Pushpak Mahabharata Buch 6Zurück WeiterNews

Kapitel 99 - Der neunte Tag des Kampfes beginnt

Sanjaya sprach:
Der hochbeseelte Bhishma empfand, tief getroffen von den Wortdolchen deines Sohnes, großen Kummer. Aber er antwortete kein einziges, unangenehmes Wort. Wahrlich, zerfleischt durch die scharfen Worte und voller Kummer und Wut, seufzte er wie eine Schlange und dachte einige Zeit nach. Dann erhob er seine Augen, als wollte er im Zorn die ganze Welt mit den Göttern, Dämonen und Gandharvas verbrennen. Doch dann sprach dieser Erste aller Weltenkenner mit ruhigen Worten zu deinem Sohn:
Warum, oh Duryodhana, durchbohrst du mich mit deinen scharfen Worten? Ich bin stets mit ganzer Kraft bestrebt, das zu erreichen und zu tun, was zu deinem Nutzen ist. Wahrlich, zu deinem Wohle bin ich bereit, mein Leben im Kampf zu opfern. Doch die Pandavas sind wirklich unbesiegbar. Daß der tapfere Arjuna im Khandava Wald Agni zufriedenstellte und Indra selbst im Kampf besiegte, war dafür ein ausreichendes Zeichen. Daß dich, oh Starkarmiger, derselbe Sohn des Pandu rettete, während du als Gefangener von den Gandharvas entführt wurdest, war dafür ebenfalls ein ausreichendes Zeichen. In diesem Kampf, oh Herr, waren all deine tapferen, leiblichen Brüder zusammen mit Karna, dem Sohn der Radha aus der Suta Kaste, geflohen. Das war ebenfalls ein ausreichendes Zeichen für ihre Unbesiegbarkeit. Vor der Stadt von Virata fiel Arjuna allein über uns alle gemeinsam her. Auch das war ein ausreichendes Zeichen. Im Kampf besiegte er sowohl Drona als auch mich selbst voller Zorn und nahm uns unsere Roben ab. Auch das war ein genügendes Zeichen. Und im Kampf beim Raub der Kühe besiegte er den mächtigen Bogenschützen Aswatthaman, den Sohn von Drona, und sogar Kripa. Auch das war ein ausreichendes Zeichen. Er besiegte auch Karna, der mit seiner Heldenkraft so gern prahlt, und übergab dessen Roben an die Prinzessin Uttara. Auch das war ein ausreichendes Zeichen. Arjuna besiegte im Kampf die Nivatakavachas, die nicht einmal Indra besiegen konnte. Auch das war ein ausreichendes Zeichen. Wahrlich, wer könnte im Kampf diesen Sohn des Pandu gewaltsam besiegen, der als seinen Beschützer den Erhalter des ganzen Weltalls hat, welcher mit Muschel, Diskus und Keule bewaffnet ist? Dieser Vasudeva hat unendliche Macht, und ist sogar der Zerstörer des Weltalls. Er ist der höchste Herr von allem, der Gott der Götter, die Höchste Seele und ewig. Oh König, er ist vielfältig durch Narada und die anderen großen Rishis beschrieben worden. Doch aufgrund deiner Narrheit, oh Duryodhana, weißt du nicht, was gesagt und was nicht gesagt werden sollte. Wenn der Mensch an die Schwelle des Todes kommt, erscheinen ihm alle Bäume aus Gold gemacht. So siehst auch du, oh Sohn der Gandhari, alles verkehrt. Du hast grimmige Feindschaft mit den Pandavas und Srinjayas provoziert. So kämpfe jetzt auch selbst mit ihnen in der Schlacht! Zeige uns deine Heldenkraft! Ich persönlich, oh Männertiger, werde all die versammelten Somakas und Panchalas schlagen, außer Sikhandin. Entweder werde ich von ihnen im Kampf geschlagen zur Wohnstätte von Yama gehen oder sie besiegend, dir Freude bereiten. Doch Sikhandin wurde einst im Palast von Drupada als Frau geboren. Zum Mann wurde sie aufgrund eines gewährten Segens. Für mich ist Sikhandini immer noch eine Frau. Deshalb werde ich sie nicht töten, selbst wenn ich mein Leben dadurch verlieren muß, oh Bharata. Sie ist immer noch die gleiche Sikhandini, die der Schöpfer einst als Frau geschaffen hatte. So verbringe nun die Nacht im glücklichen Schlaf, oh Sohn der Gandhari. Morgen werde ich eine wilde Schlacht beginnen, worüber die Menschen sprechen werden, so lange die Welt besteht.

