kapitel 107 - Bhishmas Angriff und Arjunas Unentschlossenheit

Sanjaya sprach:
Dann begann dein energievoller Vater Bhishma die Pandavas und ihre Truppen überall mit ausgezeichneten Pfeilen größter Schärfe zu schlagen. Er traf Bhima mit zwölf, Satyaki mit neun, Nakula mit drei, Sahadeva mit sieben und Yudhishthira an Armen und Brust mit zwölf Pfeilen. Auch Dhrishtadyumna durchbohrte er, so daß dieser mächtige Krieger ein lautes Gebrüll ausstieß. Doch im Gegenzug traf ihn Nakula mit zwölf, Satyaki mit drei, Dhrishtadyumna mit siebzig, Bhimasena mit sieben und Yudhishthira mit zwölf Pfeilen. Dann durchbohrte Drona mit jeweils fünf Pfeilen, die dem Stab des Todes glichen, Satyaki und auch Bhimasena. Und diese Beiden trafen Drona, diesen Stier unter den Brahmanen, dafür mit drei geraden Pfeilen. Auch die Sauviras, Kitavas, Oststaatler, Westländer, Nordländer, Malavas, Abhishahas, Surasenas, Sivis und Vasatis mieden nicht den Kampf gegen Bhishma, obwohl sie von ihm unaufhörlich mit scharfen Pfeilen bedeckt wurden. Und auf gleiche Weise kamen auch andere Könige aus verschiedenen Ländern und mit verschiedenen Waffen gerüstet den Pandavas zu Hilfe. So, oh König, umgaben die Pandavas den Großvater auf allen Seiten. Doch obwohl er ganz eingeschlossen war, blieb Bhishma doch unbesiegt von dieser großen Wagenabteilung und loderte wie ein Feuer in der Mitte eines großen Waldes auf, um seine Feinde zu vernichten. Sein Wagen war die Feuerkammer, sein Bogen die Flammen, Schwerter, Speere und Keulen der Brennstoff, seine Pfeile die Funken und Bhishma selbst das Feuer, das die Besten der Kshatriyas verbrannte. Wahrlich, mit Pfeilen, die mit goldenen Flügeln, Geierfedern und großer Energie versehen waren, mit bärtigen Speeren, Nalikas und langen Spießen bedeckte er die ganze feindliche Heerschar. Er fällte die Elefanten und Wagenkrieger mit seinen scharfen Pfeilen und ließ diese große Armee von Kampfwagen wie einen Palmenwald erscheinen, der alle Blätter verlor. Unzählige Wagen, Elefanten und Rosse beraubte dieser mächtig bewaffnete Krieger und Erster aller Waffenträger in diesem wilden Gefecht ihrer Reiter. Und beim Klang seiner Bogensehne und dem laut donnernden Geräusch seiner Hände erzitterten alle Truppen. Die Pfeile deines Vaters, oh Stier der Bharatas, überfluteten den Feind.

Wahrlich, abgeschossen von Bhishmas Bogen, durchstießen sie jede Rüstung. Und wir, oh König, sahen zahllose Wagen, die von den angeschirrten Pferden führerlos über das Schlachtfeld gezogen wurden. Vierzehntausend Wagenkrieger mit großem Ruhm und edler Abstammung der Chedis, Kasis und Karushas, die bereit waren ihr Leben zu opfern, ohne sich vom Feld zurückzuziehen, und die ausgezeichnete, goldverzierte Standarten trugen, trafen sich im Kampf mit Bhishma, der dem Zerstörer selbst mit weit geöffnetem Mund glich, und gingen alle mit ihren Wagenlenkern, Rossen und Elefanten zur anderen Welt. Wir sahen dort, oh König, hunderte und tausende Wagen mit gebrochenen Achsen, Böden und Rädern. Die Erde war überall bedeckt mit Wagenteilen, mit ihren hölzernen Schutzbauten, mit den hingestreckten Leibern der Wagenkrieger, mit Speeren, mit schönen, aber zerbrochenen Rüstungen, mit Äxten, Keulen, Spießen, scharfen Pfeilen, Köchern, gebrochenen Rädern, unzähligen Bögen, Krummsäbeln, Köpfen mit Ohrringen, ledernen Armschützern, Handschuhen, gestürzten Standarten und den Teilen der zerbrochenen Bögen. Überall, oh König, lagen tote Elefanten mit ihren Reitern und geschlagene Kavalleristen. Und bald konnten die tapferen Pandavas trotz aller Anstrengung ihre Wagenkrieger nicht mehr zurückhalten, die gequält durch Bhishmas Pfeile vom Feld flohen. Wahrlich, oh König, diese mächtige Heerschar wurde durch Bhishma, der mit Indra-gleicher Energie kämpfte, so völlig zerschlagen, daß keine zwei Männer mehr gemeinsam fliehen konnten. Mit gestürzten Wagen, Elefanten und Rossen und mit Unmengen zerbrochener Standarten hörte man von der Armee der Pandu Söhne, die aller Sinne beraubt war, nur noch laute Rufe der Qual. In dieser Zeit schlug, vom Schicksal getrieben, der Vater den Sohn, der Sohn den Vater und der Freund den lieben Freund. Unzählige Kämpfer der Pandava Armee sah man mit abgeworfenen Rüstungen und wirren Haaren in alle Richtungen davonlaufen. Wahrlich, die Pandava Truppen erschienen wie Stiere, die in Panik wild umherrannten und durch kein Joch mehr gehalten werden konnten. Ohrenbetäubend laut waren ihre qualvollen Schreie.