So angesprochen, grüßte dein Sohn, oh Monarch, den Altehrwürdigen mit einem Kopfnicken und begab sich zu seinem Zelt zurück. Dort angekommen, entließ der König all seine Begleiter und betrat schnell seine Wohnstätte. Hier verbrachte der Monarch die Nacht im Schlaf. Und als der Morgen dämmerte, erhob sich der König und befahl allen königlichen Kriegern: „Stellt die Armee auf! Heute wird Bhishma voller Zorn alle Somakas vernichten!“ Nach dem reichlichen Wehklagen von Duryodhana in der Nacht, betrachtete Bhishma, oh König, diesen Befehl auf sich selbst bezogen. Voller Kummer und den Status der Knechtschaft verurteilend, überlegte der Sohn von Shantanu einige Zeit und dachte an die Begegnung mit Arjuna im Kampf. Oh König, Duryodhana ahnte die Gedanken von Bhishma und befahl Dushasana:
Laß schnell die Kampfwagen bestimmen, die Bhishma beschützen sollen. Dann laß alle zweiundzwanzig Abteilungen unserer Armee aufbrechen. Heute wird geschehen, woran wir schon so viele Jahre dachten. Die Pandavas werden mit all ihren Truppen untergehen und wir das Königreich gewinnen. In dieser Schlacht, so denke ich, ist der Schutz von Bhishma unsere wichtigste Aufgabe. Von uns beschützt, wird er uns beschützen und die Pandavas im Kampf vernichten. Mit reiner Seele sprach er zu mir: „Ich werde nur Sikhandini nicht töten. Er war früher eine Frau, oh König, und sollte deshalb von mir im Kampf vermieden werden. Die Welt weiß, oh Starkarmiger, daß ich einst mit dem Wunsch, meinem Vater Gutes zu tun, ein blühendes Königreich aufgab. Ich werde deshalb, oh Erster der Männer, niemals im Kampf eine Frau töten oder jemanden, der früher eine Frau war. Dies spreche ich wahrhaft zu dir! Dieser Sikhandin, oh König, wurde als Frau geboren. Du hast diese Geschichte gehört. Sie wurde als Sikhandini so geboren, wie ich es dir vor dem Kampf bereits erzählt habe. Erst nach ihrer Geburt als Tochter ist sie ein Mann geworden. Wahrscheinlich wird sie mit mir kämpfen wollen, aber ich werde meine Pfeile niemals gegen sie schießen. Alle anderen Kshatriyas, die um den Sieg der Pandavas kämpfen und in meine Reichweite auf dem Schlachtfeld kommen, werde ich schlagen, oh Herr.“ - Dies waren die Worte, die der in den Schriften gelehrte Sohn der Ganga, dieser Führer der Bharatas, zu mir gesprochen hat. Deshalb bin ich mit ganzer Seele überzeugt, daß der Schutz des Sohnes der Ganga unsere wichtigste Aufgabe ist. Denn ein Wolf kann sogar einen Löwen schlagen, wenn dieser sich ungeschützt im großen Wald bewegt. So laßt den Sohn der Ganga nicht durch Sikhandin besiegt werden, wie der Löwe durch den Wolf. Laß Shakuni, unseren Onkel mütterlicherseits, sowie Shalya, Kripa, Drona und Vivinsati achtsam den Sohn der Ganga beschützen. Wenn er beschützt wird, ist unser Sieg sicher.

Auf diese Worte von Duryodhana umgaben alle den Sohn der Ganga mit einer großen Abteilung von Kampfwagen. Auch deine Söhne, oh König, nahmen ihre Position um Bhishma ein und fuhren zum Kampf. So brachen sie auf, daß Erde und Himmel bebten, und brachten Furcht in die Herzen der Pandavas. Kampfbereit standen die mächtigen Wagenkrieger der Kaurava Armee, in Rüstungen gekleidet und unterstützt durch Wagen und Elefanten um Bhishma herum. Alle von ihnen stellten sich zum Schutz dieses mächtigen Wagenkriegers auf, wie die Götter im Kampf gegen die Dämonen um Indra, den Träger des Donnerkeils. Dann sprach König Duryodhana noch einmal zu seinem Bruder:
Yudhamanyu wird das linke Rad des Wagens von Arjuna und Uttamaujas sein rechtes beschützen. Und Arjuna selbst wird Sikhandin schützen. Oh Dushasana, sorge dafür, daß Sikhandin, der unter dem Schutz von Arjuna steht, keine Möglichkeit findet, auf einen ungeschützten Bhishma zu treffen.

Nach diesen Worten seines Bruders, marschierte dein Sohn Dushasana mit all den Truppen und Bhishma an der Spitze voran. Und beim Anblick von Bhishma (so umgeben durch eine Vielzahl von Wagen), sprach Arjuna, dieser Erste der Wagenkrieger, zu Dhrishtadyumna:
Oh Prinz, plaziere Sikhandin, diesen Tiger unter den Männern, heute direkt gegenüber von Bhishma. Ich selbst werde seinen Schutz übernehmen, oh Prinz von Panchala.


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