Als Krishna, das Licht der Yadavas, die Pandava Armee zerbrechen sah, sprach er als Lenker des ausgezeichneten Wagens zu Arjuna, dem Sohn der Pritha:
Die Stunde ist gekommen, oh Partha, auf die du gewartet hast. Kämpfe jetzt, oh Tiger unter den Männern, oder du wirst jeden Sinn verlieren. Du sprachst damals, oh Held, vor der Versammlung der Könige in der Stadt von Virata, wo auch Sanjaya anwesend war, diese Worte: „Ich werde alle Krieger des Sohnes von Dhritarashtra schlagen, mit ihren Gefolgsleuten, einschließlich Bhishma und Drona, die mir im Kampf begegnen werden!“ Oh Sohn der Kunti, oh Feindevernichter, laß deine Worte wahr werden! Erinnere dich an die Aufgabe eines Kshatriya und kämpfe ohne jede Furcht!

So angesprochen von Krishna neigte Arjuna seinen Kopf und schaute ihn zweifelnd an. Dann antwortete er höchst widerwillig:
Die Herrschaft erzwingen und in der Hölle enden, indem man jene tötet, die nicht getötet werden sollten, oder das weitere leidvolle Exil in den Wäldern: Welche Alternative sollte ich wählen? So treibe die Rosse voran, oh Hrishikesha, ich werde dein Gebot erfüllen! Ich werde den Großvater der Kurus, Bhishma, diesen unbesiegbaren Krieger, stürzen.

So beauftragt, drängte Krishna die silberfarbenen Rosse zu jenem Ort, wo Bhishma kämpfte, welcher wie die Mittagssonne jedem Auge unerträglich erschien. Daraufhin sammelte sich die große Heerschar um Yudhishthira erneut zum Kampf, als sie den starkarmigen Arjuna sahen, wie er zum Gefecht gegen Bhishma eilte. Und Bhishma, dieser Erste unter den Kurus, ließ wiederholt sein Löwengebrüll ertönen und bedeckte schnell den Wagen von Arjuna mit einer Dusche von Pfeilen. Innerhalb eines Moments wurde sein Wagen mit Rossen und Wagenlenker völlig unsichtbar aufgrund dieser dichten Pfeilwolke. Doch Krishna führte ohne Furcht, mit musterhafter Geduld und größter Tätigkeit die von Bhishmas Pfeilen zerfleischten Rosse. Dann ergriff Arjuna seinen himmlischen Bogen, dessen Sirren so laut wie Gewitterwolken klang, und zerschnitt mit scharfen Pfeilen den Bogen von Bhishma, so daß er ihm aus den Händen fiel. Und als sein Bogen zerstört war, spannte dein Vater, dieser Kuru Held, in nur einem Augenblick einen anderen großen Bogen. Aber auch den zerschnitt ihm der zornentbrannte Arjuna. Daraufhin lobte Bhishma, der Sohn von Shantanu, die Leichtigkeit seiner Hand und sprach zu Arjuna:
Gut getan! Gut getan, oh Starkarmiger! Gut getan, oh Sohn der Kunti!

Nach diesen freundlichen Worten nahm Bhishma einen anderen schönen Bogen in diesem Kampf auf und schoß viele Pfeile gegen den Wagen von Arjuna. Und Krishna zeigte seine ganze Kunst im Führen der Rosse und zerstreute viele der Pfeile durch kreisende Bahnen. Zerfleischt von Bhishmas Pfeilen erschienen diese zwei Tiger unter den Männern so herrlich wie zwei wütende Stiere, deren Hörner vom Kampf zerfurcht waren. Doch Krishna, der Feindevernichter und starkarmige Held aus dem Madhu Stamm erkannte, daß Arjuna wieder voller Milde kämpfte, während Bhishma ungebremst seine Pfeileschauer im Kampf verstreute, wie die sengende Sonne zwischen den Heerscharen stand und die Besten der Kämpfer in der Armee von Yudhishthira vernichtete. Er wollte nicht länger ertragen, daß Bhishma die Pandavas zerschlug, wie der Zerstörer am Ende der Yugas. Und so, oh König, gab dieser große Herr der Yogamächte die silberfarbenen Rosse von Arjuna auf und sprang vom großen Wagen ab. Der mächtige Krishna mit größter Energie und unermeßlicher Herrlichkeit, der Herr des Weltalls, ließ wiederholt sein Löwengebrüll ertönen und eilte mit zornesroten, kupferfarbenen Augen, der Peitsche in der Hand und seinen bloßen Armen als Waffen auf Bhishma zu, um ihn zu schlagen. Unter seinen gewaltigen Schritten schien sich die ganze Erde zu spalten. Und angesichts des Ansturms von Madhava in Richtung Bhishma in diesem wütenden Kampf, waren die Herzen aller Kämpfer wie betäubt. In ihrer Furcht vor Krishna klagten sie alle: „Bhishma ist geschlagen! Bhishma ist besiegt!“ In gelbe Seide gekleidet und selbst so dunkel wie Lapislazuli, erschien Krishna auf seinem Weg zu Bhishma so schön wie eine dunkle Wolkenmasse voller Blitze. Wie ein Löwe gegen einen Elefanten oder der Leitbulle einer Herde gegen einen Artgenossen, so stürmte dieser Stier aus dem Madhu Stamm mit lauten Gebrüll gegen Bhishma. Als Bhishma sah, wie der Lotusäugige in diesem Kampf auf ihn zueilte, begann er furchtlos seinen großen Bogen zu spannen, und mit angstfreiem Herzen sprach er zu Govinda:
Willkommen, oh Lotusäugiger! Oh Gott der Götter, ich verbeuge mich vor dir! Oh Bester der Satwatas, unterwirf mich heute in diesem großen Kampf. Oh Gott, schlage mich in dieser Schlacht, oh Sündloser, denn groß wird diese Wohltat für mich sein, oh Krishna, und in jeder Hinsicht für die Welt. Unter allen Wesen in den drei Welten gibst du mir heute im Kampf die größte Ehre, oh Govinda. Schlage mich nach Belieben, denn vollkommen ergeben bin ich dir, oh Schuldloser!

Mittlerweile hatte ihn der starkarmige Arjuna im schnellen Lauf eingeholt und ergriff Kesava mit beiden Armen. Doch dieser Beste aller männlichen Wesen, Krishna mit den Lotusaugen, der von Arjuna erfaßt wurde, schritt schnell weiter und zog ihn mit sich fort. Aber der mächtige Arjuna, der große Feindevernichter, stemmte sich mit aller Gewalt dagegen und stoppte Hrishikesha mit größter Anstrengung im zehnten Schritt. Dann sprach Arjuna voller Sorgen zu seinem lieben Freund Kesava, der wie eine Schlange atmete und dessen Augen im Zorn loderten:
Oh Starkarmiger, halte ein, oh Kesava! Laß deine Worte nicht falsch sein, als du damals sprachst: „Ich werde nicht kämpfen!“ Oh Madhava, die Leute werden dich als Lügner bezeichnen. Diese ganze Last ruht nun auf mir. Ich werde den Großvater schlagen! Ich schwöre, oh Kesava, bei meinen Waffen, bei der Wahrheit und meinen guten Taten, daß ich alles tun werde, um den Untergang meiner Feinde zu erreichen. Schaue noch heute, wie ich diesen unbesiegbaren und mächtigen Wagenkrieger mit größter Leichtigkeit unterwerfe, wie die Mondsichel am Ende der Yugas herabfallen wird.

Als Krishna diese Worte vom hochbeseelten Arjuna hörte, sprach er kein Wort, aber bestieg voller Wut erneut den Kampfwagen. Und als diese zwei Männertiger wieder auf ihrem Wagen standen, entsandte Bhishma, der Sohn von Shantanu, neue Pfeilschauer, wie ein Platzregen, der sich über einen Bergrücken ergießt. Dein Vater Bhishma nahm die Leben der feindlichen Krieger, wie die Sonne während des Sommers mit ihren Strahlen die Kraft aller Wesen aussaugt. Wie die Pandavas die Reihen der Kurus im Kampf gebrochen hatten, so brach nun Bhishma die Reihen der Pandavas. Und die aufgewühlten Soldaten, die hilflos und betäubt zu Hunderten und Tausenden durch Bhishma geschlagen wurden, waren nicht einmal fähig, ihn im Kampf anzuschauen, der wie die Mittagsonne in seiner ganzen Herrlichkeit aufflammte. Wahrlich, die gequälten Pandavas schwankten voller Angst vor Bhishma, der in diesem Kampf übermenschliche Leistungen erreichte. Oh Bharata, die Armeen der Pandavas flohen davon und fanden nirgends einen Beschützer, wie eine Herde von Kühen im Schlamm versinkt, oder ein Ameisenvolk von einem Starken zertreten wird. Wahrlich, die Pandavas konnten diesen mächtigen und unerschütterlichen Wagenkrieger nicht ertragen, der mit endlosen Pfeilen die gegnerischen Könige vernichtete, und aufgrund der vielen Pfeile wie die flammende Sonne erschien, die um sich herum ihre glühenden Strahlen entsendet. Und während er die Pandava Armee auf diese Weise zerschlug, versank der Schöpfer des Tages hinter den Bergen und die völlig erschöpften Truppen strebten zum Rückzug.


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